Kerstin erwacht. Ein lauter unhörbarer und durchdringender Ton durchdringt ihr Inneres. Wo kommt der Ruf des Jagdhorns her? Der Ruf ist ein Wachrütteln, ein Weckruf und ein Wegweiser, dass Kerstin dringend etwas in ihrem Leben verändern muss.
Die erste berufliche Laufbahn war zu Ende. Die Promotion war in der Tasche und die finanzielle Absicherung war ebenfalls vorhanden, so dass einer Familienplanung nichts mehr im Weg stehen konnte. Alles in ihrem Leben war darauf ausgerichtet schwanger zu werden, so wie es normalerweise sein soll. Doch manchmal geht das Leben andere Wege und setzt andere Prioritäten. Der innere Ruf sendete ihr ein Signal zum Innehalten, zum Bei-sich-selbstankommen und zur Heilung.
"Zum Herzen führen keine lauten Straßen, sondern nur stille Wege."
- Autor unbekannt -
Rückblickend war die Liste der Vergangenheit, ein Weg falscher Entscheidungen. „Ich lebe nicht authentisch“. Kerstin wird gelebt. Sie ist fremdbestimmt, angefangen von der Ausbildung, die sie nicht erfüllte, über das Studium und der anschließenden Promotion. Sie hetzt durch die Zeit. Ihr Körper muss funktionieren. Sie geht über ihre eigenen Grenzen - körperlich und emotional bis zur Erschöpfung.
Jetzt ist Kerstin aufgewacht. Sie möchte gesehen und gehört werden, mit dem was sie zukünftig tut. Sie möchte etwas lehren und vermitteln, fernab von vorgeschriebenen Modellen und Lehrplänen ohne Sinn und Nachhaltigkeit, hin zu Wissensvermittlung mit Freude und mit praktischen Inhalten. Lernen und Lehren darf Spaß machen und das vermittelte Wissen auch in der Berufspraxis angewandt werden. Eine Arbeit, die selbstbestimmt ist: mit freier Zeiteinteilung, ohne permanente Meetings und Teamarbeit und ohne einen Chef, der Ideen und Visionen vor dem gesamten Plenum in Stücke zerreist.
Eins ist Kerstin bewusst: „Ich gehe meinen Herzensweg und lebe meine Berufung.“ Nur welche war das doch gleich? Raus aus der Wissenschaft und rein in die Kunsttherapie? Kerstin will etwas Eigenes in die Welt bringen. Sie träumt von einer halben Stelle an einer freien Schule. Wenn Sie vom Parkplatz auf das alte mittelalterliche Gebäude mit den großen Fenstern zugeht, zeigt sich eine riesige Treppe. Diese ist eingerahmt von antiken Figuren. Sie betritt das Foyer. Das Licht wird durch die gläserne Kuppel im Dach gebrochen und ein Lichtstrahl fällt vor ihr auf den im schachbrettmuster marmorierten Fußboden. Langsam geht sie – Stufe für Stufe - die Wendeltreppe hinauf. Die rechte Hand berührt den hölzernen Handlauf. Am Ende der Treppe angekommen, gelangt sie in einen Flur mit bordeauxfarbenen Teppich und vielen Türen. Die letzte Tür auf der linken Seite wird ihr Büro sein.
Kerstin ist wieder in ihrem Element. Sie wird in der nächsten Stunde vor einer Gruppe von Studenten mit internationalem Hintergrund Wirtschaftsthemen vermitteln. Ihr Unterricht ist interaktiv und abwechslungsreich, mit Fragerunden, Übungen und Feedback. Am Ende des Tages blickt sie zufrieden auf ihre Vorlesungen zurück. Jeder der Studenten hat etwas für sich mitgenommen. Kerstin wird nur drei Tage arbeiten. Selbst in dieser Zeit ist genug Raum für sich, für Pausen und für Dinge, die ihr selbst guttun, ehe sie wieder aus der umliegenden Großstadt nach Hause fährt. Die verbleibenden zweit Tage der Woche widmet sie sich ihrem Herzensprojekt. Es ist ein kleines Atelier am Rande der erfurter City. Es finden kreative Einzelgespräche und Frauenkreise statt. Es wird gemalt, gesungen, getanzt und kreativ gestaltet. Ein wichtiger Mittelpunkt bieten die Räucherrituale und die Kakaozeremonie.
Kerstin ist auf dem Weg der inneren Heilung und baut sich ganz nebenbei - in ihrer Fantasie - ein Berufsleben auf, das wirklich zu ihren Bedürfnissen passt. Der Knoten im Kopf löst sich und Kerstin kann loslassen. Alles ist wieder möglich, dass vor Jahren unerreichbar erschien - und plötzlich macht das Universum die Türen auf und im nächsten Moment geht alles rasend schnell... Wie es der Zufall will, entdeckt Kerstin eine Stelle an einem Wirtschaftskolleg und der alte Professor meldet sich ebenfalls bei ihr, um sie für ein Berufungsverfahren an der Universität zu gewinnen. Kerstin folgt ihrem inneren Ruf. Sie weiß, egal welchen Weg sie wählen wird, es ist immer der Richtige. Sie verhandelt für sich zwei Arbeitstage am Studienkolleg der Hochschule und nebenbei wird ihr Traum, die eigene Kunsttherapie zu leben - demnächst Wirklichkeit.
Manchmal geht es im BerufsLeben erst vor oder zurück, ehe Frau bei sich selbst ankommt. Es braucht Mut für den eigenen selbstbestimmten Weg und die Courage für sich selbst einzustehen. Kerstin geht jetzt ihren eigenen Weg. Sie findet den Weg zurück zu sich selbst und zu ihrer verdrängten Kreativität – den Herzensweg zur eigenen Schöpferkraft.
P.S. Es muss nicht das Happy End sein, um heilsam zu sein!
Autor: Jana Reichel, BerufsCoach
Thema: Herzensweg – Der Weg zur eigenen Schöpferkraft
Webseite: https://www.abbiegendehauptstrasse.com
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