Stressoren / Stress-Situationen

Warum wir auch einen „Superstressor“ nicht gewinnen lassen sollten

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Haben Sie das Wort „Stressor“ schon einmal gehört oder gelesen? Wissen Sie, was damit gemeint ist? Wenn Ihre Antwort „nein“ ist, dann geht es Ihnen so, wie vielen anderen Menschen auch.  

Das Wort „Stressor“ können Sie mit dem Wort „Stressfaktor“ übersetzen oder noch einfacher mit dem,  was uns Stress bereitet. Wir leben in einer vielfältigen, komplexen Welt. Es gibt in unserem Leben so einiges, was uns überfordern oder stressen kann.

Daher gibt es auch viele und zudem viele verschiedene Stressoren. Zur Vereinfachung unterscheide ich in meiner eigenen Definition vier Haupt-Kategorien:

  • Das eigene Ich / Unsere eigene Persönlichkeit
  • Partnerschaft / Freunde / Familie
  • Das berufliche Umfeld / Unsere Berufung
  • Schwer – oder auch gar nicht – zu beeinflussende äußere Lebensumstände

Lassen Sie uns – aus aktuellem Anlass - mit dem vierten Punkt beginnen:

Seit Frühjahr dieses Jahres erleben wir alle, wie es sich anfühlt, wenn wir mit Lebensumständen konfrontiert sind, die wir kaum beeinflussen können. Wir müssen uns fügen in Regeln, die für uns ganz neu sind. Wir sehen unsere Familien und Freunde seltener oder gar nicht. Viele haben Sorgen um die berufliche Zukunft oder diese Zukunft ist akut bedroht. Die gesamte Situation rund um einen unsichtbaren Virus zerrt an unseren Nerven, unseren Körpern, unserer Psyche.

Corona ist ein „Superstressor“. Dieser Virus überzieht nicht nur unser Land, sondern die ganze Welt. Eine Pandemie – eine Infektionskrankheit, die mit schweren Krankheitsverläufen die ganze Welt in Atem hält – hat uns fest im Griff.

Der „Superstressor Corona“ durchdringt alle unsere Lebensbereiche und damit auch alle oben genannten Kategorien eins bis drei. Wir fühlen uns persönlich unwohl. Viele haben Stress mit dem Tragen von Masken, fühlen sich in ihrer Freiheit und Freizeit beschnitten, sorgen sich um Familie und Freunde, um den Arbeitsplatz. Von gesundheitlichen Ängsten mal ganz zu schweigen, die für uns alle zentral sind.

Wie können wir in diesen Zeiten, die uns so viel abverlangen, dennoch Ruhe finden? Wie können wir trotz dieser Angriffe auf unser tägliches Wohlgefühl bei uns und im Frieden bleiben? Wie können wir uns balancieren?

Um zu verstehen, wie wir uns aus der Umklammerung von Stressoren und Stress-Situationen befreien oder diese zumindest mildern können, müssen wir zunächst verstehen, was mit uns, was in uns bei hohen Belastungen geschieht. Zunächst einmal zwingen Belastungen unser System (Körper, Geist und Seele) zu einer Reaktion.

Diese Reaktionen können verschieden ausfallen:

1.) Wir legen an Tempo, Kraft und Dynamik zu, um zum Beispiel eine Aufgabe – noch heute - zu lösen. Das wird in der Stress-Forschung (nach Walter Cannon und Hans Selye) als „Kampfmechanismus“ bezeichnet.

2.) Wir versuchen, uns der Situation zu entziehen (ich kann heute unmöglich noch das Holz hacken). Wir fliehen. Das wird in der Stress-Forschung (nach Walter Cannon und Hans Selye) als „Fluchtmechanismus“ beschrieben.

3.) Wir schaffen weder das eine noch das andere – unser System bricht zusammen. Wir erstarren, sind reaktionsunfähig. Das wird in der Stress-Forschung als „Totstell-Mechanismus“ bezeichnet.

Aus meiner Erfahrung mit zahlreichen PatientInnen sind wir üblicherweise nie immer nur die „Kämpfenden“ oder nie immer nur die „Flüchtenden“. Manchmal sind wir eher die Kämpfenden, manchmal eher die Fliehenden und manchmal stellen wir uns tot, um Ruhe zu finden. Das hängt von der jeweiligen, individuellen Situation ab, dem individuellen eigenen Erleben.

Alle drei Reaktionen haben jedoch gemeinsam, dass unser System (Körper, Geist und Seele) eine Möglichkeit sucht, um mit einer Stress-Situation umzugehen, diese irgendwie zu bewältigen, diese irgendwie zu überstehen. Final dienen Stress-Reaktionen also dazu, unser System zu schützen. Vor Überlastung, vor Überforderung, vor einem „zu viel von allem“.

So betrachtet kann ein Stressor uns auch viel über uns und unser Verhalten erzählen, uns trainieren. Fast jeder, der mit Stress-Thematiken, stressbedingten Störungen in meine Praxis kommt, sagt früher oder später den Satz: „Ich will einfach nur, dass dieser Stress aufhört“. Dahinter verbirgt sich ganz oft die Hoffnung, dass ein äußerer Stress (der nervige Chef, die ständige Zeitnot … ) einfach aufhört und wir in Ruhe leben können. Jedoch – auf vieles, was geschieht, haben wir gar keinen direkten Einfluss. Wir können „nur“ lernen, mit den Geschehnissen so umzugehen, dass wir gesund bleiben.

Ein für mich zentraler Punkt beim Umgang mit Stressoren ist, sich jeden Tag mehrmals in die Ruhe zu begeben. Durchzuatmen, innezuhalten, sich auf den Moment zu konzentrieren. Vieles, was uns stresst, findet gar nicht jetzt real statt, sondern nur in unseren Gedanken, die munter den ganzen Tag hin- und herflitzen. Morgens in der Dusche haben wir in Gedanken die Einkaufsliste fertig, beim Zähneputzen planen wir unseren Tag und beim Anziehen legen wir fest, wann das Auto in die Werkstatt muss.

Wir sind mit unseren Gedanken selten im Moment, sondern meistens ganz woanders. Dieses ständige „woanders sein“, ist aus meiner Erfahrung ein zentraler Punkt beim individuellen Stresserleben. Unsere Gedanken sind somit zentral mit daran beteiligt, ob wir uns balanciert oder gestresst fühlen.

Versuchen Sie es doch einmal – nutzen Sie in regelmäßigen Abständen (etwa alle zwei Stunden) die Gelegenheit, um ganz im Hier und Jetzt zu sein. Tun Sie das, was Sie tun, ganz konzentriert und nur das. Gestatten Sie Ihren Gedanken keine Ausflüchte. So kann die Tasse Tee, das Umlegen des Schals, das Öffnen der Autotür, das Kauen von einem Stück Brot zu einem ganz neuen, da ganz konzentrierten Erleben führen. Wenn sich unser Gehirn konzentriert, verschieben sich andere Gedanken in den Hintergrund unserer Wahrnehmung.

Sie kennen das sicher auch – ein spannendes Buch, ein interessanter Film, die Kaffeepause mit der Freundin – ihre Gedanken und damit oft das gesamte System findet im Hier und Jetzt eine Balance.

Warten Sie also bei Stressoren und Stress-Situationen nicht darauf, dass sich im Außen etwas ändert; seien Sie flexibel und gönnen Sie sich mehrere kleine Pausen verteilt über den ganzen Tag. So können Sie viel dafür tun, dass Körper und Seele sich auch in fordernden Situationen wohlfühlen.

Autor: Devashakti Dagmar Keßlau, Heilpraktikerin
Thema: Stressoren / Stresssituationen
Webseite: https://www.mensch-individuell.de

#Stress, #Verhaltensmuster, #Gedanken, #Gefühle, #Zufriedenheit

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