Vier typische Fehler, die Sie beim Treffen von Entscheidungen vermeiden sollten

Es dauerte genau einen Tag. Genau einen Tag, nachdem Theresa L. die Entscheidung getroffen hatte, bereute sie sie bereits wieder. Sie hatte das untrügliche Gefühl, dass sie zur falschen Entscheidung gekommen war.

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Theresa L. hatte lange Zeit darüber nachgedacht, sich beruflich zu verändern. Endlich wollte Sie ihren alten Traum verwirklichen und eine eigene Design-Agentur gründen. Theresa L. hatte viel mit Freundinnen, ihrer Familie und Kollegen gesprochen, die Argumente abgewogen und manche schlaflose Nacht mit der Entscheidung verbracht. Sie brannte für Ihren Traum, sich endlich selbständig zu machen. Allerdings: Dafür musste Theresa L. ihre sichere Stelle in einem Verlag kündigen.

Und: Als der Entscheidungsdruck immer größer wurde, traf sie die Entscheidung, ihre Pläne aufzugeben und keine berufliche Veränderung anzugehen. Sie zog ihre Kündigung zurück und teilte dem Vermieter mit, dass sie die Räume für ihre Agentur doch nicht buchen wolle.

Aber schon in dem Moment, in dem Sie die Mail an den Vermieter schickte, war Theresa L. unsicher, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Statt Erleichterung, endlich aus der Entscheidungszwickmühle raus zu sein, setzte bei ihr die große Trauer ein, eine Chance verpasst zu haben und der Wunsch, die Entscheidung zurückzudrehen.

Diese Situation von Theresa L. ist nicht ungewöhnlich. Immer wieder bereuen Menschen die Entscheidungen, die sie getroffen haben, schon kurze Zeit später. Häufigster Grund dafür ist, dass der Entscheidungsprozess nicht zielführend gestaltet wurde. In der Entscheidungspsychologie haben sich vier typische Fehler bei schweren Entscheidungen herauskristallisiert. Diese führen dazu, dass Menschen mit ihren Entscheidungen schnell wieder unzufrieden sind oder auch gar nicht erst zu einer Entscheidung kommen.

Die folgenden vier Fehler sollten Sie deshalb vermeiden, wenn Sie eine gute Entscheidung treffen wollen:

1.) Wer entscheidet (unbewusst) mit? - der "Liking-effect"

Es ist sehr naheliegend, das eigene Umfeld in die Entscheidungsfindung mit einzubeziehen. Die meisten Menschen reden mit Freunden, Kollegen, Bekannten über Ihre Entscheidungssituation. So bekommen sie Tipps und Hinweise, wie sie sich entscheiden sollen und eine Einschätzung, wie der Freund oder die Kollegin sich in dieser Situation entscheiden würde. Meistens wird deutlich, welche Entscheidungsalternative die Gesprächspartner präferieren würden.

Manchmal sind nahestehende Menschen auch selbst in irgendeiner Form von der Entscheidung betroffen. Ein Berufswechsel kann beispielsweise finanzielle Konsequenzen für die Familie haben oder ein Umzug der Freundin die Partnerin für die regelmäßigen Treffen rauben. In einer solchen Situation sind diese Menschen dann keine unabhängigen Ratgeber mehr, sondern Betroffene.

Natürlich ist es wichtig, bei Entscheidungen nicht nur an sich selbst zu denken und auch die Auswirkungen der eigenen Entscheidung auf andere Menschen mit einzubeziehen. Aber problematisch wird es, wenn wir irgendwann nicht mehr zwischen unseren eigenen Motiven und Wünschen und den Erwartungen unseres Umfeldes unterscheiden können. Oder Angst haben vor der Kritik an unseren Entscheidungen. Wenn wir also zum Beispiel eine Entscheidung für das Maschinenbaustudium (unbewusst) treffen, weil das bei der Familie angesehener und erwünschter ist als die Ausbildung zum Zimmermann, die auch eine Alternative war.

Die Entscheidung zu sehr von den Wünschen des Umfeldes abhängig zu machen, nennt sich liking-effect.

Wenn der liking-effect bei einer Entscheidung eine zu große Rolle gespielt hat, dann stellt sich meist sehr schnell nach der Entscheidung eine Unzufriedenheit ein. Die eigene Entscheidung wird wieder infrage gestellt - so wie es bei Theresa L. geschehen ist.

2.) Welchen Preis hat die Entscheidung? - die Frage nach den Opportunitätskosten

Eine schwierige Entscheidung zeichnet sich dadurch aus, dass es mindestens zwei Alternativen gibt und jede dieser Alternativen Vor- und Nachteile hat. Egal, wie wir uns also entscheiden, müssen wir einen "Preis" zahlen: Wenn ich mich für Variante A entscheide, muss ich auf die Vorteile von Variante B verzichten. Wenn ich mich für Variante B entscheide, bekomme ich die Vorteile von Variante A nicht.

Um eine schwierige Entscheidung nun gut treffen zu können, müssen wir uns klar machen, dass uns diese Entscheidung etwas kostet. Egal, wie wir uns entscheiden, müssen wir auf die Vorteile mindestens einer Alternative verzichten. Oder anders gesagt: Jede Entscheidung hat einen Preis. Dieser Preis heißt in der Fachsprache Opportunitätskosten. Also Kosten, die wir zahlen müssen für eine Entscheidung.

Es ist wichtig, dass wir uns klar machen: Für jede schwierige Entscheidung, die wir treffen, müssen wir Opportunitätskosten zahlen.

Entscheidungsblockaden erklären sich häufig dadurch, dass wir innerlich nicht bereit sein, diesen Preis zu bezahlen und immer weiter nach einer Lösung suchen, für die wir auf keine Vorteile verzichten müssen. Also eine Lösung, die nichts kostet.

3.) Worauf können wir uns verlassen? - die Frage nach Intuition  und rationalem Denken

Oft gehen wir davon aus, dass Intuition und rationales Denken sich widersprechen. Entsprechend versuchen wir dann - je nach persönlicher Vorliebe - unsere Entscheidungen nur mit einem von beidem zu treffen: Entweder mit der Ratio, also vernunftbasiert mittels klarem strukturierten Denken und Abwägen oder aber mit der Intuition, durch Achten auf die Emotionen oder das "Bauchgefühl".

In der Tat haben wir je nach Persönlichkeit unterschiedliche Vorlieben und bevorzugte Herangehensweisen. Diese ergeben sich aber eher durch das, was wir gelernt haben und vorrangig nutzen.

Wenn wir aber genauer hinschauen, können wir erkennen: Rationales Denken und intuitives Entscheiden sind keine Gegensätze, die sich ausschließen, sondern zwei unterschiedliche Denkformen, die unabhängig nebeneinander existieren und unser Denken bestimmen.

Deshalb ist es wichtig, dass wir bei einer Entscheidungsfindung beide Denkformen als Ressourcen nutzen und einzubeziehen. Wenn wir eine dieser beiden Denkformen in der Entscheidungsfindung übergehen oder "wegdrücken", dann wird das zwangsläufig dazu führen, dass wir keinen Frieden mit unserer Entscheidung finden. Die andere Seite in uns wird sich immer wieder melden und unsere Entscheidung sabotieren.

4.) Wie viel Ungeduld darf sein? - eine gründliche Abwägung schützt vor Schnellschüssen

maedchen ungeduldig uhr

Mitunter spricht man davon, dass eine Entscheidung gereift ist. In dieser Formulierung steckt viel Wahrheit. Denn manche Entscheidungen brauchen eine gewisse Zeit und auch eine gewissenhafte Abwägung und Beachtung von verschiedenen Aspekten.

So verständlich es ist, dass manche Menschen irgendwann im Laufe ihres Entscheidungsprozesses ungeduldig werden und möglichst schnell die Entscheidung treffen wollen, so ungünstig kann es sein, quasi innerlich auf den Tisch zu hauen und zu sich selbst zu sagen: „Jetzt muss ich die Entscheidung treffen“.  Denn dann gehen wir einen Weg und blenden aus, was für den anderen Weg beziehungsweise gegen die gewählte Variante spricht.

Ein solches Vorgehen kann einen schnell wieder einholen - ähnlich wie es bei Theresa L. geschehen ist. Bei ihr setzten schnell der Ärger über sich selbst ein und das Gefühl, die Entscheidung zu schnell getroffen zu haben und sich selbst getäuscht zu haben.

Um nicht missverstanden zu werden: In den seltensten Fällen ist es möglich, eine Entscheidung mit 100%-Sicherheit zu treffen. Und es macht auch wenig Sinn, die Entscheidung immer weiter hinauszuzögern und den Entscheidungsprozess in die Länge zu ziehen, aber Ungeduld ist eben auch ein schlechter Ratgeber. Erfahrungsgemäß ist eine Entscheidung dann dauerhaft, wenn im Prozess der Entscheidungsfindung unterschiedliche Aspekte beachtet, Szenarien durchgespielt wurden und dann eine Entscheidung getroffen wird, die die Nachteile dieser Entscheidung nicht ausblendet, sondern bewusst in Kauf nimmt.

Autor: Oliver Teufel, Coach & Supervisor
Thema: Vier typische Fehler, die Sie beim Treffen von Entscheidungen vermeiden sollten
Webseite: https://entscheidungscoaching.de

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