„Das kommt doch nur aus dem Ego.“ „Ich habe mein Ego überwunden.“ So oder ähnlich liest man in verschiedenen Beiträgen, auf Facebook oder anderswo.
In vielen spirituellen Lehren ist von der Überwindung, ja sogar Bekämpfung des Ego die Rede. Und in christlichen Strömungen soll es darum gehen, das Menschliche zu überwinden. Sicher, spirituelle Traditionen haben für Viele sehr hilfreiche Inspirationen vermitteln können – aber das Ego-Bashing, wie ich es nennen möchte, beschreibt eine Haltung, die meiner Ansicht nach mehr Schaden als Nutzen nach sich zieht. Warum?
Das Ego
Der Begriff Ego ist für viele äußerst negativ besetzt – verbinden sie damit ja Begriffe wie egoistisch oder gar egoman. Das Ego wird gleichgesetzt mit selbstsüchtig, dumm und unreflektiert. Und sogar negiert. Weil es das Ich in Wirklichkeit gar nicht gäbe. Weil wir Teil des Allganzen sind, sei das Ich eine Illusion, die es aufzulösen gälte. Auch unser Körper sei ein Scheinbild, wir bestünden nur aus Geist, ebenso sei Zeit ein Trugbild, es gäbe nur den einen Augenblick oder die Ewigkeit. So könnte man dieses Weltbild zusammenfassen. Und ja, vielleicht sind das Beschreibungen, die für eine außerweltliche, allgemeingültige Wirklichkeit gilt.
„Aber hier gibt es doch Zeit – oder warum altern wir, warum wachsen Bäume? Wer oder was entscheidet, ob ich dieses oder jenes tue, fühle oder denke?“, waren oft meine Gedanken dazu. Mir kam das Negieren des Egos immer schon merkwürdig vor – und früher habe ich meine Überlegungen durch meine archetypische Angst der Selbstverleugnung natürlich auf meine unzulängliche spirituelle Entwicklung geschoben. Ich war halt noch nicht so weit.
Diese Erfahrung hat mir deutlich gemacht, dass eine Herabwürdigung des Ego Angst und das Gefühl von Fehlerhaftigkeit fördert. Sobald ich etwas „will“, beurteile, abwäge, ist mein Ego am Werk – und das wird als „falsch und unspirituell“ abgewertet. Deswegen war ich so beruhigt, als ich im Buch „Welten der Seele“ von Hasselmann/Schmolke eine ganz andere Sicht eröffnet bekam...
Das Ego in der Archetypenlehre
Wie denkt man nun in der seelischen Archetypenlehre (mehr darüber hier) nach Hasselmann & Schmolke über das Menschliche, über das Ego?
Seelen wollen Erfahrungen machen, um ihre Liebesfähigkeit und ihre Erkenntnis zu vermehren. Dafür bereisen sie verschiedene Welten und Sphären, damit sie unter den unterschiedlichsten Bedingungen lernen können. Eine dieser Welten ist die Erde, mit all ihren besonderen Gegebenheiten. Wir haben auf dieser Ebene
- Zeit und Raum
- Körper und Materie
- Werden und Vergehen
- Blutsverwandtschaft und Beziehungen
- Dualität und Polarität
- Wahlfreiheit und Entscheidungsmöglichkeiten
- Verantwortung und Schuld
Für das „Experiment Terra“ verbindet sich die Seele mit drei weiteren Dimensionen des Menschseins: der Psyche, dem Geist und dem Körper. Um die genannten Gegebenheiten ausloten zu können. „Menschsein bedeutet, die seelisch-strukturellen Vorgaben in einem Säugetierkörper auf dem Planeten Erde zu erleben und zu gestalten. Es handelt sich also um ein sehr spezifisches Forschungsvorhaben, das sich von denen anderer Seelenvölker auf anderen Planeten unterscheidet. Menschen gibt es nur auf der Erde. Seelen unserer Art aber gibt es im gesamten Universum in verschiedenen Materialisationsformen“, heißt es im Buch „Die Seelenfamilie“ von Dr. Varda Hasselmann und Frank Schmolke.
Die Forschungsaufgaben der Seele
So beziehen sich auch die Forschungsaufgaben, die unter der großen Überschrift „Was ist das Menschsein?“ von den Seelenfamilien geleistet und aspekthaft von jeder Seele erkundet werden, auf diese Bedingtheiten. Die 7 Forschungsgebiete lauten: Mensch und
- Empfindung (Energie 1)
- Erkenntnis (Energie 2)
- Materie (Energie 3)
- Zeit und Raum (Energie 4)
- Gemeinschaft (Energie 5)
- Transzendenz (Energie 6)
- Bedingtheit (Energie 7)
„Der Sinn der vielen aufeinanderfolgenden Existenzen besteht darin, dieses Verlorene [der Allganzheit] in ganz individueller Weise zu beschreiben und zu erfahren und sich mit detektivischer Akribie und viel Energie dahin vorzutasten, das Verlorene wiederzuerlangen“, heißt es in den "Welten der Seele" von Hasselmann/Schmolke (Goldmann Verlag) auf Seite 25. Es geht also um das Erkennen der Ganzheit durch die Erkundung seines Duals, eben durch die Trennung.
Die große Leistung der Seele
Was nun die Seelen ausmacht, die sich auf der Erde inkarnieren, ist die Bereitschaft
- zur Vereinzelung
- einen verwundbaren Körper zu bewohnen
- Auseinandersetzung mit Materie aufzunehmen
- Begrenztheit von Raum und Zeit in Kauf zu nehmen
- sich in Karma als Prinzip von Ursache und Wirkung zu verstricken und zu lösen
- mit physischem Leben und Tod in Berührung zu kommen
- unablässig Entscheidungen zu treffen
Für diese Erforschungen verbindet sich die Seele in der Inkarnation mit einem Körper, einem Geist und einer Psyche.
- Körper mit seinen materiellen und nicht-materiellen Aspekten (wie Energiezentren und den Chakras, den Toren zur Materie) ist leicht zu orten ; -).
- Geist kann definiert werden als Bewusstheit, als Intelligenz und Denken mit Zugang zu weiteren geistigen, wissenden, morphogenetischen Feldern z.B. der Familie, der Kultur, aber auch den geistigen Feldern überirdischer Sphären. Geist steht in Verbindung mit Seele und Psyche.
- Psyche ist eine Art Verarbeitungsorgan von Emotionen, insbesondere von Ängsten. Im Gegensatz zu Seele, die immer heil ist, kann Psyche erkranken. Je beeinträchtigter sie ist, desto mehr ist ihre Wahrnehmung verzerrt und schürt weitere Angst. Psyche kommuniziert vor allem durch den Körper und kann vom Geist beeinflusst und unterstützt werden.
Das Ich oder Ego
Das sogenannte Ich bildet sich aus Teilen von Körper, Geist und Psyche. Ein Ich, das Entscheidungen trifft. (Um übrigens Entscheidungen überhaupt treffen zu können, muss der Mensch werten. Sonst wäre ein Abwägen, ein Prüfen, ob etwas für jemanden tauglich oder ungemessen, schädlich hilfreich ist, nicht möglich.) Ich hat Angst, ist getrieben von Wünschen und Hoffnungen, kreiert Situationen und Gegenständliches. Und manches Mal Schreckliches und auch Wunderbares. Doch wozu?
Die Seele braucht ein sich erfahrendes Ich, das in materieller Form zur Kontaktaufnahme fähig ist. Nur ein Ich, das sich als vereinzelt wahrnehmen kann ist in der Lage, durch die Begegnung mit Trennung zu erinnern, was Ganzheit ist. Das Ich gemeinsam mit Seele kann sich hier auf der Erde mit dem verbinden, was wir auch Göttlichkeit nennen könnten. Dieses Ich ist also ein notwendiger weltlicher Aspekt der inkarnierten Seele. Folglich muss Ego sein! Somit gibt es in der Dualität beides: das Ungeteilte, Geistige jenseits von Zeit und Raum und das Ichhafte, Materielle in Zeit und Raum mit all seinen Konsequenzen.
Dank dem Ego!
Dafür gilt dem sogenannten Ego dann doch eher Dank für seine Bereitschaft, Angst zu empfinden, Verletzung vermeiden zu wollen, sich zu verstricken, Glück zu suchen. All seine Bestrebungen gelten diesen Zielen, alle Aspekte des Menschseins auszuloten. Und je nach Bewusstseinsreife und Seelenalter wird das Ego verschiedene Wege und Formen dafür wählen. Sich allein oder in Gemeinschaft empfinden, Materie und Körper gestalten oder zerstören. Zeit und Raum zur Unterscheidung nutzen, Beziehungen aufbauen und beenden. Auseinandersetzungen mit den Entscheidungen anderer und den eigenen führen, Schuld und Unschuld erkunden (was ebenfalls weltliche und geistige Aspekte enthält). So beziehen sich auch die bewusstseinsentwickelnden Themen in den unterschiedlichen Seelenaltern (siehe in: Hasselmann/ Schmolke: Junge Seelen – Alte Seelen) auf die Auseinander-Setzung mit dem, was Menschsein bedeutet.
Wir Menschen mit einem Ego sind also vollkommen unvollkommen. Und das perfekte Instrument zum Lernen und der Entwicklung unserer Seele! Sicher ist aber auch: Nicht wir haben eine Seele – die Seele hat uns! Und setzt unserem Ego-Willen ihr größeres Wollen zur Seite.
So wünsche ich Ihnen guten Kontakt zu Ihrer Seele und die innere Gewissheit: Ihren Lebensplan können Sie weder verpassen noch umgehen – und dabei werden Sie auf's Beste von Ihrer Seele geführt.
Autor: Marion Lockert, Mentorin für Sinn & Wandel
Thema: Von Ego-Bashing und spiritueller Entwicklung
Webseite: http://www.mli-spirit.de
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Autorenprofil Marion Lockert:
Marion Lockert, Leiterin des MLI, genießt Renommee weit über Deutschland hinaus. In über 30 Jahren lernten zigtausend Teilnehmer Marion Lockerts profundes Wissen, pädagogisches Knowhow, Humor und Bodenständigkeit und ihre ausgeprägte Intuition und Einfühlung schätzen: in Seminaren, systemischen Aufstellungen, Ausbildungen und Coachings.
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