Stress im Alltag – wer kennt ihn nicht?

Stress im Alltag, so möchte ich mal behaupten, ist etwas, dass jeder Einzelne unter uns kennt. Ob Geschäftsführer einer Firma, Angestellter, Hausfrau, Mutter, Student oder Schüler, wir alle haben immer wieder mit Stresssituationen zu tun und manchmal auch zu kämpfen. Es gibt unzählig viele Situationen im Alltag, die das Gefühl „Stress“ in uns auslösen können.

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Diese können sowohl im privaten, als auch im beruflichen Alltag liegen. Leistungsdruck, die Angst zu scheitern, Mobbing, Beziehungsstress, Veränderungen der Lebensabschnitte (Hochzeit, Geburt, etc.) sind nur ein paar Beispiele hierfür.

Auch ich selbst kenne das Gefühl nur zu gut. Weihnachtsvorbereitungen, Stress in der Arbeit und dann noch die Anfrage diesen Artikel zu schreiben. Mit einem Schmunzeln musste ich mich selbst fragen: „Ist es mir nicht gerade zu stressig, das auch noch zu tun?“

Was ist dieser Stress eigentlich?

Wenn ich in den Duden schaue, finde ich folgende Erläuterungen hierzu:

Synonyme sind unter anderem Anspannung, Anstrengung, Strapaze und Schwierigkeit. Interessant finde ich, dass das Wort Stress 1961 zum ersten Mal im Rechtschreibduden auftauchte, obwohl dieser bereits seit 1880 herausgegeben wird.

Hatten die Menschen vorher keinen Stress? Das bezweifle ich, allerdings bin ich der Meinung, dass sich der Druck v.a. im Bereich der Arbeitswelt immer mehr erhöht.

Positiver oder negativer Stress?

Menschen sind Individuen. Jeder Mensch ist einzigartig und so kommt es, dass ein und derselbe Stress, dem wir im Alltag ausgesetzt sind, sich unterschiedlich auf uns und unseren Gefühlszustand auswirkt. Was für den einen eine äußerst stressige Situation bedeutet, wird von einem anderen als positiver Stress oder sogar als motivierend und schön empfunden. Urlaubs- oder Hochzeitsplanung sind hierfür zwei typische Beispiele. Für den einen ist die Vorfreude auf die Hochzeit oder den Urlaub so groß, dass ihm/ihr auch die Planung gefühlsmäßig nur Freude bereitet. Für den nächsten bedeutet es so viel Stress, dass sich die Person gar nicht mehr richtig auf das Event selbst freuen kann.

Stresshormone setzen unter anderem Adrenalin im Körper frei. Dies kann kurzzeitig motivierend wirken und zu Bewegungen im Leben führen wie z.B. eine berufliche Veränderung. Menschen mit Stress suchen oft nach Auswegen und können den Stressimpuls manchmal dafür nutzen, kreative Lösungen zu finden und ihr Leben letztendlich zum Positiven zu verändern.

Entscheidend hierbei ist der eigene Umgang mit dem Stress, die Lebenseinstellung, die ein Mensch hat, und die Fähigkeit, diesen Stress wieder abzubauen.

Vom „Ich MUSS“ zum „Ich KANN“

Oft machen wir uns selbst den größten Stress im alltäglichen Leben, in dem wir ein bestimmtes Thema sehr nah an uns heranlassen und sich viele Gedanken nur um dieses Thema drehen oder wir dem Druck durch die Arbeit oder der Gesellschaft gerecht werden wollen.

In unseren Gedanken ist ein „Ich MUSS“ verankert: Ich muss heute dies, ich muss heute das, und dieses muss ich auch noch schaffen. Wir machen es uns damit selbst unnötig schwer. Diese Denkschemata haben oft mit unserer Kindheit zu tun und den Glaubenssätzen, die wir dort erlebt oder erlernt haben, wie z.B. „erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, „lerne fleißig, sonst wird nichts aus dir!“, und viele mehr. Auch hier gibt es positive und negative Glaubenssätze, die das Leben jedes Einzelnen begleiten und beeinflussen.

Manchmal führt nur das „Reframen“, das heißt die kleine Veränderung des Satzes bzw. eines einzigen Wortes zu einem gewaltigen Abbau des Drucks, den wir uns selbst erschaffen.

Aus einem „Ich muss heute die Küche aufräumen“ wird ein „Ich kann heute die Küche aufräumen“ oder auch morgen. „Ich muss heute dieses Projekt fertig stellen“ wird zu „Ich kann es heute fertig stellen“.

Natürlich gibt es auch zahlreiche Situationen, in denen uns ein Zeitlimit oder Rahmenbedingungen von außen gesetzt werden. Dies ist vor allem im Berufsalltag der Fall. Aber auch hier kann schon alleine eine Umformulierung für sich selbst, den Druck und Stress im Alltag verringern. Etwas überspitzt gesagt – wenn ich heute einen Autounfall hätte und im Krankenhaus liegen würde, könnte ich das Projekt heute auch nicht fertig stellen und die Welt würde dennoch nicht untergehen.

Welche Prioritäten setze ich?

Was ist mir selbst wirklich wichtig im Leben? Was steht auf meiner ToDo Liste des Tages oder auch meines Lebens, aber vor allem welche Prioritäten habe ich? Für wen tue ich das eigentlich?

Diese Fragen kann jeder nur für sich selbst beantworten. Ob die oberste Priorität Deine eigene Gesundheit und Lebensfreude ist, oder Du vor allem Dir und anderen etwas beweisen musst, entscheidest nur DU selbst!

Hier können eigene Prioritätenlisten helfen, die ich gedanklich oder auch schriftlich erstelle, um mir bewusst zu machen, was mir wirklich wichtig ist. Dies kann ich sowohl für den Alltag schreiben, aber auch für mein gesamtes Leben. Oft ist es bereits nützlich, sich selbst einmal intensiver mit dieser Thematik zu beschäftigen und sich Gedankengänge transparent zu machen. Punkte bewusst auf meiner eigenen Liste nach oben/unten zu setzen oder auch bewusst zu streichen.

Wenn der Stress im Alltag zur Gesundheitsgefahr wird

Wie sehr ich mir etwas „zu Herzen nehme“ und wie sehr sich genau dies dann sogar wortwörtlich auf mein Herz und damit auf meine Gesundheit auswirkt, hängt von jedem Einzelnen persönlich ab.

Das Wort Burnout ist heutzutage jedem ein Begriff. Es ist so präsent wie nie zuvor. Unsere heutige Leistungsgesellschaft verlangt viel von uns ab. Wie weit wir hierbei „mitspielen“, wie sehr wir alles persönlich nehmen und es an uns heranlassen, wie wir damit umgehen, hängt vor allem von uns selbst ab.

Tatsache ist, dass zu viel negativer Stress gesundheitsschädigend ist und jeder ein Ventil finden sollte, um diesen wieder abbauen zu können. Da wir alle unterschiedlich sind, kann auch hier nur jeder seinen individuellen Weg finden, damit umzugehen. Für den Einen/die Eine unter uns kann dies z.B. Sport sein, für den Anderen wird genau dieser Sport wiederum als Stress empfunden.

An dieser Stelle möchte ich jeden ermutigen, unterschiedliche Dinge auszuprobieren, um herauszufinden, was einem persönlich am besten hilft. Genügend Schlaf, Wellness, Urlaub, Yoga, sich bewusst eine Auszeit nehmen, ein neues Hobby beginnen, das einen erfüllt, sich mit Freunden unterhalten und seinem Frust wörtlichen Ausdruck verleihen, sind nur einige der ungezählten Möglichkeiten. Nicht zuletzt kann auch eine professionelle Beratung oder Therapie eine gute Alternative sein.

Für diejenigen, die sich genauer mit dem Thema Burnout beschäftigen möchten, kann ich die Burnoutuhr meines geschätzten Kollegen Volker Saar empfehlen, um einen groben Überblick zu erhalten, wo man sich „zeitlich gerade befindet“. Zu finden ist sie unter www.burnout-uhr.de.

Vor allem aber, wenn sich der Stress psychosomatisch äußert, wie z.B. in Magenbeschwerden, Schwindelgefühlen, Herzrasen oder gar Panikattacken sollten Sie hellhörig werden und etwas unternehmen.

Welche Fragen kann ich mir selbst stellen?

Auf der einen Seite gibt es den offensichtlichen Stress, der für jeden nachvollziehbar ist. Es gibt aber auch den versteckten Stress, der sich in oft unscheinbaren Situationen durch den Alltag zieht. Eine einfache, geradezu alltägliche Situation ist das Beispiel: Ich bin spät dran und möchte auf keinen Fall unpünktlich kommen. Dies stresst den Einen/die Eine unglaublich, manch anderen weniger bis gar nicht. Ich möchte hiermit nicht aufrufen, unpünktlich zu werden oder all seine Werte zu vergessen, allerdings kann man sich mit bestimmten Einstellungen viel persönlichen Druck herausnehmen.

Der heutige Umgang mit dem Smartphone und die Multitaskingfähigkeit der Menschen sind weitere Beispiele hierfür. Ob es die Mutter mit Kinderwagen oder der Autofahrer mit dem Handy in der Hand ist oder das Bedürfnis, ständig in sozialen Netzwerken unterwegs zu sein, spielt dabei keine Rolle. Diese Angewohnheiten sind einerseits bedenklich und teilweise sogar sehr gefährlich, andererseits sorgen sie dafür, dass eigene Ruhephasen nicht mehr wirklich erholsam sind.

Auch ich erwische mich selbst manchmal dabei, wie ich gerade etwas tue und gedanklich schon 10 Schritte weiter bin. Kennen Sie diese Situation? Dadurch können wir uns entweder nicht 100% auf die eigentliche Tätigkeit konzentrieren, oder – sollte es etwas Schönes sein, dass wir gerade tun – verhindern wir damit, selbst abzuschalten und Situationen bewusst zu erleben und zu genießen. Ich möchte Sie dazu animieren, sich Situationen öfter bewusst zu machen, kurz inne zu halten und sie zu genießen.

Wichtig ist in jedem Falle, sich mit dem Thema Stress auseinanderzusetzen, in sich selbst hineinzuhören und sich zu fragen:

Was braucht mein Körper gerade? Was brauche ich persönlich gerade, damit es mir besser/gut geht? Was brauche ich, damit mir diese Arbeit leichter fällt? Wie fühlt sich mein Tun an? Wie weit kann und will ich gehen? Was schafft mir einen Ausgleich? Wer kann mir helfen, wenn es mir schlecht geht, wenn mich Situationen zu sehr stressen, wenn ich keinen Ausweg weiß? Wann fühlt sich der Stress noch gesund und ab wann ungesund an? Fühle ich mich selbst gesund?

Niemand – außer mir selbst – kann diese Fragen für mich beantworten.

Allerdings kann eine professionelle Unterstützung, auf dem Weg der Beantwortung helfen.

Ein allgemeingültiges Geheimrezept, dass auf jeden Menschen gleichermaßen zutrifft, gibt es nicht. Dennoch bin ich überzeugt, dass es für jeden Einzelnen, gute Möglichkeiten gibt, mit stressigen Situationen umzugehen und einen ganz eigenen, persönlichen Weg zu finden, Stress gesund wieder abzubauen.

Autor: Tanja Helldörfer
Thema: Stress im Alltag
Webseite: https://www.beratung-therapie-coaching24.de

Autorenprofil Tanja Helldörfer:

Systemische Therapeutin, Coach und Supervisorin
Partnerin bei audemagna, die Experten für Führung- und Organisationsentwicklung

#Stress, #Unzufriedenheit

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