Akupunktur- frei von Nebenwirkungen?

Es ist ein „Kreuz“ mit den „alternativen“, „komplementären“ oder wie auch immer benannten „Heilmethoden“.

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Wirkungen über Placebo hinaus wollen viele Kolleginnen und Kollegen ihnen nicht zusprechen, jedwede Form potentieller Gefahren jenen als Nebenwirkungen aber gerne anhängen. Der mediale Komplex schwingt sich hier gern ein und „framed“ nach Belieben im Sinne der Gegner. Als Anwender der Akupunktur reibt man sich da oft die Augen und bleibt auch im täglichen Umgang mit Patientinnen und Patienten hin und wieder ungläubig zurück.

Es ist gar nicht lang‘ her, da tauchte eine Mutter mit volljähriger Tochter in der Praxis auf und wollte lieber vorgestern statt heute einen Termin, da es ihrer Tochter ja so schlecht gehen würde und auch die „schweren Tabletten“ nicht helfen würden. Nun. Ich vermochte einen Termin ein paar Tage darauf anzubieten und die Tochter erhielt eine lege artis Akupunktur und ging mit einer Reduktion ihrer Beschwerden in für sie erfreulichem Maße heim. Den nächsten Termin sagte sie dann via SMS ab, da sie ja mittlerweile den Aufklärungsbogen noch einmal aufmerksam durchgelesen hätte und sie nun fürchterliche Angst vor den „potentiellen Nebenwirkungen“ durch die Akupunktur habe, auch wenn sie eingestehen müsse, dass die Behandlung ihr wirklich geholfen hat. Sie bleibe aber nun lieber bei den Medikamenten.

Vergleicht man die potentiellen Nebenwirkungen der Medikamente mit denen der Akupunktur, muß man davon ausgehen, dass die vorbenannte Dame sich die Beipackzettel jener nicht durchgelesen hat.

Welche Nebenwirkungen können bei einer Akupunktur auftreten?

gelegentlich kommt es zu Müdigkeit, Schwindel, Schwitzen, Übelket und weiteren harmlosen Reaktionen wie ggf. blauen Flecken.

Gleiches kann bei einer Blutentnahme oder Infusion auftreten. Das vegetative Nervensystem ist bei dem einen stabiler bei anderen weniger stabil. Nix worum man sich Sorgen machen müsste. In ganz seltenen Fällen kommt es mal zu einem „Kreislaufkollaps“ - auch nicht weiter schlimm, zumal jener selbst bei Augendruckmessungen mit Applanationstonometrie (die die Körperoberfläche nicht durchdringt) insbesondere bei jungen Kerlen aufreten kann.

Aber, wie bereits erwähnt, springen Medien gerne auf den Panikzug auf und wählen Ihre Titel entsprechend.

In einem Artikel titelt die Süddeutsche Zeitung da einst reisserisch:

Risiken der Akupunktur: Schwindelerregende Stiche - 12. September 2012, 10:58 UhrLesezeit: 2 min“

Und endet mit: „Die Akupunktur basiert auf einem kruden, wild zusammengewürfelten Ideengerüst. Real ist nur eines: die Risiken.“

Ai weh.

Im gleichen Jahr titelt die Süddeutsche Zeitung: Schmerzmittel: Paracetamol nur noch auf Rezept?

2. Juli 2012, 11:28 UhrLesezeit: 3 min

Schlusssatz: „Ein Teil [Anm. des Autors: von Überdosierungen] geht auf versuchte Selbsttötungen zurück, häufiger aber führt Unkenntnis zu versehentlichen Überdosierungen.“

Nun sind wir im Jahr 2022 und die Evidenz der Wirksamkeit der Akupunktur mit Blick auf diverse Indikationen ist längst gegeben - und jeder, der bis 2 zählen kann, weiß auch darum, dass die „ominösen Energiebahnen“ einer Landkarte gleich nicht die Wirklichkeit notwendig abbilden, aber in der Therapie hilfreich zum Ziel zu führen vermögen.

Doch während bei Zigarettenpackungen dem vermeintlich dämlichen Verbraucher mit schrecklichen Bildern die potentielle Schädlichkeit des Rauchens vor Augen geführt werden soll, steht bei bestimmten Medikamenten immer noch nicht auf der Verpackung ab wann jene leberzelltoxisch sein könnten.

Aber zurück zu den potentiellen unerwünschten Ereignissen im Rahmen von Akupunkturbehandlungen:

Materialfehler sind freilich auch mal möglich.

Jede Nadel kann „ab“brechen - die Sollbruchstelle hierbei ist der Übergang zwischen Griff zur Nadel - hab‘ ich selbst in 15 Jahren kein einziges mal erlebt - einfache Regel:

man belasse immer ein Stück Nadel neben dem Griff oberhalb der Hautoberfläche, so dass im Fall der Fälle mit einer Zange die Nadel immer noch entfernt werden kann.

In ganz seltenen Fällen führt die Anregung eines Nerven zu kurzfristig anhaltenden Gefühlsveränderungen - dies ist gar in manchen Fällen erwünscht. Ach und ja: sogenannte „Erstverschlimmerungen“ bestehender Symptomatik nicht möglich, verklingen aber schnell.

Kommen wir zum wohl problematischsten möglichen Ereignis:

dem Pneumothorax - hier sammelt sich Luft im Pleuraspalt zw. Lunge und Brustkorb und die Lunge fällt teilweise oder ganz zusammen.

Sie haben vermutlich erst im August 2022 die Berichte über Ellen White, Europameisterin Fussball / England gelesen. Wegen anhaltenden Rückenkrämpfen wurde sie mittels Akupunktur behandelt und es kam zum: Pneumothorax.

Das ist ganz sicher ein sehr tragisches Ereignis, aber man führe sich folgende Zahlen einer großen prospektiven Beobachtungstudie vor Augen: 2,2 Millionen durchgeführte Akupunkturbehandlungen bei 229320 PatientInnen mit nur 2 Fällen eines Pneumothorax. (Witt CM, Pach D, Brinkhaus B, et al.Safety of acupuncture: results of a prospective observational study with 229,230 patients and introduction of a medical information and consent form. Forsch Komplementmed 2009;16:91-7)

Eines ist ganz sicher!:

man sollte sich nur von Praktizierenden behandeln lassen, bei denen man erwarten kann, dass jene eine mehr als nur gute Kenntnis anatomischer Strukturen haben - bei allen anderen darf man gern sagen, dass man nicht im Bereich des Brustkorbes genadelt werden möchte.

Bleibt zum Ende das für viele wichtigste Thema:

die Akupunktur in der Schwangerschaft. Auch hier werden viele Mythen verbreitet, z.B., dass Di 4 = Dickdarm 4 nicht genadelt werden dürfte, da dies einen Schwangerschaftsabbruch bedingen könnte.

Nun: Di 4 ist ein hervorragender Punkt und kann absolut sicher genadelt werden. Man sollte jedoch wissen wie man jenen nadelt. Freilich kann eine sehr massive schmerzhafte Stimulation alle möglichen Reaktionen im Körper auslösen – dies gilt jedoch für jeden Punkt am Körper! Insofern ist Akupunktur auch in der Schwangerschaft sicher, wenn jene von hinreichend Geschulten durchgeführt wird.

Bleibt zusammengefasst die Feststellung eines Praktizierenden:

die Akupunktur hat vergleichsweise wenige unerwünschte Ereignisse und aus meiner Perspektive für PatienInnen und BehandlerInnen nur Vorteile. Wer jedoch die Akupunktur aus irgendeinem vorangehend benanntem Grund nicht wagen will, ist bei der Kräutertherapie in den meisten Fällen mehr als nur gut aufgehoben.

Autor: Dr. med. Harald Lemke
Thema: Akupunktur Nebenwirkungen
Webseite: https://praxis-lemke-eckernförde.de

#Akupunktur, #Schwangerschaft, #Naturheilkunde, #Menschlicher Körper

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