Was sind die wichtigsten Laborwerte?

Bei fast jeder Diagnose stützen sich MedizinerInnen auf die Ergebnisse von Laboruntersuchungen.

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Ihre Analyse erlaubt tiefe Einblicke in die Funktionsweise des Körpers, denn ein kleiner Tropfen Blut kann oft mehr aussagen als komplizierte Untersuchungen. Unentbehrlich sind Laborwerte außerdem zur Kontrolle, ob Medikamente richtig dosiert sind bzw. ob und wie gut eine Behandlung anschlägt.

Da das Blut bei nahezu jeder Krankheit seine Zusammensetzung verändert, lässt sich aus seinen Werten viel über den Zustand der meisten Organe schließen. Es besteht aus festen roten und weißen Blutkörperchen, den Blutplättchen und dem flüssigen Plasma, die lebensnotwendige Substanzen enthalten. Verschiedene Faktoren, wie Geschlecht, Alter, Ernährung und Medikamente haben Einfluss auf die Blutwerte, die etwa beim sogenannten kleinen Blutbild einen ersten Eindruck über den gesundheitlichen Zustand vermitteln.

Was bedeutet der Begriff Normalwert?

Der Begriff Normalwert sagt nicht mehr aus, als dass ungefähr 95 Prozent der Bevölkerung innerhalb dieses Messbereiches liegen, während die restlichen fünf Prozent von diesen Werten abweichen, ohne deswegen jedoch krank zu sein. Man kann also von der Mehrheit abweichende Werte besitzen und sich trotzdem bester Gesundheit erfreuen! Entscheidend ist, die Laborwerte nicht isoliert zu betrachten, sondern individuell, und in jedem Einzelfall neu zu interpretieren.

Das kleine Blutbild

Zu den am häufigsten durchgeführten Routineuntersuchungen gehört das kleine Blutbild. Es umfasst die Bestimmung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen Blutkörperchen (Leukozyten), Blutplättchen (Thrombozyten), Hämoglobin und Hämatokrit sowie MCV, MCH und MCHC.

Erythrozyten: Die roten Blutkörperchen sind zuständig für den Transport von Sauerstoff zu den Körperzellen und den Abtransport von Kohlendioxid. Nach einer Lebenszeit von etwa vier Monaten werden die roten Blutkörperchen in Milz und Leber abgebaut. Eine Verminderung (Anämie) kann auf Eisenmangel hindeuten, etwa durch einseitige Ernährung oder einen erhöhten Bedarf während des Wachstums und in der Schwangerschaft. Erhöhte Erythrozyten-Werte können im Zusammenhang mit Flüssigkeitsmangel, Höhentraining bei Sportlern oder chronischen Herz- und Lungenerkrankungen auftreten.

Normalwert Erythroyzten: Frauen 4,1–5,1 Mill./μl, Männer 4,5–5,9 Mill./μl

Hämoglobin: Der rote Farbstoff ist Hauptbestandteil der Erythrozyten. Er bindet Sauerstoff und transportiert ihn zu den Organen und Zellen. Der Hämoglobinwert ist eng verbunden mit denen der Erythrozyten. Erniedrigte Werte deuten auf eine Blutarmut oder Blutverlust hin. Im nächsten Schritt werden weitere Untersuchungen veranlasst, um genauen Ursachen herauszufinden, seien es Resorptionsstörungen von Eisen im Darm (Stichwort Zöliakie) oder chronische Blutverluste, etwa im Magen-Darm-Bereich.

Normalwert Hämoglobin: Frauen 12–16 g/dl, Männer 13,6–18 g/dl

MCV, MCH, MCHC: Diese Werte liefern genaue Aussagen über Form und Größe der roten Erythrozyten. Damit lassen sich Störungen der Blutbildung und verschiedene Formen der Blutarmut differenzieren.

Normalwerte: MCV 81–96 fl, MCH 27–34 pg, MCHC 32–36 g/dl

Leukozyten: Die Hauptaufgabe der weißen Blutkörperchen ist die Abwehr von Krankheitserregern und Fremdstoffen. Sie haben die Fähigkeit von der Blutbahn ins Gewebe zu wandern, um dort ihre Abwehrfunktion zu erfüllen. Erhöhte Werte (Leukozytose) weisen auf ein alarmiertes Abwehrsystem hin. Speziell bei bakteriellen Infektionen, starken Belastungen, in der Schwangerschaft und bei chronischen Entzündungen klettern die Werte in die Höhe. Verminderte Leukozytenwerte finden sich hingegen bei Virusinfektionen, Autoimmunerkrankungen, Immunschwäche oder durch Schmerzmittel- und Antibiotikaeinnahme.

Normalwert Leukozyten: 4000–10 000/μl

Beim sogenannten Differenzialblutbild werden die Leukozyten im Labor noch genauer betrachtet. Die Aufteilung in ihre Hauptgruppen Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten erlaubt Rückschlüsse über bestimmte Krankheiten wie chronische Infektionen, rheumatische Erkrankungen, Virusinfekte, Pilzerkrankungen, Autoimmunerkrankungen und allergische Erkrankungen.

Thrombozyten: Die Blutplättchen sind winzige Zellen, die im Knochenmark gebildet werden. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung. Bei einer Verletzung lagern sie sich an die Wundränder und verschließen diese.

Normalwert Thrombozyten: 150 000–400 000/μl

Hämatokrit: Der Wert gibt den Anteil der festen Bestandteile (rote und weiße Blutkörperchen und Thrombozyten) im Blut an. Zu einer Erhöhung des Hämatokrits kommt es durch eine Vermehrung der roten Blutkörperchen oder Eindickung des Blutes, etwa durch Flüssigkeitsmangel. Dieser Zustand ist ungünstig, da die Fließeigenschaften des Blutes eingeschränkt sind. Bei einer Anämie, Blutverlust oder Wassereinlagerungen im Gewebe dagegen ist der Hämatokritwert durch den Mangel an roten Blutkörperchen erniedrigt.

Normalwert Hämatokrit: Männer 36–48 %, Frauen 34–44 %

labor bluttests

Wichtige Leberwerte

Um festzustellen, ob Leber und Galle gesund sind, wenden MedizinerInnen verschiedene Verfahren an. Neben dem Arztgespräch und dem Abtasten gehören Laborwerte zur Routine. Ergänzend wird der sogenannte Fettleberindex betrachtet. Er berücksichtigt den Körpermasse-Index BMI, den Taillenumfang und die Blutwerte Triglyzeride und Gamma-GT. Die Leber produziert spezielle Enzyme (Eiweiße), die nur oder überwiegend dort zu finden sind. Werden Leberzellen geschädigt, setzen sie diese Enzyme vermehrt ins Blut frei.

GOT (Abk. für Glutamat-Oxalazetat-Transaminase) ist für die Früherkennung von Leber- und Gallenerkrankungen von großer Bedeutung. Bei einer akuten Leberentzündung steigen die GOT-Werte besonders stark an, noch bevor eine Gelbsucht auftritt.

Normalwert Männer kleiner 35 U/l, Frauen kleiner 31 U/l

GPT (Abk. für Glutamat-Pyruvat-Transaminase) ist ein Enzym, das hauptsächlich in der Leber vorkommt. Bei akuten Leberentzündungen, wie einer Virushepatitis, können die Werte auf ein Vielfaches ansteigen. Sind GOT und GPT gleichzeitig erhöht, weist dies auf eine Erkrankung von Leber und Galle hin.

Normalwert: Männer kleiner 45 U/l, Frauen kleiner 35 U/l

Gamma-GT (GGT, Abk. für Gamma-Glutamyl-Transferase.) ist ein im Eiweißstoffwechsel wichtiges Enzym. Eine Untersuchung der Gamma-GT-Werte dient zum Nachweis einer Leber- und Gallenerkrankung sowie der Zerstörung von Leberzellen. Bei Schäden durch Alkohol oder Medikamente kann er besonders stark ansteigen, wie auch bei der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung.

Normalwert: Männer kleiner 55 U/l, Frauen kleiner 38 U/l

Gesundheits-Check-up und regelmäßige Kontrollen bei chronischen Erkrankungen

Alle, die unter chronischen Erkrankungen leiden, wie Rheuma, Gicht oder Diabetes mellitus, von wiederkehrenden Entzündungen betroffen sind oder ständig Medikamente einnehmen müssen, sollten ihre Werte regelmäßig beim Arzt kontrollieren lassen. Außerdem sollte man das Angebot der gesetzlichen Krankenkassen nutzen, die ihren Mitgliedern im Alter von 18 bis 34 Jahren einmalig und ab dem 35. Lebensjahr alle drei Jahre einen Gesundheits-Check-up anbieten. Dieser umfasst die Bestimmung von Blut- und Urinwerten sowie eine körperliche Untersuchung beim Arzt. Der Check-up soll helfen, Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen sowie Stoffwechselstörungen frühzeitig zu erkennen. Tipp: Seit Herbst 2021 können sich Versicherte ab ihrem 35. Lebensjahr im Rahmen der dreijährigen Gesundheitsuntersuchung (Check up) einmalig auf Hepatitis B und Hepatitis C testen lassen.

Laborwerte im Gesamtzusammenhang sehen

Die Möglichkeiten der modernen Labormedizin verleiten allerdings auch dazu, sich zu stark auf nackte Zahlen und messbare Ergebnisse zu konzentrieren und dabei außer Acht zu lassen, dass Gesundheit doch viel mehr bedeutet als normale (Labor-)Werte. Aber auch der gegenteilige Fall ist möglich: Jemand fühlt sich krank, die Werte sind jedoch völlig in Ordnung. Das schafft Unsicherheit, ist aber in den meisten Fällen ein gutes Zeichen, heißt es doch, dass die gesundheitliche Störung noch nicht zu messbaren Organveränderungen geführt hat.

Autor: Maria Lohmann
Thema: Was sind die wichtigsten Laborwerte?
Webseite: https://www.maria-lohmann.de

Quelle: Laborwerte verstehen (Mankau Verlag)

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