Posthypnotische Aufträge - ideales Heilmittel oder hinterhältige Manipulation?

Ein posthypnostischer Auftrag  ist eine feine Sache und in jeder Hypnose absolut üblich.

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Damit wird abgesichert, dass die im Trance-Zustand erreichten Ergebnisse stabilisiert werden und auch nach der Hypnose für den Klienten wirksam sind. Wenn es beispielsweise um Flugangst geht und der Klient erzählt hat, dass er gern genauso leicht fliegen wie Zugfahren möchte - wäre eine übliche posthypnotische Suggestion „… jedesmal, wenn du dich im Flugzeug hinsetzt, fühlst du dich wohl und sicher wie beim Zugfahren“.

Im Trance-Zustand ist das Unterbewusstsein zugänglich für die guten und passenden Worte des Hypnotiseurs - und genau diese Zugänglichkeit und Empfänglichkeit des Unterbewusstseins während der Hypnose ist es, die einerseits Angst macht und andererseits übertriebene Hoffnungen weckt.

Die Unsicherheit beim Thema Hypnose ist groß, obwohl seit 2006 Hypnosetherapie in die zugelassenen psychotherapeutischen Verfahren aufgenommen wurde und damit eigentlich als solide, vielseitig wirksame Methode Probleme zu lösen, akzeptiert sein sollte. - Eigentlich.

Filme und Romane, in denen Verbrechen Im Ergebnis einer Hypnose - also durch einen posthypnotischen Auftrag - verübt werden, tun ihr Übriges dazu, den Hauch des Mystischen und Unheimlichen rund um die Hypnose aufrecht zu erhalten. Dabei gehört Hypnose zu den ältesten Therapiemethoden, wurde und wird in den verschiedensten Formen zur Heilung im weitesten Sinne angewandt. Trancezustände werden sowohl bei Schamanen als auch vermehrt beim Zahnarzt z.B. zur Schmerzreduzierung eingesetzt.

Seit ca. 4000 Jahren wird Hypnose praktiziert, wobei diese Methode erst zu Beginn des 19.Jhd. Ihren Namen nach dem Gott des Schlafes - Hypnos - erhalten hat. Dass das ein Versehen war, denn Hypnose ist kein Schlaf, hat der Namensgeber J. Braid erst bemerkt als er selbst mit dieser Methode praktiziert hat- aber da hatte sich der Name schon etabliert.

Hypnose ist ein ganz alltäglicher Zustand, den wir alle schon erlebt haben - wenn das Hörbuch auf der Autofahrt so spannend war, dass wir an der Ausfahrt vorbei gefahren sind, wenn wir in einen Film so vertieft waren, dass wir alle Emotionen mit erlebt haben - Angst, Trauer und uns selbst zur Ordnung rufen mussten, um wieder In der „realen“ Umgebung anzukommen.

„Real“ deshalb in in Anführungszeichen, da ja unser Unterbewusstsein die Filmsituation als real angenommen hat und uns daher diese Emotionen erfüllten. Auch die Werbung nutzt, dass Entscheidungen über Emotionen beeinflusst werden. Jeder Autoverkäufer weiß, dass der Autokauf immer eine emotionale Entscheidung ist und die rationale Begründung, weshalb es nur dieses Auto sein kann, im Nachgang folgt. So kommt es, dass z.B. eine Familie mit drei Kindern sich ein total unpraktisches Auto kauft, weil es der Herzenswunsch des Vaters oder der Mutter war, schon immer einen Sportwagen - und zwar genau diesen - zu fahren. Der Autoverkäufer hat nur die richtige Emotion getroffen - die Warnung des rationalen Verstandes wurden von einem „- ach, das wird schon gehen“ zunichte gemacht.

Der Autoverkäufer hat nicht anderes gemacht als den schon immer tief verborgenen Wunsch nach einem Sportwagen anzusprechen, den Rest der Entscheidung hat dann das Unterbewusstsein gefällt.

„Aber ist es denn nicht genau das, was Hypnose so gefährlich macht - wenn schon im wachen Alltagszustand das Unterbewusstsein so die Oberhand gewinnt - was ist dann erst, wenn der bewusste Verstand ausgeschaltet ist?“ werden Sie sich vielleicht fragen.

Mit dieser Frage, die ich vor der ersten Erfahrung meiner Klienten mit Hypnose häufig beantworten muss, zeigt sich die Urangst, aus der sich Menschen die unglaublich hilfreiche Möglichkeit, ihre Probleme mit Hilfe von Hypnose zu lösen, versagen.

Hypnose ist ein Hilfsmittel - simpel ausgedrückt - ich bin als Hypnosetherapeutin nicht mehr als ein Wanderführer - entweder, der Mensch auf meinem Hypnosestuhl lässt sich von mir führen oder auch nicht. Ich kann mit Hypnose nichts bewirken, wenn der andere es nicht zulässt. Die Schlussfolgerung daraus ist, es geschieht nur, was Sie oder natürlich jeder andere wirklich wollen. Und das mit Herz und Verstand.

Genau das macht die Hoffnungen zunichte, die an einen posthypnotischen Auftrag geknüpft werden, ein lästiges Verhalten - wie beispielsweise Rauchen, Geräuschempfindlichkeit, Stottern - ohne eigenes Zutun und sozusagen durch die Hintertür loszuwerden. Wenn da noch irgendetwas ist, was in der tiefsten Tiefe des Unterbewusstseins als nützlich und emotional wichtig empfunden wird, passiert auch durch den besten posthypnotischen Befehl nichts.

Es gibt zwei Instanzen in unserem Geist, die absichern, dass unter Hypnose nichts gegen unseren Willen geschieht:

  • einmal der kritische Faktor des bewussten Verstandes - sehr sicherheitsbewusst und wenn es diesem Teil unseres Bewusstseins irgendwie suspekt erscheint, z.B. in Hypnose zu gehen, wird er so aktiv und aufmerksam sein, dass keine Trance möglich ist.

  • Die zweite Instanz ist das Unterbewusstsein. Das schützt Sie auch - vor allem vor neuen und potenziell unbequemen Sachen. Das Unterbewusstsein entscheidet lustbetont - vergleichbar mit einem vierjährigen Kind - das macht Spaß, das mache ich immer wieder, das ist anstrengend oder langweilig - das mache ich nicht.

Jeder, der schon einmal den bewussten Entschluss gefasst hat, eine Diät zu machen, mehr Sport zu treiben oder auf den einen oder anderen Luxus zu verzichten - ohne dass das wirklich sein Herzenswunsch war - hat die rigorose Ablehnung des Unterbewusstseins zu spüren bekommen, Der gute Vorsatz hielt nicht lang oder konnte immer nur gegen den Widerstand des Unterbewusstseins durchgesetzt werden. Was auf die Dauer sehr anstrengend ist.

Bereits mit diesen wenigen Fakten ist erkennbar, dass es nicht möglich ist, im Rahmen einer Hypnose-Sitzung sogenannte posthypnotische Aufträge zu geben, bei denen der Hypnotisand Dinge tut, die er überhaupt nicht will im Positiven wie im Negativen.

Das sind die auf der dramaturgischen Freiheit von Filmregisseuren und Schriftstellern beruhenden Schreckensbilder - wie oben schon erwähnt: Ich gehe zur Hypnose um Nichtraucher zu werden und komme nach Hause, mit dem posthypnotischen Auftrag, dem Therapeuten monatlich 5000 € zu überweisen. Und willenlos wie eine Marionette tue ich das.

Wenn es nicht Ihr tiefer Wunsch und Wille ist, werden Sie das nicht tun - leider ;-))

Die Schlussfolgerung ist, dass posthypnotische Aufträge nichts weiter sind als eine Verstärkung und Absicherung in Hypnose erreichter Ergebnisse für Verhaltensänderung oder Selbststärkung - und diese Ergebnisse werden nur erreicht, wenn Herz und Verstand als Einheit dafür sind. Also - keine Angst vor Hypnose - Sie sind immer Herr/ Frau der Situation.

Autor: Renate Winkelmann, Hypnosetherapeutin
Thema: Posthypnotische Aufträge
Webseite: https://hypnoseloschwitz.de

#Hypnose, #Verhaltensmuster, #Komfortzone

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