Symptome der Weizenallergie

Artikel „Symptome der Weizenallergie“ von Theresa Heinritzi

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Kennen Sie das? Sie stehen in der Bäckerei vor dem Brotregal und überlegen welches Brot Sie am besten kaufen: Roggenmischbrot, Kürbis-Maisbrot, Dinkelvollkornbrot, KartoffelDinkelkruste, Hafer-Kasten oder doch Baguette? 

Sie möchten am liebsten etwas mit kräftigem Geschmack und knackiger Brotkruste, die Kinder lieben das verpönte Weißbrot und ihr/e Partner/in hätte gerne Brot, dass gesund ist. Welches Brot nehmen Sie nun? Gefühlt gibt es jeden Tag ein neues Rezept, sodass die Auswahl noch vielseitiger, aber auch unübersichtlicher hinsichtlich der Zutaten wird. 

Plötzlich meldet sich Ihr Gewissen und Ihnen fällt ein, am besten irgendetwas ohne Weizen. Sie erinnern sich an die vielen Social-Media-Beiträge der Influencer*innen, die Empfehlungen zur gesunden und weizenfreien Ernährung gegeben haben. Noch dazu hat Ihnen gestern Ihre Nachbarin erzählt, dass es in ihrer Familie allen viel besser gehen würde, seit sie auf Weizen verzichteten. Also, denken Sie, da muss doch etwas dran sein und streichen Weizen ebenfalls aus Ihrem Speiseplan. 

Aber nicht nur Brot oder Nudeln aus Weizenmehl sind bereits bei vielen Familien vom Speiseplan gestrichen, sondern Weizen ganz allgemein, egal in welchem Lebensmittel. Grund dafür ist das schlechte Image, durch eine starke Umweltbelastung beim Anbau und der Ernte, auch die Tatsache, dass Weizen oft genmanipuliert, überzüchtet und schädigend für den Darm und damit für die Gesundheit der Menschen sein soll (Davis, 2013; Punder & Pruimboom, 2013). Allergien, Unverträglichkeiten, Durchfall, Verstopfung, Müdigkeit, Übergewicht und Diabetes werden oft als Beschwerden und Folgeerkrankungen aufgezählt, die mit einem Verzehr von Weizen in Verbindung gebracht werden (Davis, 2013). 

Aber stimmt das wirklich? Gibt es nicht auch viele Empfehlungen, die für eine weizenmodifizierte Ernährung sprechen? Zum Beispiel finden wir bei der prof. eatErnährungspyramide, die Empfehlung täglich vier Portionen aus Kohlenhydrat-Quellen zu denen Brot, Reis, Nudeln und Kartoffeln dazugehören, zu konsumieren. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt regelmäßig (Vollkorn-)Getreideprodukte zu verzehren. Hier steht also nichts von weizenfrei. Des weiteren zeigen Giacco et al., dass eine Ernährung mit Weizen keinen gesundheitsschädigenden Nachteil bei Gesunden mit sich bringt (Giacco et al., 2010). 

Woher kommen dann die immer häufig auftretenden Beschwerden? Wie erkenne ich, ob ich an einer Weizenunverträglichkeit leide? Und kann sich daraus im schlimmsten Fall eine Allergie entwickeln? Nachfolgender Artikel soll hierfür eine kurze und qualifizierte Zusammenfassung geben. 

Zu Beginn ist es mir sehr wichtig, dass alle in der Laienpresse als Weizenunverträglichkeit beziehungsweise Weizenallergie zusammengefassten Krankheitsbilder ordnungsgemäß definiert werden. Nur so sind klare Empfehlungen zur Diagnostik und Behandlung sowie die Umsetzung (ernährungs-)therapeutischer Maßnahmen möglich.  

In meinem Berufsalltag als qualifizierte Ernährungstherapeutin habe ich von vielen Patient*innen erfahren, dass sie, wenn sie von Weizen- bzw. Glutenunverträglichkeit sprechen, oft die Zöliakie meinen. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung des Dünndarms (glutensensitive Enteropathie), die aber mit einer hohen Variabilität an intestinalen und extraintestinalen Symptomen und Zeichen in jedem Lebensalter einhergehen oder auch symptomlos bleiben kann (Felber, 2021). Zu diesen Symptomen gehören beispielsweise Durchfall, Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen, Flatulenz, geblähtes Abdomen, chronische Müdigkeit, ungeklärter Gewichtsverlust, Kopfschmerzen, Muskelschwäche und viele mehr.

Besteht nun der Verdacht auf eine Zöliakie, sollten Sie bei Ihrem Arzt/ Ihrer Ärztin im Rahmen der serologischen Diagnostik initial ausschließlich IgA-Antikörper gegen GewebsTransglutaminase (tTG-IgA) sowie das Gesamt-IgA im Blutserum untersuchen lassen (Felber, 2021). Dabei ist aber zwingend erforderlich, dass Sie für eine gesicherte und zuverlässige Diagnose eine regelmäßige und ausreichende Zufuhr von Gluten in Ihrer Ernährung haben. Im Rahmen der therapeutischen Anamnese soll dies auch dokumentiert werden, wie die aktuelle S2k-Leitlinie Zöliakie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) betont. Das bedeutet, dass die bekannten glutenhaltigen Getreidesorten wie Roggen, Weizen, Dinkel, Hafer, Gerste etc. gegessen werden sollen, um festzustellen, ob die Betroffenen unter einer Zöliakie leiden. 

Führen Patienten aufgrund einer neuen Diät oder einer Selbstdiagnose bereits eine glutenfreie Diät durch, ist es erst wieder möglich eine zuverlässige Diagnose zu stellen, wenn Gluten z.B. in Form von Brot, Nudeln, Gebäck etc. wieder über einen längeren Zeitraum in die tägliche Ernährung aufgenommen wurde. Konnte dann die Diagnose Zöliakie von Ihrem Arzt/ Ihrer Ärztin (serologisch und mittels Gewebsbiopsie des Dünndarms) bestätigt werden, ist die Inanspruchnahme einer qualifizierten und individualisierten Ernährungsberatung unbedingt zu empfehlen.

Neben der Zöliakie gibt es jedoch weitere Krankheitsbilder, die mit dem Lebensmittel Weizen bzw. Gluten in Zusammenhang gebracht werden. Die Patient*innen, die mit der Diagnose Weizenallergie zu mir in die Beratung kommen, haben eine durch den Allergologen (durch Haut- und Blutuntersuchungen) bestätigte Allergie. Dabei unterscheidet sich die WeizenpollenAllergie, die hauptsächlich im Juni Beschwerden mit Heuschnupfen-Symptomatik bei Betroffenen auslöst von der IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergie auf Weizen. Was steckt hier dahinter? 

Kurz gesagt, die Betroffenen reagieren auf spezielle Eiweißstrukturen im Weizen und es folgt eine reproduzierbare Immunreaktion. Das heißt die allergische Reaktion wird immer unter Weizenbelastung auftreten und erfordert eine gute Therapie-Compliance, um Beschwerden, die bis hin zum anaphylaktischen Schock führen können, zukünftig zu vermeiden. Bei der sogenannten Anstrengungs-induzierten Weizenallergie (WDEIA) einer Sonderform der Weizenallergie, spielen zusätzlich zu den Weizenproteinen aus der Nahrung noch Cofaktoren wie Alkohol, Arzneimittel und/oder Anstrengung eine Rolle.  

Die Behandlung der Weizenallergie erfolgt grundsätzlich durch eine individuelle und bedarfsgerechte Ernährungsumstellung, die in Zusammenarbeit mit einer geschulten Ernährungsfachkraft stattfinden sollte. Denn um langfristig eine Fehl- und Mangelernährung zu vermeiden und Ersatzprodukte und Alternativen fürs Kochen und Backen kennen zu lernen, ist eine individuelle Ernährungstherapie sehr sinnvoll. Ebenso ist zu beachten, dass auch glutenfreie Produkte nicht für Weizenallergiker*innen geeignet sind. 

Abschließend stellt die Nicht-Zöliakie-Weizen-Sensitivität (NCWS) ein weiteres Krankheitsbild dar, mit deren Diagnose Patient*innen in meine Praxis kommen. Anders als bei den bereits genannten Krankheiten, zu denen es gesicherte diagnostische Parameter und leitlinienbasierte (Be-)Handlungsmöglichkeiten gibt, ist die NCWS eine Diagnose, die nur mit sauberer Differenzialdiagnostik (Ausschluss Zöliakie ganz wichtig!) und guter interdisziplinärer Zusammenarbeit aus Medizinern und (Ernährungs-)Therapeuten behandelt werden kann.

Autor: Theresa Heinritzi, Ernährungstherapeutin
Thema: Weizenallergie Symptome
Webseite: https://www.theresa-heinritzi.de

References:

  • Davis, W. (2013). Weizenwampe: Warum Weizen dick und krank (10th ed.). Goldmann TB.
  • Felber, S. e. a. (2021). Aktualisierte S2k-Leitlinie Zöliakie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-021l_S2k_Zoeliakie_2021-12_1.pdf
  • Giacco, R., Clemente, G., Cipriano, D., Luongo, D., Viscovo, D., Patti, L., Di Marino, L., Giacco, A., Naviglio, D., Bianchi, M. A., Ciati, R., Brighenti, F., Rivellese, A. A., & Riccardi, G. (2010). Effects of the regular consumption of wholemeal wheat foods on cardiovascular risk factors in healthy people. Nutrition, Metabolism, and Cardiovascular Diseases : NMCD, 20(3), 186– 194. https://doi.org/10.1016/j.numecd.2009.03.025
  • Punder, K. de, & Pruimboom, L. (2013). The dietary intake of wheat and other cereal grains and their role in inflammation. Nutrients, 5(3), 771–787. https://doi.org/10.3390/nu5030771

#Allergie, #Ernährung, #Lebensmittel, #Menschlicher Körper

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