Immer wieder kommen Menschen zu mir in die Praxis, die aus unterschiedlichen Gründen enttäuscht von ihrem Partner/ Partnerin sind.
Oft fühlen sie sich vernachlässigt, auch auf sexueller Ebene, der Partner befriedigt nicht mehr die Wünsche und Bedürfnisse sondern es stellt sich ein Empfinden ein, vom Partner vernachlässigt, abgewiesen zu werden. Oder sie haben das Gefühl das der Partner ihnen nicht zuhört, das er das Interesse an der Beziehung und ihnen verloren hat. Sie fühlen sich nicht mehr wertgeschätzt.
Ein großes Thema ist auch, das der Partner sich „gehen“ lässt, also das klassische Bild von der Feierabendjogginghose und dem schmuddeligen T- Shirt. Auch mangelnde Körperhygiene des Partners war schon Thema. An erster Stelle steht bei mir in der Praxis jedoch das der Partner, der früher unternehmungslustig und aufgeschlossen war, jetzt nur noch lustlos seine Zeit vor dem TV verbringt oder stundenlang PC Spiele spielt. Dadurch entsteht bei meinen Klienten eine Unzufriedenheit und Missmut gegenüber dem Partner. Es entsteht eine Kluft zwischen beiden Partnern. Auf Grund dieser Gefühle der Frustration in der Partnerschaft, kommt es häufig zu Streitigkeiten, auch wegen Kleinigkeiten, die vielleicht mit dem eigentlichen Problems garnichts zu tun haben. Hier ein Beispiel aus meiner Praxis:
Frau S. 47 Jahre alt, Altenpflegerin, 1 Sohn 12 Jahre aus erster Ehe, lebt seit 8 Jahren in einer Partnerschaft mit Herrn M. 52 Jahre alt. Sie berichtete mir während einer Sitzung, das es seit einiger Zeit immer wieder zu Diskussionen mit ihrem Partner wegen seiner mangelnden Bereitschaft im Haushalt zu helfen kommt, die dann oft in einem lauten Krach enden würden. Ich fragte daraufhin, ob es denn früher anders gewesen ist, nach kurzem Nachdenken sagte sie das das nicht der Fall gewesen wäre. Seine Hilfe hätte sich wohl schon immer darauf beschränkt, den Müll raus zu tragen und Sonntagsmorgens Frühstück zu zubereiten.
Hier ein kurzer Auszug aus unserem Gespräch:
Das hat Sie früher nicht gestört?
Nein, ich fand das normal, ich habe mich sogar immer auf das Frühstück am Sonntag gefreut, er hat dann immer Rührei mit Schinken gemacht und frisch gepressten Orangensaft, das fand ich toll. Außerdem kümmerte er sich ja um den Garten, Rasenmähen usw.
Das macht er heute nicht mehr?
Doch, doch, aber sonst halt nichts, er spült nicht ab oder putzt mal das Bad.
Und heute stört Sie das?
Ja, das macht mich irgendwie wütend. Ich muss die ganze Arbeit machen und er sitzt gemütlich in seinem Sessel und liest Zeitung.
Was stört Sie denn sonst noch an ihm, gibt es noch etwas an seinem Verhalten das Sie wütend macht?
Er hat an nichts mehr Interesse, früher haben wir am Wochenende immer was unternommen, haben Freunde oder Familie besucht, sind Essen gegangen und manchmal auch Tanzen. Wenn ich heute was vorschlage, kommt von ihm immer nur, Ach, ich bin zu müde, geh halt alleine. Das mach ich dann auch manchmal, möchte das aber eigentlich nicht, ich bin echt enttäuscht von ihm, in einer Partnerschaft sollte man Dinge auch gemeinsam unternehmen. Er hat aber nur noch Interesse am Fernseh gucken.
Also kann man sagen das Ihr eigentliches Problem mit Ihrem Partner darin besteht das er mit Ihnen keine gemeinsamen Aktivitäten mehr unternimmt?
Ja, stimmt
Hier sehen wir das das Problem das Frau S. mit Herrn M. hat verlagert wird auf die vermeidlich mangelnde Bereitschaft ihr bei der Hausarbeit zu helfen.
Frau S. sagte dann das Sie es ihm bei ihren Streitigkeiten immer wieder vorwerfen würde, Faul und Langweilig zu sein. Das erzeugt bei ihrem Partner eine Abwehrreaktion, entweder er lässt sie stehen und verlässt den Raum, oder er macht ihr seinerseits ebenfalls Vorwürfe. In einer solchen Situation ist es ratsam sich an einen Therapeuten zu wenden. Bei einer Paartherapie werden klare Regeln zum Ablauf der Kommunikation aufgestellt. Das Augenmerk liegt darauf dem Partner zu zuhören, auch seinen Standpunkt zu respektieren um dann die eigene Sicht der Dinge, ohne Schuldzuweisen dar zu legen. Beide Parteien sollten lernen ihre Wünsche und Bedürfnisse zu kommunizieren, ohne den Anderen Anzuklagen oder zu Verletzen. Idealerweise sollten beide Partner zu einem für beide annehmbaren Kompromiss kommen. Aber grade diese Kompromissfindung ist nicht so einfach und auch nicht immer möglich. Denn schließlich müssen beide Seiten zurückstecken. Wenn man seine Bedürfnisse permanent in einer Beziehung unterdrückt ist man nicht mehr in der Lage ein glückliches erfüllendes Leben zu führen.
Hier ein Fallbeispiel aus der Praxis von Milton Erickson, Begründer der modernen Hypnotherapie, in voller Länge nach zu lesen in dem Buch von Bamberger Lösungsorientiert Beratung.
Ein Ehepaar, seit 6 Jahren verheiratet, er Psychiater mit nicht gut laufender Praxis, sie hat eine Stelle die sie nicht mag, muss aber ihre Arbeit weitermachen, da der Ehemann nicht genügend verdient.
Milton Erickson gibt beiden jeweils eine Aufgabe, der Mann soll auf einen nahe gelegenen Berg steigen und die Frau soll den Botanischen Garten Besuchen. Für den nächsten Tag bestellte er beide in seine Praxis und sie sollten ihm über ihre Ausflüge berichten. Der Mann war am nächsten Tag begeistert von seinem Ausflug auf den Berg, die Frau hingegen fand den Botanischen Garten langweilig. Dann übertrug M. Erickson den beiden ihre Aufgaben zu tauschen, also ging der Mann in den Botanischen Garten und die Frau bestieg den Berg.
Am darauf folgenden Tag kamen beide wieder in die Praxis, der Mann war begeistert von dem Botanischen Garten und gab an noch oft da hin zu gehen, während die Frau ihren Ausflug zum Berg fürchterlich fand. Nun meinte M. Erickson am Nachmittag dürften sie frei wählen was sie unternehmen möchten und ihm dann darüber berichten. Am nächsten Morgen in der Praxis erzählte der Mann das er nochmals im Botanischen Garten war, die Frau sagte sie sei laut fluchend nochmal auf den Berg gestiegen. Damit entließ Milton Erickson das Ehepaar aus der Praxis und erklärte die Therapie als beendet. Sichtlich verwirrt gingen die beiden nach Hause. Beide haben unabhängig voneinander am nächsten Tag einen Scheidungsanwalt beauftragt. Der Mann hat beschlossen sich mehr um seine Praxis zu kümmern und die Frau hat sich eine Anstellung gesucht die ihr besser gefällt.
Man kann also das Resümee ziehen das manchmal eine Trennung sinnvoller und gesünder ist als an einer Beziehung fest zu halten in der es keine Gemeinsamkeiten mehr gibt, wo die eigenen Wünsche und Bedürfnisse unterdrückt werden, in der wir keinen Raum haben uns Frei zu entfalten.
Um Klarheit über die eigenen Gefühle gegenüber dem Partner zu erhalten, kann es sinnvoll sein eine Liste zu erstellen, 1 Spalte für Dinge die man an seinem Partner mag und schätzt und 1 Spalte für Dinge die man nicht mag. Oder man versucht 10 Gründe auf zu listen warum man mit seinem Partner zusammen ist und 10 Gründe die für eine Trennung sprechen. So kann man sich selbst einen ersten Überblick verschaffen um herauszufinden ob es noch eine ausreichende Basis gibt mit dem Partner zusammen zu bleiben. Falls man dann zu der Einsicht gelangt, das eine Trennung eventuell das Beste wäre, sollte man sich Gedanken darüber machen, wie das Leben nach der Trennung aussehen würde, so nach dem Motto, was wäre wenn…..? Denn man sollte sich im Klaren sein, das auch wenn eine Beziehung scheitert, in der man nicht mehr glücklich war, entsteht trotzdem ein Gefühl des Verlustes, denn man hatte ja auch gute Zeiten miteinander. Es kommt die Angst vor der Einsamkeit, das Gefühl versagt zu haben. Deshalb ist es wichtig zu wissen das diese Gefühle normal sind, aber vorbeigehen, man sollte versuchen sich auf die Chance des Neubeginns zu konzentrieren.
Ganz außer Acht lassen, sollte man auch nicht die Möglichkeit das die Ursache unserer negativen Emotionen bezüglich unseres Partners, nicht primär mit ihm zu tun haben müssen, sondern ursächlich in einem anderen Bereich unseres Lebens entstanden sein können. So kann es zu einer Verschiebung unserer Frustration kommen, wenn wir uns z. B. von unserem Vorgesetzten unfair behandelt fühlen, oder eventuell Mobbing Situationen am Arbeitsplatz ausgesetzt sind, kommt es zu einem Gefühl der Ohnmacht, wir fühlen uns hilflos und ausgeliefert. Dann kann es sein das man die negativen Gefühl auf seinen Partner überträgt. Er übernimmt dann stellvertretend den Platz des Chefs oder der Kollegen. Eine Trennung sollte also immer erst nach reiflicher Überlegung und genauer Analyse unserer wahren Beweggründe in Betracht gezogen werden. Aber manchmal stimmt dann doch der alte Kalenderspruch: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Es liegt letztendlich an uns selbst ob die Trennung dann wirklich ein Schrecken bedeutet. Man sollte sich nicht in seinem Schmerz vergraben, sondern Dinge tun , die einem guttun, mit Freunden ausgehen, einen schönen Urlaub planen, einfach die eigen Bedürfnisse mal wieder in den Mittelpunkt stellen.
Autor: Yvonne Franz
Thema: Enttäuscht vom Partner
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