Folgen von Stress auf den Körper

Die WHO (Welt-Gesundheitsorganisation) hat Stress zur größten Gesundheitsgefahr des 21. Jahrhunderts erklärt.

mann-stress-tafel

Laut einer Studie der pronova BKK von 2018 geben neun von zehn Deutschen an, von ihrer Arbeit gestresst zu sein und sechs von zehn, unter Symptomen von Burn-Out zu leiden. In einer Online- Befragung von Swiss-Life Deutschland von 2020, an der über 2000 Menschen teilnahmen, gaben 76% der Männer und 84% der Frauen an, gestresst zu sein.

DOCH WANN SPRECHEN WIR ÜBERHAUPT VON STRESS?

Im Grunde ist Stress zunächst einmal nur eine Reaktion des Körpers auf eine herausfordernde Situation. Diese Reaktion ist völlig normal und gehört zu unserem Leben dazu. Sie muss auch nicht zwangsläufig negativ sein.

Positiven Stress nennen wir Eustress. Er motiviert und aktiviert uns, damit wir neue Herausforderungen bewältigen können. Werden in der herausfordernden Situation jedoch Gedanken von Überforderung ausgelöst so entstehen belastende Gefühle, Hilflosigkeits- oder sogar Angstgefühle, welche dann wiederum zu einem negativen Stressempfinden, sogenannten Distress führen.

Inwieweit wir eine Situation als positiv anregend empfinden oder negativ als „zu stressig“ bewerten ist sehr individuell. Während eine Person viele Menschen und Trubel um sich herum als belebend empfindet, fühlt sich eine andere dadurch schon genervt und abgelenkt. Diese Unterschiede sind auf unsere unterschiedlichen Erfahrungen, unsere Gene und unsere Belastbarkeit im Allgemeinen zurück zu führen und immer auch Tagesform abhängig. Zudem verändert sich unser Empfinden auch im Laufe unseres Lebens, abhängig von Lebensphasen, in denen wir uns befinden.

Rein körperlich gesehen, folgt unserer Körper in überfordernden Situationen einem Reaktionsmuster, welches tief in dem ältesten Teil unseres Gehirns, dem sog. Stammhirn, verankert ist. Dieses Reaktionsmuster nennt sich Kampf- oder Fluchtmodus.

Da unser Stress im Gegensatz zu früher aber nicht bedeutet, dass der Säbelzahntiger hinter uns steht sondern es sich meist um psychischen Konflikte handelt und somit eine Kampf- oder Fluchtreaktion gar nicht angemessen ist, kommen wir in einen Bewältigungskonflikt, denn Wegrennen oder Kämpfen verändert unsere Situation nicht.

Inwieweit ein negatives Stressempfinden ungesunde körperliche Reaktionen nach sich zieht, ist vor allem von der zeitlichen Dauer der Stressreaktion abhängig, da es bezüglich der körperlichen Reaktion keinen Unterschied macht, ob wir einer realen Gefahr ausgesetzt sind, oder die potentielle Gefahr nur durch unsere Bewertungen einer Situation entsteht. Eine Stressreaktion, egal ob es sich um Eustress oder Distress handelt, läuft immer gleich ab.

In der Anspannungssituation werden vom Nebennierenmark Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet. Diese zwei Hormone sorgen dafür, dass sich der Herzschlag erhöht, der Blutdruck steigt und Organe sowie Muskulatur dazu angeregt werden, kraftvoller zu arbeiten. Die Tätigkeit von energieverbrauchenden Organen wie zum Beispiel dem Verdauungstrakt wird hingegen gehemmt.

Etwas verzögert wird eine zweite Reaktion in der Nebennierenrinde ausgelöst, welche daraufhin das Stresshormon Kortisol ausschüttet. Dieses sorgt dafür, dass der Körper ausreichend mit Energie versorgt wird. Gleichzeitig ist Kortisol das Hormon, welches dafür sorgt, dass die Erregung nicht Überhand nimmt und der Körper wieder in den Normalzustand zurückkehren kann.

Solange nach Stressphasen, Erholungsphasen folgen und diese in einem ausgewogenen Verhältnis stehen, stellt der gesamte Vorgang kein Problem für die Gesundheit dar.

Folgt jedoch ein Stressreiz nach dem anderen, wird das Immunsystem des Menschen in ständige Alarmbereitschaft gesetzt. Wenn der Druck Tage und Wochen anhält, dann funktioniert die Kortisolregulation nicht mehr. Das Gehirn sendet permanent Signale an die Nebenieren, Kortisol auszuschütten während die Zellen, welche die Kortisolkonzentration „messen“ abstumpfen. Somit nimmt die Kortisolkonzentration im Blutkreislauf beständig zu und verändert das Immunsystem. Die Folge können verschiedene körperliche Probleme und Erkrankungen sein.

Im Folgenden soll nun auf die häufigsten körperlichen Beschwerden aufgrund permanenter Anspannung eingegangen werden, welche man in vier grundlegende Bereiche einteilen kann:

KÖRPERLICHE PROBLEME DURCH STRESS

mann magenschmerzen bauchweh
  • Magen-Darm Probleme
  • muskuläre Probleme wie Verspannungen, Muskelzuckungen oder Zittern
  • Kurzatmigkeit oder Atemverflachung
  • hoher Blutdruck und Herz-Kreislaufbeschwerden
  • chronische Müdigkeit
  • Appetitlosigkeit oder Heißhungerattacken

Was vielen Menschen nicht wissen, ständiger Stress macht dick!

Warum ist das so? Die Stresshormone Kortisol und Adrenalin helfen dem Körper vermehrt Glucose und Fette, als Energielieferanten, freizusetzen. Da der heutige Stress allerdings mehr innerpsychisch abläuft und körperliche Aktivität wie Kampf oder Flucht nicht nötig ist, wird diese Energie meist nicht in dem Ausmaß verbraucht wie sie zur Verfügung steht. Dazu kommt, dass nach einer stressigen Situation das Bedürfnis nach erneuter Energie und Belohnung besteht. Das führt in der Regel dazu, dass erneut Nahrung (meist ungesunde Kohlehydrate zugeführt werden.

Weiterhin hemmt Kortisol den Stoffwechsel und führt dazu, dass Energiereserven vorwiegend im Unterbauchfett, dem sogenannten viszeralen Fett eingelagert werden. Dies ist besonders gefährlich, da es das Risiko für Bluthochdruck, Schlaganfall, Diabetes und vieles mehr erhöht.

PROBLEME DIE DEN DENKPROZESS BETREFFEN

mann kopfschmerzen gestresst
  • Konzentrationsprobleme
  • Gedächtnisschwierigkeiten
  • negatives Denken
  • Selbstzweifel
  • Gedankenkreisen, meist vor dem Einschlafen

VERHALTENSAUFFÄLLIGKEITEN

  • unruhiges Wippen mit den Füssen
  • Trommeln der Finger
  • Fingernägel beißen
  • vermehrter Alkoholkonsum
  • vermehrter Nikotinkonsum
  • vermehrter Kaffeekonsum
  • von einer Aufgabe zur nächsten „springen“ ohne die Dinge zu Ende zu bringen
  • arbeiten bis spät in die Nacht
  • Frühaufstehen
  • getrieben sein

EMOTIONALE PROBLEME

  • erhöhte Reizbarkeit und Aggressivität
  • erhöhte Weinerlichkeit
  • Angstgefühle
  • Anspannungsgefühle
  • Unausgeglichenheit
  • Nervosität
  • Unsicherheit
  • starke Gefühlsschwankungen

Im Grund findet man viele Symptome bei welchen man umgangssprachlich von einer Burn-Out Symptomatik sprechen würde, resultierend aus einem länger anhaltenden Erschöpfungszustand.

Früher sprach man häufig von „Managerkrankheit“ und implizierte so, dass die Symptomatik aus zu viel Stress resultierte. Heute weiß man, dass eine Burn-Out-Symptomatik jeden treffen kann und insbesondere auch Mütter davon betroffen sind (laut Müttergenesungswerk 2019, sind 75% aller Mütter von einer Überfoderung betroffen).

Letztlich wird beim Burn-Out aus einer Herausforderung eine Überforderung und aus einer Belastung eine Überlastung!

Allerdings ist das Burn-Out Syndrom bis heute nicht als eigenständige Krankheit anerkannt, sondern wird in den gängigen Klassifikationsmanualen für psychische Erkrankungen als „Problem mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“ bezeichnet.

Die Anzeichen eines Burn-Outs ähneln sehr stark den Symptomen einer Depression. Man geht davon aus, dass aus einem Burn-Out eine depressive Erkrankung werden kann, wenn der Betroffene keine Maßnahmen dagegen unternimmt. Die Ausprägung einzelner Symptome kann dabei individuell sehr unterschiedlich sein.

WAS KANN MAN NUN ABER TUN, WENN EINE BURN-OUT SYMPTOMATIK VORHANDEN IST?

Neue Forschungen haben gezeigt, dass nicht nur das körperliche Befinden einen entscheidenden Einfluss auf das psychische Wohlbefinden eines Menschen hat, sondern auch umgkehrt psychotherapeutische Verfahren, wie Stressbewältigung, ein positives Mindset oder Meditation einen ganz entscheidenden Einfluss auf den körperlichen Gesundheitszustand haben.

Meistens sind es tatsächlich nicht die äußeren Stressfaktoren, die zu Erschöpfung oder Burn-Out führen, sondern die fehlende Fähigkeit zur Regeneration. Dies bedeutet, dass wir der Problematik dann vorbeugen können, wenn wir zum einen körperlich gut aufgestellt sind und unseren Körper mit allen lebensnotwendigen Stoffen in ausreichender Menge versorgen.

Zum anderen ist es absolut notwendig Entspannungsverfahren und Stressbewältigungsstrategien zu lernen und diese dann auch regelmässig und gezielt einzusetzen. Da dieser Prozess ein Bewusstsein und ein bestimmtes Mindset, nämlich das der Akzeptanz, Änderungsbereitschaft und Selbstverantwortlichkeit voraussetzt, erscheint es meist notwendig sich gezielt Unterstützung zu holen.

Autor: Tanja Grathwol, Dipl. Psych.
Thema: Körperliche Folgen von Stress
Webseite: https://www.tanjagrathwol.de

Literatur:

  • www.swisslife.de (2018)
  • Studie BGM 2018 - pronova BKK
  • Jahresbericht_2019_Webversion.pdf (muettergenesungswerk.de)

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