Umgang mit schlechten Schulnoten

[Kolumne] Hast du in der 7. Klasse in Englisch mal eine fünf geschrieben?

maedchen-erschrocken-schlechte-schulnote

Was schlechte Schulnoten angeht, da gibt es wohl drei Typen von Schülern. Den einen ist die fünf egal, die anderen geißeln sich tagelang und fühlen sich als schlechter Mensch, die dritten wissen, dass zu Hause Ärger naht.

Das Kinder nach schlechten Noten zu bestrafen grundsätzlich kontraproduktiv ist, soll hier nicht Thema sein. Doch sowohl Typ 1 als auch Typ 2 begegnen mir in meiner Praxis immer wieder und erweisen sich als besonders schwer. Doch beide brauchen vermutlich vorallem mehr Selbstbewusstsein, um zu sehen, dass sie eben nicht nur ihre Noten sind, sondern vielleicht ein liebevoller Hundebesitzer, ein toller Enkel oder ein großartiger Fußballspieler.

Doch das mangelndes Selbstbewusstsein traut man vermutlich vor allem den sich geißelnden Schülern zu, aber auch die, die immer ignorant und trotzdem selbstbewusst bei schlechten Noten wirken, zeigen das oft nur nach außen. Doch dann fängt die große Schwierigkeit an, auf der einen Seite sind die Noten für die Zukunft einfach unerlässlich und öffnen einem alle Türen, auf der anderen Seite sind wir eben nicht nur unsere Noten und kein schlechter Mensch, wenn uns Mathe einfach nicht liegt. Zum Glück erledigen sich diese Probleme häufig von selbst, wenn die ersten guten Noten eintrudeln.

Doch was bis dahin? Und vor allem, was tun als Eltern? Ich erkläre Schülern immer, dass ich nur Geld und damit Essen und Wohnung bekomme, wenn ich meinen Job mache. Und sie müssen eben ihren Job machen. Das ist zur Schule gehen und einigermaßen gute Noten nach Hause bringen. Dafür müssen sie nun mal lernen, Hausaufgaben machen und in der Schule aufmerksam sein. Das ist ihr Job. Wenn man dann aber sieht, dass es trotz investierter Zeit nicht zu den gewünschten Resultaten kommt, liegt es wohl eher an der Art, wie gelernt wird. Schade also, wenn man ständig Freizeitveranstaltung ausfallen lässt, verheult und mit Kopfschmerzen vor den Hausaufgaben sitzt und vor der Klausur am liebsten ohnmächtig werden würde, und trotzdem keine guten Noten dabei rauskommen. Spätestens dann ist Unterstützung nötig, Lernen lernen ist der größte Aspekt meines Jobs. Damit ist auch die psychische Unterstützung gemeint, schließlich ist es frustrierend, wie in einem Hamsterrad zu laufen und das Ziel doch nie zu erreichen. Also muss unterschieden werden, ob die guten Noten aufgrund von Ignoranz, Faulheit oder falschen Lernens nicht zustande kommen.

Bei Ignoranz gibt es häufig unterschiedliche Lösungswege, ich ergründe häufig erst einmal, was Schüler sich in ihrem späteren Leben einmal wünschen und was sie dafür brauchen. Spielen sie den ganzen Tag am liebsten Computer und würden damit ihr Geld verdienen? Als Game Designer braucht man Abitur, ohne Ehrgeiz und Konsequenz läuft auch in diesem Job nichts. Soll einmal der Audi TT vor der Tür stehen, wird es meist auch nicht ohne harte Arbeit klappen. Und auch Streamer auf YouTube oder der Rapper auf Platz eins können ohne konsequent harte Arbeit nichts leisten. Die meisten Profifußballer haben Abitur und eine Ausbildung, weil sie wissen, dass ihr Traum von heute auf morgen durch einen Bänderriss platzen kann.

Faulheit entgegne ich am ehesten, dass eben jeder seinen Job zu erledigen hat und dass er oder sie sich durch nachweislich geübte Vokabeln, gründlich erledigte Hausaufgaben oder Noten zusätzliche Möglichkeiten 'kaufen' können, wie beispielsweise das Duschgel der Lieblingsmarke, längere Ausgehzeiten oder das Bringen im Auto statt langem Warten auf den Bus. Genau das ist es, wie unser Leben später auch funktioniert. Wenn ich etwas will, muss ich dafür arbeiten. Was sich zu haben lohnt, fällt einem nicht in den Schoß. Möchte ich ein neues Handy, muss ich darauf sparen und darf meinen Job nicht gefährden. Die Schüler mit Prüfungsangst oder falschem Lernen brauchen tatsächlich oft externe Unterstützung. Meist sollte man hier erst einmal schauen, wie der Schüler lernt. Sortierte Unterlagen, ein ordentlicher Lernplatz und ungestörte Zeit fürs Üben sind da unerlässlich. Verschwendet der Schüler vielleicht seine Zeit damit, Formeln zu sammeln und stundenlange Lernzettel zu schreiben? Das bringt meist am wenigsten. Die sinnvollste Übung ist lesen, Texte schreiben und Aufgaben lösen. Und das Lesen im Biobuch kann man dann auch gemütlich in der Hängematte oder auf dem Sofa machen.

Sind Schüler mindestens am Ende des Halbjahres dann dich enttäuscht über ihre Noten, sollte man ihnen trotzdem klar machen, dass man selbst die eine oder andere 5 in unteren Jahrgangsstufen geschrieben hat und das heute niemanden mehr interessiert. Selbst die Abiturnote öffnet nur die Tür in einen schnelleren Studienbeginn, spätestens ein Jahr später fragt einen danach niemand mehr. Auch in diesem Fall sollte man vielleicht die eigene Art zu lernen und auch das eigene Auftreten im Unterricht überprüfen. Vielleicht findet man im Gespräch mit Lehrern einen Ansatzpunkt, was man künftig besser tun kann. Für jeden Schüler gibt es einen Weg, wir müssen ihn nur finden.

Autor: Anke Wachtendorf - Schülercoach, Lern- und Erziehungsberatung, Verlagsautorin
Thema: Umgang mit schlechten Schulnoten
Webseite: http://www.schuelercoaching-wachtendorf.de

anzeige anke wachtendorf

#Stress, #Erziehung, #Familie, #Motivation, #Verhaltensmuster, #Schule, #Kolumne

Expertenprofil:

Beiträge Lifestyle

Themenübersicht

holz-organizer

Holzgeschenke – ein neuer Trend unserer Zeit

[Azeige] Jedes Jahr aufs Neue überlegen wir, was für unsere Liebsten zu Weihnachten und auch zu vielen anderen Anlässen schenken können. Derzeit sind Präsente aus Holz sehr angesagt und dass aus vielen guten mehr...


baby-lacht

Kann ein Kind die Beziehung retten?

Kann ein Kind die Beziehung retten? Als mir diese Frage jüngst gestellt wurde, waren meine ersten spontanen Gedanken: nein, natürlich nicht, das kann nur nach hinten losgehen. Meine näheren Ausführungen zu diesem ersten Impuls mehr...


frau-mit-wunderkerze

Was ist wirklich wichtig?

[Kolumne] Die Zeit der Besinnlichkeit naht, Zeit, um endlich mal den Pauseknopf zu drücken und nicht von Termin zu Termin jagen. Zeit mit der Familie, offline und ohne Handy am Ohr, für viele sind mehr...


platon-fresko

Was können wir unter „platonischer Liebe“ verstehen?

Es gibt in den menschlichen Sprachen Begriffe, die sich nicht genau umreißen lassen. Liebe ist so ein Begriff. Jeder versteht diesen Begriff - etwas anders. Manche Paarbeziehung ist schon über diese Tatsache gestolpert mehr...


mann-matt-muede

Mattigkeit – wenn das Leben scheinbar seinen Glanz verliert

Wer kennt es nicht – man fühlt sich energie- und antriebslos, und es fehlt so recht der Grund, morgens mit Elan aufzustehen und sich auf einen neuen Tag zu freuen. Gedanken wie „ob mehr...

 

Lifestyle Redaktion

Krautheimer Str. 36
97959 Assamstadt
Telefon: 0151 - 275 200 45

info@ratgeber-lifestyle.de