Menschliches Verhalten analysieren

Wie häufig haben Sie sich schon gewünscht, die Gedanken anderer lesen zu können?!

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Wie oft haben Sie sich schon gefragt, was denkt der jetzt wohl über mich? Wieso guckt die denn so blöde?

Warum habe ich den Job nicht bekommen, obwohl ich doch absolut qualifiziert bin?

Möglicherweise hängt all das mit der Körpersprache, der nonverbalen Kommunikation zusammen! Die Körpersprache ist die individuelle Art und Weise, wie sich ein Mensch verhält und wie er sich bewegt: Die Neigung des Kopfes, der Einsatz der Hände und Füße, die Gesichtszüge, seine gesamte Mimik und Gestik; eben die gesamte nonverbale Kommunikation verrät etwas über seinen Gemütszustand und seine Gedankengänge.

Nonverbale Kommunikation geschieht zum größten Teil unbewusst!

Dazu gehört auch, wie sich ein Mensch kleidet, seine Stimmlage und evtl. vorhandene Tattoos oder Piercings oder die Frisur. All diese Äußerlichkeiten lassen bis zu einem bestimmten Grad auf den Charakter und die Einstellung dieser Person schließen. Jeder Mensch führt unbewusst eine nonverbale Kommunikation mit seinen Mitmenschen. Das Verhalten einer Person wird überwiegend von seinem Unterbewusstsein gesteuert und nur zum kleinen Teil von seinem Willen.

Hätten Sie gedacht, dass nur 20% einer Kommunikation tatsächlich verbal stattfindet während 80% nonverbal erfolgt!? Diese 20% setzt sich Ihr Gesprächspartner (und natürlich auch Sie!) aus dem, was er sieht und hört (also Tonlage, Stimme, Lautstärke) zusammen und davon wiederum nimmt er nur 7% als sachliche Aussage wahr! Und die restlichen 80%?! Sind Gefühle, unbewusste Emotionen – Ärger, Wut, Enttäuschung, Trauer, Liebe, Zuwendung und Werte – Ordnung, Moral, Empathie, Prinzipien…

Dies hat Siegmund Freud seinerzeit das „Eisberg-Prinzip“ genannt und es hat auch heute noch Bestand und wird gern in Seminaren oder Vorträgen verwendet, um Kommunikation zu verdeutlichen.

eisberg erfolg beispiel

Wenn Sie bisher dachten, Sie könnten alles ausschließlich über Ihre Sprache regeln, dann liegen Sie falsch! Mittels eines besseren Verständnisses für Ihr eigenes Verhalten sowie das der Mitmenschen lassen sich das Zusammenleben, Partnerschaften und auch das Berufsleben angenehmer und erfüllender gestalten.

Die deutlichste und älteste Sprache aller Lebewesen ist nämlich die Körpersprache! Und genau hier können wir ansetzen, wenn wir versuchen wollen, die „Gedanken zu lesen“, das Verhalten des Gegenübers zu analysieren.

Einer der bekanntesten Pantomimen ist der aus Israel stammende Samy Molcho. Er ist ein sehr aufmerksamer Beobachter der Körpersprache und spielt in der Pantomime wortlose Szenen, in denen wir uns selbst erkennen können, uns ertappen.  Nach seinen Untersuchungen werden 80 Prozent unserer Reaktionen und Entscheidungen durch nonverbale Kommunikation ausgelöst. Samy Molcho wirbt daher für ein besseres Verstehen der Körpersprache und eine ganzheitliche Kommunikation. Er führt uns vor Augen, wie wir agieren und es oft garnicht bemerken. Das kann sehr spannend und lehrreich sein!

Denn Selbst- und Fremdwahrnehmung driften oft auseinander und wir wundern uns, warum unser Partner uns mißverstanden hat, obwohl wir doch selbst der Meinung waren, uns klar und unmißverständlich ausgedrückt zu haben!

Woran kann ich nun erkennen, was mein Gesprächspartner über mich denkt, was er von mir erwartet, wie kann ich sein Verhalten analysieren?

Nun, zuerst einmal nehmen wir das Meiste visuell wahr, d.h. unsere Augen werden als erster Sinn angesprochen. Sie senden erste Eindrücke sofort an das Gehirn. Somit kommt eine erste Einschätzung/Klassifizierung zustande. Das gibt uns Sicherheit. Wir erkennen bestimmte Muster wieder und fühlen uns sicherer.

Das Auge nimmt beispielsweise wahr, hier steht jemand, der/die ist sehr gut angezogen, teure Kleidung, goldene Uhr am Handgelenk. Er/Sie macht einen eleganten und gepflegten Eindruck und sieht zudem noch gut aus. Er/sie weicht unserem Blick nicht aus, schaut uns freundlich lächelnd an. In der Vergangenheit haben wir gelernt – hier handelt es sich um einen erfolgreichen Menschen (teure, geschmackvolle Kleidung), dieser Mensch hat Geld (goldene Uhr) und muß gebildet sein (sonst könnt er sich das nicht leisten!). Unser Hirn hat all dies aus dem ersten, visuellen Eindruck blitzschnell geschlossen; denn diese Erfahrung haben wir schon einmal gemacht. Sei es persönlich oder wir haben es im Fernsehen/Kino gesehen oder gelesen. Tatsächlich handelt es sich aber nun in unserem Beispiel um eine/n Hochstapler/in! Haben unsere Augen unserem Gehirn einen Streich gespielt?!

Nach dem visuellen Eindruck folgt alles Weitere. Der Mensch spricht mit uns – hat er eine angenehme Stimmlage? Spricht er einen Dialekt? Wie drückt er sich aus? Der visuelle Eindruck wird erweitert - unser Beispiel-Gegenüber vertut sich in der grammatikalischen Satzstellung und er ist sehr laut, unangenehm laut! Aha, ein erstes kleines Steinchen im eigenen Gehirn-Getriebe? Es reagiert wieder sofort und nimmt diese zusätzlich Information zur Kenntnis!

Nun treten wir näher heran und stellen fest, der Mensch riecht gut, ein dezentes Parfum, kein Schweißgreuch oder ähnliches. Das Gehirn ist wieder beruhigt. Nun schauen wir nochmal auf die Gesamthaltung und die Körperbewegung. Und siehe da, es fällt uns unangenehm auf, der Mensch hat eine übertriebene Gestik, passend zur Lautstärke! Unser Gehirn addiert…. Es wirkt „alles ein bißchen viel“! Unser Bauch sagt, Obacht! Dem/der glaube ich nicht!

Man hat Tests durchgeführt, wem eher geholfen wird, wenn er auf der Strasse zusammenbricht – dieselbe Situation wurde einmal mit einem verlottert aussehendem Menschen und einmal mit einem ordentlich bekleidetem Menschen durchgeführt. Dem vermeintlich Obdachlosen wurde fast überhaupt nicht geholfen! Unser Hirn schlussfolgert aus erlebten oder gesehenen Erfahrungen: der ist betrunken, das ja typisch, eklig, wie der da rumliegt, da krieg ich ja Flöhe oder sonst was, selber schuld, wenn er soviel säuft….. wohingegen der gut angezogene Mensch suggeriert, dass er vermutlich wirklich Hilfe braucht und ja am hellichten Tag garnicht betrunken sein kann!

Aber erst das Gesamt“bild“ zeigt uns, mit wem wir es zutun haben. Und so lohnt es sich allemal, genau hinzuschauen und nicht am ersten Eindruck hängen zu bleiben.

Körpersprache ist die schnellste Sprache! Sie warnt uns sofort! Jede Gemütsveränderung, jeder Ärger, jede Freude zeigt sich sofort als Körperreaktion in Mimik, Gestik, Haltung und Tonfall/Lautstärke. Aber nur in der Gesamtheit ist die Bedeutung vollständig.

Es gibt Dinge, die uns in die Falle tappen lassen (s.o. gen.Beispiel!). Es wird immer wieder behauptet, dass jemand sei ablehnend, wenn er die Arme vor dem Körper verschränkt. Tatsächlich ist aber manchmal recht bequem, die Arme so zu halten! Kommt aber zu der Armhaltung noch Verschiedenes hinzu, dann kann es sich evtl. doch um Ablehnung halten!

Was wäre z.B.?

1.) Mein Gesprächspartner hat die Arme verschränkt, er tippelt nervös mit dem Fuß und sein Blick schweift sehr häufig ab. Nun, er scheint nicht nur ablehnend zu sein, sondern auch noch gelangweilt!

2.) Mein Gesprächspartner sagt mir immer wieder, wie gern er mit mir arbeitet und wie sehr er mich mag, hat dabei aber die Arme verschränkt, schaut mit tiefen Falten auf der Stirn nach unten und seine Stimme ist eher grollend. Kann ich ihm glauben?! Eher nicht!

Beispiel: Der Handschlag

Gemeinhin wird gesagt – und jeder kennt es! – ein kräftiger Händedruck lässt auf einen starken Charakter, ein „schlaffer“ eher auf das Gegenteil schliessen. Aber Vorsicht! Es gibt kulturelle Unterschiede! Reiche ich einem Japaner die Hand, halte ich evtl. den „nassen Fisch“! Denn der Japaner reicht zur Begrüßung nicht die Hand sondern verbeugt sich! So lässt es sich also nicht verallgemeinern.

In den unterschiedlichen Kulturkreisen gibt es eben auch unterschiedliche Verhaltensweisen bzw. Körpersprachen. Lt. Paul Ekman (ein amerikanischer Anthropologe und Psychologe) gibt es 7 Basis-Emotionen – Wut, Ekel, Überraschung, Freude, Trauer, Verachtung und Angst), die universell sind, d.h. z.B. ein Europäer schaut genauso aus wie ein Afrikaner, wenn er sich freut.

Körpersprache ist sehr komplex, deshalb sollte bei der Deutung auf Details geachtet werden und nicht vorschnell geurteilt werden. Die Beobachtung sollte die bewusste und unwillkürliche Bewegung und Haltung einzelner Körperpartien einschließen und sich nicht auf einzelne Ausschnitte beschränken. Nicht die eine Kopfbewegung oder das eine Augenzwinkern ist entscheidend, sondern das Deuten des Zusammenspiels aller Beobachtungen. Es beginnt beispielsweise mit der Beobachtung der Augenpartie, den Kopfbewegungen, der Haltung von Armen und Beinen während eines Gesprächs oder in einer bestimmten Situation. Die Gesamtheit der Beobachtungen lassen eine Deutung zu, wobei die deutbaren Einzelteile natürlich sehr vielfältig sind.

Körpersprache und menschliches Verhalten zu deuten bedarf es auch der Intuition, des Fingerspitzengefühls. Natürlich kann niemand mit absoluter Sicherheit sagen, was ein Mensch gerade denkt. Denn wie heißt es so schön? Du kannst einem Menschen nur bis vor die Stirn gucken! Durch die verschiedenen Kulturen, Sprachen, Gewohnheiten, das soziale Umfeld, die Erziehung sowie den Geschlechterunterschied ist es eine Aufgabe, die nicht immer gelingt. Gelingen kann die Deutung der Körpersprache durch eigene Sensibilität und auch unvoreingenommene Neugierde für die Mitmenschen. Es gilt, aufmerksam und bewusst hinzuschauen.

Der Reiz der Deutung der nonverbalen Kommunikation liegt darin, dass Körpersignale ehrlicher sind als jedes gesprochene Wort! Deshalb werden Sie, je mehr Sie üben und aufmerksam „zuhören“, vieles neu entdecken. So lässt sich mit ein wenig Übung auch erkennen, wenn jemand Sie anlügt! Dies kann von großem Vorteil für ein Miteinander sein. Auf jeden Fall kann es zu einem besseren Verständnis füreinander führen!

Autor: Nicole Ropella, Heilpraktikerin für Psychotherapie und Coach
Thema: Menschliches Verhalten analysieren
Webseite: https://www.coaching-bassum.de

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