Rituale im Alltag

Wenn es in meiner Praxis auf das Thema Rituale zu sprechen kommt, erlebe ich unterschiedliche Reaktionen darauf. In der Regel, frage ich meine Klienten an einem bestimmten Punkt des Coachingprozesses, ob sie bestimmte Rituale im Alltag haben. Zum Beispiel wie man in den Tag startet, oder wie der abendliche Ablauf ist, bevor man ins Bett geht und schläft.

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Was bedeutet das Wort Rituale für Sie, welchen Platz haben Rituale in Ihrem Alltag?

Einige Menschen können mit dem Begriff Rituale, für sich selber, erst mal nichts anfangen, da ihnen das Wort zu groß erscheint. Sie verbinden Rituale mit beispielsweise,  der Kirche, als Tradition bei Menschen aus verschiedenen Nationalitäten und Glaubensrichtungen oder zur Aufnahme in Burschenschaften etc. Andere wiederrum schauen mich erstaunt an und verstehen die Frage nicht, weil sie sich darüber noch nie aktiv Gedanken gemacht haben und der Meinung sind, keine eigenen Rituale anzuwenden bzw. durchzuführen. Sehr wenige, haben bereits bewusst Rituale in ihren Alltag integriert. Wenn doch, dann sind das in der Regel Menschen, die sich bereits auf die eine oder andere Art und Weise, mit sich selber beschäftigen.

Sie merken sicherlich bereits, das die „Alltags“-Rituale von denen ich heute schreiben möchte, nichts mit religiösen oder anderen offiziellen Zeremonien zu tun hat, sondern das es mir um die ganz persönlichen und individuellen Rituale geht, die jeder Mensch bereits, bewusst oder unbewusst lebt. Wenn wir den Begriff Rituale durch Gewohnheiten ersetzen, oder ergänzen, fällt Ihnen sicherlich schon eher etwas dazu ein. Ich verspreche Ihnen, das es von einem persönlichen Mehrwert begleitet ist, sich wirklich mal bewusst mit diesem Thema auseinander zu setzen, und sich selber für ein paar Tage zu beobachten, und am besten sogar Notizen darüber zu machen, was einem aufgefallen ist. Viele dieser Rituale sind uns selber nämlich gar nicht bewusst, und was uns nicht bewusst ist, können wir nicht gezielt zu unserer eigenen Unterstützung, als Ressource, einsetzen. In der Regel ist das verpuffte Energie, oder sogar Energie die uns Kraft und Zeit raubt.

Eine mögliche Idee wäre: 1x jährlich eine Art innere Inventur durchzuführen und sich wie oben beschrieben, für eine gewisse Zeit zu beobachten und darüber Notizen zu machen. Welche Dinge tue ich täglich, oder aber zumindest in regelmäßigen Abständen, tun diese Dinge mir überhaupt (noch) gut, machen diese Dinge / Handlungen weiterhin Sinn, oder läuft da ein reiner Automatismus ab …“weil es eben immer so war“ und bisher einfach nie hinterfragt wurde, tue ich bereits regelmäßig Dinge die mir gut tun und Freude bereiten, die allerdings trotzdem viel zu kurz kommen.

Lebst du schon, oder funktionierst du noch?

frau aufstehen schubst wecker

Das beginnt bereits Morgens wenn der Wecker klingelt. Bin ich ein Frühaufsteher, der Wecker klingelt und ich bin da und stehe voller Vitalität auf, oder gehöre ich eher zu der Fraktion, die immer noch mindestens 1x auf die Snooze Taste drückt? Gehe ich jeden Morgen erst in die Küche um mir einen Kaffee zuzubereiten, diesen dann mit der Tageszeitung zu genießen, bevor ich dann voller Hektik, weil die Zeit wieder so schnell vergangen ist, durch das Badezimmer rase, um bereits gehetzt, im letzten Moment, an der Arbeit anzukommen?

Über solche Abläufe denkt in der Regel niemand mehr nach, sie haben sich schon lange verselbstständigt. Allerdings führt das auch häufig dazu, das wir sie nicht mehr bewusst durchführen und erleben und dann später häufig nicht mehr wissen, ob ich die Kaffeemaschine ausgestellt habe, oder das Bügeleisen etc.

Die Rituale von denen ich hier schreibe sind, wenn sie gezielt eingesetzt werden, eine Wohltat für die Seele, denn sie geben ein Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit, Stabilität und zumindest für einen Moment, auch von Angekommen sein. Dabei ist die Wichtigkeit von positiven Ritualen, völlig unabhängig von Alter, Nationalität, Glaubensrichtung, politischer Ausrichtung, Vermögensverhältnissen oder Sonstigem, sondern gehört zu einem der Grundbedürfnisse des Mensch-Seins. Denn Rituale sind wie Anker, die uns in den vielen Herausforderungen unseres Alltags, zur Ruhe kommen lassen und Halt geben.

Rituale geben uns eine gewisse Struktur für unseren Alltag. Es sind wiederkehrende, bekannte Abläufe die mir ein Gefühl von Sicherheit vermitteln und die Gewissheit, dass ich während dieser Zeit, einfach sein darf, nichts erfüllen muss, nicht hetzen muss, mich nicht verbiegen muss und kein Kampf- oder Fluchtmodus notwendig ist (denn in diesem befindet sich unser energetisches / Körpersystem, teilweise immer wieder in unserem Alltag, obwohl es schon lange keine „echten“ Säbelzahntiger mehr gibt).

Diese Rituale sind (kleine) wohlige Raststätten / Oasen, an denen wir uns ausruhen, Kraft tanken, mal wieder richtig durchatmen können und uns Zugehörig und Willkommen fühlen dürfen.

Es gibt unzählige Arten von Ritualen, die vielleicht schon in ihrem Leben sind, aber einfach wieder bewusster erlebt und zelebriert werden dürfen. Ich zähle hier nur ein paar Möglichkeiten auf, die ich anschließend auch gerne mit persönlichen Beispielen ergänze. Diese Vorschläge erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, ganz im Gegenteil. Sie möchten eher dazu einladen, die eigene Kreativität wieder zu beleben und mit sich selber, oder aber auch im Rahmen der Familie, oder im Freundeskreis, zu überlegen, welche Rituale man gemeinsam ins Leben rufen, oder wieder aufleben lassen kann, von denen alle einen Mehrwert haben und die sich gut und stimmig anfühlen. Ausprobieren und Tun ist die Devise, mit kindlicher Neugier, ohne Anspruch auf Perfektion, wieder auf Entdeckungstour gehen, was könnte mir und ggf. auch meinen Lieben dies bzgl. gut tun und somit sogar gleich, uns als Familie oder uns als Paar, wieder mehr zusammen rücken lassen?!

Beispiele für mögliche Alltags-Rituale

  • (m)ein Aufwach- und ich begrüße den Tag Ritual
  • ein Ritual um in fokussiert und ausgerichtet in den Arbeitstag zu starten
  • ein Ritual für die Mittagspause an der Arbeit
  • ein Feierabendritual
  • ein Ritual um meine Kinder zu Bett zu bringen
  • ein Körperpflege-Ritual
  • (m)ein Zubettgeh- und ich verabschiede den Tag Ritual
  • ein Ritual mit einer Freundin / einem Freund (z.B. 1x mtl. nach Feierabend gemeinsame Unternehmung und bewusste Freunde-Zeit)
  • ein Ritual für z.B. das gemeinsame Abendbrot mit der Familie (ganz Wichtig und häufig unterschätzt, vor allem auch für Kinder, egal welchen Alters! Mindestens 1 gemeinsame Mahlzeit pro Tag!!!)
  • ein Ritual an Geburtstagen von Familienmitgliedern, oder Weihnachten vor der Beschehrung
  • v.m.

Nun möchte ich Ihnen hier von meinen persönlichen Ritualen erzählen, die ich zum Teil täglich durchführe, andere gehören bereits zur Vergangenheit (da mein Sohn schon erwachsen ist ;-)), wieder andere empfehle ich sehr gerne an Klienten und / oder sie haben sich einfach immer wieder, entweder im Rahmen  meiner Ausbildungen, oder in meinem alltäglichen Erleben, als sehr kraftvoll und unterstützend erwiesen.

Mein Aufwach- und ich starte in den Tag-Ritual, welches ich gleich ergänzen kann, da ich so auch den Tag verabschiede. Gleich nach dem der Wecker klingelt und ich einigermaßen zu mir gekommen bin, bedanke ich mich, für die vergangene Nacht, für den neuen Tag, für das was vor mir liegt, dafür das ich gesund bin und meine Liebsten auch, ich erbitte einen Segen, für meine Liebsten und mich, für alle Menschen und Tiere, unsere Erde und wundervolle Natur. Das gleiche Abends, nur das ich mich hier für den vergangenen Tag bedanke, Herausforderungen die ich vielleicht gemeistert habe, das ich vielleicht wertvolle Begegnungen und Erkenntnisse hatte und die vielen Zeichen erkannt habe, die das Leben uns immer wieder direkt vor die Füße legt.

Dieses Morgen- und Abendritual ist für mich schon lange essentiell geworden und ich führe es ausnahmslos an 365 Tagen im Jahr durch, weil es für mich so selbstverständlich ist, wie Zähne putzen, essen und trinken. Seit dem ich das tue und mir wert bin, hatte ich keinen Morgen mehr, an dem ich schlecht gelaunt in den Tag gestartet bin und auch Nachts habe ich seit dem weniger Alpträume und schlafe viel entspannter, dementsprechend werde ich auch erholter wach. Dieses für mich, so kraftvolle Ritual, ermöglicht es mir, aus- und aufgerichtet in den Tag bzw. die Nacht zu starten. Zu einem gemeinsamen Abendritual gehört für meinen Mann und mich dazu, einen Kaltluftdiffuser mit ausgewählten ätherischen Ölen, im Schlafzimmer anzustellen.

Spätestens wenn ich im Badezimmer bin und mich geduscht habe, gehört es zu meinem morgendlichen Ritual, mir eines meiner ätherischen Öle zur Hand zu nehmen und dieses entweder in meine Körperpflege einzubinden, oder es als Parfüm aufzutragen, oder eine Kurzmeditation damit durchzuführen, in dem ich eine Handinhalation damit mache.

Hier folgt nun ein Kurzbericht über, dass für mich sehr bedeutungsvolle Zu-Bett-geh Ritual, welches ich mit meinem Sohn jahrelang durchgeführt habe. Nach dem er Zähne geputzt hatte, haben wir uns beide in sein Bett gelegt und ich habe ihm vorgelesen (obwohl er dann irgendwann auch selber hätte lesen können), anschließend haben wir gekuschelt und gemeinsam ein kleines Gebet aufgesagt, dann gab es einen herzhaften Mama-Gute-Nacht-und schöne-Träume-Kuss. Mein Sohn ist mittlerweile 25 Jahre alt, aber das Ritual ist für uns beide unvergessen.

Hier möchte ich euch von 2 Ritualen berichten, die ich gerne mit meinem Klienten teile, bzw. die sie auch gerne mal als Hausaufgabe mit bekommen.

Das Glückstagebuch

Als erstes darf man sich ein kleines Buch besorgen, welches ausschließlich diesem Zweck dient und dies wird dann zu dem persönlichen Glückstagebuch. Dort werden dann am Abend, mindestens 3 Dinge notiert, die einem an diesem Tag berührt haben, erfreut haben, positiv überrascht oder erstaunt haben. Den Begriff „die an diesem Tag glücklich gemacht haben“, verwende ich zu Beginn noch nicht, da dieser Gedanke für viele am Anfang Druck macht, da sie häufig glauben, nur mit viel Schwierigkeiten auch nur 1 Punkt zu finden, den sie am Ende eines Tages eintragen können, da in der Regel, bei vielen überhaupt kein Fokus darauf liegt, was in ihrem Leben gut läuft. (Hier ist Mindset und Bewusstseinsarbeit sehr dienlich, alleine oder mit Unterstützung eines Therapeuten!!!)

Die Stopp-Meditation

Dies ist eine ganz wundervolle Methode, die keinerlei Meditationskenntnisse voraussetzt und auch von Männern gerne genutzt und akzeptiert wird, ohne dass sie das Gefühl bekommen, es könnte damit zu spirituell werden. Ein weiterer Pluspunkt, neben der Einfachheit der Anwendung ist die, dass man sie jederzeit und überall durchführen kann. Selbst in einer Besprechung mit dem Chef oder Kollegen, auf der Toilette, in der Schlange, an der Kasse etc.

Einfach 2-3 mal täglich für einen kleinen Moment innehalten, sich vor dem inneren Auge ein Stoppschild vorstellen / visualisieren und wahrnehmen, wie es einem in dem Moment gerade geht. Nach Möglichkeit, ohne Bewertungen, sondern einfach nur wahrnehmen, dass es so ist. Wie geht es mir gerade? Wie ist meine Atmung? Nehme ich irgendwo Verspannungen wahr, oder bin ich locker?....Dann 1x tief Ein….und Ausatmen und weiter geht es. Alleine durch diese Mini-Auszeit, dieses unscheinbare Ritual, schaffen Sie sich einen Anker im Alltag, der es Ihnen für einen kurzen Moment erlaubt, durchzuatmen, sich neu auszurichten, wieder bewusster zu atmen und konzentrierter und entspannter weiter machen zu können.

wohlbefinden zufriedenheit

Vielen Dank, dass Sie sich die Aus-Zeit genommen haben, um diesen Artikel zu lesen. Ich würde mich freuen, wenn ich Sie inspirieren konnte und sie etwas für sich mitnehmen konnten.

Ich wünsche Ihnen viele kraftspendende Rituale in Ihrem Alltag, für sich selber und auch für Ihre Liebsten um sich herum. Momente wo man vielleicht gemeinsam, aus dem Hamsterrad austritt, um zu lachen, zu träumen, dankbar zu sein und mal wieder im Hier und Jetzt anzukommen. Seien Sie es sich wert. Wenn nicht jetzt, wann dann? Dieser Artikel ist nicht ohne Grund zu Ihnen gekommen, oder Sie zu diesem Artikel.

Autor: Judith Julia Hahn
Thema: Rituale im Alltag
Webseite: https://www.heilpraxis-hahn.de

Autorenprofil Judith Julia Hahn:

  • Heilpraktikerin & Diplom Mental- und Bewusstseins-Coach
  • Aromatherapie für die Seele.

#Entspannung, #Zufriedenheit

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