Stress – Ursachen und Bewältigung

Stress (von lat. Anspannung) ist ein Phänomen unserer Zeit. Der Begriff ist hauptsächlich negativ besetzt, weil Stress krank machen kann.

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Die Wissenschaft unterscheidet genauer und kennt dafür die Begriffe „Distress“ und „Eustress“. Distress wird als negativer Stress definiert und kann sich medizinisch negativ auswirken. Eustress ist der positive Stress, der durchaus die persönliche Belastbarkeit erhöhen kann. Er kann über Begeisterung den Menschen voran treiben. Ob negativer Stress krank macht, hängt immer mit der persönlichen Stresstoleranz zusammen. Der neue Begriff dafür lautet „Resilienz“.  

Was passiert bei negativen Stress?

Zum besseren Verständnis mag die anthropologische Sichtweise herhalten. Unsere hominiden Vorfahren waren ständig Stresssituationen ausgesetzt. Dauerhaft wurde die Umgebung auf Gefahren gescannt. Adrenalin wurde ausgeschüttet, die Kampf- und Abwehrbereitschaft gestärkt, die Muskeln angespannt. Unser Vorfahre in der afrikanischen Savanne hatte nur 2 Reaktionsmöglichkeiten - kämpfen oder flüchten.

Der moderne Mensch hat dieses Verhalten modifiziert übernommen und schaltet bei Dauerstress in den Krankheitsmodus. Eine bei Dauerstress bestehende hohe Adrenalinausschüttung ist für das Herausbilden von Entzündungsherden verantwortlich. Nach neueren Erkenntnissen kommunizieren diese Entzündungsherde über Lymphkapillaren (feinste Verzweigung der Lymphgefäße) mit dem Gehirn und nehmen dort Einfluss auf die Aktivität der Botenstoffe (Serotonin, Dopamin und Noradrenalin). Eine Störung der Aktivität der beschriebenen Botenstoffe ist zumindest neurobiologisch eine der gesicherten Ursachen für die Entwicklung einer Depression.
(Quelle: HR - „Depression – neue Hoffnung ?“, 26.07.2017)

Auslöser für negativen Stress

Auslöser für negativen Stress ergeben sich hauptsächlich durch hohe Anforderungen in der Arbeitswelt. Viele Menschen können sich nicht abgrenzen und auch mal „Nein“ sagen. Sie setzen sich somit wachsendem Druck aus. Im Prinzip ist in solchen Fällen eine klare Analyse der Arbeitssituation (der Blick von oben) erforderlich, um angemessen reagieren zu können. Zusätzlich fehlt häufig das Bekenntnis und das Bewusstsein zu dem Prinzip des „Work-Life-Balance“. Damit ist gemeint, ein ausbalanciertes Verhältnis zur Berufswelt und Privatwelt herzustellen.

Ich habe in meiner Praxis häufig mit Klienten zu tun, die mit der Diagnose „Burnout-Syndrom“ oder „Erschöpfungssyndrom“ zu mir kommen. Ursachenschwerpunkt ist immer ein starker Fokus auf die Arbeitswelt. Insbesondere besteht also nicht die „Work-Life-Balance“ Neben zielgerichteten Interventionen sage ich solchen Klienten dann: “ Sie sind doch wahlberechtigt. Geben Sie sich selbst eine Stimme.“ Als Reaktionen bekomme ich  immer einen überraschten Blick.

Psychische Erkrankungen, wie z.B. eine Anpassungsstörung oder eine Angststörung (generalisierte Angst, Phobie, Panik) können ebenso Stressoren sein. Dann ist eine zielgerichtete Psychotherapie mit ggf. begleitender Pharmakotherapie erforderlich. Aber auch schwere körperliche Erkrankungen wie. z.B. Krebs, Parkinson, Multiple Sklerose etc. sind verständlicherweise Stressoren. Zudem gibt es Auslöser durch Konflikte oder besondere Ereignisse in Beziehungen und Familien. Es ist immer ratsam, sich dann um Bewältigungsstrategien zu kümmern. 

Die Bedeutung der Kommunikation

Man mag es nicht glauben. Was hat Kommunikation mit Stress zu tun ? Auch mal „nein“ sagen können in der Arbeitswelt zum Beispiel. Klar, deutlich und wertschätzend ein anderes, den Arbeitnehmer schützendes Verhalten einfordern. Das ist mit Sicherheit nicht einfach. Aber hilfreich, auch wenn mehrere Versuche erforderlich sind. Verhaltensänderungen sind in der Regel eben nicht von heute auf morgen möglich. Zur einer guten und erfolgreichen Kommunikation gehört der Faktor „Wahrnehmung“. Es geht also auch darum, zu lernen, den eigenen Körper und die persönliche Befindlichkeit wahr zu nehmen und darauf zu reagieren. Wer diese Erkenntnisse beachtet und nach Möglichkeit umsetzt, hat eine große Chance, schnell seine persönliche Balance zu erreichen. Aus dieser Erkenntnis ist die Achtsamkeitslehre (Ursprung: buddhistische Lehre), die in den letzten Jahren eine immer größere Bedeutung bekommen hat, entstanden.

Methoden der Bewältigung

Es gibt eine Vielzahl von Methoden zur Stressreduktion. Dabei gehe ich hier nur beispielhaft auf die wichtigsten Methoden ein. Man unterscheidet dabei physische und mentale Schwerpunkte. Einige Methoden wirken allerdings auch auf beide Bereiche.

Progressive Muskelrelaxation  nach Jacobson

Die Methode setzt an der Muskulatur an und beruht auf dem Prinzip von Anspannung und Entspannung: Stress oder Angst gehen mit einer reflexartigen Anspannung der Muskulatur einher. Der Leitgedanke dabei: ein entspannter Körper führt zu einem entspannten Geist. Progressiv bedeutet: voranschreitend. Die gesamte Skelettmuskulatur wird Schritt für Schritt entspannt.

Autogenes Training / Meditation

Bei diesen mentalen Techniken geht es um die ausschließliche Konzentration auf sich selbst. Selbstwahrnehmung. Den eigenen Körper bewusst wahrnehmen, nach innen schauen. Entsprechende Übungen beginnen häufig mit der Konzentration auf die eigene Atmung.
Ich selbst arbeite zur Gestaltung therapeutischer Interventionen mit der Methode der „therapeutischen Trance“. Zur Einleitung eines Trancezustandes nutze ich ebenfalls die Methode der Konzentration auf den eigenen Körper und die Atmung.

Yoga, Tai-chi, Qigong

Bei allen diesen Methoden handelt es sich um fernöstliche Entspannungstechniken, die sich seit vielen Jahren auch in Europa bewährt haben.

Zur Methode „Qigong“ haben chinesische Forscher jetzt in einer systematischen Übersichtsarbeit eine Vielzahl positiver Effekte auf Körper, Seele und Geist zusammengetragen (Ärztezeitung 01.10.2021). Dabei werteten sie
18 kontrollierte Studien aus und wiesen nach, dass sich z.B. depressive Symptome stark verbesserten.

Fazit

Es ist hilfreich, die eigene Wahrnehmung zu schulen und Stressoren zu identifizieren. Wenn dann Maßnahmen zur Bewältigung eingeleitet werden und das Ziel „Work-Life-Balance“ im Fokus bleibt, kann eine Balance erreicht
werden.

rainer wieckhorst

Autor: Rainer Wieckhorst, Heilpraktiker für Psychotherapie
Thema: Stress – Ursachen und Bewältigung
Webseite: http://www.balance-concept.de

#Stress, #Entspannung, #Verhaltensmuster

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