[Kolumne] Eltern sind schon nach der Geburt verliebt in jeden Zentimeter ihrer Kinder, die Füße, die Hände, der erste Schrei und auch das Windeln wechseln ist kein Problem.
Alles hormongesteuert. Und so soll es auch sein. Natürlich ist das eigene Kind das schönste, das cleverste und beste. Und das wird auch so bleiben. Doch ein Kind, das 20 Jahre lang nur hört, wie fantastisch es ist, wird spätestens in der Ausbildung frustriert sein, wenn es mit Kritik umgehen muss.
Natürlich ist es richtig, den Kindern Kraft und Selbstbewusstsein mitzugeben. Ich habe schon im Kindergarten nie daran gezweifelt, eines Tages Abitur zu machen und zu studieren. Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass ich mich an gewisse Regeln halten und für Fehler die Konsequenzen tragen musste.
Kinder müssen auch lernen, mit Kritik umzugehen und wie sollten sie, wenn sie nie damit konfrontiert werden. Und dann kommen die kleinen Prinzen und Prinzessinen zu mir zur Nachhilfe und sind mit der Realität völlig überfordert. Da hat man das Gefühl, wenn die Eltern ihnen nur den Hintern pudern, Versagen, Misserfolge oder Kritik völlig aus der Bahn werfen. Dann zweifeln sie direkt an sich als Mensch, ein gemeinsames Besprechen der Mängel ist oft unmöglich. Was dann zu Hause erzählt wird, will ich nicht wissen. Doch wir alle müssen lernen, dass Fehler passieren und auch gut sind.
Fehler müssen besprochen werden, aus ihnen können wir lernen. Und Fehler haben auch Konsequenzen zur Folge, spätestens im Erwachsenenalter erfahren wir das tagtäglich: Überziehungszinsen nach zu vielen Ausgaben, kein Toilettenpapier und Essen am Wochenende, weil man das Einkaufen vergessen hat, Jobverlust durch Unzuverlässigkeit und so weiter.
Lernen Kinder aus Fehlern also keine Konsequenzen, wie sollten sie künftig umsichtig und vorausschauend versuchen, weitere zu vermeiden?
Eltern sollten ihre eigenen Fehler deshalb nicht immer verheimlichen, sondern offen mit ihren Kindern darüber sprechen, auch aus fremden Irrtümern können sie lernen, vor allem, dass man deshalb kein schlechter Mensch ist.
Wahrscheinlich können sie nur so auch verstehen, dass anderen Menschen, vor allem auch Eltern oder Lehrern, Fehler passieren. Schließlich beschäftige ich mich den ganzen Tag mit solchen von Schülern, nur so lernen sie, diese künftig zu vermeiden.
Selbstverständlich darf man sich nicht nur auf Mängel konzentrieren, wer Fehler macht, macht gleichzeitig vielleicht andere Dinge gut. Die schlechte Matheklausur aber der Oma eine große Freude gemacht, darf nicht übersehen werden. Lob und Kritik bedingen sich einander. Einerseits dürfen wir uns nicht nur auf unsere Schnitzer fokussieren, sie aber auch nicht ignorieren. Unsere Kinder brauchen Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen, alle Aufgaben in ihrem Leben zu schaffen. Nur muss ihnen eben bewusst sein, dass sie Fehler machen werden, aus denen sie lernen und weiter machen müssen.
Die Welt ist nicht perfekt, Fehler gehören dazu, eigene und fremde.
Autor: Anke Wachtendorf - Schülercoach, Lern- und Erziehungsberatung, Verlagsautorin
Thema: Superlative
Webseite: http://www.schuelercoaching-wachtendorf.de
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