Ein kleines Mädchen fragt seine Mutter:
„Mami, warum sind Oma und Opa eigentlich immer noch verheiratet“
und die Mutter antwortet:
„Ach, weißt Du, Oma und Opa sind aus einer Generation, da hat man Dinge noch repariert und nicht weggeschmissen!“.
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man keinen Versuch unterlassen sollte, um eine Beziehung zu reparieren, denn es ist erwiesen, dass eine unbeschwerte Beziehung mit einer sicheren Bindung zu einem geliebten Menschen glücklich macht und ein guter Schutz vor Krankheit ist. Die meisten Konflikte entstehen eh durch Missverständnisse und eine unsichere emotionale Verbundenheit. Es gibt ausreichend Experten, die paartherapeutisch gute Dienste leisten. Wenn aber alle Versuche vergebens sind, dann ist es besser man trennt sich. Dauerhafte Konflikte in der Beziehung belasten so sehr, dass sie zu Erschöpfung, Frustration und sogar Krankheit führen.
Ein Trennungsprozess wird allerdings von jedem Beteiligten zu einem unterschiedlichen Zeitpunkt wahrgenommen, unterschiedlich empfunden, unterschiedlich verkraftet und auch die Gründe, die zur Trennung führten, sind für jeden unterschiedlich. Derjenige, der die Trennung einleitet, hat sich in der Regel schon länger an den Gedanken gewöhnt als derjenige, der gerade erst davon erfahren hat. Und wenn Kinder im Spiel sind, dann erfahren diese in der Regel als Letze davon.
Schmerzhaft ist eine Trennung immer; für jeden Beteiligten. Besonders qualvoll bei Erwachsenen ist es für diejenigen, die „nur auf einem Bein stehen“, da sie die Beziehung zu ihrem Lebensmittelpunkt gemacht haben, um den sich alles dreht. Kinder leiden am meisten, wenn ihre Eltern sich nicht wie Erwachsene, sondern wie Kinder verhalten, die sich um „das Spielzeug Kind“ streiten. Deshalb sollten Eltern immer bedenken, dass Kinder eine Trennung nicht besser verkraften können als ihre Eltern es tun!
Nach meiner Erfahrung ist es so, dass jeder Mensch den Traum einer lebenslangen erfüllten Partnerschaft mit dem Leitgedanken „Bis, dass der Tod uns scheidet!“ träumt. Wenn dieser Traum dann auf einmal platzt, hat man schon zwei Dinge verloren: den Liebespartner und den Liebestraum. Obendrein verliert man zum Teil auch Sicherheit, Geborgenheit, Geld, ein Zuhause, Lebensplanung, Freunde, Schwiegereltern, Familie, Kinder, Status und häufig auch eine persönliche Identifikation. Sich all dies wieder neu aufzubauen und zu kreieren braucht vor allem Zeit und die sollte man sich unbedingt geben.
Zeit ….
… in der man sich ablenkt,
… in der man Geduld mit sich hat,
… in der man mitfühlend mit sich selbst ist, egal welche Gefühle auftauchen,
… in der man sich der eigenen Fähigkeiten und Stärken wieder bewusst wird,
… in der man sich der eigenen Fehler in der Beziehung bewusst wird und sich diese verzeiht, weil man es nicht besser wusste.
(kaum einer hat eine Ausbildung in Sachen Liebesbeziehung!)
… in der man sich neue Ziele setzt und neuen Träumen hingibt.
Wie viel Zeit man braucht, um eine Trennung zu verkraften ist ein ganz individueller Prozess und hängt von den Umständen der Trennung und deren Bedeutung für den Einzelnen ab. Ob die Trennung von einem selbst oder vom Partner ausgegangen ist, ob man betrogen wurde oder betrogen hat, ob es bereits neue Partner gibt oder nicht, ob man vertrauensvoll oder misstrauisch in die neue Lebenssituation geht usw.. . all diese Umstände beeinflussen den Heilungsprozess nach einer Trennung.
Trennung bring aber nicht nur Negatives mit sich, sondern hat auch Vorzüge: Spätestens jetzt bekommt man die Chance eigenverantwortlich zu handeln und zu leben. Außerdem kann sich die in der unglücklichen Beziehung gebundene Energie nun in anderen Bereichen des Lebens entfalten. Manch einer stellt auch das befreiende Gefühl bei sich fest, dass er sich nun nicht mehr verbiegen muss, um Harmonie herzustellen oder Bestätigung zu erhalten, und kann nun so sein wie er möchte. Es werden vernachlässigte Freundschaften wiederaufgenommen und neue Kontakte geknüpft. Krankheitssymptome gehen zurück oder verschwinden sogar. Und wenn man Kinder hat, dann müssen diese nicht den Rest ihres Lebens eine unglückliche Beziehung zum Vorbild haben.
Hilfreich ist es auf jeden Fall, sich immer wieder bewusst zu machen, dass Trennung zwar immer Abschied von etwas Vertrautem, gleichzeitig aber auch immer Aufbruch zu etwas Neuem bedeutet. Jeder Mensch hat die Wahl:
„Den Misthaufen“ größer werden zu lassen oder Dünger daraus herzustellen!
Autor: Natali Huntenburg
Thema: Trennung
Webseite: http://www.natali-huntenburg.de