„Loslassen“ hier „loslassen“ da! Mittlerweile ist das Wort in aller Munde und überall zu hören. Viele Menschen raten uns: „Du musst doch endlich mal loslassen!“ „Lerne loszulassen!“ Doch alleine der Gedanke daran bringt uns schon wieder in ein immer wiederkehrendes Gedanken-Karussell und man fragt sich „Wie soll ich das nur schaffen?“.
Träume liegen in Trümmern oder eine Liebe lässt sich nicht leben. Schmerz, Trauer, Wut und Zorn sind unser ständiger Begleiter. Es gibt viele Dinge, Erlebnisse, Personen und Situationen, die wir aus unserer Vergangenheit mitschleppen. Auch wenn wir merken, dass der Blick im Rückspiegel der Vergangenheit so groß wie ein Fußballstadion ist - und immer mit schmerzhaften Gefühlen verbunden ist - halten wir dennoch daran fest. Obwohl es ein enormer Kraftakt ist bleiben wir lieber in unserer schon fast liebgewonnen Kloake sitzen.
Doch weswegen ist das so?
Bedeutungen (Quelle Wikipedia):
[1] den Griff um etwas lösen, etwas nicht mehr festhalten
[2] jemanden oder etwas nicht mehr zurückhalten
[3] übertragen: von etwas nicht mehr seelisch beeinträchtigt werden
[4] übertragen: eine enge Bindung lockern
Als Gewohnheitstiere reißen wir uns nicht gerade um Veränderungen. Das ist auch der Grund weswegen wir es vorziehen in unserer bequemen „Kloake“ sitzen zu bleiben. Schließlich wollen wir kein Risiko eingehen den all unsere Routinen und das Gewohnte geben uns vermeintlich Sicherheit und Halt. Genaugenommen ist es eine Illusion, da oft täglich Veränderungen in unserem Leben stattfinden. Hier können wir loslassen ohne dass wir es bemerken. Wir akzeptieren und reagieren angemessen auf Ereignisse und Entwicklungen. Wir akzeptieren was passiert ist – auch wenn das unseren eigenen Interessen widerspricht.
Loslassen ist die Akzeptanz darüber die eigene Geschichte zu akzeptieren – nicht dein Schicksal! Du allein bist der Autor deines Lebens!
Akzeptanz ist das Schlüsselwort damit es uns leichter fällt. Jede Erfahrung, ist ein wertvolles Kapitel in unserem Leben. Wir können jederzeit eine neue Seite aufschlagen. Übernimm die Verantwortung, akzeptiere was geschehen ist und verstehe, dass den Schmerz zuzulassen auch bedeutet daran zu wachsen. Wir haben es selbst in der Hand auch wenn es nicht einfach ist.
Mut und die tiefe Überzeugung davon sich aus dieser Beziehung oder Situation lösen zu wollen, ist für unseren eigenen Seelenfrieden unabdingbar. Zu erkennen, dass es an der Zeit ist ein Kapitel zu schließen bringt uns schon in die Handlung. Auch wenn es mit viel Traurigkeit und der Überwindung unserer eigenen Schmerzgrenze verbunden ist, ist es wichtig diesen Schritt zu gehen. Das Loslassen bringt uns dazu unsere verlorengegangen Puzzleteile wieder zusammenzusetzten, sodass dadurch vielleicht ein ganz neues Bild von uns entsteht.
Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit; die Fähigkeit eine Krise zu bewältigen) hilft uns dabei, nicht wie gelähmt stehen zu bleiben oder runterziehen zu lassen oder gar über Veränderungen nie hinwegzukommen. Ganz im Gegenteil! Sie hilft uns dabei Puzzleteile neu zu ordnen und weiter machen zu können. Jedoch anders als bisher. Das bringt uns neue Erfahrungen und Erkenntnisse.
Vertrauen darauf, dass es in Zukunft besser wird auch wenn du glaubst bei dir stimme etwas nicht. Halte dir immer wieder vor Augen, wie viele Hürden du in deinem Leben gemeistert hast und wie viele Steine du aus dem Weg geräumt hast.
Wir Menschen halten an unterschiedlichen Personen, Dingen oder auch Situationen fest. Im Laufe unseres Lebens können uns immer wieder ähnliche Personen begegnen, die uns wiederholt in bereits bekannte Situationen versetzen. Und auch wenn es uns bekannt vorkommt ist es doch „anders“ und wir beginnen erneut uns mit dem Thema des „Loslassens“ auseinanderzusetzten. Es beginnt immer wieder ein neuer Prozess an dem wir wachsen können.
Die Schwierigkeit des Loslassens begegnet uns in verschiedenen Bereichen unseres Lebens:
Träume und Ziele
Ein langgehegter Traum, die Vorstellung wie das Leben verlaufen soll oder auch der Wunsch nach beruflichem Erfolg. Zu bemerken, dass es eine Illusion war, ein Trugschluss oder auch ein Irrglaube spricht von wahrer Stärke und Größe. Uns selbst zu reflektieren und unsere Erfahrungen daraus zu ziehen ist trotz allem ein Gewinn, wenn wir es zulassen.
Situationen
Enttäuschungen, Treuebruch eines geliebten Menschen und insgesamt traumatische Erlebnisse sind negative Erfahrungen die uns viel zu lange begleiten. Es ist wie einen Rucksack - der Aufgrund dieser Erfahrungen - immer schwerer und schwerer wird, weil wir es nicht schaffen alles hinter uns zu lassen - eben loszulassen. Immer und immer wieder analysieren wir, geben uns die Schuld und schämen uns für das was wir erlebt haben. Doch dieses Gefangensein in einem Gedankenkarussell bringt uns nicht weiter. Ganz im Gegenteil: Je mehr Energie wir in eine Situation geben, die wir nicht ändern können - da sie schon geschehen ist - desto weniger Energie und Weitblick haben wir für mögliche Lösungen.
Emotionale Bindung an Dinge
Sicherlich ist es jedem von uns schon einmal schwer gefallen sich von liebgewonnen Dingen zu trennen. Kleidungsstücke, die schon seit Jahren in unserem Kleiderschrank liegen und nicht mehr getragen werden. Vielleicht erinnert uns die Jacke auch an eine verflossene Liebe oder aber auch an eine Kleidergröße die wir mal hatten. Erinnerungen an vergangene Partnerschaften, wie Liebesbriefe, Kinokarten, kleine Geschenke oder auch die Buchungsunterlagen einer Reise.
Ich habe mir früher immer einen Schuhkarton genommen, um alles Mögliche - was für mich schöne und wichtige Erinnerungen bedeuteten - aufzuheben. Im Laufe der Jahre sammelten sich sehr, sehr viele Kartons. Ich beschloss für mich, dass es an der Zeit war mich davon zu lösen! Mit dem Wissen, dass die Erinnerungen für immer bleiben werden, konnte ich sie ohne Angst oder gar schlechtem Gewissen entsorgen. Diesen materiellen Ballast auszusortieren und abzuwerfen war eine enorme Erleichterung für mich.
Zwischenmenschliche Beziehungen
Einige Begegnungen mit Personen in unserem Leben kommen uns vor, als wären sie von Zauberhand geführt worden. Es sind filmreife und märchenhafte Zufälle, die meist nur von kurzer Dauer sind. Der Glaube an die sprichwörtliche „Liebe auf den ersten Blick“ kann uns Jahre gefangen halten und beraubt uns immer mehr unserer eigenen Energien. Aus Partnerschaften oder Freundschaften entwickeln sich oft sogenannte toxische Beziehungen. Von toxischen Beziehungen spricht man, wenn eine Partnerschaft dauerhaft mehr Kraft kostet als sie gibt. Vergiftende Beziehungsmuster sind u.a. durch Egoismus, Unterdrückung und Kontrollsucht durch einen der Partner gekennzeichnet. Am Ende dieser Verbindungen begleiten uns sehr intensive Gefühle, wie Hass, Wut oder tiefe Trauer. Durch die Intensität dieser Gefühle die wir erleben fällt es uns besonders schwer jemanden loszulassen. Wir klammern uns an bestimmten Dingen fest anstatt uns darüber bewusst zu werden welch emotionales Unbehagen damit einhergeht. Wir fühlen uns hundeelend. Wir haben Angst vor dem was passieren wird, wenn wir dies oder das sagen oder tun. Wir fürchten uns auch vom Alleinsein, vor Veränderungen oder davor sich zu irren. Viel lieber suhlen wir uns in unserem Elend und der Ungerechtigkeit die uns widerfahren ist und fühlen uns als Opfer dieser Situation. Dieser Trennungsschmerz ist überwältigend. Oft denken wir, es wäre besser noch ein bisschen Zeit vergehen zu lassen, damit der andere bemerkt, wie sehr er uns vermisst und braucht und wie sehr er uns doch liebt. Doch die Erfahrungen zeigen uns, dass wir unsere eigene Lebenszeit verschwenden, da sich nichts ändern wird.
Jemanden zu lieben heißt aber auch loslassen zu können. Niemand ist für unser Glück verantwortlich außer wir selbst. Es ist nichts Verwerfliches daran unsere eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen für unser persönliches Wachstum, unser Wohlbefinden, um so unser Selbstwertgefühl zu stärken.
Wenn du dich selbst nicht als einzigartige und vollkommene Person wahrnimmst, zerstöre deine eigene Integrität nicht noch mehr, sondern handle! Schließe dieses Kapitel ab und mach dich auf einen neuen Weg….
Möglicher Ursprung, warum es uns schwerfällt Trennungen vorzunehmen
In den verschiedenen Phasen unseres Lebens, wie die Kindheit, die Jugendzeit aber auch im Erwachsenenalter, machen wir nicht nur positive Erfahrungen. Je älter wir werden desto mehr Lebenserfahrung bekommen wir. Eine miserable Kindheit, Gewalterfahrungen, Unfälle und auch das Gefühl wertlos zu sein, bringt uns dazu Verhaltensweisen zu entwickeln, die uns mehr schaden als das sie uns helfen. Zu einer gewissen Zeit hat uns dieses Verhaltensmuster gute Dienste erwiesen und uns geholfen in der damaligen Situation zurechtzukommen. Aus diesem Grund suchen wir immer wieder nach Dingen und zwischenmenschlichen Beziehungen, an denen wir festhalten können damit wir einen Anker in unserem Leben haben. Das können wir einschätzen und wollen es behalten. Es gibt verschiedene Ursachen, die es uns erschweren Trennungen zu vollziehen und loszulassen. Ein paar davon möchte ich hier gerne nennen.
Die Sehnsucht die uns überkommt, wenn wir in Erinnerungen schwelgen. Leider ist es meist so, dass wir die Situation oder den Menschen „auf ein hohes Podest“ stellen. Vergessen sind die „Steine die uns in den Weg“ gelegt wurden oder das verletzende Verhalten von bestimmten Personen. All das haben wir aus unserem Gedächtnis verdrängt. Wir nehmen diese Personen in Schutz und finden auch gute Ausreden für ihre Eigenschaften oder ihr Verhalten, das uns sehr verletzt hat. Die Nostalgie kann uns auch auf gewisse Art und Weise inspirieren und uns bereichern! Nur in der Vergangenheit hängen zu bleiben hindert uns daran im Hier und Jetzt zu leben und an unseren Erfahrungen zu wachsen.
Haben wir unterwegs unsere Würde und unser Selbstbewusstsein verloren fällt es umso schwerer loszulassen. Wir machen es daran fest, was andere über uns denken und wie sie uns behandeln. Wenn uns ein Mensch verlässt oder uns nicht in seinem Leben haben will, denken wir sofort, dass wir es nicht „Wert“ sind geliebt zu werden. Durch solche Erfahrungen stürzen wir oftmals in eine Weltuntergangsstimmung. Es fällt uns schwer bei uns selbst zu bleiben, da wir uns die Aufmerksamkeit von anderen wünschen und sie auch brauchen. Dem ist jedoch nicht so. Für uns ist es wichtig unsere eigenen Grenzen zu kennen und zu wissen, was wir selbst von unserem Leben erwarten. Damit unser Selbstwertgefühl wieder wachsen kann gehört es auch dazu von Personen abzulassen die nicht bei uns bleiben wollen.
Eines der stärksten Gefühle das uns am Weiterkommen hindert ist die Angst vor Veränderungen. Sprichwörtlich gesagt, über den eigenen Schatten zu springen, hält uns davon ab loszulassen. Schließlich wissen wir nicht, was danach auf uns zukommt.
Fühlst du dich im gegenwärtigen Moment nicht glücklich und voller Lebensfreude, dann bleibe nicht für immer ein Gefangener deines eigenen Leides. Das Schicksal und auch deine innere Stimme weisen dir den Weg zu deinem Wohlbefinden. Eines ist sicher: Das Gestern kannst du nicht mehr ändern und das Morgen ist noch nicht geschehen. Sei mutig und gestalte deine Leben neu.
Haben wir unser ganzes „Herzblut“ in eine Person oder Sache gesteckt, fällt es uns besonders schwer dies hinter uns zu lassen obwohl es uns nur noch Leid und Schmerz bringt. Wir haben viel Zeit, Kraft und Energie aufgewendet und bemerken, dass es nicht geschätzt wird oder schlicht und einfach sinnlos war. Vor allem wenn wir ein sogenanntes Helfersyndrom (lt. Wikipedia: bezeichnet man dies als negative Auswirkungen übermäßiger Hilfe) haben, erscheint uns das Loslassen als eine schier unüberwindbare Aufgabe zu sein. Die Hilfsbereitschaft die wir an den Tag legen kann bis zur Selbstschädigung und Vernachlässigung von Familie und Freunden führen. Dabei übersehen oder unterschätzen wir unsere eigenen Grenzen. Wir denken und hoffen, dass wir unersetzbar sind oder, dass unser Gegenüber sich darüber bewusst ist was wir doch alles für ihn getan haben. Dadurch haben wir Erwartungen die niemand erfüllen kann und auch nicht muss. Geben wir ohne Erwartungen zu haben befinden wir uns am Ende einer Geschichte auch nicht im Dilemma des Loslassens. In unserem Leben begegnen uns viele Menschen und manche sind nur für eine bestimmte Zeit oder aus einem bestimmten Grund bei uns bis sich die Wege wieder trennen. Lass den Schmerz der Trennung gehen und gebe dich dem Fluss des Lebens hin.
Zu wissen, wann man loslassen soll, ist die Weisheit.
Es auch zu tun, bedeutet Mut.
Und wenn man dabei den Kopf oben behält, ist es Würde.
(Quelle: Unbekannt)
Was geschieht mit uns, wenn wir nicht loslassen/akzeptieren?
Jeder von uns hat bestimmt schon einmal eine Situation erlebt in der er das Gefühl hatte festzustecken. Wir konnten etwas oder jemanden nicht loslassen/akzeptieren. Je mehr Zeit verging desto mehr Kraft kostete es sich daran zu klammern. Wir halten und halten fest und dadurch erzeugen wir noch mehr Druck. Es kann sich auf verschiedene Arten zeigen und auch manifestieren.
Sehr auffällig und häufig ist die Konzentrationsschwäche und die schnelle Erschöpfung. Man fühlt sich nicht mehr in der Lage die einfachsten Dinge zu tun und Entscheidungen zu treffen. Irgendwie ist alles zu viel. Zusätzlich kommt es zu Schlafstörungen die einen zu schaffen machen. Auch Kopfschmerzen können auftreten. Sehr oft legen wir uns unangebrachte Verhaltensmuster zu, wie z. B. dass wir sehr nachtragend sind und uns ewig lange alle Details im Gedächtnis behalten. Keiner muss das Erlebte für richtig halten. Das wichtigste ist es dem ganzen keine Macht mehr zu geben. Halte dich nicht länger mit Dingen auf die Dir nicht guttun.
Je länger wir brauchen um loszulassen/akzeptieren desto wahrscheinlicher kann es durchaus auch zu gesundheitlichen Problemen kommen, die nicht zu unterschätzen sind:
- Magen-Darm-Erkrankung (z. B. Durchfall, Verstopfung usw.)
- Herz-Kreislauf-Erkrankung (z. B. Schwindel usw.)
- Unkontrollierbare Affekte (z. B. Aggression, Wutausbrüche, vermehrtes Weinen usw.)
Schlimmstenfalls kann es auch zu Depression und Burn-out führen.
„Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede!“
Im Laufe der Jahre habe ich verstanden, dass das Leben ein stetiger Wandel ist. Es dient unserer Persönlichkeitsentwicklung. Etwas loszulassen was uns schmerzt, hat nichts mit Schwäche zu tun. Ganz im Gegenteil: Es zeugt von großer Stärke und Wachstum. Und schließlich gehört es auch im Leben dazu verschiedenen Schwierigkeiten und Konflikten ausgesetzt zu sein wie z. B. Tod, Trauer, Wut, Verlust, Verzweiflung, Kränkung, Eifersucht, Abweisung, Trennung.
Denn alles, was uns heute als Mensch ausmacht, ist die Summe aller Erfahrungen und Schwierigkeiten die wir gemeistert haben, um im Hier und Jetzt authentisch wir selbst zu sein. Auch wenn wir all das nicht ohne Schmerz und Leid erreicht haben.
Wie kann das loslassen/akzeptieren gelingen?
Fakt ist auf jeden Fall, dass es nicht das „Patentrezept“ gibt das auf jeden von uns zutrifft. Vielmehr ist es so, dass wir die Möglichkeit haben verschiedenes auszuprobieren und auf diesem Weg das passende für uns zu finden. Jedes loslassen/akzeptieren ist ein Prozess der nicht immer gleich abläuft. Ich habe in meinem Leben auch schon einiges hinter mir gelassen. Und eins ist sicher, es ist jedes Mal anders. Die Situation in der ich mich befinde ist nicht dieselbe, aber vor allem sind die Menschen und meine Gefühle für diese nicht die gleichen. Die Umstände sind anders und das ganze „drumherum“... Auf alle Fälle fühlen wir uns am Anfang dieses Prozesses selten hervorragend und er ist kräftezehrend. Auch wenn wir als erwachsene Menschen wissen, dass es nur noch besser und leichter werden kann - und uns nicht umbringt - fällt es uns trotz allem schwer. Wir neigen dazu, uns immer und immer wieder die gleichen Fragen zu stellen und ständig analysieren ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Auf manche Fragen werden wir nie eine Antwort bekommen. Lass´ sie so stehen, gräme dich nicht und gehe in die Akzeptanz. Irgendwann werden wir vielleicht verstehen Wozu das alles einmal gut war. Das Loslassen ist eine bewusste Entscheidung die ihren Anfang in unserem Kopf macht. Also gehen wir es an!
Der Prozess des Loslassens ähnelt den Trauerphasen nach Elisabeth Kübler-Ross. Die fünf Phasen der Trauer der Psychiaterin (8. Juli 1926 - 24. August 2004) ist ein Modell, in welchem sich jeder Mensch in einer derartigen Situation wiederfinden kann. Sie gehen ineinander über und manchmal kann es zu einer Rückkehr einer bereits durchlebten Phase kommen.
Phase 1 – Nicht-wahrhaben-Wollen
Die erste Reaktion auf eine negative Nachricht oder eine Trennung ist, diese neue Realität nicht wahrhaben zu wollen. Man glaubt, es handele sich um ein Missverständnis, ein Fehler, schlechter Scherz usw. Sie verdrängen und nehmen den anderen in Schutz und setzen sie auf einen Sockel.
Phase 2 - Der Zorn
Hat man erst einmal die Realität akzeptiert, folgt die Wut auf alles und jeden. Man fragt sich, „warum ausgerechnet ich??!!“ Häufig sind wir dann neidisch auf andere, denen es vermeintlich besser geht und deren Leben wie am Schnürchen läuft. Dieser Zorn kann aber hilfreich sein. Gefühle rauszulassen statt sie in sich hinein zu fressen, ist befreiend. Nahestehende Personen sollten hier geduldig reagieren und Wutausbrüche nicht persönlich nehmen.
Phase 3 - Das Verhandeln
Dies ist in der Regel die kürzeste Phase, in der kindliche Verhaltensweisen zu Tage kommen, wie die eines erst zornigen und dann verhandelnden Kindes, das sich eine Belohnung erhandeln will. Dadurch erhofft man sich Freiheit von Schmerzen. Viele Betroffene besuchen in diesem Abschnitt vermehrt die Kirche und beten häufig zu Gott. Sie hoffen auf ein Wunder, wünschen sich einen Aufschub, bevor die unvermeidbare Realität eintrifft.
Phase 4 - Die Depression und Leid
Neben einer inneren Leere - unter der Betroffene leiden - kommen hier meist auch Reue und Verzweiflung ins Spiel. Man denkt darüber nach, was man hätte anders machen können, was man versäumt hat. Man trauert über das Verlorene oder das, was man verlieren wird. Freunde und Angehörige sollten hier bei der Bekämpfung und Bewältigung der Sorgen helfen. Ohne subjektives Kennen der Angst und der Verzweiflung ist kein Erreichen der nächsten Phase in Sicht.
Phase 5 – Die Annahme
Dies ist gewissermaßen eine emotionslose Phase, denn hier hat man Schmerz, Hoffnung und Wut hinter sich gelassen. Viele Betroffene resignieren und möchten sich keinen alltäglichen Problemen stellen. Mit Ablehnung, die sie hier durch den Erkrankten erfahren könnten, sollten sie nachsichtig umgehen. Man sollte diesen Abschnitt aber nicht mit dem sehr ähnlichen verfrühten Aufgeben verwechseln.
Das Wissen um diese Phasen hilft sowohl Betroffenen als auch Familie und Freunden. So allein oder hilflos man sich auch fühlen mag - alle Menschen müssen sich Situationen wie diesen stellen und sie bewältigen. Und dass dies in den meisten Fällen bei allen Menschen ganz ähnlich abläuft, kann Hoffnung geben.
Ein paar mögliche Vorschläge und Rituale:
Nimm dir die Zeit die du brauchst.
Wie wir ja wissen handelt es sich um einen Prozess der auch verschiedenen Phasen durchläuft. Gib dir so viel Zeit, wie du brauchst. Jeder geht in seinem eigenen Rhythmus und du kannst auch nichts erzwingen. Bleibe auf deinem Weg und lasse dich nicht entmutigen auch wenn es einige Hochs und Tiefs gibt. Es bringt dir nichts, dich unter Druck zu setzten oder dich in Selbstmitleid zu suhlen falls es nicht so läuft, wie du dir das vorstellst.
Der Abschied.
In meinen Beratungen empfehle ich gerne einen Brief zu schreiben. In diesem Brief sollen wir uns alles, was uns belastet von der Seele schreiben. Und zwar ohne darüber nachzudenken was wir schreiben. Es können gerne auch Schimpfwörter benutzt werden. Dieser Brief wird natürlich nicht abgeschickt. Vielmehr wird es ein Ritual in dem wir den Brief verbrennen und die Asche in fließendes Wasser übergeben. Damit schwimmt alles davon und wir können uns verabschieden. Sich auch immer wieder selbst zu sagen „Ich bin jetzt bereit loszulassen“ kann jegliches Gedankenkarussell stoppen.
Akzeptieren in Dankbarkeit.
Sei dankbar für die Begegnungen und Erfahrungen die du gemacht hast. Akzeptiere was war und was jetzt ist. Es wird dir auf alle Fälle in Zukunft helfen neue Möglichkeiten zu entdecken und mit anderen schwierigen Situationen besser umzugehen.
Vergebung.
Meist ist es so, dass wir uns schämen einen Fehler gemacht zu haben oder nicht bemerkt haben, was vielleicht alle anderen in unserem Umfeld schon lange bemerkt haben. Letztendlich haben wir ja dafür unsere Quittung schon bekommen und damit ist es auch gut. Es ist nun einmal passiert und lässt sich auch nicht mehr ungeschehen machen. Steh zu deinen Fehlern, lerne daraus, verzeihe dir selbst und gehe weiter. Nur so lässt sich der unsichtbare Faden der emotionalen Bindung durchtrennen.
Gespräche.
Vertraue dich deinen Freunden an und sprich über deine Gefühle, Ängste und Sorgen. Verharre nicht weiter in deiner Hilflosigkeit, denn geteiltes Leid ist halbes Leid. Dadurch wirst du eine Erleichterung spüren und deine Freunde oder die Menschen denen du dich anvertraut hast können dir beim Loslassen helfen und dich unterstützen.
Nicht wenigen Menschen gelingt es sich bei Freunden zu öffnen und sie suchen sich dann professionelle Hilfe. Es zeugt von einer großen Stärke sich dies einzugestehen und ist auf keinen Fall als Schwäche zu sehen. Ich bewundere jeden der diesen Schritt für sich entdeckt hat denn dadurch beginnt bereits ein Veränderungsprozess.
Fazit:
Das Thema Loslassen/Akzeptanz ist ein Teil unseres Lebens.
Jeder Schritt in Richtung Zukunft hilft uns dabei, uns von alledem zu entfernen was nicht für uns bestimmt ist, was nicht kommen wird, was uns dazu bringt uns schlecht zu fühlen und uns keine Freude und Glück bringt.
Leben bedeutet auch, unseren Rucksack immer wieder mal von Ballast zu befreien und ihn neu zu ordnen. Auch sich von früheren Hoffnungen, Glück und Freude zu verabschieden. Es ist auch immer wieder mal schmerzhaft und der Prozess des Loslassens beginnt von vorne.
Geh deinen Weg und heiße neues stets willkommen!
Autor: Barbara Schuhmann
Thema: Warum kann ich nicht loslassen?
Webseite: https://www.barbaraschuhmann.de
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