Ich mach mir meine Welt, wie sie mir gefällt!

„Sag mal, in welcher Realität lebst du eigentlich?“ Haben Sie diese Frage schon mal gehört? Oder vielleicht sogar auch schon mal selbst gestellt?

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So was Unsinniges, - es gibt doch nur eine Realität! Oder etwa nicht? Klarer wird die Antwort vielleicht, wenn wir uns dazu vor allem den Lauf der jüngeren Geschichte näher ansehen. Lassen Sie uns fragen, mit welcher Gesinnung die Menschen leben, die nicht unsere Überzeugungen teilen und die sich oft so sonderbar verhalten. 

Über die ganze Welt hinweg können wir es immer stärker beobachten. Und manchmal nur den Kopf schütteln. Und zwar egal, auf welcher „Seite“ wir stehen oder in welcher „subjektiven Realität“ wir leben. Es sind immer die anderen, die nicht richtig sind. Die in der falschen Realität leben und somit falsch wahrnehmen, denken und auch handeln.

Gibt es sie somit also – unterschiedliche Realitäten, in denen wir Menschen leben?

Realität und Wirklichkeit

Aber was ist das denn überhaupt, die Realität? Zugegeben – ein sehr schwieriger Begriff. Die Realität oder auch die Wirklichkeit. Was ist wirklich? Was ist real? Da ist ein großer Unterschied.

Wikipedia bezeichnet die Realität als etwas, dass „keine Illusion ist und nicht von den Wünschen oder Überzeugungen einer einzelnen Person abhängig ist“. Bei der Wirklichkeit spielt stattdessen die Subjektivität eine Rolle. Eine subjektive Realität gibt es im Grunde genommen also nicht. Was es aber gibt ist unsere individuelle Wirklichkeit.

In der Wissenschaft geht man stets von der Überprüfbarkeit aus. Was ich prüfen und messen kann, - das ist real. Aber auch die Überprüfbarkeit hat Grenzen. Und können wir wirklich immer alles messen und erklären?

Vielleicht haben Sie ja auch schon einmal etwas erlebt, was Sie sich nicht erklären konnten. Dinge geschehen – sind real und überprüfbar– aber nicht erklärbar. Das Ergebnis ist messbar. Andererseits kann etwas, was nicht überprüfbar ist, auch nicht real sein. Denn die Realität ist gemäß Definition immer objektiv. Wenn wir nicht überprüfbare Ergebnisse als real empfinden, dann sind sie nur in unserer individuellen Wirklichkeit wahr.

Über die Wahrnehmung zur Wirklichkeit

Der Weg zur Wirklichkeit führt über die Wahrnehmung. Ein ebenso komplexer Bereich! Dazu brauchen wir unsere Sinnesorgane, die nicht nur physisch individuell ausgeprägt sind. 

Kann dann somit jeder seine eigene Wirklichkeit steuern? Ich meine JA. Denn jeder von uns lebt in seiner eigenen, ganz persönlichen Welt. Jeder von uns hat eine andere Wahrnehmung. Und meine Wahrnehmung kann ich beeinflussen und steuern.

Wie das geht? Jeder Mensch interpretiert eine Situation auf seine eigene, ganz individuelle Art und Weise. Warum? Weil in die Interpretation immer individuelles Wissen, Erfahrungen, Erwartungen, Überzeugungen und Werte miteinfließen. Somit ist die eigene Wirklichkeit immer subjektiv. Jeder einzelne von uns hat seine persönliche Konstruktion, die er (oder sie) Realität nennt. Die Wirklichkeit ist bei jedem Menschen anders.

Der subjektive Anteil der Wahrnehmung wird sogar explizit in der Wahrnehmungspsychologie untersucht. Der Uni-Prof. Dr. Claus-Christian Carbon von der Uni Bamberg befasst sich mit diesem höchstaktuellen und weiten Feld. Faszinierend.

Wie steuere ich aber nun meine Wahrnehmung? Was passiert bei diesem Vorgang in unserem Gehirn? Nun, wir Menschen variieren ständig unseren Fokus und legen den Schwerpunkt auf für uns wichtige Aspekte. Unser Gehirn filtert die Unmengen von Bewusstseinseindrücken, denen wir ständig ausgesetzt sind, denn sonst wäre es schnell überfordert. Als selektive Wahrnehmung beschreibt die Psychologie das eingeschränkte Wahrnehmen von bestimmten Aspekten in unserer Umwelt und das unbewusste Ausblenden anderer Aspekte. Aber auch der Einsatz von Substanzen und Medikamenten beeinflusst unsere Wahrnehmung und hat damit Einfluss auf unsere Überzeugungen.

Die Verstärkung

Die bewusste Wahrnehmung der individuellen Wirklichkeit kann aber auch verstärkt werden. Man nennt das Konsensvalidierung. Wie das geht? Viele Menschen nehmen die Wirklichkeit genauso wahr wie ich, - also muss sie richtig sein. Somit bildet sich eine Gruppe der Zugehörigkeit, die sich laufend in ihren Einschätzungen verstärkt und die Überzeugungen der Gruppe als die einzig „richtige“ Wirklichkeit verfestigt. 

Wenn zwei Menschen mit extrem unterschiedlichen Überzeugungen aufeinandertreffen, entsteht somit Unverständnis und nicht selten Streit. Wir versuchen den anderen von unserer - der „richtigen“ - Wirklichkeit zu überzeugen. Erstaunlicherweise haben wir damit selten Erfolg.

Wie kann es dann aber sein, dass ganze Bevölkerungsschichten in einer vermeintlich anderen Welt leben? Exemplarisch sei hier der Ausgang der US-Präsidentenwahl von 2020 genannt. Ein gutes halbes Jahr nach der Wahl wurde im Mai 2021 vom französischen Marktforschungsunternehmen Ipsos und der britischen Nachrichtenagentur Reuters eine Umfrage durchgeführt. Sie ergab, dass 32% der Gesamtbevölkerung der USA glaubte, dass die Wahl „gestohlen“ worden sei. Während es bei den Republikanern 60% waren, glaubten dies auch noch 13% Demokraten und fast ein Viertel aller unabhängig Befragten. 

Im Vergleich dazu: Direkt nach der Wahl, Ende November 2020 waren nur 5% der Gesamtbefragten von einem Wahlbetrug überzeugt, während 73% die Wahl für rechtens hielten.

Steter Tropfen höhlt den Stein

Unsere persönliche Konstruktion der Wirklichkeit ist somit nicht statisch, - sie verändert sich. So wie unser Leben und unser Alltag ständig im Wandel sind. Neue Erfahrungen, Ziele oder auch Ängste beeinflussen stetig unser Bewusstsein und damit unsere Wahrnehmung. Auch die Erfahrungen von anderen Menschen, die wir als glaubwürdig erachten haben eine Wirkung auf uns. So kommt es dann, dass die Aussage der Schwester von einem Bekannten des besten Freundes einer Nachbarin, plötzlich Gewicht erhält.

Die Bestätigung der individuellen Wirklichkeit von außen verschafft uns generell Sicherheit. Und wir nehmen Andersdenkende nicht mehr als gleichwertig wahr. Deren Wahrnehmung ist falsch!  Oftmals erliegen wir der Versuchung unsere Mitmenschen ungebeten überzeugen zu wollen. Missionieren rüttelt jedoch an unseren Überzeugungen und erzeugt somit in erster Linie Abwehr. Deshalb geht das meistens schief.

Die Kraft der Gedanken

In seinem wunderbaren Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“ schildet Paul Watzlawick sehr bildhaft, wie wir uns die Wirklichkeit möglichst unangenehm gestalten können – und zwar ausgehend von unseren Gedanken.

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In der „Geschichte mit dem Hammer“ geht es beispielweise darum, dass der Protagonist von seinem Nachbarn einen Hammer ausleihen möchte.  Bevor er losgeht, um danach zu fragen, kommen ihm jedoch Zweifel, ob der Nachbar ihm diesen Gefallen tun wird. Er erinnert sich, dass er ihn letztens so komisch angeschaut habe und auch vor einigen Tagen im Treppenhaus nicht gegrüßt hatte. Unser Mann steigert sich immer mehr in den Gedanken hinein, dass der Nachbar ihm feindlich gesinnt und egoistisch sei. Er ist irgendwann überzeugt, dass der Nachbar ihm den Hammer nicht leihen wird und hat sich total in die Situation verrannt. Wutentbrannt läuft unser Mann zum Nachbarn und schreit dem verdutzten Mann ins Gesicht, er solle doch seinen blöden Hammer behalten.

Auch anderen Menschen wird unser Mann nun mit Sicherheit von seinen Problemen mit dem „unverschämten“ Nachbarn berichten. Das Spielchen geht glücklicherweise natürlich auch anders herum – das ist das Beruhigende. Meine Gedanken können in unterschiedlichste Richtungen fokussiert sein.  Aber egal wo der Fokus liegt, - sie steuern mein Bewusststein und meine Wahrnehmung. Und haben damit Einfluss auf meine individuelle Wirklichkeit. 

Bewusstsein steuern – der erste Schritt

Sind wir unserem Bewusstsein also nun hilflos ausgeliefert oder nicht? Nun, - die Erkenntnis, dass wir unsere Wahrnehmung und damit unser Bewusstsein steuern können, kann ein erster wichtiger Schritt sein.

Fragen wir uns, was uns geprägt hat und welche Muster wir mit uns herumschleppen. Welche Ängste beeinflussen unser Denken und damit unsere Wahrnehmung? Was sind unsere aktuellen Bedürfnisse?

Hier heißt es sich ganz gezielt und ehrlich mit den eigenen Themen auseinander zu setzen. Sich auf sich selbst zu konzentrieren und nicht die Ansichten und Meinungen anderer Personen unreflektiert zu übernehmen, bloß weil dies einfacher ist.  Keine Schuldzuweisungen an unsere Mitmenschen, sondern das Hinterfragen von uns selbst sollte im Vordergrund stehen. Zu durchschauen welchen Beeinflussungen wir uns selbst aussetzen. Aus der Distanz erkennen wir, dass wir nicht über den anderen stehen und jede individuelle Wirklichkeit ihre Berechtigung hat. 

Bleiben wir also bei uns selbst und stellen uns schließlich die Frage: Welche Wirklichkeit wünsche ich mir für mich ganz persönlich?

Ein gutes Beispiel kann uns dabei Pippi Langstrumpf sein. Denn dieses kleine Mädel wusste was sie wollte und sang bereits vor 50 Jahren selbstbewusst: „Ich mach mir die Welt, (….) wie sie mir gefällt“.

Autor: Ursula Jocham
Thema: Schafft unser Bewusstsein die Realität?
Webseite: https://www.humanchangemanagement.com

#Gedanken, #Unterbewusstsein, #Gefühle

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