"Der Krieg ist der Vater aller Dinge", sagten schon "die alten Griechen".
Wobei hier mit Krieg neben der physischen besonders die emotionalen und mentalen Ebenen gemeint sind, in denen einander scheinbar entgegengesetzte Sachverhalte, sich widersprechende Emotionen und Gedanken, allgemein These und Antithese, auftauchen, die somit auf eine Auflösung, ein Erkennen der Wahrheiten beider Standpunkte und damit auf die Entwicklung einer intelligenten und ethischen Lösung, einer guten Synthese, warten und somit Ausdruck eines Bewusstwerdungs- und geistigen Lernprozesses sind. Wenn man noch als Möglichkeit annimmt, dass Schicksal (salus= Wohl, Heil) kein dummer Zufall, sondern das zum Wohl oder Heil Geschickte ist, dann wird die Notwendigkeit einer wirklichen, keiner oberflächlichen Konfliktlösung erkennbar, um im Leben nicht immer an der gleichen Stelle gegen die Wand zu laufen.
Ein besonders einfaches, weil (fast) jedem bekanntes Beispiel ist das Thema Eifersucht. Hier gibt es unendlich viele Stufen, von der Eifersucht auf ein eigenes Hobby oder nur eigene Gedanken des Partners bis zu absoluter Toleranz, was nicht mit fehlendem Interesse aus Gleichgültigkeit verwechselt werden sollte. Zur Verdeutlichung sei angeführt, dass man sich in früheren Zeit sogar duelliert hat, was sogar zum Tod eines oder beider Beteiligten geführt hat, nur um die Rachsucht der verletzten Eitelkeit zu befriedigen. Bei bewussten Menschen kann dies aber auch zu einem fruchtbaren Lernprozess führen, der die Beziehung in der Folge sogar vertieft. Wer hier keine wirkliche Lösung sucht, die gegenseitigen Respekt beinhaltet, wird sehr viel Leid erleben oder wenn sich nur der emotional Stärkere durchsetzt, die große Gefahr eines Ende der Beziehung in baldiger Zukunft in Kauf nehmen müssen.
Jeder Mensch sucht nach Glück, auch oder besonders in Beziehungen, ob ständige Dominanz oder Unterordnung als kurzfristig "gute" Lösung dies hervorbringt, darf in einer langfristigen Perspektive wohl bezweifelt werden. Diese Sichtweise beschränkt sich niemals auf das obige Thema der Eifersucht, welches nur gewählt wurde, weil es jedem Menschen auf irgendeine Weise vertraut ist, sondern gilt für alle Bereiche menschlichen Lebens, öffentlich erkennbar besonders im Bereich der politischen, aktuell wegen Corona, auch in der medizinischen Auseinandersetzung. In beiden Bereichen wird teilweise ohne jede ethische Beschränkung der anders Denkende diffamiert, verunglimpft oder mit fehlender Moral beleidigt, was auf bewusste Menschen meist abstoßend wirkt, weil hierbei eine primitive Form der Konfliktlösung, die Dominanz des Stärkeren versucht wird. Falls überhaupt beide Seiten sprechen dürfen, werden Monologe geführt und die Meinung der Gegenseite wird einfach ignoriert, ohne sich des Sachverhalts bewusst zu sein, dass subjektives und objektives Wissen meist eine reziproke Proportionalität besitzen, sprich je beschränkter das eigene Wissen ist, desto mehr ist man von der eigenen Grandiosität überzeugt. In der indischen oder theosophischen Philosophie spricht man vom niederen kama-manasischen Denken (Kama=Begierde, Manas =Verstand), wobei die Gedanken so "niedrig" schwingen, dass sich viel Begierde bzw. Gefühl anheften kann, eine nachvollziehbare Erklärung, warum so viele Diskussionen vorgeblich intelligenter Menschen auf ethisch so niedrigem Niveau verlaufen.
Generell haben Überzeugungen einen relativ hohen emotionalen Anteil, auch wenn sie sich als reine Gedanken verkaufen, diese Emotionen auch als solche zu erkennen und nicht mit Gedanken zu verwechseln, ist eine wichtige Voraussetzung, sich selbst und andere besser zu verstehen. Diese Emotionen sind nichts Schlechtes, sondern meist einfach die Folge bisher gelebten Lebens und haben deshalb jede Berechtigung, berücksichtigt zu werden.
Eine äußerst wichtige, fast zwingend notwendige Erkenntnis sollte sein, "so groß mein Wissen auf irgendeinem Gebiet menschlichen Wirkens ist, das Nichtwissen ist um Vielfaches größer".
Dies betrifft zur Zeit besonders die Wissenschaft, die bruchstückhafte Erkenntnisse als allumfassende Wahrheit verkauft, an Hybris fast nicht mehr zu überbieten. Einen relativen Gipfel offenbarte Wissenschaft um das Jahr 1900 herum, als die Akademie der Wissenschaften in Physik und Chemie Überlegungen anstellte, sich selbst aufzulösen, weil es nichts mehr zu erfinden gäbe. Die Wissenschaft, die um das Jahr 1600 in Erscheinung trat, hat ihre eigene Entstehung wohl in wesentlichen Teilen vergessen. 1600 herrschte der Rationalismus, der einfach behauptete, wenn ein Gegenstand doppelt so schwer ist, fällt er auch doppelt so schnell. Einer der ersten Wissenschaftler legte die Grundlage der Wissenschaft in Gestalt des reproduzierbaren Versuchs indem er verschieden schwere Gegenstände fallen lies und feststellte, dass diese weitgehend gleich schnell fielen. Heute werden Wissenschaftler wieder wie die Rationalisten, die sie ablösten, indem sie ihre Überzeugungen als reine Erkenntnis oder Ergebnis eines Versuchs darstellen. Dies zeigt überdeutlich die Gefahr, dass Überzeugungen, die als Wissen verkauft werden, das Potenzial haben, echtes Wissen zu zerstören, das absolute Gegenteil von guter und wahrer Konfliktlösung.
Ein weitgehend wohl wahrer Spruch sagt, "nichts ist bei den Menschen subjektiv so gerecht verteilt, wie die Intelligenz, jeder glaubt genug zu haben".
In Erkennung des Wertes einer wahren Konfliktlösung sollte man eher dazu neigen, die nicht auf den ersten Blick erkennbaren Wahrheiten bei der scheinbar widersprechenden Meinung zu suchen, weil dies nicht selten zu einer erweiterten Wahrnehmung und höherem Bewusstsein und in der Folge zu größerem Glück führt.
In der Form des Herangehens an Konflikte, die alle Menschen, unabhängig vom Lebensbereich ständig erleben, unterscheidet sich häufig die Wahrnehmung eines Lebens als glücklich oder unglücklich. Neugierig sein zu können wie ein Kind, das meist einfach offen und wissbegierig ist, und alle Seiten einer Sache zu beleuchten ist in jedem Fall ein wichtiges Element für ein interessantes Leben mit weniger Leid oder Reibung.
Autor: Dr. Dirk Reichel
Thema: Konfliktfähigkeit
Webseite: http://www.drdirk-reichel.de
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