Was bedeutet das überhaupt – Selbst-Bewusst-Sein?
Im Grunde setzt sich dieses Wort aus drei einzelnen Worten zusammen und somit möchte ich gern mit einer Frage beginnen, die sich jede/r bitte selbst beantworten möge:
Bin ich mir selbst bewusst? Die Antwort ist möglicherweise mehr ein Gefühl, eine Wahrnehmung im Körper als ein Gedanke mit einer (vorgefertigten) Definition. Vielleicht irritiert die Frage auch und fordert dazu auf, sich damit intensiver zu beschäftigen. Aus meiner Sicht und Wahrnehmung dehnt sich das Ganze weiter aus und nimmt das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen mit hinein – das eine kann also nicht ohne das andere und stärkt und nährt sich gleichzeitig. Eine wunderbare Wechselbeziehung, die harmonisch miteinander schwingen sollte.
Kinder zu beobachten wie sie agieren ist oftmals ein wahrer Segen. Sie sagen gerade heraus, was sie denken und fühlen, folgen ihren inneren Impulsen und ihrer Intuition, sprechen ihre Wahrheit direkt, unbefangen, fröhlich, neugierig, wissensdurstig aus – immer auf Entdeckungsreise, um ihr Umfeld und ihren Erfahrungsschatz zu erweitern und zu vergrößern. Sie leben im HIER & JETZT, sind präsent mit dem was ist, sind lebendig, ehrlich und authentisch. Wunderbare Gaben und ein riesiges, individuelles Potenzial, das in den Kindern steckt und entfaltet und entwickelt werden möchte. Dafür braucht es seitens der Eltern und Erwachsenen liebevolle Führung, Akzeptanz, Annehmen, Anerkennen, Bestärken, Mut machen, Vertrauen, Anbieten von Alternativen und Lösungen und vor allem: da sein auf Augenhöhe und einer großen Portion herzlichem Verständnis und Humor – ohne bewerten, vergleichen, urteilen, interpretieren. Das erfordert ebenfalls Präsenz und Sensibilität für sich selbst und die jeweilige Situation. So ist die eigene Stabilität und Sicherheit essentiell – für sich selbst und die Kinder.
Schon bevor wir als Baby auf diese wunderschöne Welt kommen mit unserem Körper – unser Freund und wunderbares Schwingungsbarometer – fühlen wir und nehmen alles wahr, was um uns und in uns passiert. Dabei können wir allerdings nicht innen und außen, meins und deins unterscheiden. Ob es gesprochene Worte, Gedanken, Glaubenssätze, Ansichten, Gefühle etc. sind – alles hat seine eigene Frequenz. Das eine fühlt sich warm und wohlig an, das Kind bleibt entspannt und lächelt, das andere fühlt sich unangenehm und eng an, das Kind spannt den Körper an, geht in den Widerstand und schreit evtl. Oftmals ein Spiegel unserer eigenen Innenwelt sowohl in die eine als auch in die andere Richtung.
Und gerade dann, wenn etwas funktionieren soll, wir pünktlich los müssen, den halben Tag bereits verplant haben, dann nehmen wir den eigenen inneren Druck oder auch eine Unruhe nicht mehr wahr, sind ungeduldig und wenig gelassen. Plötzlich nehmen wir etwas persönlich, fühlen uns selbst möglicherweise angegriffen, sind genervt und reagieren genau aus diesem Gefühl heraus? Eine sehr ungünstige Position, die zu Verunsicherung auf beiden Seiten führt. Oft bringen Kinder einfach „nur“ etwas zum Ausdruck, triggern etwas in uns und sind somit Symptomträger jedoch keine Verursacher, als die sie dann oft behandelt und bewertet werden. Die Kinder verstehen die Welt nicht mehr. So ging es mir als Kind unzählige Male und so möchte ich gern eine kurze Geschichte erzählen.
Ich war schon immer sehr hellfühlig, hochsensibel und wahrnehmend und somit wurde ich oft als „Sensibelchen“, „Mimöschen“ abgestempelt und bekam Sätze zu hören wie „du hörst ja die Flöhe husten bevor sie husten“, „ach was du hier immer meinst wahrzunehmen“ etc. – meine Fantasie und Kreativität war grenzenlos, meine unsichtbaren Freunde tolle Spielkameraden. Es waren abwertende Schwingungen, die dazu führten, dass ich mich dafür verurteilte und diese wirklichen Gaben und Fähigkeiten versuchte zu unterdrücken, was nur solange funktionierte, bis sich der Druck in einem Wutausbruch befreite, für den ich dann auch noch gemaßregelt wurde, weil das ja scheinbar in der Situation unangemessen und eine völlige Überreaktion war (aus Sicht der Erwachsenen). Was mich wirklich „kirre“ machte waren die gesprochenen Worte, die mit der Schwingung, was wirklich gemeint war (unausgesprochen) nicht übereinstimmte. Somit entsprach das gesprochene Wort nicht der Wahrheit, die ich aber natürlich glauben sollte. Somit ging mein Selbstwertgefühl in den Keller, ebenso mein Selbstvertrauen in meine Wahrnehmung und Intuition. Ich durfte mir einfach nicht mehr trauen und danach handeln, obwohl es sich leicht und gut anfühlte.
Ich hatte sogar mal den Mut (so sehe ich das heute) meiner Mutter ins Gesicht zu sagen: „Lüg‘ mich nicht an.“ Was mit einer lauten Maßregelung endete und mich zum Schweigen brachte. Ich hab‘ damals die Welt nicht mehr verstanden und dunkle Wolken zogen über den Sonnenschein, der ich eigentlich war und sich immer mehr zurückzog. (Wäre das alles in meinem Leben nicht passiert, hätte ich nicht so viel hinterfragt und wäre heute nicht die, die ich bin: voller Zuversicht, Lebendigkeit, Freude uvm.)
Was habe ich mir als Kind so sehr gewünscht?
♥ Willkommen zu sein – so wie ich bin.
♥ Ehrlichkeit – die Wahrheit ist leichter zu nehmen als die Lüge und ist ein wunderbarer Wegweiser, der Sicherheit vermittelt – egal was ist.
♥ Wichtig, ernst und wahrgenommen zu werden mit meinen Bedürfnissen und ermutigt zu werden, diese zu äußern.
♥ In Pläne und Entscheidungen mit einbezogen zu werden.
♥ Nach meiner Meinung, Wahrnehmung und meinen Ideen gefragt zu werden.
Sind wir als Erwachsene wirklich bereit verantwortungsvoll mit uns, unseren Emotionen, Gefühlen und Gedanken umzugehen und ehrlich zu uns selbst, zu Kindern und anderen Menschen zu sein? Das erfordert Mut. Doch wie wäre es, wenn wir den Kindern und anderen Menschen mutig vorleben, dass es nicht um richtig oder falsch, besser oder schlechter geht sondern „es ist wie es gerade ist“ und über unsere Empfindungen und auch Bedenken einfach sprechen? Die Kinder mit ins Boot nehmen und ihnen mitteilen, dass sie vollkommen in Ordnung sind, wie sie sind und ihnen die Situation erklären. Das gibt ihnen ein Gefühl der Zugehörigkeit und entwickelt Verständnis, dass es den „Großen“ auch nicht immer gut geht und sie auf jede Frage sofort eine Antwort parat haben.
Dies ist aus meiner Sicht, den vielen eigenen Erfahrungen und Erfahrungen meiner Klientinnen und Klienten essentiell, um Klarheit zu bekommen und zu geben.
Kinder mit ihrem Ausdruck – verbal und körperlich – wichtig zu nehmen und ihnen Fragen zu stellen, was sie bewegt und sie ermutigen, zu benennen und auszusprechen, was in ihnen los ist. So fühlen sie sich sicher und angenommen und schöpfen Vertrauen in ihre Gefühlswelt und Wahrnehmung, in ihren Körper und entwickeln ihre eigenen Interessen und Meinungen ohne in den Unterdrückungsmodus zu verfallen – den wir wohl alle sehr gut kennen.
Hier ein paar Sätze, die mit dem Herzen gesprochen oder auch „nur“ gedacht wirkliche Nähe und Verbindung schaffen:
♥ Ich sehe dich. => Ich fühle mich gesehen.
♥ Ich höre dich. => Ich fühle mich gehört.
♥ Ich nehme dich wahr. => Ich fühle mich wahrgenommen.
♥ Ich fühle mit dir. => Ich fühle mich erleichtert und ich bin okay wie ich bin.
♥ Ich umarme dich. (es wirklich tun)
♥ Ich verstehe dich. => Ich fühle mich verstanden.
♥ Ich bin stolz auf dich. => Ich strahle und wachse.
♥ Ich freue mich so sehr, dass es dich gibt. => Ich fühle mich gewollt.
♥ Ich freue mich so sehr, dass du da bist. => Ich fühle mich willkommen.
♥ So wie du bist, bist du vollkommen in Ordnung. => Ich fühle mich sicher (in mir / mit mir).
♥ Ich liebe dich. => Ich fühle mich geliebt, ich liebe dich sowieso.
♥ Und so viel wohlwollendes mehr …
Hierfür gibt es z.B. wunderschön illustrierte Kartendecks für Kinder mit Sprüchen, die das Selbstbewusstsein stärken und alle Familienmitglieder einlädt zum Mitmachen.
Abschließend noch ein kleiner Schwenk ins Tierreich. Ich beobachte so gern Tiere in der Natur, schaue mir immer wieder Tierdokumentationen an. Ihre Präsenz und Erdverbundenheit, der liebevolle, fürsorgliche, geduldige Umgang faszinieren und berühren mich immer wieder. Eltern und weitere Familienmitglieder bringen den Jungen alles bei, was sie wissen, was sie können, geben alle Informationen weiter – bedingungslos, voller Hingabe – um dem Nachwuchs einen bestmöglichen Start ins Leben zu geben. Sie halten nichts zurück. Und dann kommt der Zeitpunkt, da sind die Jungen flügge und alle gehen oftmals ihre eigenen Wege – kraftvoll, selbstbewusst, voller Tatendrang, Vertrauen und Neugier.
Geben wir den Kindern alles mit, was uns möglich ist ohne uns und etwas zurück zu halten. Nehmen wir doch einfach mit Spaß und Freude spielerisch die Herausforderungen des Lebens an und entwickeln uns gemeinsam im Hier & Jetzt. Das gibt Stabilität, Sicherheit, Vertrauen und eine innere Aufrichtigkeit sich selbst und anderen gegenüber. Sei du selbst der wichtigste Mensch in deinem Leben voller Freude, Ideen und Leichtigkeit.
Autor: Petra Sommerfeld, Inspiratorin Mentorin Trainerin
Thema: Selbstbewusstsein stärken bei Kindern und Erwachsenen
Webseite: http://www.petrasommerfeld.de
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