Wie kann ich mein Leben positiver gestalten?

Die Corona-Krise – so schwer sie manche getroffen haben mag – hatte bei vielen von uns zumindest einen positiven Effekt: Wir hatten Zeit innezuhalten und uns zu fragen, was uns wirklich wichtig ist im Leben.

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Gesundheit steht nun bei den meisten sicher ganz oben auf der Liste, dicht gefolgt womöglich von Familie und Freunden und finanzieller Sicherheit. Einige wenige sind vielleicht zu dem Schluss gekommen, dass sie grundlegend etwas verändern wollen – an ihrem Leben und an sich selbst.

Zahlreiche Ratgeber suggerieren, dass es sich allein durch mehr Achtsamkeit, regelmäßige Yoga-Sessions oder tägliches Meditieren besser leben ließe. Ganz sicher verhelfen diese Praktiken zu mehr Wohlbefinden, aber erst, wenn man zuvor grundlegende Belastungen aus dem Weg geräumt hat. Ist das nicht geschehen, kann es sogar zu einem gegenteiligen Effekt kommen. Wie wenn man ein Pflaster auf eine Wunde klebt, die nicht desinfiziert wurde: Man denkt, sie wird mit der Zeit heilen, doch sie entzündet sich und schmerzt noch stärker als am Anfang. Haben wir uns nämlich nicht den Themen gestellt, die uns schon Jahre oder Jahrzehnte lang belasten, und fühlen uns durch die angewendeten Methoden nicht dauerhaft besser, denken wir möglicherweise etwas falsch zu machen und kommen uns vor wie Versager.

Die vielleicht unangenehme Wahrheit ist: Es gibt keinen einfachen Weg zu mehr Wohlbefinden. Oft ist er mit Blut, Schweiß und Tränen gepflastert, aber wenn man mutig ist und ihn beschreitet, zahlt sich das in jedem Fall aus. Wie also kann man sein Leben positiv verändern?

Sich den eigenen Themen stellen

Meiner Ansicht nach markiert den Beginn des Weges in ein positiveres Leben der Blick zurück oder treffender: der Blick in unseren Rucksack. Ich stelle mir das immer gerne so vor: Jeder von uns bekommt bei der Geburt – oder sogar schon davor – einen Rucksack auf den Rücken geschnallt, der im Verlauf der Kindheit und Jugend mit kleinen oder größeren Päckchen gefüllt wird: schmackhaftem Proviant, den wir auf unserer Wanderung verzehren und uns dadurch stärken können, aber auch unnützem Ballast, der das Gepäck immer schwerer und jeden Schritt mühsamer werden lässt. Der Proviant können liebevolle Beziehungen, schöne Erlebnisse und gute Leistungen sein, der Ballast negative Glaubenssätze, Traumata und mediale Bilder, die uns vermitteln, welchem Ideal wir zu entsprechen haben. Unsere Aufgabe ist es, irgendwann auf der Strecke anzuhalten und nachzusehen, was wir denn da mit uns herumschleppen, das unsere Reise so anstrengend macht. Dann können wir den Inhalt des Rucksacks inspizieren und entscheiden, was davon wir behalten und was wir loswerden wollen. Am besten sucht man sich für diese Arbeit einen Begleiter – in Form eines Psychotherapeuten oder psychologischen Beraters oder einer Selbsterfahrungsgruppe.

Verantwortung für das eigene Leben übernehmen

Natürlich ist es viel einfacher, wenn wir alles, was uns im Leben zustößt, alles, was uns misslingt, auf äußere Umstände oder andere Menschen schieben. So entbinden wir uns der Verantwortung und fühlen uns als Opfer. Das ist zwar kein schöner Zustand, aber Opfer sein hat auch seine Vorteile: Wir werden mit Glacéhandschuhen angefasst, andere nehmen Rücksicht und wollen uns nicht überfordern. Doch als Opfer sind wir nicht handlungsfähig. Erst wenn wir Verantwortung für unser eigenes Leben übernehmen und verstehen, dass wir alle selbst in der Hand haben, wie wir es gestalten, können wir etwas bewegen. Damit möchte ich aber auf keinen Fall in dieselbe Kerbe schlagen, wie der patriarchisch geprägte Teil unserer Gesellschaft, der Opfern von häuslicher oder sexualisierter Gewalt eine Mitschuld an den erlittenen Traumata zuschreiben will. Denn auch die Täter müssen Verantwortung für ihr Leben und Handeln übernehmen. Aber erlebt man zum Beispiel immer wieder Missbrauch in Beziehungen sollte sich das Opfer auch auf die Suche nach dem Warum machen. Oft ist diese nämlich in einem dysfunktionalen Verständnis von Liebe verwurzelt, das man in der Kindheit erlernt hat.

Den inneren Kritiker auf Augenhöhe bringen

Wer kennt sie nicht, diese Stimme im Kopf, die uns anherrscht: „Du kannst das nicht! Mach bloß keinen Fehler! Fall nur nicht auf!“ Sie schreit uns alte Glaubenssätze entgegen, die wir schon aus unserer Kindheit kennen: von unseren Eltern, von Lehrern oder anderen Kindern. Zu den Glaubenssätzen kommen wir im nächsten Abschnitt, hier soll es erst einmal um die Stimme gehen, den inneren Kritiker. Seine Kommentare sind selten unterstützend, sondern meistens bewertend bis beleidigend und setzen uns in entscheidenden Situationen manchmal dermaßen unter Druck, dass wir wie gelähmt sind oder dadurch erst die Fehler begehen, vor denen er uns warnen will. Der Kritiker ist einer von zahlreichen inneren Anteilen, aus denen unsere Persönlichkeit zusammengesetzt ist, und hat sich oft undemokratisch an ihre Spitze gesetzt. Damit der innere Frieden wieder hergestellt werden kann, ist es wichtig, ihn in seine Schranken zu weisen. Ihn ganz zu vertreiben, sollte nicht das Ziel sein, denn er erfüllt eine sinnvolle Aufgabe, die er aber leider oft zu ernst nimmt: Er will uns schützen. Das soll er auch weiterhin tun, eben nur mit milderer Stimme und nur in angemessenen Situationen.

Dysfunktionale Glaubenssätze ablegen

Die Glaubenssätze, die der Kritiker mantrahaft wiederholt, prägen viele von uns schon so lang, dass wir uns ihrer gar nicht bewusst sind. Es lohnt sich also, aufmerksam hinzuhören, was für Gedanken uns in stressigen Situationen durch den Kopf gehen und diese zu notieren. Hat man die Sätze formuliert, kann man mit ihnen arbeiten, sich bewusst machen, welche Emotionen sie hervorrufen, welche körperlichen Empfindungen mit ihnen verbunden sind und sie positiv umformulieren. Wichtig ist dann noch, die neuen Glaubenssätze Schritt für Schritt im Alltag zu leben.

Eigene Bedürfnisse erkennen

Viele von uns – vor allem Frauen – werden von klein auf dazu erzogen, möglichst brav zu sein und keine Mühe zu bereiten. Manchmal müssen wir als Kinder vor unserer Zeit Verantwortung übernehmen oder wir müssen auf kranke Elternteile oder Geschwisterkinder Rücksicht nehmen. Oft hat das zur Folge, dass wir uns auch als Erwachsene aufopfernd um andere kümmern: um Familie, Freunde, Fremde, in helfenden und pflegenden Berufen und darüber unsere eigenen Bedürfnisse vergessen, übergehen oder nicht mal kennen.

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Es ist sehr ehrenhaft, das Wohl der anderen vor das eigene zu stellen und altruistischen Menschen begegnet man in unserer Gesellschaft leider immer weniger, aber für den Betroffenen ist seine Opferbereitschaft meist eher schädlich, als dass sie ihm die ewige Dankbarkeit seiner Mitmenschen einbringt. Bei der Sicherheitseinweisung im Flugzeug heißt es nicht ohne Grund: „Beim Herabfallen der Atemmasken setzen Sie zuerst sich selbst eine über, bevor sie dies bei Kindern oder anderen Hilfsbedürftigen tun.“ Denn: Nur wer sich gut um sich selbst kümmert, kann auch gut für andere sorgen.

Lernen, gesunde Grenzen zu ziehen

Nach der Definition der eigenen Bedürfnisse ist der nächste Schritt eben das: Uns gut um uns selbst zu kümmern. Das heißt zu lernen, Nein zu sagen und nicht alles hinzunehmen. Sei es in der Arbeit, wo der Chef eine weitere Aufgabe zu der ohnehin schon langen Liste an To-dos hinzufügt, ein Freund, der um Hilfe bittet, wenn wir selbst schon nicht mehr wissen, wo wir bei den Erledigungen anfangen sollen, oder der Mitarbeiter einer Hilfsorganisation, der uns beim Einkaufen abfängt, um eine Spende zu erbitten. Zu lernen, in solchen Situationen Nein zu sagen, soll nicht zu emphatieloser Egozentrik erziehen. Im Gegenteil: Wenn wir erleben, dass die Reaktion des Gegenübers durch unsere wertschätzende Ablehnung nicht negativ ausfällt (wie unser Kopfkino es uns vorgaukeln will), sondern uns am Ende sogar mehr Respekt entgegengebracht wird, stärkt das unseren Selbstwert und das wiederum bewahrt uns eher davor, nur um uns selbst zu kreisen.

Nicht fürs Außen leben

Nicht nach den eigenen Bedürfnissen zu leben und keine gesunden Grenzen ziehen zu können, haben ihren Ursprung in dem urmenschlichen Wunsch, geliebt zu werden. Wir tun oft Dinge, die wir eigentlich nicht tun wollen, und dehnen unsere Grenzen auf ein nicht selten unerträgliches Ausmaß, nur um andere nicht zu enttäuschen. Wir studieren Jura statt Schauspiel, weil unsere Eltern wollen, dass wir einen „vernünftigen“ Beruf ausüben, wir heiraten, bekommen Kinder, bauen ein Haus, weil man das „eben so macht“, wir kaufen uns enge Jeans, weil es gerade in ist. Aber vielleicht ist all das gar nicht das Richtige für uns. Es macht uns nicht glücklich und nach vielen Jahren (oder einem ehrlichen Blick in den Spiegel) bereuen wir unsere Entscheidung. Dann kommen die Fragen nach dem Was-wäre-gewesen-wenn. So schwer es auch manchmal sein mag, uns gegen äußere Umstände oder den Willen anderer durchzusetzen: Wir sollten etwas tun, weil wir es wirklich tun wollen und nicht, um den Erwartungen anderen gerecht zu werden. Denn das wird uns früher oder später in eine Sinnkrise führen, wenn wir das Gefühl haben, etwas verpasst zu haben und nicht das Leben zu leben, das wir uns eigentlich gewünscht hätten.

Sich und anderen verzeihen

Andere zu be- oder verurteilen fällt erst einmal leicht, aber was uns dabei nicht bewusst ist: damit be- oder verurteilen wir uns selbst. Indem wir es bei anderen tun, versuchen wir uns über sie zu erheben, um uns besser zu fühlen. Wenn uns jemand Unrecht antut, uns verletzt oder Schaden zufügt, ist es ganz natürlich, ihn zu verurteilen oder ihm gegenüber Wut oder Hass zu empfinden. Aber auf Dauer hält uns das in der Opferrolle gefangen, in der wir wie oben bereits beschrieben nicht handlungsfähig sind. Vergebung ist eine aktive Handlung, zu der wir uns selbst entscheiden. Und zu vergeben heißt nicht zu verzeihen oder zu entschuldigen. Wir können immer noch eine Tat verurteilen und müssen dem Täter nicht verzeihen, müssen ihn nicht mal verstehen. Gerade auch auf uns selbst bezogen ist Vergebung ein wichtiger Akt. Taten aus unserer Vergangenheit können wir nicht rückgängig machen, aber wahrscheinlich sind sie nicht aus bösem Willen entstanden, sondern aus der Unfähigkeit anders zu handeln. Vergeben wir uns dafür, wird es uns wesentlich besser gehen.

Die Intuition schulen

Wer kennt es nicht, das Bauchgefühl, das uns vor einer Entscheidung wissen lässt, das etwas schieflaufen wird? Wenn das negative Ereignis dann eingetreten ist, denken wir: „Ich hab’s doch gewusst!“ Aber wir haben eben nicht auf das Zwicken, Grummeln oder flaue Gefühl vertraut – in den meisten Fällen, weil der Verstand Einspruch erhoben hat. Das Bauchgefühl oder die Intuition ist ein Ausdruck unseres Unterbewusstseins. Dieses kennt uns besser als wir uns selbst kennen und kann uns vor kleinen oder schwerwiegenderen Fehlern bewahren – wenn wir es nur lassen. Die Intuition kann man trainieren wie einen Muskel. Am besten fängt man an, auf dieses leise, ungute Gefühl zu vertrauen, das sich vor einer Entscheidung einstellt. Im nächsten Schritt kann man vor einer Entscheidung aktiv in sich reinhören oder -fühlen, ob sich bei dem Gedanken an Pro oder Kontra irgendetwas regt. Mit der Zeit fällt es dann immer leichter, sich davon leiten zu lassen.

Es ist nicht einfach, all diese Punkte umzusetzen, und wir sollten uns dabei auch nicht zu sehr unter Druck setzen. Aber wenn wir sie uns wie ein Programm zur psychischen Entgiftung vorstellen, können wir uns vielleicht besser motivieren. Ein bisschen Yoga und Meditation helfen als begleitende Maßnahmen sicher, die Detox-Kur besser zu bewältigen. Denn beides ist für ein positives Leben unerlässlich: Ein gesunder Körper und ein gesunder Geist.

Autor: Patricia Elena Koob, Heilpraktikerin für Psychotherapie
Thema: Wie kann ich mein Leben positiver gestalten?
Webseite: https://www.der-seelenraum.de

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