Wir alle leben in einem sozialen Geflecht, geprägt durch Bezugspersonen wie Elternhaus, Geschwister, Freunde, Mitschüler, Lehrer, Kollegen, etc.
Diese haben unsere Einstellungen und unser Verhalten geprägt und letztendlich zu dem geführt was wir heute unsere Persönlichkeit nennen. Aber nicht nur das, auch unsere genetische Ausstattung und in welcher wirtschaftlichen Situation wir leben und aufgewachsen sind, bestimmen, wie wir bei Auseinandersetzungen und im Zusammenleben reagieren.
Beginnen wir zuerst mit einer Definition: Soziale Kompetenz ist dann gegeben, wenn man in der Lage ist, die der jeweiligen Situation angemessenen Verhaltensweisen zu zeigen. Dazu gehört auch, dass man sein Verhalten den Situationsanforderungen entsprechend schnell und flexibel verändern kann.
Das Reden über soziale Kompetenz hat zweifellos an Bedeutung gewonnen. Dafür gibt es ganz unterschiedliche Gründe wie: Beobachtungen zu Problemen in Familien, das Empfinden zunehmender Gewaltbereitschaft bei Kindern und Jugendlichen, die Ergebnisse von Studien über Gesundheitsrisiken und -schutzfaktoren.
Zunehmend wächst aber auch ein Bewusstsein dafür, dass soziale Kompetenzen zu den Schlüsselqualifikationen im Berufsleben gehören. Es werden deshalb nicht nur Ausbildungen für Führungspersonen angeboten, sondern auch für Mitarbeiter. Denn nicht nur Führungspersonen in Wirtschaft und Industrie gestalten zwischenmenschliche Beziehungen. Im beruflichen Alltag hat jeder mit anderen Menschen zu tun, sei es im Planen und Gestalten von Projekten sowie deren Umsetzung.
Auch Heimarbeit basiert auf sozialen Kontakten. Arbeitsanweisungen werden erteilt, Ergebnisse besprochen, usw.
Ganz gleich also, ob wir einer Arbeitsgruppe angehören, ob wir verkaufen, lehren, beraten, heilen und pflegen, oder ob wir Arbeiten allein zu Hause erledigen – das Berufsleben basiert immer auf sozialen Beziehungen.
Soziale Kompetenz ist zweifellos ein wesentlicher Part unserer Lebensqualität. Ebenso gehört emotionale Intelligenz dazu, die einen sehr wesentlichen Teil dieser Kompetenzen darstellt. Laut Daniel Coleman ist emotionale Intelligenz die Fähigkeit, intelligent mit den eigenen Gefühlen und den Empfindungen anderer Personen umzugehen. Um emotional intelligent zu sein, müssen Menschen über ausgeprägte Fähigkeiten zur emotionalen und motivationalen Selbstregulation sowie zur Perspektivenübernahme, d. h. zur Übernahme der Sicht der Welt, verfügen. Diese Fähigkeiten sind nicht etwa angeboren, sondern sie werden im Lauf des Lebens gelernt und können deshalb auch durch neue Lernprozesse geschult und verändert werden.
Das zeigt, das Personen durch Lernen und Anwenden von kognitiven, emotionalen und motorischen Verhaltensweisen in sozialen Situationen positivere Resultate herbeiführen können. Welche sind das also?
Fünf Bereiche sind wesentlicher Baustein:
- die eigenen Emotionen erkennen können
- Emotionen so handhaben, dass sie angemessen sind
- Emotionen in die Tat umsetzen und in den Dienst eines Ziels setzen können
- Empathie, also wissen, was andere fühlen
- Umgang mit Beziehungen
Arbeit mit Emotionen sind ein wesentlicher Teil der Arbeit an sozialen Kompetenzen. Wer selber nicht weiß, was für eine Emotion da eben präsent ist, wird während einer Auseinandersetzung mit dem Partner wahrscheinlich mit seinem ewigen selben Muster antworten , wie bspw. wütend zu sein und evtl. auch ähnliche Reaktionen bei seinem Gegenüber hervorrufen. Seine eigenen Gefühle kennen und die damit verbunden Bedürfnisse sind Grundlage für Kompromissbreitschaft, Konfliktmanagement, Durchsetzungskraft, Toleranz usw.
Ein Beispiel aus der Praxis: Angst ist bei uns allen mal mehr, mal weniger Thema. Bei manchen ist sie nur vereinzelt zu finden, bei anderen ist Angst den ganzen Tag bestimmend. Auf die Frage „Wo fühlen Sie denn diese Angst“? deuten Klienten oft auf die Brust. Nach Körper-Scanfragen z.B. fühlen sie auch Unruhe in den Füssen und im Bauch, Kribbeln in den Händen, Herzklopfen werden diese Empfindungen evtl. auch noch wahrgenommen. Bei der anschließenden Frage können sie sich an das letzte Mal erinnern als sie verliebt waren, wird die Frage meist mit einem Lächeln honoriert, da ganz ähnliche Körpergefühle erinnert werden. Gefühle werden von uns oft falsch interpretiert, eben nach dem „alten“ Schema., das irgendwann, meist in Kindertagen, gelernt wurde.
Hilfreich um nicht ewig in dieselben Muster zu fallen ist eine tägliche Übung. Abends für 5 Minuten hinsetzten und sich an eine Situation aus dem Tag erinnern (wie ging es mir in der Situation?), diese aufschreiben und danach sein Gefühl im Körper suchen. Körperempfindungen die auftauchen notieren. Im Laufe der Zeit erkennen wir Schema (Gedankengänge und Körperempfindungen) die sich ständig wiederholen. Die Erkenntnis, um nochmal auf das Beispiel mit der Auseinandersetzung mit dem Partner zurückzukommen es war wohl gar nicht Wut sondern Trauer die mich „so“ hat reagieren lassen.
Sich öfter zu fragen , was brauche ich denn jetzt und was braucht der andere, ist ein guter Schritt um Konflikte zu entschärfen und das Zusammenleben zu entspannen.
Eine weitere Beobachtungsaufgabe wäre: „Auf was reagiere ich plötzlich mit Wut oder Niedergeschlagenheit? Ist es die gerunzelte Stirn, oder ist es die hochgezogene Augenbraue, der direkte Blick auf mich?“ Viele Klienten scheuen den direkten Blickkontakt, da dieser „direkte Blick“ früher von der Bezugsperson benutzt wurde um das Kind zu regulieren, damit es in Muster, Ordnungen und Wertvorstellungen ihrer Eltern passt. Die Aussage eines Klienten, „Der hat mich nur angesehen“, da hab ich „rot“ gesehen und zugeschlagen ist nur ein Beispiel.
Oft fehlt das Bewusstsein woher dieses Verhalten kommt und so mancher stellt sich die Frage: „Wieso bin ich so? Wieso reagiere ich immer gleich?“ Diese Fragen sind meiner Meinung nach oft mit Regulierungsmaßnahmen aus frühester Kindheit begründet. Aber Bewusstsein darüber mit Selbstbeobachtung lösen oft die Frage „Wieso bin Ich so?“. Ebenso die Erkenntnis „Ach ja, daher kommt das!“. Diese sind ein wesentlicher Bestandteil, um in unserem sozialen Umfeld besser klar zu kommen und glücklicher leben zu können. Es erfordert Mut seine Schemata anzusehen und zu hinterfragen, aber es verändert auch den Blick auf sich und die Welt.
Wichtig ist vor allem, dass Sie sich überhaupt trauen, etwas Neues auszuprobieren, auch wenn damit das Risiko verbunden ist, Fehler zu machen. Fehler lassen sich nicht vermeiden, da es in sozialen Situationen nie die perfekte Sicherheit geben kann, welches Verhalten das beste ist. Spielen Sie ruhig einmal mit Ihrem Verhalten und Ihren Körperreaktionen. Sie werden sehen, dass das richtig Spaß machen kann, nach dem Motto „Mut zum Anfang“.
Autor: Claudia Kügle, Heilpraktikerin für Psychotherapie
Thema: Soziale Fähigkeiten und Kompetenzen
Webseite: https://www.praxisseifrei.de
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