Wie funktioniert das Unterbewusstsein?

Sie haben vielleicht schon mal den Begriff „Unterbewusstsein“ oder „Unbewusstes“ gehört und fragen sich vielleicht, was das genau ist und wie es funktioniert.

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Die Antwort ist gar nicht so einfach, denn DAS Unterbewusstsein gibt es nicht und findet man nicht an einer bestimmten Stelle im Körper. Die meisten Dynamiken werden vom Gehirn gesteuert. Hauptsächlich von den älteren Teilen des Gehirns: dem Stammhirn und dem Mittelhirn. Die Hirnforschung hat zwar viele Bereiche des Gehirns kartiert und ihnen bestimmte Aufgaben zugeordnet, aber letztlich ist die genaue Art der „Verdrahtung“ im Gehirn nicht abbildbar. Es können lediglich die Auswirkungen beobachtet werden, die durch das Unterbewusstsein gesteuert werden. Zusätzlich zum Gehirn findet man auch Funktionen des Unterbewusstseins im Limbischen System und anderen Körperbereichen. Man spricht hier mittlerweile vom „Archaischen Unterbewusstsein“. Neueste Forschungen zeigen auf, dass sogar die Knochen beteiligt sind und in bestimmten Situationen Botenstoffe aussenden können, welche viel schneller wirken als wenn sie vom Gehirn gesteuert würden. Zum Beispiel in „Schrecksituationen“ soll das so ablaufen. Der Volksmund weiß das schon lange: man redet vom Schreck, der in die Glieder gefahren ist.

Grundsätzlich kann man sagen, dass alles, was irgendwie automatisiert abläuft, sei es in unserem Körper, in unserem Kopf (Gedanken) und in unseren Handlungen, vom Unterbewusstsein gesteuert wird.

Was das Unterbewusstsein alles steuert

Da wären zuerst einmal sämtliche Körperfunktionen. Die Atmung können Sie zwar willentlich beeinflussen, in der Regel läuft sie aber automatisiert ab. Sie gehen eine Treppe nach oben, automatisch atmen sie öfter und tiefer. Auch der Puls wird vom Unterbewusstsein gesteuert. Er geht bei Belastung nach oben. Genauso die Körpertemperatur, Verdauung, Heilung etc. Sie müssen sich um nichts davon Gedanken machen. Das regelt das Unterbewusstsein für Sie.

Dann kommen alle gelernten Automatismen dazu. Alles, was Sie immer und immer wieder gleich tun. Das Bewusstsein kann sich unmöglich um alles gleichzeitig kümmern. Schon alleine beim Gehen müssen so viele Muskeln koordiniert werden und Millionen Signale verarbeitet werden, da wäre das Bewusste überfordert, denn es kann lediglich 30 bis 40 Signale pro Sekunde wahrnehmen. Also hat die Natur es eingerichtet, dass bei wiederkehrenden Aufgaben das Unterbewusstsein „lernt“. Es werden feste Verdrahtungen im Gehirn angelegt, die, wenn sie einmal bestehen, in Zukunft immer genommen werden. Denn im Unterbewusstsein werden schätzungsweise um die 11 Millionen Signale pro Sekunde verarbeitet.

Die Hirnforschung beschreibt das mit den beiden Hebbschen Gesetzen. Das erstes Hebbsche Gesetz lautet: Zellen, die miteinander feuern, vernetzen sich. Zweites Hebbsches Gesetz: Zellen, die miteinander vernetzt sind, feuern miteinander. Es entsteht ein selbsterhaltender Kreislauf. Als Kind lernten Sie laufen, indem sie es immer wieder versucht haben und hunderte male hingefallen sind. Das macht dem Kind nichts, es hat noch weiche Knochen. Verliert ein Erwachsener jedoch diese Fähigkeit durch z.B. einen Unfall, so muss das Laufen wieder genauso mühsam auf dem Laufband erlernt werden. Ist es einmal gelernt, dann läuft es als festes Programm ab. Findet das Sportstudio bei einer Laufanalyse heraus, dass Sie einen ungünstigen Laufstil haben, so ist es extrem schwer, sich diesen umzutrainieren. Genauso schwer, wie neu laufen zu lernen. Ein festes Programm kann man nicht einfach ändern. Es ist fest vernetzt.

So eignen wir uns im Laufe unseres Lebens immer mehr feste Programme an. Nicht nur auf Körperebene, sondern auch im Denken und daraus resultierend im Handeln: Im sogenannten „Geist“. Dieser entsteht durch das Zusammenspiel von Körper und Unterbewusstsein und den Wechselwirkungen mit der Außenwelt. Es sind Verhaltensweisen, Denkmuster und innere Wahrheiten, die sich im Laufe unseres Lebens gebildet haben, um uns zu unterstützen. Damit wir das Rad nicht immer neu erfinden müssen, sondern mit minimalem Kraft- und Energieaufwand unsere Ziele erreichen. Denn die Natur ist auf Energiesparen angelegt.

Früher gab es nicht das ganze Jahr über Essen im Überfluss. Da gab es Fastenzeiten, weil nichts mehr zur Verfügung stand. Meist gegen Ende des Winters, wenn die Lager leer waren. Heute noch liegen die religiösen Fastenzeiten in diesem Zeitraum. Fasten heißt: Überleben mit wenig Energiezufuhr von außen. Die gespeicherte Energie in Form von Körperfetten wird aufgebraucht. Der Körper schaltet in einen Energiesparmodus.

Heute dagegen können wir das ganze Jahr über Kalorien und Vitamine zu uns nehmen, jedoch hat sich das Gehirn nicht umgestellt. Dafür bräuchte es Jahrtausende, in denen das so bleibt. Unsere heutige Industriephase ist jedoch viel zu kurz. Das Gehirn arbeitet weiterhin im Energiesparmodus, denn es verbraucht die meiste Energie im Körper in Relation zu seinem Gewicht. Schon wenn es nichts besonderes macht (keine Denkhöchstleistungen, nur den Körper überleben lassen) verbraucht es im Ruhezustand 20% der vorhandenen Körperenergie.

Das Unterbewusstsein ist Dein Freund

Im Laufe unseres Lebens programmiert sich das Unterbewusstsein immer weiter. Je nach dem, wie wir Situationen erleben, werden Korrekturen angebracht, Verbesserungen. Es wird versucht, unangenehme Situationen in Zukunft zu vermeiden. Um zu überleben müssen wir uns in ein gesellschaftliches System einpassen. All das lässt Programmierungen entstehen. Dazu gehören auch innere Wahrheiten, sogenannte Glaubenssätze. „Ich kann nicht …“, „ich darf nicht …“, „niemals wieder werde ich …“. Beim Erleben eines Traumas (= subjektiv lebensbedrohliche Situation, die nicht verändert oder verlassen werden kann sondern ausgehalten werden muss) werden sehr starke Programmierungen vorgenommen, die in der Zukunft eine höhere Gewichtung erhalten als andere Programme.

All diese Programmierungen haben einen Grund: uns überleben zu lassen, möglichst stress- und schmerzfrei. Also hat jede Programmierung ihren Sinn: Wir haben überlebt und im besten Fall auch eine ähnliche negative Situation von vorne herein vermieden. Aber: mit Folgekosten. Alles im Leben hat seinen Preis. Somit bedeutet jede Programmierung eine emotionale Einschränkung unseres Handlungsspielraumes. Plötzlich fühlen wir uns z.B. unwohl im Aufzug und laufen lieber. Sind es nur wenige Etagen, so können wir diesen Einschränkungen sogar noch etwas Gutes abgewinnen (Hey! Das ist gut für meine Fitness!). Arbeiten wir aber in einem Hochhaus im 30. Stockwerk und müssen auch noch öfters am Tag in andere Stockwerke, dann ist das schon eine große Limitierung. Oder wir trauen uns nicht mehr in eine Flugzeug, auf die Autobahn, auf eine Brücke … etc.

Von selbst ändert unser Unterbewusstsein daran nichts. Immerhin geht es ums Überleben. Aber oft ist es so, dass die Programmierung damals, als sie entstanden ist, Sinn gemacht hat … heute jedoch nicht mehr. Heute, als erwachsene Menschen, könnten wir locker auf andere Art und Weise in solchen Situationen reagieren. Wenn wir aber als Erwachsene mit kindlich-jugendlichen Strategien und Programmen durchs Leben laufen, dann ist das eine große Einschränkung. Es entsteht Leid in Form einer Blockade im Beruf oder in der Partnerschaft … oder andere Symptome bis hin zu chronischen Krankheiten, die den inneren Konflikt auf die körperliche Ebene ziehen.

Hilfe zum Ausstieg aus dem Dilemma

Hier braucht es dann professionelle Hilfe. Je nach Themenkomplex kann schon ein Coaching gute Dienste leisten, oder aber Psychotherapie. Ein hilfreiches therapeutisches Bild ist die Idee, ein Teil im Unbewussten wäre noch in der Vergangenheit gefangen und hat nicht verstanden, dass die Gefahr vorbei ist. Sind wir auf Gefühlsebene mit diesem Anteil assoziiert, dann fühlen wir uns auch wieder genau so wie damals. In einer therapeutischen Intervention wird dann dieser Anteil aus der traumatischen Situation ins Heute geholt. Die alten, unverarbeiteten Gefühle werden mit den heutigen Ressourcen, der heutigen Lebenserfahrung und vor allem dem heutigen Gehirn verarbeitet. Die meisten Situationen, die Programmierungen hinterlassen haben, sind in Kindheit und Jugend entstanden, zu einer Zeit, als das Gehirn noch nicht voll ausgebildet war. Damals konnten die negativen Emotionen nicht verarbeitet werden.

Psychohygiene

Als Erwachsener bietet es sich an, alle alten Programmierungen mit Hilfe der Selbstreflexion und anderen Techniken, gegebenenfalls auch mit professioneller Hilfe aufzulösen, so dass ein freies Handeln entstehen kann. Zusätzlich täglich darauf zu achten, dass alles neu Erlebte verarbeitet wird und keine neuen Programmierungen entstehen. Dieser Prozess nennt sich Psychohygiene. So wie es sinnvoll ist, täglich den Körper zu waschen und zu pflegen, also körperliche Hygiene zu betreiben, so sollte das auch in der Psyche geschehen, um das Unterbewusstsein bestmöglich zu unterstützen. Das Fernsehen kurz vor dem Schlafengehen oder – schlimmer – beim Fernsehen einzuschlafen ist dann eher kontraproduktiv und hinterlässt auf Dauer seine Spuren im Unterbewusstsein.

Autor: Erik Grösche, Heilpraktiker Psychotherapie
Thema: Wie funktioniert das Unterbewusstsein?
Webseite: https://www.horizonterweiterer.de

#Unterbewusstsein

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