10 Tipps und Tricks zur (Selbst)Präsentation

Reden ist Silber, sich richtig präsentieren ist Gold

Wer kennt das nicht: die nächste Präsentation in der Uni oder auf Arbeit steht an, das nächste Vorstellungsgespräch, die Gehaltsverhandlung mit dem Chef oder einfach nur das nächste Meeting in der Projektgruppe.

reden-praesentieren

Manche von uns müssen nur daran denken und spüren schon wie sich der Herzschlag beschleunigt und das Schwitzen beginnt. Es wäre jetzt zu einfach zu sagen: „Ja, also präsentieren konnte ich noch nie gut, da war ich schon in der Schule immer schlecht“. Ich behaupte, sich und Inhalte zu präsentieren ist erlernbar, aber vor allem ist es eine wertvolle Kompetenz – sowohl im Berufsleben, als auch im Alltag. Denn schließlich sind wir auch im Privatleben gefordert uns zu präsentieren: beim ersten Date, auf dem nächsten Klassentreffen oder wenn wir unsere Liebsten von irgendetwas überzeugen wollen. 

Der Wunschtraum Vieler ist wahrscheinlich: Einmal Artikel lesen und schon läuft es mit der Selbstpräsentation. Sorry, aber da muss ich Sie enttäuschen. Die Realität ist: Artikel lesen, viele Impulse bekommen und dann üben, ausprobieren und learning by doing. Denn wie heißt es immer so schön: exercitatio artem parat (Übung macht den Meister).

1. Das Ziel ist das Ziel

Wenn Sie eine Adresse mit dem Auto suchen, dann fragen Sie Ihr Navigationsgerät. Dort müssen Sie zuerst das Ziel eingeben, bevor Sie dann die konkrete Route (schnellste, kürzeste, optimiert) auswählen können. Auch bei der (Selbst)Präsentation brauchen Sie zunächst ein klar definiertes Ziel: geht es um die Vermittlung von Kompetenzen (z.B. im Bewerbungsgespräch) oder Inhalten (z.B. Vortrag in der Projektgruppe), soll jemand überzeugt werden (z.B. Gehaltsverhandlung oder erstes Date) oder oder oder. Fokussieren Sie Ihr Ziel, wenn Sie sich selbst erfolgreich präsentieren möchten und behalten Sie dies immer im Hinterkopf.

2. Der Weg ist das Ziel

Im Navigationsgerät haben Sie nach der Zieleingabe die Auswahl verschiedener Routenoptionen: schnell (kommt schnell zum Ziel, nutzt dafür aber manchmal auch unbefestigte Straßen), kürzeste (ohne Umwege direkt zum Punkt kommen) oder optimiert (die Mischung aus schneller und kürzester Route unter Berücksichtigung des Spritverbrauches). Und tatsächlich, die optimale Variante gibt es nicht – weder beim Navigieren, noch beim Präsentieren. Es gibt Situationen, da lohnt sich der kürzeste Weg (z.B. bei der Gehaltsverhandlung – es geht um klare Fakten ohne Umwege und Nebensächlichkeiten), manchmal muss es auch einfach schnell gehen (z.B. bei der Präsentation der Projektergebnisse) und dann wiederum ist eine ausgeglichene Herangehensweise (z.B. beim ersten Date oder Klassentreffen) die ideale Option. Wichtig bei allen Wegstrategien ist: der rote Faden! Legen Sie sich eine Struktur für Ihren Vortrag, Ihre Präsentation oder Gespräch zurecht: Womit wollen Sie eröffnen? Welche Argumente bauen aufeinander auf? Welche Inhalte oder Kompetenzen wollen Sie besonders hervorstechen lassen? Was soll besonders in den Köpfen Ihrer Zuhörer bleiben?

3. Redest du noch oder argumentierst du schon?

Argumentieren und Überzeugen ist eine Wissenschaft für sich (übrigens mit dem Namen: Dialektik).  Ein Argument hat immer eine idealtypische Herangehensweise:   Behauptung, Begründung, Beispiel und Folgerung.   Eine Behauptung ist eine klare, ganz objektive Aussage oder Forderung („Lieber Chef, ich möchte eine Lohnerhöhung um 5%“). Nun kommt es darauf an, zu begründen warum diese Forderung bzw. Aussage zutrifft („Ich bin bereits seit 10 Jahren in der Firma, nie krank, erledige meine Aufgaben immer zur vollsten Zufriedenheit und bringe mich in die Firma ein“). Im Idealfall untermalen Sie diese Begründung

mit einem oder mehreren konkreten Beispielen („Wissen Sie noch Anfang des Jahres, als so viele Kollegen erkrankt waren? Ich war da, habe Überstunden gemacht, habe stellvertretend noch weitere Aufgabengebiete übernommen und so einen wesentlichen Beitrag für das Unternehmen geleistet“). Am Ende sollten Sie in einer Folgerung nochmal zusammenfassen, was Ihr Argument nun ist („Ich bin davon überzeugt, dass ich einen wertvollen Beitrag zum Unternehmenserfolg leiste und eine Gehaltserhöhung von 5% angebracht ist“).

4. Wenn da nicht das Wörtchen „ABER“ wäre…

Gerade beim Argumentieren und Überzeugen machen es uns diese vier Buchstaben wirklich schwer. Ich weiß, dass ich eigentlich mehr verdienen müsste, ABER ich trau mich nicht meinen Chef anzusprechen. Die ausgeschriebene Stelle ist mein Traumjob, ABER die suchen bestimmt wesentlich erfahrenere Mitarbeiter. Ich habe eine super Idee für das Projekt, ABER die anderen werden die bestimmt eh wieder kritisieren. Sie merken, wie uns diese vier Buchstaben einschränken, dabei muss das nicht sein. Es gibt dieses schöne alte deutsche Sprichwort: „Wer nicht ins Wasser geht, kann auch nicht schwimmen lernen“. Lassen Sie sich von einem ABER nicht unterkriegen und machen Sie lieber ein  AB hiER (wird es anders) draus. 

5. Man bringe mir mehr Begeisterung & Authentizität

Wenn Sie von sich oder konkreten Inhalten sprechen, sollte Ihr Gesprächspartner die Begeisterung spüren, die Sie damit verbinden. Nur wenn Sie hinter dem stehen, was Sie präsentieren, dann nimmt es Ihr Gegenüber auch ab. Unser Gehirn registriert wesentlich mehr Informationen über Mimik, Gestik und Paraverbalität (Tonfall, Sprechgeschwindigkeit, Betonung,…), als uns unmittelbar bewusst ist. Wir bekommen jedoch dann so ein Gefühl, eine Ahnung davon, dass derjenige uns unsympathisch ist, als falsch erscheint oder sonst wie zwielichtig. Übrigens, woran erkennen Sie, ob jemand Sie wirklich anlächelt oder nur ein Pokerface aufhat? Richtig… an den Augen. Wenn eine Person wirklich herzhaft lacht bzw. aus Freude heraus lächelt beginnen die Augen zu funkeln und Sie bekommen kleine Lachfältchen um die Augen.  Bleiben Sie also authentisch in Gesprächen und Präsentationen und verpacken Sie Inhalte im Idealfall mit Begeisterung und Freude.

6. Lass den Körper sprechen

Körpersprache ist übrigens ein gutes Stichwort. Neueren Studien zu Folge laufen 93% der Kommunikation nonverbal (Gestik, Mimik, Körperhaltung, Blick, Kleidung, Geruch, …) bzw. paraverbal (Sprachlautstärke, Geschwindigkeit, Betonung, Stimmhöhe, …) ab. Egal, ob Sie sitzend oder stehend sich präsentieren, oberstes Gebot ist, dass beide Füße fest auf dem Boden stehen (sogenanntes Erden). Dabei sollten die Füße nicht unmittelbar zusammenstehen, sondern ruhig etwas auseinander (natürlich aber auch kein Spagat). Im Sitzen passt am besten der Kutscher- Sitz: Die Kniee bilden einen 90-Grad-Winkel zwischen Unter- und Oberschenkel, der Po sitzt gerade auf dem Stuhl, die Wirbelsäule ist etwas durchgedrückt, der Bauch ist gerade und die Arme haben Bewegungsfreiheit (also nicht komplett an den Tisch rutschen). Bis auf die Haltung der Kniee gilt dies auch für das Stehen. Wenn Sie dazu neigen sehr stark (fast schon wild) zu gestikulieren, dann nehmen Sie sich etwas mit, woran Sie sich „festhalten“ können: ein Zettel mit Notizen, eine Mappe, ein Presenter für die PowerPoint Präsentation, ein Stift oder was auch immer passend erscheint. Wichtig dabei ist, Sie sollen sich nur daran „festhalten“ können, nicht damit herumspielen.   

7. Ein Blick sagt mehr als tausend Worte

Ebenfalls zur nonverbalen Kommunikation gehören der Blick und die Blickrichtung. Früher wurde gelehrt einen fiktiven Punkt im Raum oder einen Zuhörer besonders zu fokussieren. Jetzt stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einer Präsentation und der Präsentator schaut Sie überhaupt nicht an, sondern scheint irgendwo in die Ferne zu schauen oder er starrt Sie die ganze Zeit. Beides eher unangenehm und nicht sehr vertrauenserweckend. Lassen Sie Ihren Blick zwischen den Zuhörern oder Gesprächspartnern schweifen. Faustregel ist hier: Jeder Zuhörer muss am besten aller paar Minuten einmal angeschaut werden. Selbst wenn eine Frage von einer Person kommt, der Blick bei der Antwort geht letztendlich wieder an alle Beteiligten. Zum einen haben so alle das Gefühl, dass Sie in Ihrer Präsentation mit Ihnen sprechen und fühlen sich wahrgenommen. Zum anderen ist es natürlich auch für Sie eine klasse Rückversicherung, ob Ihnen alle folgen können oder Personen vielleicht skeptisch oder fragend schauen. Auf die kann dann nochmal eingegangen werden, so dass letztendlich alle von Ihrer (Selbst)Präsentation überzeugt sind.

8. Vorsicht sensibel!

Ein Grundsatz der Kommunikation besagt: Der Mensch reagiert am stärksten bzw. sensibelsten auf Geringschätzung und Bevormundung. Das geht Ihnen wahrscheinlich auch so: Wenn Sie immer nur gesagt bekommen, was Sie zu tun und zu lassen haben und dann nicht einmal ein „Danke“ oder ein „Gut gemacht“ dafür erhalten, sind Ihre Laune und Motivation wahrscheinlich auch im Keller. Bei der (Selbst)Präsentation können wir uns diesen psychologischen Effekt zu Nutzen machen und positiveren. Was ist also das Gegenteil von Geringschätzung? Genau – Wertschätzung. Und wie drücken wir Wertschätzung aus? Durch Lob, Anerkennung und Komplimente. Möchten Sie, dass Sie jemand gleich zu Beginn eines Gespräches (vor allem beim ersten Kennenlernen) sympathisch findet bzw. Ihnen offenen entgegen tritt, dann machen Sie am Anfang (oder auch während des weiteren Gesprächsverlaufs) ein Kompliment. Beachten Sie dabei aber bitte den Punkt 5 – bleiben Sie authentisch.   Gleiches gilt für den Punkt Bevormundung. Der Mensch mag es nicht, wenn ihm alles vorgesetzt wird und er keine Entscheidungsspielräume hat. Holen Sie sich also Ihre Gesprächspartner mit ins Boot –  fragen Sie nach derer Meinung zu einem Sachverhalt, offerieren Sie Handlungsoptionen und bedanken Sie sich auch für Kritik bzw. Feedback. Geben Sie Ihrem Gegenüber das Gefühl, willkommen zu sein und eine besondere Bedeutung für das Gespräch zu haben. 

9. Jedem Anfang und Ende wohnt ein Zauber inne

Die Psychologie kennt eine Menge Effekte, die in Gesprächen und Präsentationen zum Tragen kommen. Zwei davon sind der Primacy- Effekt und der Recency- Effekt. Der erste besagt, dass Informationen, die zu Gesprächsanfang gebracht werden besser erinnert werden, als die nachfolgenden. Der Receny- Effekt beschreibt genau das gegenteilige Phänomen, dass auch die letzte Information besonders gut erinnert werden kann. Es ist also nicht nur ratsam, kurz und bündig sich und Informationen die präsentieren, sondern auch auf die Position von Argumenten und wichtiger Inhalten zu achten. Es gilt: Wichtiges immer am Anfang oder am Ende der Selbstpräsentation darzubieten, da so beide Effekte zum Tragen kommen können. 

10. Anker auswerfen

Ein weiterer wichtiger Effekt aus der Kognitionspsychologie ist der sogenannte Anker-Effekt. Er beschreibt, dass gewisse Worte, Wortgruppen oder Zahlen als Anker im Gespräch fungieren können. Ein kleines Beispiel: Sie sollen eine Präsentation halten und beginnen diese mit den Worten: „Ich hatte wirklich wenig Zeit die Präsentation ordentlich vorzubereiten“. Schön, dass Sie ehrlich sind, bei Ihren Gesprächspartnern kommt jedoch nur an: Sie hatten keine Zeit und nun sollen die ihre eigen wertvolle

Zeit opfern und Ihnen trotzdem noch zuhören. Sie haben damit automatisch einen Anker der geringeren Qualität gesetzt. In diesem Fall nun gilt das Sprichwort: Wie es in den Wald hineinruft, so ruft es auch wieder raus. Ihre Zuhörer werden weitaus weniger Interesse und Motivation verspüren Ihrer (Selbst)Präsentation zu folgen, als wenn Sie mit einen flammenden Beginn über Ihre Vorzüge und Zielen der Präsentation starten. Übrigens auch im Privatleben werden oftmals Anker verwendet, zum Beispiel beim Kochen: „Ich habe das Rezept das erste Mal probiert und bin nicht so zufrieden mit dem Ergebnis. Ich hoffe es schmeckt euch trotzdem einigermaßen.“ Der Anker ist hier ebenfalls eine geringere Qualität des Essens, jedoch am Ende die Gefühle umso positiver, wenn entsprechend gutes Feedback und Lob kommt. Sie sehen also der Anker- Effekt funktioniert in beide Richtungen, möglicherweise müssen Sie hier einfach etwas ausprobieren.  

Und nun wünsche ich Ihnen viel Spaß und Erfolg beim sich (selbst)präsentieren. 

Autor: Benjamin Förster
Thema: Selbstpräsentation
Webseite: http://www.perspectus.info

Autorenprofil Benjamin Förster:

M.A. Pädagoge (Erwachsenenbildung & Organisationspädagogik), B.Sc. Psychologe (Arbeits-, Organisations- und Personalpsychologie), Systemischer Coach (DBVC- zertifiziert), Kommunikationstrainer. Seit 2015 als freier Dozent & Trainer im Bereich der Personal- und Teamentwicklung, Aus- und Weiterbildung, sowie betrieblichen Gesundheitsförderung tätig.

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