Das Selbst-Bewusstsein setzt sich zusammen aus „Selbst“ und „Bewusstsein“. „Wahres Selbst-Bewusstsein liegt darin, sich seiner Dinge selbst immer bewusster zu werden.“ Es ist also kein starkes Auftreten nach Außen hin, sondern hat mir einer inneren Bewusstheit zu tun.
Manche Mensche glauben, daß ihnen Leistungen, die sie vollbringen, helfen, selbstbewusster zu werden, dies ist aber nicht der Fall – es macht abhängig – wahres Selbstbewusstsein hat immer nur mit Ihnen zu tun und daß Sie so herüberkommen, wie Sie gerade sind – daß Ihnen also selbst bewusst ist, was gerade in Ihnen vorgeht und Sie authentisch dazu stehen können.
Die Erhaltung des Selbstwertgefühls gehört zu den wichtigsten seelischen Grundbedürfnissen, gewissermaßen so eine Art Selbsterhaltungstrieb für die Seele. Im Laufe unseres Lebens, angefangen von der Kindheit über Erziehung, Lehrer, Ausbildung bis hin zur Arbeitsstelle und Lebenspartnern, wurden wir alle schon manchesmal verletzt, gemaßregelt oder schlecht behandelt und haben dann eine gewisse Zurückhaltung oder Schüchternheit entwickelt.
Wir glauben, wenn die Sache vorbei ist, dann ist sie auch vergessen - das gilt aber nur für den Kopf - denn die Seele, bzw. das Unter-Bewusstsein merkt sich alles!
Kennen Sie das auch ? Ihre wahren Bedürfnisse haben kaum jemanden interessiert - Sie selbst haben funktioniert - dann lebt man natürlich in einem Zustand der „Anpassung „ und verliert sich selbst mehr oder weniger.
Das wiederum lässt im Laufe der Zeit die ganzen Symptome des mangelnden Selbstwertgefühls erst entstehen.
Wie erlangt man mehr Selbstbewusstsein?
In erster Linie empfehle ich da eine gute Selbstwert-Therapie, da sich meist ungute Denkmuster im Laufe des Lebens oder durch Erziehung ausgebreitet haben, die zu erkunden es gilt und die ein echtes und dauerhaftes Selbstbewusstsein und auch Selbstwertgefühl stören und verhindern werden. Solche Denkmuster sind z.B. :
- „es ist mir sehr wichtig, was andere über mich denken“
- „ich muss es allen immer recht machen“
- „ich muss immer etwas leisten“
- „ich zweifele immer an mir“ und viele andere mehr.
Übungen Selbstbewusstsein
Man kann aber auch zur Unterstützung Übungen machen um selbstbewusster zu werden. Folgende Vorgehensweise bzw. Übungen zur Stärkung des wahren Selbstbewusstseins empfehle ich bei mir in der Praxis, in der ich das Thema Selbstbewusstsein/Selbstwertgefühl mit Priorität behandele :
1. Machen Sie sich alles, was Sie gern tun oder tun wollen, immer bewusster
Fangen Sie an mit der Vorstellung eine Pizza (oder was immer Ihr Lieblingsgericht ist) und fragen sich selbst ganz bewusst, wie muss dieses gerade heute aussehen, was muss drauf sein, wie soll sie riechen oder schmecken ? Die meisten Menschen machen sich das gar nicht mehr bewusst oder unterschätzen diesen Vorgang – es ist ein Anfang, gerade für Menschen die gern „funktionieren“ oder bevorzugt auf andere schauen.
Danach geht das natürlich immer weiter – schauen Sie immer mehr (danach kann man ‚süchtig‘ werden) was Ihnen gerade Freude, Spaß oder einfach nur eine kleine Zufriedenheit geben könnte – Katze streicheln, dem Partner etwas Schönes sagen, auf die Couch liegen, in einer bestimmten Arbeit mehr den Sinn sehen und sie deshalb etwas lieber machen als zuvor und so weiter. Im Kleinen liegen die wahren Anfänge – echtes Selbstbewusstsein fällt nicht vom Himmel, sondern will langsam, kontinuierlich und vor allem sicher erarbeitet werden.
2. Machen Sie sich Ihre seelischen Bedürfnisse immer bewusster
Ihre Bedürfnisse liegen darin, was vor allem Ihre Seele, aber auch Ihr Körper gerade will oder braucht. Ist es innerlich „Verstandenwerden“ oder „Wertschätzung“ - in der Partnerschaft und/oder bei der Arbeit ? Oder einfach nur „Abstand“ , „Ärger ausdrücken“ ? Je mehr Sie sich um solche, bei den meisten Menschen leider unbewussteren Bedürfnisse kümmern, desto selbstbewusster werden Sie und desto größer kann Ihre „Selbstliebe“ werden, die für ein gesundes Selbstbewusstsein auch dringend erforderlich ist.
Man „liebt“ sich dann, wenn man auf seine Bedürfnisse hört und sie regelmäßig erfüllt – das mag für manche schwer erscheinen, aber wenn Sie den vorhergehenden Punkt 1 erfüllt haben, sollt es Ihnen leichter gelingen, auch auf Ihre Seele, also Ihr eigentliches ICH zu hören. Stellen Sie sich dann in der Phantasie denjenigen vor, dem Sie dies sagen möchten und sagen es auch – was passiert ? Sagen Sie es der Person immer wieder - Sie werden sehen, daß dabei immer andere Worte Ihrerseits dabei fließen – das macht fit und selbstbewusst – man muss es also gar nicht (zumindest nicht gleich) der betreffenden Person direkt sagen.
3. Versuchen Sie in der Kommunikation authentisch zu dem zu stehen, was gerade in Ihnen ist
Diese letzte Übung ist die praktische Umsetzung dessen, was Sie sich mit den vorhergehenden Übungen erarbeiten haben – ich betone das Wort „erarbeiten“, da ich immer wieder die Vorstellung erlebe, daß manche glauben, daß Selbstbewusstsein nach dem Lesen eines Buches oder ein paar Tips schon irgendwie von alleine gelingt – das ist nicht der Fall – zumindest nicht, wenn man echtes Selbstbewusstsein anstrebt, was ähnlich ist wie persönliche Echtheit. Und zur persönlichen Echtheit ist es grundsätzlich erforderlich, zu seinen Aussagen zu stehen – auch wenn Sie noch so banal sind - wenn Sie „echt“ sind, bekommen Sie das nötige Grundgefühl, um sich in Ihrer Haut wohler zu fühlen .Wenn Sie jemanden kopieren, imitieren, sind Sie nicht Sie selbst und das kommt auch meist so herüber – weiterhin brauchen Sie auch noch Kraft, das imitierte Verhalten aufrechtzuerhalten und die geht Ihnen dann wieder beim Authentischsein ab.
Ich empfehle Ihnen, dies in kleinen Aussagen zu üben – wenn Sie sich ein paar Aussagen vorstellen können, die Sie persönlich für wichtig oder gut halten, bzw. einfach als Teil von sich betrachten, und sich trauen, dies auch auszusprechen – was soll schon passieren ? Wenn es so herüberkommt, daß der andere merkt, daß es Ihnen wichtig ist, gehen Menschen im allgemeinen instinktiv zurück und lassen Sie ausreden oder schätzen das sogar, was Sie sagen – probieren Sie es aus.
Ihr Leben wird einfacher und besser, indem Sie sich willentlich mehr auf sich selbst konzentrieren und sich nicht mehr so von der Außenwelt abhängig machen- das kann man mit obiger Vorgehensweise üben. Dann können Sie das wieder erlangen, was manche als die „innere Mitte“ bezeichnen, andere als „authentisch“ und wiederum andere als das „wahre Selbstbewusstsein“.
Alles Gute dazu.
Autor: Jürgen Kühn
Thema: Übungen Selbstbewusstsein
Webseite: http://www.leben-spueren.de
Autorenprofil Jürgen Kühn:
Heilpraktiker für Psychotherapie, Psychologischer Berater, Paartherapeut.