Was ist Selbstverwirklichung?

Als ich vor Kurzem gebeten wurde, zu dem Thema „Selbstverwirklichung“ einen Artikel zu schreiben, wollte mir zunächst selbst nichts Rechtes dazu einfallen.

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So war dann meine erste Idee, mir spontane Anregungen von anderen zu holen. Ich stellte jetzt mehreren Bekannten die folgende gleiche Frage: „Stell dir vor, es kommt ein Ausländer, der noch nicht gut deutsch kann, auf dich zu und fragt dich was das Wort 'Selbstverwirklichung' bedeute. Was würdest du ihm antworten, um es ihm auch wirklich verständlich zu machen?“

Das Ergebnis war interessant:  Von ausnahmeslos allen hörte ich zunächst nur ein Aaah, Öööh, Hmmm, und dann: „Gute Frage“ und schließlich ein mächtiger Schwall weitschweifiger hoch-intellektueller und hoch-philosophischer Darlegungen. Als ich dann nachfragte: „Und du glaubst, dass damit ein Ausländer, der noch nicht gut deutsch kann, tatsächlich etwas anfangen kann?“ Und man sah ein, dass sich nicht erklären lässt, was „Selbstverwirklichung“ wirklich ist. Das Verrückte dabei: Dieses Wort wird so häufig in aller Munde geführt, dass es fast die Spatzen von den Dächern pfeifen. Alle Welt benutzt es, aber keiner scheint so genau zu wissen, was es bedeutet. Ein erstaunliches Phänomen, auf das ich da wie von ungefähr gestoßen bin.

Soweit ich mich erinnere, ist dieser Begriff Selbstverwirklichung in den 1960er, 1970er Jahre als neue Wortschöpfung entstanden. In der Zeit also, die als die Hippie-Zeit in die Annalen einging. Die Zeit, in der die Jugend noch intensiver aufbegehrte als wir es heute sehen bei Fridays for Future. Als man mit heftigem Nachdruck bestrebt war, den Mief der Kaiserzeit und insbesondere den des Dritten Reiches hinter sich zu lassen.

Als man gegen die Starrheit der Denkgewohnheiten der Alten anging. „Unter den Talaren, Staub von tausend Jahren“. Das ging z. B. an die Adresse der Universitätsprofessoren. Die neuen Devisen lauteten in etwa: Selbst initiativ werden. Zu neuen Ufern aufbrechen, statt sich dieses „Weiter so“ fortan aufdrücken zu lassen. Sich neue Wege erschließen. Zur Erfüllung eigener Phantasien und Sehnsüchte schreiten. Sich neue Ziele setzen und diese zu verfolgen. Schicksal in die eigene Hand nehmnen wo immer möglich. So sah damals die Athmosphäre aus, unter der das Wort „Selbstverwirklichung“ erstmalig geprägt wurde.

Aber damit dürfte unserem Ausländer noch immer schleierhaft sein, was „Selbstverwrklichung“ nun definitiv ist. Schließlich fand ich doch eine Lösung, nämlich anhand eines Beispieles aus der Praxis, wie sich jemand zur Selbstverwirklichung durchgerungen hat. Eine wahre Begebenheit überigens:

Die Tin Pan-Alley ist eine hochberühmte Straße in Manhatten. Sie beheimatet schon seit dem späten 19. Jahrhundert das Machtzentrum der Musikszene von ganz Nordamerika. Eines Tages, noch im frühen 20. Jahrhundert, schlenderte einmal Irving Berlin, der damals schon ein großer Musiker und Bandleader war, eben durch die Tin-Pan-Alley und betrat schließlich eine Bar. Darin gab es ein Piano und ein junger Pianist saß daran und unterhielt die Gäste mit seinem Klavierspiel. Berlin hörte ihm als Fachmann besonders aufmerksam zu, und in einer Pause trat er zu ihm und fragte ihn: „Hören sie mein Junge, wieviel verdienen Sie hier eigentlich?“  „Sechs Dollar, die Woche,“ war die Antwort. Berlin darauf: „Sie gefallen mir. Ich würde Sie von Fleck weg engagieren, denn ich bin auf der Suche nach einem guten Pianisten für meine Band. Wenn Sie zu mir kommen, verdienen Sie gleich zu Anfang das Doppelte wie hier. Aber wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf: Lehnen Sie dieses Angebot um Himmelswillen ab. Denn in meiner Band und unter meiner Hand können Sie bestenfalls nur eine zweitklassige Kopie von Irving Berlin werden. Gehen Sie aber ihren eigenen Weg und bleiben sich selbst treu, sage ich Ihnen bei Ihren Fähigkeiten voraus, dass Sie ein Musiker werden, von dem die Welt noch lange redet.“

Der junge Mann entschied sich, Berlins Rat zu folgen. Er lehnte dieses sehr verlockene Angebot tatsächlich ab, blieb seinem eigenen Weg und damit sich selbst treu. Und wurde tatsächlich einer der größten Musiker seiner Zeit. Sein Name: „George Gershwin.“ Es war tatsächlich kein Geringerer als George Gershwin am Anfang seiner Karriere. So geht Selbstverwirklichung.

Autor: Siegfried Hoffmann
Thema: Was ist Selbstverwirklichung?
Webseite: https://www.siegfried-hoffmann.de
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