Zunächst soll ein allgemeiner Grundgedanke zu dem Wörtchen MUSS erwähnt werden. Das Einzige, was ein Erden-Lebewesen muss, das auf unserem Planeten lebt, ist sterben.
Ob man in einen sog. Reproduktionsprozess eingreift liegt an der individuellen Sichtweise, denn der Sinn des Lebens ist in biologischem Sinne der Erhalt der Art. Und diese entsteht aufgrund eines geglückten Geburtsvorganges und artgemäßer Versorgung - Ernährung etc. eines Lebewesens, auch einer Katze.
In Weiterführung dieser Gedanken ist also der Mensch derjenige, der sich in den Entwicklungsprozess einer Art einmischen kann - oder auch nicht. In der Natur ist es so, dass sobald der Mensch eingreift, ein naturgegebenes Gleichgewicht gestört wird und es sich somit nicht mehr die Waage hält.
Tiere als Haustiere zu halten ist z. B. ein solcher Eingriff, ebenso diese zu füttern, zu impfen, ärztliche oder heilpraktische Hilfe - falls erforderlich - angedeihen zu lassen, ebenfalls. Das natürliche Gleichgewicht ist damit also bereits nicht in Balance. Das Gleichgewicht wäre gegeben, würde die Katze völlig frei leben, einem gewissen Hunger-, Seuchen- sowie Beutegreiferdruck ausgesetzt sein. Die Population würde damit regulierend in natürlichem Gleichgewicht gehalten.
Dieser Umstand ist bei unserer Samtpfotenhaltung i. d. R. nicht mehr gegeben und schon gar nicht, wenn ein ursprüngliches Wildtier im Haus gehalten wird - völlig entgegen natürlicher Gegebenheiten. Wenn der Mensch Verantwortung für ein Lebewesen übernehmen möchte, sollte er das auch vollumfänglich und vernünftig tun, so dass sich alle Beteiligten, so wohl wie möglich fühlen können - unter den gegebenen Umständen.
Sicher tut sich ein Tier leichter, wenn es weniger hormonellem Druck ausgesetzt ist, der nicht ausgelebt werden kann. Der Kastrations-/Sterilisationsprozess an sich ist allerdings ein schwerwiegender Eingriff in das Drüsen- und Hormonsystem, der nicht der Natur entspricht. Entsprechend heftig sind manchmal auch die Reaktionen körperlicher und vor allem psychisch-seelischer Art.
Die Erhaltung der Art erfordert so einen ganz bestimmten Ritus, der innerhalb der Art nach immer denselben Mustern abläuft. Die Werbung des Männchens um das Weibchen, das wahrhaft possierliche Verhalten - das gemeinsame Liebesspiel - wird z. B. stark von Düften geprägt oder auch besonders liebreizenden Bewegungen. Die letztendliche Vereinigung - der Liebesakt - entwickelt den freien Austausch von gewaltigen Energien, die in keiner anderen Lebenssituation so produktiv werden, wie anlässlich dieser Zeremonie.
So ist z. B. auch das Markieren, also das betonte Verspritzen von Harn an bestimmten Punkten in der Umgebung, im Terrain des Katers ein ganz wesentliches Element zur Demonstration dieser maskulinen Energie. Der so dargestellte Machtanspruch ist ein völlig natürliches und in der Biologie der männlichen Katze ernorm wichtiges Verhalten, um den männlichen Pol auch tatsächlich leben zu können. Sichtbare andrologische Erkrankungen werden beim Kater zwar seltener als beim Rüden beobachtet. Doch sind viele unangenehm oder gar bösartig erscheinende Benehmens- und Wesensveränderungen gerade auf ein unerfülltes oder frustrationsreiches Sexualleben zurückzuführen.
Glücklicherweise gibt es dafür z. B. die segensreichen Blütentherapien und die Homöopathie, die es dem betroffenen Wesen sehr erleichtern kann, mit einem plötzlichen Beschneiden seiner natürlichen Geschlechtlichkeit umzugehen.
Der Vollständigkeit halber die Erklärung zur Kastration:
Kastration ist der operative Eingriff unter Vollnarkose, bei dem die Eierstöcke der Katze bzw. die Hoden des Katers entfernt werden. Die Kastration verhindert, dass die Katze trächtig wird und soll sie vor Gebärmutterkrankungen und Gesäuge-Tumoren schützen. Kastrierte Kater markieren i. d. R. nicht mehr. Im Gegensatz zur Sterilisation unterbindet die Kastration auch das Sexualverhalten. Bester Kastrationszeitpunkt soll der Beginn der Geschlechtsreife sein (Katze ab 6. Monat, Kater 8. - 10. Monat).
Und zur Sterilisation:
Durch die Sterilisation wird die Katze unfruchtbar und der Kater zeugungsunfähig. Bei der OP werden die Eileiter bzw. die Samensträge durchtrennt. Im Gegensatz zur Kastration stoppt eine Sterilisation den Sexualtrieb nicht. Mit ihm bleiben alle Begleiterscheinungen wie die Bereitschaft zum Streunen und das Spritzharnen erhalten. Die sterilisierte Katze wird häufig dauerrollig und neigt zur Zystenbildung.
Was der Einzelne sich anmaßt mit anderen Wesen zu tun, liegt sicher in seiner Eigenverantwortung - insbesondere dann, wenn über den Tellerrand hinaus - und nicht nur an das eigene Wohlbefinden - gedacht wird.
Autor: Birgit Schropp
Thema: Muss man Katzen kastrieren?
Webseite: https://www.naturtier.de