Es gibt immer wieder Momente im Leben, in denen wir uns einen neuen Job wünschen. Dabei kann es entweder um einen Einstieg nach der Ausbildung bzw. Studium gehen oder um eine Neuorientierung.
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Manchmal wissen wir genau, auf welche Jobs wir uns bewerben möchten. Es gibt aber auch Momente im Leben, in denen wir entweder noch nicht so genau wissen, wie die Karriere nun weitergehen soll oder Wendepunkte, an denen wir uns wünschen, mal etwas ganz anderes zu machen. Doch wie finde ich heraus, was zu mir passt und welche Möglichkeiten mir offen stehen, welche Berufsperspektiven ich habe?
Um herauszufinden, wohin die Reise gehen kann, werde ich dir in diesem Artikel das Modell des Talentkompass NRW vorstellen, das dir dabei hilft, es herauszufinden. Es geht dabei nicht um geheime Tricks, sondern darum, dich etwas mit dir selbst zu beschäftigen. Die Methode ist ebenso gut geeignet für Schüler, die ihren Wunschberuf noch suchen, wie für alle, die sich beruflich (neu) orientieren und ihre Berufsperspektiven kennen lernen möchten.
Deine Lebensgeschichte
Zunächst geht es darum, auf dein bisheriges Leben zurückzuschauen und alle persönliche Eigenschaften, Wissen, Erfahrungen und wichtige Ereignisse in deinem Leben festzuhalten. Das können Weiterbildungen oder schöne Momente, wie eine Beförderung, die Geburt eines Kindes, aber auch einschneidende Momente, wie beispielsweise eine Scheidung sein. Überlege auch, was dir geholfen hat, schlimme oder traurige Abschnitte zu überstehen. Mit ein wenig nachdenken, wirst du so deine Stärken in vielen Bereichen entdecken. Du kannst sie beispielsweise in folgende Kategorien einsortieren:
- Schule/ Ausbildung/ Studium
- Berufstätigkeit
- Praktika/ Weiterbildung
- Freizeit und andere Interessen
- Familie und Freunde
Fallen dir noch weitere Kategorien ein… umso besser. Wichtig ist, dass es hier um deine Stärken und nicht um deine Schwächen geht. Manche deiner Fähigkeiten sind vielleicht etwas in Vergessenheit geraten, weil du sie heute nicht mehr so oft benötigst. Trotzdem sind sie ein Teil von dir und können wieder ein Teil deiner Zukunft sein. Unterteile daher dein Leben in Abschnitte von 5-10 Jahre und erstelle daraus eine Tabelle (siehe Grafik 1). Wichtig: Es geht hier nicht um einen lückenlosen Lebenslauf, sondern um deine rückblickenden Lebenserinnerungen. So entsteht Schritt für Schritt eine kleine Biographie von dir, die dir bei der Bearbeitung der weiteren Fragen hilft.
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Was bringe ich mit, was möchte ich einsetzen?
In diesem Schritt geht es darum herauszufinden, welche Dinge du für deinen zukünftigen Job mitbringst und welche du gerne einsetzen möchtest. Dazu unterteilen wir die drei Bereiche „Eigenschaften“, „Tun“ und „Wissen“. Es geht hier also konkret um die Fragen
- Wie bist du besonders gern? (Eigenschaften)
- Was tust du besonders gern? (Tun)
- Welches Wissen wendest du besonders gerne an? (Wissen)
Ziel dieses Schrittes ist dir klar zu werden, welche Ressourcen dir in deinem Leben zur Verfügung stehen.
Eigenschaften
Jede Person verhält sich unterschiedlich und auch du wirst dich von Situation zu Situation unterschiedlich verhalten. Manche Verhaltensweisen sind dabei hilfreich, andere wiederum weniger. Hier geht es darum, dich in unterschiedlichen Kontexten mit Adjektiven zu beschreiben. Vielleicht bist du unter anderem gründlich, einfallsreich oder geduldig? Denk an verschiedene Situationen und schreib es einfach auf. Dabei solltest du Negationen vermeiden (z.B. sollte „nicht aufgeregt“ oder „unaufgeregt“ etwa in „ruhig“ oder „gelassen“ umformuliert werden). Hast du die wichtigsten Eigenschaften, die dich ausmachen, aufgeschrieben, dann gewichte diese Stück für Stück, bis du deine drei wesentlichsten Eigenschaften gefunden hast, die aussagen „So bin ich gerne“.
Ein Tipp: Manchmal hilft es den Satz „Ich bin gerne …, weil …“ oder „Es ist mir besonders wichtig … zu sein, weil…“ zu vervollständigen.
Tun
In dieser Rubrik geht es darum aufzuschreiben, was du gerne machst. Welche Tätigkeiten bereiten dir besonders Spaß. Es geht hier bewusst um keine Einengung auf eine Branche /einen Beruf oder beruflich /privat. Die meisten Tätigkeiten können in ganz unterschiedlichen Jobs wichtig sein. Beispiele dafür können telefonieren, organisieren, fahren oder rechnen sein. Egal was es bei dir ist, es sollte mit einem Verb auf Deinem Zettel stehen. Also, was machst du gerne mit Menschen, Dingen, Informationen, Tieren,…?
Wenn du alles gesammelt hast, geht es auch hier wieder um eine Gewichtung, um die wichtigsten drei Tätigkeiten herauszufinden, die du besonders gerne machst. Auch hier kann es helfen, den Gegencheck zu machen, indem du einen Satz entsprechend wie oben, z.B. „Ich mache gerne …, weil …“ vervollständigst.
Wissen
Egal ob in der Schule, in der Ausbildung, im Studium, auf Weiterbildungen, durch selbst ausprobieren oder auf einen anderen Weg im Laufe Deines Lebens hast du jede Menge Wissen gesammelt. Versuche nun dein Wissen in Form von Nomen (Hauptwörtern) aufzuschreiben. Dabei ist es egal, ob es um Computer, Autos, Tiere, Kindererziehung oder was ganz anderes geht. Schreibe einfach alle Wissensgebiete auf, die dir gerade einfallen. Denke dabei auch an Dinge, die du vielleicht nicht irgendwo gelernt hast, sondern einfach gerne machst. Vielleicht bist du auch der- oder diejenige, die immer zu einem bestimmten Thema um Hilfe oder Rat gefragt wird?
Nachdem du alles gesammelt hast, suche nun nach den drei Wissensgebieten, mit denen du dich am liebsten beschäftigst und bilde Sätze, wie „Mein Wissen über … ist mir wichtig, weil…“.
Wo zieht es dich hin?
Im ersten Schritt hast du dich jetzt intensiv mit dem auseinandergesetzt, was du für eine neue Stelle mitbringst. Jetzt schauen wir im zweiten Teil, welche Wunschvorstellungen du von deinem zukünftigen Arbeitsplatz hast. Dazu gehören die Bereiche berufliches Umfeld, Werte, und Interessen. Dieser zweite Teil ist für die Bestimmung der Berufsperspektiven genauso wichtig, wie der erste. Denn je mehr diese Rahmenbedingungen erfüllt werden, desto glücklicher wird dich der neue Job machen. Vielleicht wirst du ja sogar morgens gerne zur Arbeit gehen?
Berufliches Umfeld
Das berufliche Umfeld kann sehr unterschiedlich sein. Manche Menschen arbeiten gerne im Einzelbüro, anderen ist der Kontakt zu Kunden sehr wichtig oder sie wollen unbedingt mit der neusten Technik arbeiten. Auch bei die Zusammenarbeit mit Kunden, dem Chef oder den Kollegen kann ganz unterschiedlich ausfallen. Möchtest du lieber eine enge Zusammenarbeit oder mehr Freiraum? Ist dir ein respektvoller Umgang besonders wichtig? Vielleicht sind es aber auch Dinge, wie flexible Arbeitszeiten, Homeoffice oder ein kurzer Anfahrtsweg. Schreibe zunächst einfach alles auf, was dir wichtig ist und was dich in deiner neuen Stelle zufriedener machen würde. Anschließend wird alles wieder gewichtet und auf drei Punkte reduziert. Übrigens: Diese Punkte werden nicht nur deine Zufriedenheit, sondern auch deine Leistungsfähigkeit erhöhen.
Werte
Jeder Mensch verfügt im seinem innersten über Werte, die ihm wichtig sind. Dies können zum Beispiel Ehrlichkeit, Integrität, Vertrauen, Humor oder Familie sein. Unter Stress sind es Dinge, an denen wir uns noch festhalten können. Gegen diese Werte zu handeln kostet uns eine Menge Energie. Es ist daher wichtig, dass wir unsere Werte so gut es geht ausleben können. Dies gilt auch für unsere Arbeit. Frage dich, an welchen Werten du gerne auf jeden Fall festhalten möchtest und welche dir besonders wichtig sind. Hier gilt es zunächst alle zu sammeln und dann die wichtigsten drei herauszufiltern.
Interessen
Im diesem Bereich geht es um die Interessen, die dir besonders viel Spaß machen. Bitte verwechsle dies nicht mit dem, was du bereits kannst. Benutze dazu bitte unbedingt Nomen (Hauptwörter). Also, worüber sprichst du gerne? Bei welchen Sachen bemerkst du gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht? Hier sind einige Beispiele: Weltraum, Autos, Pflanzen, Brettspiele, Steuern,… Im Anschluss reduzierst du die gesammelten Punkte wieder auf die wichtigsten drei.
![berufsperspektiven kompass](https://www.ratgeber-lifestyle.de//images/berufsperspektiven-kompass.png)
Auf dem Weg zum neuen Job
In diesem Schritt geht es um das Zusammentragen der wichtigsten Punkte aus Schritt 1 und 2. Dazu kannst du den abgebildet Kompass verwenden. Es zeigt dir auf der linken Seite was du mitbringst und auf der rechten Seite, was du dir wünscht. Alles zusammen ergibt es eine Momentaufnahme von dem, was du bisher gesammelt hast und kann dir als Wegweiser in eine neue berufliche Perspektive dienen.
Eine Art, neue Möglichkeiten zu entdecken, besteht darin, deine drei Fähigkeiten mit deinen drei Interessen zu kombinieren. Schreibe dazu deine Interessen vertikal und deine Fähigkeiten („tun“) horizontal in das Ideenblatt. Jetzt schaust du dir die einzelnen Kombinationen an und überlegst, wie du die beiden Einträge kombinieren könntest. In jedes Kombinationskästchen kannst du auch mehrere Ideen und Tätigkeiten eintragen.
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Oft ist es auch sinnvoll, sich über den Kompass und das Ideenblatt mit anderen (Familie, Freunde, Bekannte) auszutauschen, um neue Aspekte und Anregungen zu bekommen. Du kannst auch dein Ideenblatt mitnehmen. Wer weiß, wann du den nächsten guten Einfall hast.
Mit der Zeit wirst du merken, dass manche Ideen spannender oder aufregender erscheinen als andere. Wie passen diese mit den anderen Punkten deines Kompasses zusammen? Wenn du soweit bist, nimm ein Blatt und beschreibe deine drei Top-Ideen ausführlicher. Warum sind gerade diese Ideen so interessant für dich? Beschäftige dich weiter mit zumindest einer dieser Ideen. Vielleicht liest du etwas im Internet, findest ein spannendes Buch oder hörst dir einen Vortrag dazu an.
Wenn du deine Idee gefunden hast, erstelle dir einen Plan, wie du deine Idee umsetzen möchtest. Was sind die nächsten Schritte? Welche Hindernisse werden möglicherweise auftauchen und wie wirst du sie aus dem Weg räumen? Wo musst du noch an dir selbst arbeiten und wo benötigst du unter Umständen Hilfe von jemand anderen? So entsteht ein Plan, der dich deinem Ziel und deinen Wünschen näher bringt und Stück für Stück realisierbar ist.
Diese Methode kann ganz alleine durchgeführt werden. Die Informationen und Blätter dafür findest du unter www.talentkompass.nrw.de. Oft ist es jedoch einfacher und besser, wenn du dich dabei professionell unterstützen lässt. Durch meine Erfahrung als Coach und psychologischer Berater kann ich durch ein strukturiertes Vorgehen und entsprechende Fragen meinen Klienten oft noch neue Berufsperspektiven ermöglichen, an die sie bisher nicht gedacht haben.
Autor: Frank Peter
Thema: Berufsperspektiven
Webseite: http://www.perspektiven-jetzt.de