Das Wort „Chiropraktik“ kommt aus dem Altgriechischen und setzt sich aus cheir ‚Hand‘ und praxis ‚Tätigkeit‘ zusammen.
Als Chiropraktiker wird ein Therapeut bezeichnet, der die Behandlungsmethode der Chiropraktik anwendet, um bestimmte Erkrankungen, z.B. des Bewegungsapparats positiv zu beeinflussen.
Um die Chiropraktik anwenden zu dürfen muss der Therapeut in Deutschland zwingend Heilpraktiker oder Arzt sein. Nach einer intensiven Anamnese und körperlichen Untersuchung wird eine Diagnose gestellt und anschließend behandelt.
Dabei werden auch von Patienten mitgebrachte Befunde (z.B. aus bildgebenden Verfahren wie Röntgen, Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) sowie weitere Befunde wie Laboruntersuchungen zur Diagnosestellung herangezogen.
Woher kommt die Chiropraktik?
Ursprünglich wurde die Chiropraktik von Daniel David Palmer im 19. Jahrhundert in den USA begründet: der Zweifel an den damaligen schulmedizinischen Methoden sowie das Treffen mit dem Begründer der Osteopathie, Andrew Taylor Still, inspirierte Palmer zu seiner Methode.
Über Großbritannien fand die Chiropraktik letztlich ihren Weg nach Deutschland: stationierte GIs der amerikanischen Streitkräfte behandelten oder zeigten chiropraktische Techniken vorwiegend an Landwirte im Austausch für Lebensmittel wie Fleisch, Wurst, Käse und Eier. Demnach ist es nicht verwunderlich, dass es in Deutschland einige Landwirte gab, die als „Knochenflicker“ regional bekannt waren.
Heute existieren zahlreiche Strömungen innerhalb der Chiropraktik (z.B. amerikanische oder schwedische Schule). Gemeinsam haben sämtliche Methoden der Chiropraktik das Ziel, eine normale Beweglichkeit der Gelenke − besonders an der Wirbelsäule − wiederherzustellen. Wenn das „normale“ Gelenkspiel der Wirbel gestört bzw. die Wirbel verschoben (subluxiert) sind, werden (im Idealfall) sanfte Techniken der Chiropraktik eingesetzt, um die Struktur und Funktion der Gelenke wiederherzustellen.
Was können die Folgen verlagerter Wirbel oder Knochen sein?
Die Folgen sogenannter Wirbelverlagerungen sind von Ort, Dauer und Stärke des verschobenen Wirbels oder Knochens abhängig, wodurch verschiedene Krankheitsbilder entstehen bzw. begünstigt werden können.
Dabei spielt das periphere (gehirnferne und autonome) Nervensystem und die zwischen den Wirbeln austretenden Nerven eine zentrale Rolle:
Subluxierte Wirbel im Bereich der Halswirbelsäule können z.B. Schmerzen an Kopf, Nacken- und Schulter verursachen, aber auch Störungen im Bereich der Sinnesorgane wie Augen (z.B. Sehstörungen), Ohren (z.B. Tinnitus) oder den Nasennebenhöhlen.
Verlagerte Brustwirbel können sich als Störungen im Bereich des Herzens (z.B. Herzstolpern), der Bronchien/Lunge sowie als Magen- und/oder Darmbeschwerden zeigen.
Verlagerungen im Bereich der Lendenwirbel können zu Störungen im Unterleib, aber auch zu Beschwerden in Hüfte und Knie führen.
Die Statik des Beckens ist vergleichbar mit der eines Hausfundamentes: ist das Fundament uneben oder verschoben, so ist der „Schornstein“ ebenfalls schief (der „schiefe Turm von Pisa“ ist ein gutes Beispiel dafür).
Ist ein Wirbel verschoben, werden die am Wirbel befestigten Bänder kontinuierlich überdehnt. Eine Schädigung der Bänder entsteht somit durch die Verlagerung, nicht aber durch die Chiropraktik, die die richtige Position des Wirbels wiederherzustellen versucht.
Idealerweise wird bei der Behandlung der gesamte Bewegungsapparat mit seinen Gelenken untersucht und bei Bedarf mitbehandelt. Die Ursachen der Beschwerden sind häufig nicht am Ort des Schmerzes lokalisiert, sollten allerdings gefunden werden, um eine dauerhafte Besserung der Beschwerden zu bewirken. Behandlungen hingegen mit der „Dawos-Technik“ („da, wo's weh tut“) sind selten von langer Beschwerdefreiheit oder -besserung geprägt.
Patienten, die zu mir in die Behandlung kommen, haben oft ähnliche Fragen, die beispielhaft im Folgenden aufgeführt werden:
Kann ich mich mit einem Bandscheibenvorfall oder Osteoporose behandeln lassen?
Hierbei kommt es zunächst einmal auf die individuelle Situation an: ist ein Bandscheibenvorfall akut und/oder mit neurologischen Ausfällen, so ist eine Behandlung wenig sinnvoll!
Eine entsprechende Anamnese mit Ausschluss eines akuten Notfalls bringt in solchen Fällen die Gewissheit, ob behandelt wird oder nicht.
Bestehen die Beschwerden hingegen über einen längeren Zeitraum und die absoluten sowie auf den Einzelfall bezogenen relativen Kontraindikationen (Gegenanzeigen) sind ausgeschlossen, darf auch mit der entsprechenden Vorsicht ein solcher Patient behandelt werden.
Wird der zuvor verschobene Wirbel wieder in seine normale Lage gebracht, entsteht zwischen den Wirbeln inkl. der Bandscheiben wieder vermehrt Platz. Die betroffene Bandscheibe kann sich wieder ausdehnen und mögliche Ausstülpungen (Protrusion) von der Bandscheibe wieder „eingesogen“ werden.
Als Osteoporose bezeichnet man eine Auflösung der Knochenstruktur, die zumeist am Wirbelkörper zu finden ist. Da mit der von uns angewendeten Methode der sanften Chiropraktik nicht am Wirbelkörper arbeiten, darf eine Behandlung trotz Osteoporose erfolgen.
Wie oft darf „eingerenkt“/behandelt werden?
Noch immer ist das Gerücht im Umlauf, dass häufiges „Einrenken“ zum Ausleiern der Gelenke, Bändern und Sehnen führt. Das ist heute medizinisch nicht mehr haltbar.
Voraussetzung dafür ist die Anwendung besonders sanfter Techniken, die die Wirbelsäule in mehrere Richtungen „verriegelt“, um das Gelenkspiel einzuschränken sowie Verletzungen zu vermeiden. Dies ist grundsätzlich die größte Herausforderung an den Therapeuten und zeigt letztlich dessen Qualität.
Welche Anwendungsbeispiele für Chiropraktik gibt es?
- Rückenschmerzen
- Bewegungseinschränkungen (z. B. des Kopfes, der Schultern, Arme, Knie)
- Durchblutungsstörungen
- Fehlstellungen (z. B. des Beckens)
- Hexenschuss
- Ischias
- Bandscheibenprobleme
- Magenbeschwerden
- Migräne/Kopfschmerzen
- Muskel- und Nervenschmerzen
- allgemeine Schwäche
- Tennisarm
- Schwindel
- Verdauungsbeschwerden
Die angebotenen Therapien, Risiken, Nebenwirkungen sowie Kontraindikationen auf o.g. Beschwerdebilder werden nach einer intensiven Anamnese, körperlichen Untersuchung und im Gespräch mit dem Patienten festgelegt. Jeder Mensch ist individuell und dementsprechend sollte es auch jede Therapie sein.
Abschließende Gedanken
Eine Therapiemethode ist nur so gut wie sein Anwender: ein Patient sollte daher auf die Qualifikation (z.B. Zertifizierung einer Fachorganisation), Weiterbildungen und Erfahrung des Therapeuten achten.
Der Therapeut sollte sich Zeit nehmen, zuhören und die entscheidenden Fragen stellen können. Persönliche Sympathie und eine „Wellenlänge“ sind entscheidend für den Therapieerfolg.
Am Wichtigsten allerdings ist es, dass sich die Therapiemethode dem Patienten anpasst und nicht umgekehrt. Jede Methode hat ihre Stärken und Schwächen.
Am Beispiel des Bewegungsapparats sind neben den Gelenken noch Muskeln, Sehnen, Bänder, Faszien, Blutgefäße (Arterien und Venen), Aufhängungen innerer Organe, innere Bandstrukturen wie z.B. Hirnhäute (vom Gehirn bis zum Kreuzbein verlaufend (!)) und vor allem unser psychisches Immunsystem entscheidend.
Eine Erkrankung hat stets mehrere Dimensionen und so sollte eine Therapie auch die unterschiedlichen Komponenten des Menschen (Körper, Seele und Geist) holistisch, also ganzheitlich, umfassen. Chiropraktik wird in meiner Praxis begleitend am Patienten neben Osteopathie, Neuraltherapie, Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) und Gesprächstherapie angeboten.
Autor: Jörn Mucha, Heilpraktiker für Osteopathie D.O. VfO
Thema: Was macht ein Chiropraktiker?
Webseite: http://www.joern-mucha.de