Tatsache ist dass eine Beziehung in unterschiedlichen Phasen ablaufen kann.
Diese Phasen aber unterteilen zu wollen in drei, fünf oder sieben Phasen ist fachlich nicht richtig.
Es gibt keine festen Abläufe von den darauf folgenden Phasen. Diese Phasen einer Beziehung sind in Länge und Dauer genau so individuell und verschieden wie die Partner und deren Beziehungen.
Die erste Phase wird meist tatsächlich mit einem hohen Maß an Verliebtheit ( „Schmetterlingsphase") erlebt, verbunden mit Idealisierung und gleichzeitiger Kritiklosigkeit gegen über des Partners. Da diese Phase gleichzeitig auch sehr deutliche umfangreiche Umschaltungen der neurologischen, psychischen und hormonellen Systeme beinhaltet geht das subjektive Befinden in ein äußerst angenehmes Wohlbefinden über.
Hieraus erklären sich auch die berühmten „Schmetterlinge und Wolke 7“. Die vollkommene Leichtigkeit des Lebens, Sorgen erscheinen auf einmal ganz weit distanziert und das Gefühl zu zweit alles schaffen zu können tritt ein. Wir beide sind stark uns kann keiner was anhaben, keiner kann uns trennen. Aus der Hypnose- Forschung wissen wir dass gerade in dieser Phase häufig die so genannten Hypnoide entstehen. Hypnoide sind vorhypnotische Zustände die selbstverständlich auch in der klinisch medizinischen Hypnosetherapie unter anderem bei der Schmerzbekämpfung genutzt werden um den Patienten angenehme und positive Gefühlseindrücke zu induzieren.
Verständlich ist dass diese erste Phase äußerst ungern verlassen wird. Wer verlässt schon gerne eine so angenehme Phase die über Wochen und teilweise über Monate dauern kann.
Die damit verbundene Idealisierung der Partner führt spätestens im Übergang zur nächsten Phase zwangsläufig zu notwendigen schmerzhaften Korrekturen die dann häufig frustrierend, enttäuschend und auch Wut besetzt sind. In Ausnahmefällen können die Aggressionsraten so hoch ansteigen das auch Morde vollzogen werden Viele fragen sich dann: Macht Liebe wirklich blind? Verunsichert und Zweifel an dem eigenen Selbstwertgefühl und eigener Kritikfähigkeit sind die Folge. Ergebnis: Oft keinen Ausweg aus diesem Dilemma. Ratlosigkeit und Trauer bestimmen auf einmal den Alltag.
Viele haben auch Schamgefühle und Angst vor der Kritik des eigenen sozialen Umfeldes in dem ja dann häufig schnell behauptet wird "ich hab das dir doch gleich gesagt dieser Partner ist nichts für dich“ , aber du wolltest es ja nicht hören.
Diese Erfahrungen und Kränkungen können sehr schnell in psychische, körperliche und psychosomatische Erkrankungen enden. Hinzu kommt noch psychodramatische Verletzungen die für kommende Partnerschaften hoch problematisch werden , da selbstverständlich diese gesamten Erlebnisse mit falschen Konsequenzen in eine neue Beziehung übertragen werden. Tatsächlich zeigt die Gehirnforschung und die Hypnoseforschung dass die Plastizität des Gehirnes sich massiv in solchen Phasen verändert verbunden mit erneuten Umschaltungen neurologischer, psychischer und hormoneller Systeme.
Hier können durchaus Parallelen zu einem Drogenentzug festgestellt werden. In der Literatur, Musik und in Filmen finden wir Tausende solcher Beispiele.
In dieser Phase sind dann zwangsläufig Probleme und Konflikte vorprogrammiert.
Da beide Partner selbstverständlich nicht synchron in diese „Realitätsphase" übertreten wird der Partner der noch in der „Schmetterlingsphase“ zurück bleibt vollends verunsichert, da der Partner der in die Realitätsphase vorgeeilt ist kritisch und enttäuscht die Nachteile des Partners mehr und mehr entdeckt. Hier kommt es auch zu Bewertungsverschiebungen, denn es wird nach der Schuld des Versagens der Beziehung gesucht und es ist geradezu „natürlich" das der ANDERE die Schuld zugewiesen bekommt.
Wie wir aus unserer täglichen hypnotherapeutischen Arbeit wissen werden häufig die Beziehungen aus diesem Grunde beendet- Beide Partner fühlen sich zwangsläufig unverstanden.
Der Partner der allerdings auch noch an Beziehungsstörungen leidet wird sofort rasch die Beziehung beenden und für Ersatz Sorgen um wieder schnell mit einem neuen Partner in die "Schmetterlingsphase" zurückkehren zu können. Dies ist tatsächlich die bequemste Art aber töricht. Es kann Jahre oder auch Jahrzehnte dauern bis dieser Mensch endlich realisiert dass ER an einer Beziehungsunfähigkeit leidet und sich erst dann therapeutische Hilfe sucht.
Wenn beide Partner aber die Problematik erkennen und sich rechtzeitig therapeutische Hilfe suchen sieht die Zukunft bei entsprechender professioneller Therapie der Beziehung gut aus. Immerhin man mochte sich mal ja sehr gerne.
Häufig wird die" Realitätsphase " auch damit verbunden dass es zu Pseudoarrangements kommt . Beide Partner kommen dann über Jahre und Jahrzehnte aus dieser „Rosenkriegsbeziehung“ wie Gefangene nicht mehr heraus. Diese schlimmen Arrangements führen genau so zu oben genannten Erkrankungen.
Auch hier ist therapeutische Hilfe dringend notwendig.
Gelungene Beziehungen sehen wir selbstverständlich nicht, da diese nicht in unsere Praxis kommen. Leider sehen wir aber in unserer täglichen Arbeit das nach außen hin anscheinend gelungene Beziehungen häufig Probleme aufweisen, da viele Bereiche in der Beziehungsarbeit einfach verdrängt werden und somit nicht bearbeitet werden.
Praxisfall
Über Empfehlung kommt ein junges Ehepaar zu uns in die Praxis mit Kinderwunsch. Bei der ersten Untersuchung machen beide einen glücklichen zufriedenen Eindruck außer dass der Kinderwunsch nicht erfüllt und reklamiert wird. Hier haben wir den Eindruck das dieses Paar irgendwie uns nicht die Wahrheit sagt . Für uns passt einfach nicht zusammen das glückliche Ehepaar zu „spielen“ mit dem gleichzeitigen Hintergrund des Kinderwunsches.
Er als Rechtsanwalt in einer großen und berühmten Kanzlei hat Karriere gemacht. Sie ist in einer leitenden verantwortungsvollen beruflichen Tätigkeit in einem großen Pharma- Unternehmen beschäftigt. Beide spiegeln deutlich in der Psychogrammierung - wir haben das know how und sind darauf vorbereitet alle Probleme lösen zu können für unser Klientel und für unsere Kunden. Selbstverständlich werden diese hohen Ansprüche auch auf uns übertragen.
Alle klinischen medizinischen Untersuchungen sind durchgeführt worden und keiner der ärztlichen Spezialisten konnte dem Ehepaar irgendwelche Ursache für die Kinderlosigkeit benennen. Da wir bei Kinderlosigkeit bei entsprechenden Indikation durchaus mit Hypnosetherapie erfolgreich helfen können bezogen sich Beide auf zwei Ehepaare denen wir geholfen hatten.
In ausführlichen weiteren Untersuchungen mit umfangreicher Psychodiagnostik stellten wir fest das massive uneingestandene Ängste vor einer Schwangerschaft da waren. Führend war die Angst vor der Verantwortung für das neue Kind. Sie sprach das Thema bewusst bei ihrem Partner nicht an. Sie wollte in der Beziehung nicht die Schwache sein!
Er sprach das Thema auch nicht an weil er eigentlich kein Kind wollte aus Sorge vor seiner Karriere. Aufgrund einer duchgeführten Hypnoanalyse verstanden diese dass eine Beziehung nur mit Außenfassade als nicht gelungen gilt. Ein gesunder Sohn wurde nach Beendigung der Therapie neun Monate später geboren.
Epilog
Beziehungen sind nicht einfach, da grundsätzlich als Voraussetzung immer Beziehungsarbeiten (die Betonung liegt auf ARBEIT) beider Partner als Voraussetzung für gelungene Beziehungen notwendig sind. Bei Problemen RECHTZEITIG sich fachliche Hilfe suchen. Sich über gelungene Beziehungen ohne therapeutische Hilfe freuen.
Autor: Gert Frost
Thema: Die Phasen einer Beziehung
Webseite: https://www.AG-Hypnose.de
Autorenprofil Gert Frost:
Leiter der Arbeitsgemeinschaft für Hypnosetherapie und Psychotherapie e.V. Sitz Köln.