Keine Motivation zu lernen!?

Motiv bedeutet Beweggrund, Bedürfnis sich zu begeistern, sich zu engagieren, sich anzustrengen, aktiv zu sein, etwas zu leisten, sich verwirklichen.

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Im Management hatte es lange Jahre, neben anderen Strategien, ein „Management by Motivation“ gegeben. Ein Forschungsmodell zur Unternehmensführung, um die Belegschaft zu motivieren und anzuspornen, die Unternehmensziele zu ihren eigenen zu machen. Letztlich eine Manipulation. Eine Strategie, die scheitern musste, weil eine Motivlage nur aus dem eigenen heraus erwachsen kann. Also, intrinsisch von innen heraus und mit eigenen Anreizen begründet ist. Fleiß, Strebsamkeit, Disziplin, Durchhaltevermögen müssten ein eventuelles Talent begleiten, damit Lust und Freude am Lernen ausprobiert werden kann. Sonst kann ein angestrebtes Ziel nicht erreicht werden. Ermahnungen, Strafandrohung, Entzug von Vergünstigungen, Vergleiche mit anderen sind kontra indiziert. Im Übrigen zeigen sich bei Motivation im Gehirn aktive Neurotransmitter.

Ich erinnere an den Tod meines Vaters, als ich elf Jahre alt war. Ich durfte nicht zur Beerdigung, das „Kind sollte spielen.“ Über lange Zeit hatte ich damit zu kämpfen, wieder Mut zu schöpfen. Auf dem Gymnasium gab es gute Noten und ich brauchte kein Schulgeld zu zahlen, wie zwei andere Schüler aus dem Jahrgang. Plötzlich war die bis dahin vorhandene Lernfreude erloschen. Schule wurde mir egal. Der Halt, die Unterstützung waren verloren.

Ein elfjähriges Mädchen erleidet ein Krebsschicksal und muss nach schmerzlichen Monaten sterben. Seitdem verschlechtern sich die Noten bei ihrer Schwester erheblich, sie kommt oft nicht zur Schule, klagt zu Hause über Übelkeit und häufige Bauchschmerzen. Argumente und Zuspruch der Eltern können wenig bewegen.

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Zeichnung  D. Loboda

Bei Paaren, die in der Verliebtheitsphase sich der Anziehungskraft und Faszination des anderen hingeben, wird die Motivation sich dem Alltag zu stellen, nach einigen Monaten verloren gehen, wenn es nur eine Affäre war. Eine Starre tritt ein und die nötige Bewegung zueinander hin, wird gebremst und kann völlig verloren gehen.

Stellen sie sich einen Glastisch mit einem Schachbrettmuster vor, dessen Glasplatte über den Tisch hinaus ragt. Unterhalb der Glaspatte auf dem Boden ist ebenfalls ein Schachbrettmuster zu sehen. Ein Kleinstkind, dass im frühen Stadium des Krabbelns ist, krabbelt jeweils nur bis zum Ende der Glasplatte und kennt, wider erwarten den „Abgrund“ am Rande des Tisches. Dort stoppt es jegliche Bewegung, besonders, wenn die Mutter besorgt und ängstlich dem Kind zuschaut. An anders jedoch, wenn die Mutter ermutigende Handzeichen macht und dem Kind positiv zuspricht, vielleicht sogar einen Teddy zeigt und einladend winkt. Zu dem Zeitpunkt krabbelt das Kind voller Zuversicht weiter, trotz des wahrgenommenen Abgrundes, den es so mutig überwindet.

Eine  Lehrerin sagt zu einer Schülerin: „Schade, dass deine Eltern keine Akademiker sind, sonst hätte aus dir bestimmt etwas werden können.“

Eine neue Diätassistentin betritt ein Patientenzimmer, um ihren Auftrag der Ernährungsberatung zu erledigen. Auf dem Nachttisch eines Dreiundachtzigjährigen sieht sie Erdnüsse und ein geöffnetes Bier. Überzeugt erklärt sie, wie ungesund diese Kombination für Diabetiker ist. Darauf zeigt der Mann ihr seinen Beinstumpf und sagt: „Der Arzt hat gesagt, das andere Bein kommt auch noch ab.“

In der Pandemiezeit fliegen, trotz hoher Infektionszahlen, tausende Urlauber nach Mallorca, während im Land Bürger nicht auf den eigenen Campingplatz auf ihre Partielle fahren dürfen. Gleichzeitig fliegen Fußballer durch Europa und die Menschen in Altenheimen dürfen nicht besucht werden. Die chaotischen Maßnahmen der Politik führen zu einer resistenten und vermehrt ungehorsamen Haltung, weil die Anordnungen, zumal durch Strafandrohung begründet, nicht einsichtig sind und eine Motivation mitzumachen erheblich schwindet.

In einer Europaschule in NRW hatte eine Schülerin einem Lehrer eine Telefonnummer gegeben, mit den Worten: „Die werden sie nochmal brauchen.“ Nichts ahnend, steckte der Lehrer die Nummer in seine Mappe. Eines Tages brach die Schülerin in der Schule zusammen. Es stellte sich heraus, dass die Nummer eigentlich ein Notruf war. Sie hatte einen Brief dabei, der ihrem Abschied dienen sollte. Sie hatte sich völligem Verlust ihrer Motivation in Deutschland heimisch zu werden, selbst vergiftet. Die Schülerin hatte zwei Einladungen als Sprechstundenhilfe oder im Obstgeschäft eine Ausbildung beginnen zu dürfen. Das Sozialamt lehnte die Ausbildungsplätze ab, weil die Eltern der Schülerin in einem unabgeschlossenen Asylverfahren lebten. Die Schülerin hatte mit aller Kraft und Motivation versucht zu lernen, und sich zu integrieren. So sollte sie weiter in einem Heim, ohne Telefon, Busanbindung und außerhalb der Stadt weiterleben. So verwandelte sich Motivation in Resignation.

Ein vierjähriger Junge kommt aus dem Kindergarten und zeigt der Mutter stolz sein erstes selbst gemaltes Bild. Haus mit Hund und Baum. Die Mutter: „Da ist ja gar kein Zaun drum und Fenster hat es auch nicht“. Von da an später in Schule und Beruf wird der Junge ggf. immer sagen können: „ Ich kann nicht malen“. Das Bildprodukt der Mutter zu zeigen ist eine Liebeserklärung und keine Bitte um Zensur und Benotung.

Diese und ähnliche Alltagsbeispiele haben eines gemeinsam. Sie wiedersprechen dem angeborenen Lerneifer, der Lust an Lob, dem Antrieb einem Vorbild zu folgen. In Unternehmen versucht man mit Leitlinien ein Ziel zu formulieren in Familien und Lebensgruppen werden Belohnungen ausgelobt, wissend, dass Zufriedenheit nicht von Geld abhängt. Motivation von außen scheitert auf Sicht. Wie beim Esel, dem man die bekannte Möhre vergeblich vor die Nase hält, damit er schneller läuft. Menschen wollen nachahmen, imitieren und dann selbst Versuche starten. Babys fallen hin und stehen wieder auf, immer und immer wieder. Ein angeborenes Motiv.

In diesem Zusammenhang darf die Resilienz (Steh auf Mentalität) nicht unbeachtet bleiben. Es ist die biographisch erlernte Widerstandfähigkeit bei Krisen. Meist durch Eltern, Erzieher und Lehrer begleitet, also von Autoritätspersonen, die allerdings nicht autoritär handeln, sondern mit Erlaubnis und Ermutigung die kindlichen  Ressourcen anspornen, immer und immer wieder. - Zurzeit entsteht aktuell eine Umdeutung für die Kinder im Land. In den KITA `s soll Bildung einziehen, unbedingt und ohne die Kinder zu fragen. Allerdings brauchen Kinder zu ihrer gesunden Entwicklung eher Bindung, Verbindlichkeit und Vertrauen. Sie lernen für Ihre Lieblingsperson. Eine unglückliche Entwicklung. Ähnlich wie bei den Eltern, die aktuell zwischen Homeoffice- und schooling in den Wohnungen eingesperrt, ohne Kontakte den Verlust jeglicher Motivation weiter durch zu halten, fast zwangsläufig bei sich bemerken.

Die Motivation wird gegen Süßigkeiten, Bewegungsmangel, Alkohol, Fernsehkonsum eingetauscht, damit Isolation und Einsamkeit nicht Überhand nehmen. Kinder werden verhaltensauffällig, ohne die Motivation sich mit Gleichaltrigen auszutauschen. Schließlich kennen wir auch naturgegebene und gesellschaftlich kollektive Gründe. Etwa das Bedürfnis und den Beweggrund Kinder zu zeugen, Familien zu gründen. Wenn das misslingt, kann erhebliches Leid entstehen, weil die Motivation ohne Resonanz bleibt und keine Aussicht auf Erfüllung dieses Lebens hat.

Unter vielen anderen, können Neugier, Ziele, Wunscherfüllung, Angst, Sucht, Liebe, Freiheit, Macht, Instinkt, Selbstverwirklichung, Wissensdurst, Begegnung, Engagement, Amt und Titel, sowie Religiösität und Spiritualität Gründe und Ausdruck für Motivationen sein.

Autor: Dieter Loboda, Päd. Psychotherapeut
Thema: Keine Motivation zu lernen!?
Webseite: https://mac-koblenz.jimdofree.com

#Konzentration, #Motivation, #Verhaltensmuster, #Unterbewusstsein

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