Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen – welchen Einfluss hat die Ernährung?

Nicht nur die Menschen werden im Schnitt immer älter, auch unsere Haustiere profitieren von einer besseren Versorgung im medizinischen Bereich und einer artgerechteren Haltung, so dass Katzen heutzutage häufiger ein Alter zwischen 16-18 oder sogar 20 Jahre erreichen.

katze mager schilddruese krank

Wie auch bei hochbetagten Menschen nehmen jedoch im letzten Lebensabschnitt meistens altersbedingte Krankheiten zu, da der Körper allgemein nicht mehr so regenerationsfähig ist wie früher. Die Zellteilung wird langsamer und ineffektiver, die ganze Stoffwechseltätigkeit lässt nach, und „Sünden“ im Bereich der Ernährung und Lebensführung, die der Organismus früher noch ausgleichen konnte, machen sich nun deutlicher bemerkbar.

Eine öfter auftretende Erkrankung bei alten Katzen (oft zwischen dem 13. und 15. Lebensjahr) ist die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), d.h. die Schilddrüse produziert zu viele Hormone, was zu einer übermäßigen Stoffwechselaktivität führt. Der Körper läuft sozusagen permanent am Anschlag. In den meisten Fällen ist die Ursache ein Adenom (gutartige Zubildung im autonomen Schilddrüsengewebe, meist durch zu hohe Jodzufuhr bedingt).

Wie erkenne ich, ob meine Katze eine Hyperthyreose hat?

Die offensichtlichsten Symptome sind:

  • deutlich gesteigerter Appetit und Durst (Polyphagie und Polydipsie) bei gleichzeitiger Abmagerung
  • Erbrechen und Durchfall
  • erhöhte Herz- und Atemfrequenz
  • schlechter Allgemeinzustand, struppiges Fell
  • Unruhe, Nervosität bis hin zu Aggression, Stimmungsschwankungen
  • Vermeidung von Wärme, kalte Plätze werden bevorzugt
  • Evtl. hervortretende Augen
  • Die Schilddrüse ist jetzt von außen tastbar, da sich ihr Umfang stark vergrößert.

Wie bestätige ich die Diagnose und was wird schulmedizinisch unternommen?

Ein Blutbild beim Tierarzt, bei dem die Schilddrüsenhormone gemessen werden, bringt schnell Klarheit. Es wird empfohlen, auch gleich die Nierenwerte mitzubestimmen, da oft gleichzeitig eine Schädigung der Nieren vorliegt.

Die Symptomatik wird in der Regel mit Thyreostatika behandelt, dass sind Mittel, die die übermäßige Hormonausschüttung hemmen. Leider müssen sie lebenslang gegeben werden, da sie nicht zur Heilung führen und bei Absetzen die Symptome schnell zurückkehren würden. Eine häufige Nebenwirkung dieser Medikamente ist Erbrechen. Manchmal tritt es nur anfangs auf, es gibt aber auch Fälle – dies ist in meiner Praxis auch schon vorgekommen – wo das Erbrechen nicht aufhört und das Medikament abgesetzt werden muss. Alternativ kann der Wirkstoff dann auch als Salbe in die Ohrmuschel einmassiert werden (Achtung: dabei unbedingt Handschuhe tragen!!).

Eine weitere Behandlungsmethode wäre die Radio-Jodtherapie, eine Bestrahlung mit radioaktivem Jod, das sich in der Schilddrüse anreichert und die Zellen schädigt, so dass die Hormonproduktion zwangsläufig sinkt. Diese Methode wirkt sehr sicher, aber sie ist auch bei weitem die teuerste und kann aufgrund der Radioaktivität nur an bestimmten Kliniken durchgeführt werden. Die Katze müsste einige Tage dort in Quarantäne bleiben.

Eine Operation der Schilddrüse wird nur in Ausnahmefällen in Betracht gezogen,  wenn es sich um ein Schilddrüsenkarzinom (bösartig, Krebs) handelt und noch keine Metastasen vorhanden sind. Das Risiko von Blutungen und Verletzungen der Nerven ist recht hoch, da hier auf kleinem Raum wichtige Adern und Nervenbahnen verlaufen.

Was kann man darüber hinaus noch tun, kann man die Erkrankung mithilfe einer bestimmten Ernährung beeinflussen?

Die Ernährung ist generell eine sehr wichtige, wenn nicht sogar die wichtigste Säule der Gesunderhaltung von Mensch und Tier. Die Stoffe, die wir dem Organismus zuführen oder vorenthalten, tragen entscheidend dazu bei, ob alle wichtigen Stoff- wechselaktivitäten aufrechterhalten werden können oder Mangelzustände oder Überversorgung vorliegen.

Wie bereits erwähnt, entstehen Adenome der Schilddrüse meist durch zu hohe Jodzufuhr. Es gab vor vielen Jahren die Erkenntnis, dass Deutschland größtenteils ein Jodmangelgebiet sei und man daher tunlichst Fertigprodukten Jod zufügen sollte, um diesen Mangel auszugleichen. Dies galt zuerst einmal für den Menschen, wurde aber nach und nach auch auf unsere Haustiere übertragen. Im industriell hergestellten Futter befindet sich seit längerer Zeit auch Jod als Zugabe. Jod ist für viele Vorgänge im Körper, nicht nur in der Schilddrüse, wichtig. Bei der Fortpflanzung spielt es eine große Rolle, auch für Haut und Haare (Fell).

Daher wäre ein totaler Verzicht auf Jod in der Nahrung, wie er manchmal bei Hyperthyreose propagiert wird, unsinnig und schädlich.

Eine Überdosierung jedoch führt definitiv zu dem oben beschriebenen Bild der Schilddrüsenüberfunktion. Ein Blick auf die Deklaration der Bestandteile des Katzenfutters ist somit unumgänglich. Die tägliche Dosis Jod sollte ca. 0,015 mg/kg betragen.

Dabei müssen auch Snacks und natürliche Lebensmittel wie z. B. Seefisch mit berücksichtigt werden.

Wenn die Katze gebarft wird und gerne Fisch verzehrt, sollte man eher auf Süßwasserfisch ausweichen.

Zu häufige Gaben von Leber sollten ebenfalls vermieden werden.

Was auch beachtet werden sollte, wenn Sie Futter aus Dosen verabreichen, ist der in der Verkleidung der Dosen oder Schälchen enthaltene Stoff Bisphenol A, der die Arbeit der Schilddrüse behindert. Also möglichst auf andere Verpackungen ausweichen.

Auch Soja steht im Verdacht, eine Hyperthyreose zu begünstigen. Hier sei angemerkt, dass die Katze der reinste Fleischesser unter den Tieren ist. Sie benötigt absolut kein Getreide im Futter. Es ist ihrer Gesundheit nicht zuträglich, im Gegenteil, es behindert nach Expertenmeinung die Verdauung. Stattdessen benötigt die Katze hochwertige tierische Proteine. Die heutzutage erhältlichen Diätfutter enthalten in der Regel viele minderwertige pflanzliche Anteile und zu wenig verwertbares tierisches Protein.

Im Zusammenhang mit der Hyperthyreose der Katze wird hier häufiger das Futter von Hills genannt (Hills prescription diet feline y/d).

Der Hersteller wirbt damit, das Produkt sei klinisch getestet und würde von Tierärzten empfohlen. Es ist als Nass- und Trockenfutter erhältlich. Aus Bewertungen von Kunden entnehme ich, dass das Nassfutter eher selten angenommen wird.

Trockenfutter ist generell bedenklich, da Katzen oft zu wenig trinken, für die optimale Verwertung des Trockenfutters aber noch mehr als sonst trinken müssten. Es begünstigt so eine Schädigung der Nieren, die wie oben erwähnt, leider oft im höheren Alter auch so schon vorliegt.

Auf der englischsprachigen Seite von Hills wird in absteigender Reihenfolge (der zuerst genannte Bestandteil hat den größten Anteil) „Corn Gluten Meal“ genannt (Mais). Dies hat gar nichts im Katzenfutter zu suchen. An zweiter Stelle Schweinefett, dann wieder Getreide (soy bean = Soja, s. oben), chicken liver flavor (Aroma von Hühnerleber), etc. Das Ganze ist überschrieben mit „high quality protein“, was sich im Nachfolgenden leider nicht bewahrheitet, da Fleisch als Proteinlieferant nicht genannt wird.

Als Alleinfutter würde ich ein Futter in dieser Zusammensetzung daher nicht empfehlen, es sei denn, Ihre Katze ist noch ein eifriger Mäusejäger.

Eine Kundin schrieb, ihre Katze sei leider an Folgeerkrankungen verstorben, aber kurzfristig seien die Schilddrüsenwerte besser geworden. Dies scheint ausschließlich am niedrigen Jodgehalt zu liegen, wie Tierarzt Dr. Hölter schreibt: „Der sehr niedrige Jodgehalt in Hills y/d führt dazu, dass weniger jodhaltige Schilddrüsenhormone (T3, T4) gebildet werden können, weil schlichtweg zu wenig Jod für ihre Produktion vorhanden ist. Laut Hersteller normalisieren sich die Schilddrüsenhormonspiegel bei den meisten Katzen bereits innerhalb von drei Wochen.“

Also kann das Futter eine kurzfristige Übergangslösung sein, um die Werte schnell zu senken, wenn die Medikamente nicht gut vertragen werden.  

Meine abschließende Empfehlung ist:

Lassen Sie bei Ihrer Katze regelmäßig ein Blutbild erstellen, mindestens einmal jährlich, ab dem 7. Lebensjahr zweimal jährlich.

Füttern Sie möglichst natürlich: kein Trockenfutter, kein Futter, das Getreide enthält, sondern mindestens 80% Fleisch und achten Sie auf einen korrekten Jodgehalt.

Eine Katze braucht keine Meeresalgen in ihrem Futter. Sie kommen in ihrem natürlichen Speiseplan nicht vor.

Die Symptomatik der Hyperthyreose lässt sich gut homöopathisch abmildern, aber dafür lassen sich an dieser Stelle keine allgemeingültigen Tipps geben. Hier muss ein versierter Therapeut den Fall individuell begleiten.

Ich wünsche Ihrer Katze ein langes und gesundes Leben.

Autor: Sabine Stark
Thema: Schilddrüsenüberfunktion Katze Ernährung
Webseite: http://www.gesunddurchglobuli.de

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