Was ist Vertrauen?

Das ganz große Thema in jeder Beziehung. Vertraue ich nicht fühle ich mich oft schlecht, ungeliebt oder abgewertet im Umgang mit anderen Menschen.

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Jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt, jede Geste, jedes Verhalten bewertet. Oft missverstanden. Projektionen entstehen.

Der Begriff hat  viele verschiedene Ebenen:

  • Vertrauen in sich Selbst
  • Vertrauen in die / den Andren
  • Vertrauen in die Welt - das Außen generell

Ist dieses Grundempfinden menschlichen Seins gestört, in seiner Entwicklung behindert, oder durch vergangene oder aktuelle Geschehnisse zerstört ist es enorm schwer im zwischenmenschlichen Umgang unverletzt zurecht zu kommen.

Vertrauen auch Urvertrauen genannt ist ein humanes Grundgefühl das Menschen entwickeln die in emotional stabilen, verbindlichen, liebevollen Bedingungen aufwachsen. Die Entwicklung des Vertrauens beginnt schon mit dem 1. Lebenstag.

Wie entstehen nun Beschädigungen:

Alles im Leben ist immer ein geneinsames Spiel von Veranlagung (Genetik, psychische Konstitution) und Erlebnissen/ Erfahrungen im Außen.

Vertrauen in sich Selbst

Erlebt ein  körperlich eher schwaches, schüchternes Kind immer wieder die Situation, wenn es selbst etwas erledigen möchte: das kannst du eh nicht, dafür bist du zu klein, du überforderst dich, lass mich das mal machen ect. So wird sich das für immer in seiner Seele verfestigen. In späteren Jahren auch wenn dann auch schon viele positive Rückmeldungen erfolgt sind kling im Hintergrund immer diese Melodie des kindlichen Anteils mit….Du kannst das nicht, trau dir das nicht zu, das ist zu viel… ect.

Geschädigtes Selbstvertrauen.. Rückzug, Ängstlichkeit ect.

Andres hier das robuste starke Kind, es hört die absolut selben Sätze, bleibt sich aber treu indem es einfach macht, sich nicht abschrecken lässt, die Eltern nervt bis es etwas darf ect.

Es lernt sich zu bewähren und durchzusetzen.

Lösungsansätze:

Merkt ein erwachsener Mensch das er sich immer wieder unverhältnismäßig ängstlich verhält, unangebracht der Situation gegenüber reagiert (das aber  ist das Problem: das Realisieren das wir uns als Erwachsen immer noch von alten kindlichen Stimmen/Anteilen leiten lassen) dass er in vielen Situation immer noch aus der kindlichen Ebene heraus handelt. Dann gilt es, sich dieser Anteile/Stimmen bewusst zu machen um diese zu integrieren und zu befrieden.

Beispiel:

Paul ein intelligenter Anwalt 42 Jahre beruflich erfolgreich aber sehr ängstlich im Umgang mit Frauen. Er der Jüngere von 3 sportlichen älteren Schwestern musste sich immer wieder anhören, das kannst du nicht, wie du singst, wie du tanzt, wie du dich bewegst, lass mich das mal machen, geh weg, das sind Mädchenthemen… u.v.m.

Er zog sich schon mit 5 Jahren immer mehr in sich zurück, ab 6 ,7 punktete er mit seinem Geist, seinem Wissen, verlor aber völlig den Kontakt zu seinem Körper und seinen Gefühlen, dem Gefühlsausdruck. Was sich heute vor allem in seiner mangelnden Fähigkeit liebevoll mit Frauen umzugehen wiederspiegelt.

Für ihn ist es enorm wichtig sich dieser weggedrückten Anteile des lebendigen 4 jährigen Kindes wieder zu erinnern, dem Bedürfnis zu lachen zu tanzen körperlich präsent zu sein, sich auszudrücken, Zärtlichkeiten zulassen, auf andere zugehen zu können.

Und gleichzeitig – das Bewusstsein zu entwickeln. Nicht alle Frauen (dies seine interne Verallgemeinerung, Projektionen) sind wie seine Schwestern und stoßen ihn zurück.

Nach einigen Sitzungen konnte er tatsächlich im Umgang mit seiner neuen Freundin den körperlichen Kontakt viel entspannter und genussvoller zulassen.

Vertrauen in Andere

Erlebt ein Kind instabile, unzuverlässige oder vernachlässigende Verhältnisse wir es dies A. immer auf sich selbst beziehen und B. sich immer ungeborgen und unwohl fühlen.

Ist ja nachvollziehbar…. ein Kind benötigt vor allem anderen eine stabile verlässliche Beziehung zu seinem Umfeld.

Beispiele:

Susanne, eine 34 jährige Friseurin 3 Kinder von 3 Männern alleinerziehend, eigens Geschäft. Emotional ständig überfordert.

Sie erlebte ganz früh völlige Unruhe in ihrem Leben – Vater Alkoholiker Mutter willensschwach und mit der Situation völlig überfordert unter Depressionen leidend. Susanne die Älteste von 3 Geschwistern musste schon früh miterleben wie Angst, Zorn und Gewalt gelebt werden wie Versprechungen nicht eingehalten und Verabredungen versäumt wurden – von körperlicher Nähe sich geliebt und geborgen fühlen ganz abgesehen.

Das hatte zur Folge dass sie schon früh das Ruder in die Hand nahm, Verantwortung trug  (jetzt auch, Kinder und Geschäft)die viel zu schwer war für sie. Sich ab 13 Jahren in Liebschaften verstrickte, um dort, die Liebe Geborgenheit und das Vertrauen zu suchen, die ihr verloren gingen. Immer wieder fiel sie auf die Nase. Sie erlebt auch dort viel Chaos und Lügen.

Zu mir kam sie als sie merkte – Promiskuität löst ihr Problem nicht.

In vielen Sitzungen durfte sie lernen, sich selbst besser zu spüren, zu realisieren, was sie (eigentlich ja dieser kindliche Anteil in ihr) benötigt. Im nächsten Schritt fähig zu werden, dies zu formulieren und zu kommunizieren. Susanne gibt sich im Moment eine Männerauszeit – kümmert sich verstärkt um ihre Kinder (für die sie alles tut) vor allem auch mehr um sich selbst. Was tut mir den alleine gut? Und übt in allen zwischenmenschlichen Belangen offen ehrlich und konkret zu kommunizieren um dem Gegenüber die Möglichkeit zu eröffnen das gleiche zu tun.

Eberhart 53 Jahre, seit 22 Jahren mit Silvie 48 verheiratet, 2 erwachsene Kinder beruflich als Monteur im Außendienst sehr gefordert. Voriges Jahr ging Silvie  einige Monate fremd – der Vertrauensbruch verletzt und schmerzte ihn so sehr, dass die Ehe fast gescheitert wäre.

Sie kommen beide zu mir, zuerst muss alles was dazu geführt hat einmal schonungslos auf den Tisch. Eigentlich nichts außergewöhnliches… viel Arbeit bei ihm. Langeweile, Frust , gefühlte Lieblosigkeit bei ihr. Nachdem durch Gespräche klar wurde das der gegenseitige Respekt und die Zuneigung, auch sexuelle Attraktion noch vorhanden sind ging es an den Vertrauenswideraufbau – ein langer schwieriger Weg. Der nur durch gelebte neue positive Erfahrungen lange ehrliche Gespräche und das Bewusstsein des sich genseitig wichtig seins gegangen werden kann. Diese beiden gehen ihn!

Vertrauen in die Welt das Außen generell

Dieser generelle tiefgreifende Vertrauensverlust ist meist Folge eines schweren Traumas – schwerer Verkehrsunfall, Kriegserlebnisse, Missbrauch, schwere Gewalterfahrungen, eben alles was unsteuerbar, unbeherrschbar, unkontrollierbar von Außen kommt!

Menschen mit traumatischen Erlebnissen spalten sich danach mehr oder weniger in 2 Lager. Entweder völlig beherrscht, beherrschend,

dominierend, kontrollierend. Oder das genaue Gegenteil Flucht in Sucht und Fantasiewelten mit  innerer Verweigerungshaltung und Depression.

Beiden Lagern ist wirklich schwer wieder zu entkommen.

Es hilft nur viel Geduld und neue erlebt positive Erlebnisse.

Ideal in einem sozial, emotional stabil erlebten Umfeld wie Familie Freundschaften oder zumindest ein positiv erlebter Arbeitsplatz.

Es gibt einen klaren Lösungsansatz: Je später im Leben das Trauma eintrat umso besser ist die Genesungschance, da je älter der Mensch ist umso mehr gute positive stabilisierende Erlebnisse hatte er (hoffentlich) in den Jahren davor. An diese inneren Ressourcen gilt es die Seele des Klienten nach dem Ereignis wieder anzukoppeln. Im Umkehrschluss, traumatisierte Kinder benötigen enorm lange um durch ein Meer von neuen stabilisierenden Erfahrungen so was wie neues Vertrauen zu lernen.

Beispiel:

Samira 29Jahre Syrerin, seit 4 Jahren in Deutschland, Kriegsflüchtling, Gewalt und Vergewaltigungsopfer – unmöglich hier alles aufzuzählen was Sie erlebte.

Sie hat nur eine einzige Chance – die Ereignisse der Vergangenheit als das abzuspeichern was sie sind. Ihre Vergangenheit. Sie wird es nie vergessen , sie wird lernen im Laufe der nächsten Jahre mit diesem Teil ihres Lebens Frieden zu schließen – das Bewusstsein zu entwickeln, sie ist jetzt hier in Sicherheit – sie darf lernen mit neuen Möglichkeiten/ Ressourcen wie Sprache, Kommunikation, Gemeinschaft, Rechtsstaatlichkeit und vieles mehr in einem guten vertrauensvollem Umfeld zu leben. Ein langer Weg liegt vor Ihr!

An dieser Stelle sei erwähnt das Menschen die einen Zugang zur Religion/ Spiritualität haben sich in der Überwindung von Traumata leichter tun.

Im Sinne von: Es gibt eine Macht grösser als ich selbst – diese Macht meint es mit mir und meinem Leben gut. Das Vergangene liegt hinter mir und ich lasse mich führen und begleiten zu dem guten Neuen was mich nun erwartet.

Ich lasse mir den Rücken stärken für alle Wiederstände die vor mir liegen. Glaube kann in dieser Phase Vertrauen ersetzten, die Grundlage schaffen, dass Vertrauen überhaupt wieder wachsen kann.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen Allen ein vertrauensvolles Leben – und scheuen sie ich nicht darüber zu sprechen wenn es irgendwelche Schwierigkeiten in ihrem Leben gibt. Alles ist besser als zu schweigen sich abzuwenden und den Kopf in den Sand zu stecken und dabei psychisch und dann letztlich auch körperlich krank zu werden.

Ehrliche achtsame Kommunikation (vorher mit vorbehaltloser Wahrnehmung dessen was ist) mit sich selbst, dann aber auch mit den Andren ist die Grundlage aller Besserwerdung.

Autor: Andrea Krämer, Ehe- Familien- Sexualberaterin HpG
Thema: Was ist Vertrauen
Webseite: http://andreakraemer.net

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