Für manche Menschen ist kauen an den Fingernägeln einfach nur eine Marotte; einmal damit begonnen, wiederholt es sich – und irgendwie schleicht sich diese Angewohnheit ein.
Für andere Menschen kann sich diese Angewohnheit zur Qual entwickeln: sie können nicht aufhören damit, tun dies automatisch und unbewusst. Und auch für Angehörige, Freunde oder auch fremde Menschen kann es eine Qual sein, wenn sie das ansehen müssen.
Die Folgen reichen von unansehnlichen Fingern bis zu Krankheiten wie z. B. Nagelbettentzündungen, dauerhafte Schädigung der Nagelhaut und des Nagelbetts – aber auch psychischen Problemen. Die Betroffenen schämen sich für die beschädigten Finger, das Erscheinungsbild der angeknabberten Nägel - und letzten Endes auch für diese „blöde“ Angewohnheit. Nicht selten ernten sie abschätzige Blicke oder Ablehnung von anderen; das kann sogar dazu führen, dass die Betroffenen sich zurückziehen und soziale Kontakte nach und nach einstellen.
Der etwas sperrige Fachbegriff für Nägel kauen lautet „Onychophagie“:
„Als Onychophagie bezeichnet man das Kauen oder Auf(fr)essen der Fingernägel, Krallen oder Klauen bei Menschen oder Tieren. Andere Begriffe dafür sind Fingernagelkauen, Nagelkauen, Nägelkauen, Nägelbeißen.
Beim Menschen fallen die schwereren Formen unter den Begriff „Selbstbeschädigung“, wobei die leichteren, auf Nervosität beruhenden Formen nicht unbedingt zu den Selbstverletzungen gezählt werden. Als Ursachen gelten Stress, Nervosität, Verhaltensstörungen oder falsche Vorbilder.“ (Quelle: Wikipedia)
Tipps, sich das Fingernägel kauen abzugewöhnen, gibt es viele.
Übliche Tipps sind zum Beispiel:
- bei Kindern nicht schimpfen, sondern eher darauf hinweisen, dass es unangenehme Folgen haben kann
- häufig wird das Auftragen eines bitter schmeckenden Nagellacks empfohlen, den es rezeptfrei in der Apotheke gibt. Der Erfolg bei diesen sogenannten „Bittertinkturen“ stellt sich jedoch nicht bei allen Menschen ein. Sei es, weil die Tinktur unregelmäßig aufgetragen wird oder sei es, weil sich die betroffene Person an den Geschmack gewöhnt.
- Tragen von Handschuhen, um keinen direkten Zugang zu den Fingernägeln zu haben
- Anbringen von künstlichen Nägeln, da diese sehr ausgehärtet sind und die eigenen natürlichen Nägel schützen
Auch das verhaltenstherapeutische Modell wird aufgeführt, das „Habit Reversal Training“, die sogenannte Reaktionsumkehr. Kurz gesagt geht es darum herauszufinden, in welchen Situationen das Verhalten des Fingernagel kauens entsteht und ein Ersatzverhalten zu erarbeiten und zu trainieren.
Sowohl die vorgenannten Tipps als auch das „Habit Reversal Training“ können Betroffenen helfen. Um jedoch dauerhaft etwas zu verändern ist es wichtig, der Ursache für das Verhalten auf den Grund zu gehen.
Was sind die Ursachen für Fingernägel kauen?
Wie so häufig gibt es nicht „die eine“ Ursache, auch wissenschaftlich belegte Untersuchungen stehen noch nicht zur Verfügung. Wenn man mit Betroffenen darüber spricht, werden als Gründe meist Stress, Nervosität oder innere Anspannung genannt. Oder das bewusste oder unbewusste Nachahmen von Menschen, die bewundert oder als Vorbild gesehen werden. Und manchmal geschieht es auch ganz unbewusst, durch Anspannung bei einem spannenden Film, beim Lesen, in der Schule…
Natürlich kann man diese Punkte aufnehmen und Möglichkeiten zur Reduktion von Stress, Nervosität, etc. als Grundlage nehmen und die dafür üblichen Maßnahmen ergreifen wie z. B. die inneren Antreiber herausfinden oder Entspannungstechniken erlernen. Doch die eigentliche Frage lautet: wo kommt der Stress, die Nervosität, die innere Anspannung oder Hyperaktivität her?
Um sich das Fingernägel kauen dauerhaft abzugewöhnen ist es aus meiner persönlichen Sicht ebenso wie bei anderen tiefer liegenden Problemen oder auch Angewohnheiten wichtig, die zugrundeliegenden Gefühle herauszufinden. Denn Stress, Nervosität oder innere Anspannung sind letzten Endes ein Ausdruck von darunterliegenden Gefühlen wie z. B. Angst, Ärger oder Wut, Trauer, Ohnmacht, Hilflosigkeit, etc.
Was haben Gefühle mit Stress, Nervosität zu tun - oder der Angewohnheit, Fingernägel zu kauen?
Schauen wir uns doch die genannten Gefühle einmal genauer an und was beispielsweise dahinterstecken könnte:
Angst
- zu versagen
- nicht gut genug zu sein
- den Arbeitsplatz zu verlieren
- nicht genug zu tun, um ernst genommen und akzeptiert zu werden oder als "Schaumschläger" gesehen zu werden
Ärger oder Wut über/ wegen/ weil
- ungerechter Behandlung
- anderen Menschen, z. B. Partner, Freunde, Kollegen, Vorgesetzte, etc.
- sich selbst
- Situationen, z. B. im Straßenverkehr
- sich jemand nicht an Absprachen hält
- Kritik an der eigenen Person
Trauer über/ wegen
- Verlust/ Trennung
- Mangel an Bewältigungsmechanismen
- Gefühl von Sinnlosigkeit
Hilflosigkeit, Ohnmacht
- Ich bin machtlos
- Ich kann nichts tun
- Ich kann nichts ändern
- Ich kann tun was ich will – es ist sinnlos oder wirkungslos
Schuld
- Ich habe etwas falsch gemacht
- Ich bin selbst schuld
- Das liegt nur an mir
Die Folgereaktion auf diese Gefühle löst ein Verhalten aus; dazu kann auch das Fingernagel kauen gehören. Gehen Sie einmal in sich, warum Sie Fingernägel kauen – und welche Gefühle bzw. Emotionen damit verbunden sind.
Wenn ich dem Glauben schenke – wie kann ich dann etwas dagegen tun?
Ich arbeite nicht nur bei dieser Thematik gern mit der EFT-Klopfakupressur, einer Methode aus der energetischen Psychologie zur Linderung und Behandlung von Stress und emotionalen Störungen. Bei der EFT-basierten Klopfakupressur dreht sich alles um diesen Satz:
"Der Grund aller negativen Emotionen ist eine Störung im Energiesystem des Körpers." (Gary Craig)
Wie funktioniert die EFT-basierte Klopfakupressur
Wie bei der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM) wird mit dem Meridiansystem des Körpers gearbeitet – wobei die klassischen Akupunkturpunkte mit Klopfen oder leichtem Druck anstatt mit Nadeln behandelt werden. Manche bezeichnen die EFT-basierte Klopfakupressur deswegen auch als „psychologische Version der Akupunktur“.
Da jeder Mensch individuell ist, ist auch das Vorgehen individuell zu betrachten - hier eine Idee zu einem möglichen therapeutischen Ablauf:
1. Problemfokussierung/ Problem benennen
Wir fokussieren uns erst einmal auf das Problem selbst, in diesem Fall z. B.
- Ich hasse meine Angewohnheit, Fingernägel zu kauen
- Ich ärgere mich, dass ich Fingernägel kaue
- Ich schäme mich für mein Fingernägel kauen
- Ich bin traurig, dass ich wegen meines Fingernägel kauens abgelehnt werde
- oder …
Aus diesem kompletten Satz wird dann eine Kernaussage abgeleitet, mit der später geklopft wird.
2. Belastungswert einschätzen
Danach wird ein Belastungswert ermittelt – wie groß auf einer Skala von 0 (gar nicht) bis 10 (maximale Belastung) ist die Belastung oder das Problem für mich.
3. Bildung eines Einstimmungssatzes / Set-up
„Ich liebe/ akzeptiere mich, wie ich bin – auch wenn___________ (Problem).
Alternativ zum ersten Satzteil können auch Aussagen wie z. B. „ich bin in Ordnung, wie ich bin“ oder „ich nehme mich an, wie ich bin“, etc. genommen werden. Mit diesem Schritt erkennen Sie ihr Problem an und nehmen eine freundliche Haltung zu sich selbst an – ohne sich zu verurteilen.
4. Klopfsequenz
Im Anschluss folgt die Klopfsequenz mit der Kernaussage zum Problem an den Meridianpunkten. Nennen Sie dabei Ihr Problem – und falls es weitere Aspekte dazu gibt, ergänzen Sie diese (z.B. dieses blöde Fingernägel kauen, diese Scham, diese Ablehnung, dieser Ärger über meine Angewohnheit etc.)
5. Gammutfolge
Klopfen Sie den Gammut-Punkt, während Sie nacheinander Folgendes machen: Augen öffnen, Augen schließen, äußerst unten rechts schauen, äußerst unten links schauen, Augen kreisen, Augen in Gegenrichtung kreisen, einige Takte eines Liedes summen, von 1 bis 5 zählen, nochmals einige Takte eines Liedes summen. Das dient zur Verbindung beider Gehirnhälften.
6. Weitere Klopfsequenz
Wiederholen von Schritt 4
7. Kontrolle
Nach Durchlauf dieser Schritte konzentrieren Sie sich nochmals auf Ihr Problem. Spüren Sie die Emotion noch in gleicher Intension oder ist der Belastungswert gesunken? Spüren Sie noch die Emotion in gleicher Intensität oder hat diese womöglich gewechselt?
8. Weitere Runden
Ist noch eine Belastung vorhanden verfahren Sie, wie unter Punkt 3 beschrieben, wobei Sie den Einstimmungssatz wie folgt abwandeln:
"Ich liebe und akzeptiere mich, so wie ich bin, auch wenn ich noch immer (ein wenig)/ auch wenn noch ein Rest von < Aussage zu Ihrem Problem / eventuell der neuen Emotion >."
An jedem Punkt sagen Sie nun z. B.: diese restliche Scham/ Ablehnung/ etc.“
Wiederholen Sie die Schritte 3 - 8, bis die Belastungsintensität bei null bis eins liegt.
Die Klopfpunkte
Ich arbeite mit den Klopfpunkten in der Reihenfolge:
Auf dem Kopf, Anfang der Augenbraue, neben dem Auge, unter dem Auge, unter der Nase, über dem Kinn (Kinngrube), Schlüsselbein, unter dem Arm (*), auf den Rippen (*), Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger, kleiner Finger, Handkantenpunkt bzw. Karatepunkt, Gammutpunkt
*Alternativ für beide: Innenseite Knie
Bildquelle: Wikipedia
Fazit – oder: Hilft mir das auch?
Ob die EFT-basierte Klopfakupressur auch für Sie und Ihr Problem passend ist, kann ich Ihnen nicht versprechen. Aber man kann es herausfinden. Mit der EFT-Klopfakupressur können erstaunliche Resultate erzielt werden.
Das bedeutet jedoch nicht, dass es bei Ihnen bei der Selbstanwendung auf Anhieb funktioniert. Bitte berücksichtigen Sie, dass manche Probleme sehr vielschichtig und komplex sind und gegebenenfalls eine professionelle Unterstützung sinnvoll und hilfreich ist. Wenden Sie sich in solchen Fällen an einen EFT-erfahrenen Therapeuten oder Coach.
Die EFT-basierte Klopfakupressur ist auch kein Ersatz für eine ärztliche oder psychotherapeutische Behandlung. Bei der Selbstanwendung der EFT-basierten Klopfakupressur sind Sie für Ihr körperliches und emotionales Wohlbefinden zu 100% selbst verantwortlich. Bitte wenden Sie diese an sich selbst nur an, wenn Sie körperlich und seelisch stabil sind. Obwohl mit der EFT-basierten Klopfakupressur bislang keine negativen Nebenwirkungen bekannt sind, sollte diese bei psychischen und schweren körperlichen Erkrankungen nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
Rechtlicher Hinweis
Der Begriff „EFT“ ist eine beim Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) eingetragene Marke und ist die Abkürzung von Emotional Freedom Techniques.
Die von mir angebotene Intervention der Klopfakupressur orientiert sich an EFT, Emotional Freedom Techniques, Begründer Gary Craig. Sie orientiert sich jedoch weder an dem „Official EFT“/Optimal EFT“ von Gary Craig noch geben sie dessen Inhalte wieder, sondern meine persönliche Sicht und Erfahrungen sowie das Verständnis von und mit der Arbeit mit der Klopfakupressur.
Autor: Monika Neuwinger
Thema: Fingernägel kauen abgewöhnen
Webseite: http://www.praxis-neuwinger.de