Wenn der Partner ständig gereizt reagiert

Ein vermeintlich falsches Wort, ein missinterpretierter Blick oder eine Kleinigkeit, die daneben geht – der Partner verdreht die Augen, wird laut oder schimpft. Er reagiert gereizt.

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Und das immer wieder. Das Gegenüber ist ratlos, weiß nicht, was es falsch gemacht hat, reagiert mit Unverständnis, schimpft vielleicht ebenfalls oder zieht sich zurück und grübelt. Die eben noch schöne Atmosphäre ist getrübt, der gemeinsame Feierabend dahin.

Solche oder ähnliche Situationen gibt es in vielen Paarbeziehungen. Und je öfter es zu solchen unschönen Situationen kommt, desto mehr verhärten sich die Fronten, es kommt zu gegenseitigem Unverständnis und im schlimmsten Fall zur Entfremdung. Dabei ließen sich solche Situationen schnell klären und die Gründe für die permanente Reizbarkeit des Partners leicht herausfinden, wenn … ja, wenn beide miteinander reden würden. Leider stehen dem auf der einen Seite oft Einstellungen wie „aber das muss er doch wissen!“, „ich habe das doch schon hundert Mal gesagt!“ oder auf der anderen Seite „was ist denn nun schon wieder los?“ entgegen.

Doch seien wir mal ehrlich – Gedankenlesen kann niemand, auch nicht nach etlichen Jahren Beziehung. Und manche Aussagen, Wünsche oder Bedürfnisse, die eventuell auch bereits mehrfach geäußert wurden, sind beim Partner gar nicht angekommen – sei es, weil der gerade mit etwas anderem beschäftigt oder mit seinen Überlegungen ganz woanders war.

Welche Gründe kann Reizbarkeit haben?

Die Gründe für eine permanente Reizbarkeit sind vielfältig. Überforderung im Alltag, unerfüllte Wünsche und Bedürfnisse in der Beziehung, ungelebte eigene Wünsche oder berufliche Frustration sind nur einige davon. Auch persönlich bedingte Faktoren können eine Rolle spielen – der Partner ist übertrieben oder sogar zwanghaft perfektionistisch und überfordert sich selbst oder seine unbewussten negativen Glaubenssätze werden durch Äußerungen oder das Verhalten des Gegenübers immer wieder angetriggert.

Was statt dessen?

Das Zauberwort lautet zunächst einmal Kommunikation. Die allerdings bleibt im hektischen Alltag leider viel zu häufig auf der Strecke – da sind die Arbeit, der Haushalt, der Einkauf und die Kinder, die Eltern oder enge Freunde haben auch noch ihre Ansprüche. Dazu kommt, dass Anerkennung und Zuwendung, die jeder Partner braucht und die zu Beginn der Beziehung ganz normal und natürlich waren, nicht mehr den nötigen Platz und die Bedeutung in der Beziehung haben. Früher, ja, da wurden Komplimente gemacht, es gab kleine Geschenke – es gab Aufmerksamkeit. Heute ist der Partner oftmals zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Schenken Sie sich wieder Aufmerksamkeit, Anerkennung und Zuwendung.

Kommunizieren – aber richtig

Dazu gehört auch die Kommunikation – gerade dann, wenn es so etwas Essenzielles wie die permanente Reizbarkeit des Partners zu klären gilt.

Notwendig ist es, richtig zu kommunizieren, also gewisse Regeln zu beachten. Ein wichtiges Gespräch sollte nie zwischen Tür und Angel stattfinden. Vielmehr ist von beiden Partnern die nötige Zeit mitzubringen. Beide sollten Abstand vom Alltag haben und zur Ruhe gekommen sein. Ein derartiges Gespräch kann in einem guten Restaurant stattfinden. Erfolgt dieses Gespräch zuhause sind Telefon, Fernseher oder andere Störfaktoren absolut tabu. Die Atmosphäre sollte ruhig und für beide angenehm sein. Der Genuss von Alkohol ist zu vermeiden.

Zudem ist es wichtig, die grundlegenden Regeln der Kommunikation zu beachten. Beide Partner vermeiden dabei Vorwürfe, Unterstellungen oder Verallgemeinerungen wie „du machst immer“ oder „du machst nie“. Der jeweils andere fühlt sich ansonsten nämlich angegriffen und geht automatisch in die Verteidigungsposition, selbst wenn er weiß, dass sein Gegenüber recht hat. Das ist ein menschlicher Automatismus. Besser ist es Formulierungen wie „ich empfinde“, „ich habe den Eindruck“, „mir ist es wichtig“ zu benutzen.

Gerade, wenn der Partner gereizt reagiert, hat ein sachliches Feedback oberste Priorität. Je nach Persönlichkeit des Gegenübers bestehen Ängste, Probleme offen anzusprechen. Als Einstieg in ein problematisches Gespräch hilft es, dem anderen zu sagen, wie wichtig er ist und dass man ihn liebt.

In der Regel wird bei der Äußerung von Kritik sofort mit Gegenkritik reagiert und nicht selten kommt es dann zu einem heftigen Streit. Das ist kontraproduktiv, wenn doch im Prinzip etwas geklärt werden soll. Besser ist es, die Kritik des Partners erst einmal anzunehmen und sacken zu lassen. Vielleicht hat er gar nicht so unrecht. Oder falls der Partner die Kritik nicht sachlich formuliert hat, ist es besser, ruhig zu bleiben, den Kern der Kritik herauszufiltern und gegebenenfalls einmal nachzufragen. Ohnehin ist das Verbalisieren dessen, was der jeweils andere sagt, ein probates Mittel, um zu überprüfen, ob man den anderen auch richtig verstanden hat. Denn jeder Mensch hat aufgrund seiner Prägungen, Einstellungen und Werte seine ganz eigene Wahrnehmung. Das macht ein einfaches Alltagsbeispiel deutlich. Für den einen ist eine alte Dampflok ein historischer Schatz, für den zweiten ein Umweltverschmutzer und für den dritten ein Haufen Eisenschrott, mit dem sich Geld verdienen lässt. Eine Wirklichkeit, nämlich die alte Lok, drei Wahrnehmungen.

Stellen die Partner fest, dass die Situation zu eskalieren droht, ist es wichtig, sich eine kurze Pause zu gönnen. Einen Streit will ja niemand. Man vereinbart etwa, das Gespräch in einer viertel Stunde fortzusetzen, wenn Puls und Blutdruck wieder auf Normalniveau sind. Es ist angebracht, dann den jeweils anderen noch einmal zu fragen, ob es jetzt passend ist oder ob die Pause verlängert werden soll.

Stimmen die Rahmenbedingungen, wird mit Wertschätzung, Ich-Botschaften und empathischer Grundhaltung miteinander kommuniziert, stehen die Chancen gut, der Reizbarkeit zugrunde liegende Probleme ans Tageslicht zu bringen und gemeinsam zu lösen. Hat der Partner, der unter permanenter Reizbarkeit leidet, Probleme sich im Gespräch mit seinem Partner zu öffnen, helfen geleitete Gespräche in der Paartherapie.

Unbewusste negative Glaubenssätze

Negative Glaubenssätze entstehen in der Entwicklungsgeschichte. Oftmals sind diese unbewusst. Triggert der Partner diese Glaubessätze durch sein Handeln oder seine Äußerungen an, entsteht beim Betroffenen eine Verletzung, die er sich selbst und anderen nicht erklären kann. Er reagiert dann meist hilflos und kindlich und für das Gegenüber unverständlich. Ist der Betroffene nicht in der Lage, sich selbst zu reflektieren, sich diese negativen Glaubenssätze bewusst zu machen und aufzulösen, ist eine Einzeltherapie angezeigt. Gleiches gilt für übertriebenen oder krankhaften Perfektionismus und daraus resultierende Unzufriedenheiten durch Überforderung und Reizbarkeit.

Ein Wort zum Schluss

Selbst wenn es in einer Beziehung keine Probleme zu geben scheint – auch dann ist es wichtig, sich die Zeit zu nehmen, gemeinsam etwas zu unternehmen, dem Partner Aufmerksamkeiten, Anerkennung und Zuwendung zu schenken, ihm Komplimente zu machen und ihn zu loben … und miteinander zu kommunizieren. Wissen Sie, welches Buch Ihr Partner gerade liest und was ihn daran fasziniert? Wissen Sie, wie er mit dem neuen Kollegen zurechtkommt? Oder wie sein letzter Sportabend war? Welchen Kinofilm er gern sehen möchte? Oder was ihn gerade persönlich bewegt?

Autor: Ute Christoph
Thema: Wenn der Partner ständig gereizt reagiert
Webseite: https://psychotherapie-christoph.de

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