Was versteckt sich hinter dem Wort „Kommunikation“?
Zunächst finden wir im Wörterbuch folgendes: Kom·mu·ni·ka·ti·on
/Kommunikatión/ Substantiv, feminin [die]
Verständigung durch die Verwendung von Zeichen und Sprache
"sprachliche, nonverbale Kommunikation"
Menschen erfanden Worte um bestimmte Anliegen und Gegenstände benennen zu können und sich darüber auszutauschen. Zunächst kommunizierten Menschen durch gemalte Bilder und Symbole. Wandmalereien, Teppiche und Gemälde jeder Art erzählen uns heute noch Geschichten aus dem Leben unserer Vorfahren und berichten über Visionen.
Um in das Thema einzuführen, könnte ich jetzt behaupten, dass wir heute dort stehen, wo wir kommunikativ vor vielen tausend Jahren begonnen haben: bei der Bildsprache in Form von Symbolen z.B. Emojis oder Verkehrszeichen und Bildern z. B. in Zeitungen oder der Werbung - allerdings möchte ich nicht provozieren…
Welche Formen der Kommunikation gibt es?
Auch wenn wir scheinbar für alles Worte besitzen und uns klar artikulieren können, sollten wir uns zunächst einmal den Blick dafür schaffen, dass wir, laut der deutschen Allensbach- Studie, nur zu 19% fachlichen Inhalt transportieren. Die Stimme wird zu 26% wahrgenommen und Mimik und Gestik helfen uns bei der Kommunikation zu 55%. Kleidung, Frisur, und Körperhaltung gehören ebenso zur Darstellung der eigenen Person und können Kommunikation beeinflussen.
Ist Ihnen einmal aufgefallen, wie Sie an der Kasse eines Supermarktes (fast immer) bedient werden:
„Guten Tag. Es macht 23,80 bitte. Waren sie mit unserem Angebot zufrieden? Einen schönen Tag…“ Wenn es gut läuft, erhalten Sie ein freundliches Lächeln und stellen fest, das SIE genau so angesungen wurden wie die Kundin vor und ebenso der Kunde hinter Ihnen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Mitarbeitenden hinter den Kassen unserer Märkte genau das tun, haben sie einen unglaublichen Job erledigt:
Sie haben viele Menschen freundlich angelächelt und eine positive Beziehung zu ihnen hergestellt. Sie war IHNEN zugewandt und hat mit einem netten Singsang IHREN Tag versüßt. (Vorausgesetzt Sie waren auch freundlich zu ihr oder Ihm) und durch einen kleinen Plausch am Rande möglicher Weise mit IHNEN gescherzt. Mit einer gefüllten Einkaufstasche und einem guten Gefühl verlassen SIE den Supermarkt…
So viele nette Dinge in so kurzer Zeit – für viele Menschen manchmal eine der wenigen zwischenmenschlichen und kommunikativen Momente am Tag. - Warum?
Berufstätige, die ausschließlich einem Schreibtischjob nachgehen, brauchen zum beruflichen Überleben keine direkten zwischenmenschlichen Kontakte. Durch Smartphone, Internet mit dem großen sozial-medialem Angebot und der Möglichkeit, Informationen auf sehr einfachem und schnellem Weg auszutauschen, dürfen Menschen darauf verzichten, sich real zum Austausch von gesprochenen Worten zu treffen.
Auch im privaten Bereich findet vermehrt der Austausch eher tonlos statt. Tolle Angebote wie WhatsApp – Mitteilungen fördern den direkten Austausch ohne verbale Auseinandersetzung, dafür mit Gefühlen, die über Bildchen ausgedrückt werden können.
Vor einiger Zeit bin ich mit der Bahn unterwegs gewesen. Es war eine unglaubliche Stille. Schön für mich, ich konnte in meinem Buch lesen. Es erstaunte mich, dass am Tisch neben mir eine - wie ich vermutete -Familie saß, die es über drei Stunden geschafft hat, kein Wort über die Lippen zu bringen. Der Junge war vielleicht 8 und das Mädchen ca. 13 Jahre alt. Beide Kinder hatten Kopfhörer im Ohr und wischten zwischenzeitlich hin und wieder auf Ihren Smartphones herum, tippten, sahen sich gegenseitig aufs Display. Die Eltern, ausgerüstet mit Smartphone und Tablet, schienen aktiv auf ihrem Gerät zu arbeiten. In drei Stunden war als einzige direkte verbale Mitteilung die Stimme des Vaters zu hören, der kurz vor Frankfurt sagte: „Wir müssen jetzt aussteigen“.
Interessant wurde es, als wenig später eine Gruppe Menschen einstieg, die tonlos gestikulierend eine Unterhaltung führten. Ich freute mich, dass die Gruppe der mitreisenden GebärdensprachlerInnen lebhaft kommunizierte. Und obwohl ich die Sprache nicht verstehe, fühlte ich eine lebhafte Diskussion in der Gruppe… - wie schön…
Was benötigen wir also um nicht kommunizieren zu müssen?
Ruhe, Einsamkeit und Isolation
Erst wenn diese Voraussetzungen nicht mehr gegeben sind (Entschuldigung, das war doch etwas provokant…) stehen Sie in Verhältnis zu anderen Lebewesen. Kommunikativ auch zu denen, zu denen Sie eventuell gar kein Verhältnis aufbauen wollen…
Bitte erinnern Sie sich an einen schönen Tag im Straßenkaffee. Und nun lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihr Gegenüber. Was haben Sie – außer Ihrem Gesprächspartner – noch wahrgenommen?
Den Menschen am Nachbartisch, mit dem oder der Sie einen kurzen Blickwechsel hatten? AHA –schon ist eine Beziehung hergestellt: „Oh, der hat aber eine komische Frisur“ oder „sieht freundlich aus“ Schwupp… - Kommunikation ohne Worte! Dieser Mensch hat auch etwas von Ihnen wahrgenommen…
Eines von Paul Watzlawick`s erstellten pragmatischen Axiomen kann Kommunikation in ihrer Paradoxie zeigen: „Man kann nicht nicht kommunizieren“
Wenn Sie mit anderen Menschen zusammen sind, werden Sie immer kommunizieren, auch wenn Sie nichts sagen. Ihre Körperhaltung, Ihre Mimik und Gestik beschreiben Anderen, was Sie gerade benötigen, wie Sie sich fühlen oder evtl. was Sie denken könnten - ohne einen Ton über die Lippen gebracht zu haben.
Was brauchen wir demnach, um zu kommunizieren?
- Wenn es auch nur einen geringen Prozentsatz ausmacht: Sie sollten wissen, mit wem Sie wann worüber reden – aber: small Talk geht (fast) immer!
- Ein äußeres Erscheinungsbild – Kommunikation fällt auch Ihnen leichter, wenn Ihr Gegenüber in Ihr „äußerliches Schema“ passt.
- Achten Sie auf Farben, Düfte und passende Kleidung. Eine zu enge Bluse/ ein zu enges Hemd
- ist ebenso ungünstig wie ein Kleidungsstück, in dem Sie versinken – auch wenn es Ihr Wohlfühl-Stück ist… Farb- und Stilberatungen können manchmal von unschätzbarem Wert sein!
- Dazu zählt auch die passende Frisur – ein „wirrer Kopf“ kann die Gedanken des Gegenübers beeinflussen (denken Sie jetzt an das bekannte Foto von A. Einstein… Was denken Sie?)
- Eine aufrechte Körperhaltung – machen Sie sich groß und gerade, dann wirken Sie auf andere genauso. Körperliches Erscheinen kann etwas über Ihre innere und themenbezogene Haltung
- Augenhöhe! Hier ist tatsächliche Höhe des Schauens gemeint: wenn Sie sitzen und Ihr Gegenüber steht, ist es für Sie angenehmer aufzustehen um auf die (fast) gleiche Körperhöhe zu gelangen. Stehend jemand sitzenden etwas mitzuteilen kann auch als Dominanz ausgelegt werden.
- Atmen und lächeln Sie (auch wenn es vielleicht albern klingt…) – Gut durchgeatmet können Sie sehr viel (stress-) freier reden. Ein Lächeln in Ihrem Gesicht macht auch Sie selber zufriedener und löst „Glück“ aus. Und so wirken Sie dann auch…
- Seien Sie, wer Sie sind – als Kunstfigur oder „möchte-gern“ wirken sie wenig authentisch
Sicher haben Sie es schon erlebt: Ein Augenrollen, Mundwinkelverschiebungen, Armverschränkungen … um nur Einiges zu nennen – dass macht etwas mit uns…und mit dem Gegenüber. Jedes Lebewesen kommuniziert – irgendwie! Meistens direkt!
Was bedeutet nun Kommunikation für den Menschen?
ALLES!
Nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit und hinterfragen einmal Ihr kommunikatives Verhalten:
- Was bedeutet für Sie Kommunikation?
- Wie ist Ihre Art zu kommunizieren?
- Was bedeutet es Ihnen, wenn Sie es tun?
- Was macht es mit Ihnen psychisch und körperlich, wenn Sie kommunizieren?
- Welche Anlässe haben Sie zur Kommunikation?
- Mit wem tun Sie es gern, mit wem weniger gern? (Hinterfragen Sie doch einmal den Grund für Ihre Antwort…)
- Wie kommuniziert Ihr Umfeld?
- Wie kommen Menschen auf Sie zu? – Was macht das mit Ihnen…physisch, psychisch?
- Wie führen Sie small Talk?
- Wie reden Sie mit Kindern, Ihrem Partner oder Partnerin, Ihren Eltern, Freunden…?
- Haben Sie ein Haustier? Wie reden Sie mit Ihm?
- Reden Sie manchmal mit sich selber…
- …oder begleiten Ihr Handeln durch Kommentare?
Bei den Antworten auf diese Fragen werden Sie vermutlich feststellen, wie vielfältig Ihre Form der Kommunikation ist?!
Denken Sie nun einmal an eine Situation, in der Sie mit mehreren Menschen zusammen waren. Betrachten Sie vor Ihrem geistigen Auge einmal eine Person, die Ihnen besonders aufgefallen ist:
- Was hat die Person getan, dass sie Ihre Aufmerksamkeit erhielt?
- Wie war Ihr Verhalten?
- Wie hat sie das Glas gehalten, gegessen…?
- Wie hat sie gestanden (oder gesessen)?
- Hat sie geredet? Wie?
- Wie war die Person gekleidet?
- Was haben Sie über diese Situation gedacht?
- Fanden Sie die Person angenehm?
- Glauben Sie, dass ein anderer Mensch, der dieselbe Situation beobachtet hätte, dieselben Gedanken hätte wie Sie?
- Wie hätten Sie die Situation noch betrachten können? Aus einem anderen Blick - Winkel? Mit einer anderen Haltung?
Kommunikation ist Auslöser und Machtinstrument. Es entfacht Kriege, bringt Liebe, stiftet an zu Streit und hilft bei der Schlichtung, verbreitet schlechte Stimmung oder Gute, macht krank oder gesund, vermittelt Vertrauen oder nutzt es aus, schafft Verständnis oder Unverständnis, bringt emotionale Verbindung oder löst sie, kann in Abhängigkeit oder zur Unabhängigkeit führen, macht Stress oder bringt Entspannung, verleiht positive Momente – oder auch nicht, kann behindern, kühlt oder wärmt, macht Angst oder Glücklich, verursacht Sicherheit oder Unsicherheit, manchmal ist sie brutal, führt zum Mord oder Selbstmord, kann liebevoll sein, schafft Vielfalt, macht einsam oder gesellig …und: Kommunikation beeinflusst jeden Menschen jeden Tag …
Kommunikation ist Kultur. Kulturelle Herkunft beeinflusst die verbale aber auch die körperliche Kommunikation. Das was Sie hier gelesen haben, das was Sie auf die Fragen geantwortet haben, gehört nur Ihnen – jeder andere Mensch würde mit dem Inhalt dieses Textes anders verfahren .
Bleiben Sie fröhlich, groß, aufrecht und kommunikativ!
Autor: Simone Reese
Thema: Bedeutung der Kommunikation für den Menschen
Webseite: https://www.seelen-taumel.de
Autorenprofil Simone Reese:
Zertif. Mediatorin, Coach und Heilpraktik. f. Psychotherapie