Glaubenssätze – sie begleiten uns alle, jeden Menschen, Tag für Tag.
Glaubenssätze sind Überzeugungen – sie lösen Gefühle aus und betreffen unser Denken, unsere Werte, denn: es sind Überzeugungen über uns selbst. Überzeugungen darüber, was in der Welt um uns herum möglich ist. Glaubenssätze prägen uns und unser Leben maßgeblich.
Dabei unterscheiden wir nach Glaubenssätzen, die uns unterstützen und motivieren sowie Glaubenssätzen, die uns einengen oder bremsen.
Schauen wir uns erst einmal die uns unterstützenden und motivierenden Glaubenssätze an:
Positive Glaubenssätze (motivierend, unterstützend)
Positive Glaubenssätze helfen uns nicht nur dabei, unsere Wünsche und Ziele zu erreichen – sie tragen maßgeblich zu unserer Motivation und Unterstützung bei und geben uns ein gutes inneres Gefühl, sind Selbstwert-stärkend und fördern die Selbstwirksamkeit. Das sind z. B Sätze wie
- Ich akzeptiere mich so, wie ich bin.
- Ich bin ein wunderbarer Mensch.
- Ich schaffe das.
- Die Umsetzung einer neuen Aufgabe ist eine tolle neue Herausforderung.
- Ich bin gut genug.
- Ich bin glücklich.
Doch… leider gibt es auch die negativen, uns einschränkenden und bremsenden Glaubenssätze:
Negative Glaubenssätze (bremsend, einengend)
Während uns die vorgenannten motivierenden und unterstützenden Glaubensätze dabei helfen, etwas zu erreichen, hindern uns die einschränkenden Glaubenssätze eher an der Erreichung oder Erfüllung unserer Wünsche und Ziele.
Diese fest in uns verankerten Glaubenssätze stärken unseren leider vorhandenden inneren, oft gnadenlosen Kritiker und generalisieren oder vereinfachen ein Thema. Das Gemeine daran: sie sind uns nicht immer bewusst - obwohl wir uns nach ihnen richten oder nach ihnen leben. Das sind z. B. Sätze wie:
- Das schaffe ich nie.
- Es ist egoistisch, mich und meine Bedürfnisse an erste Stelle zu setzen.
- Ich bin ein Versager – die anderen sind besser als ich.
- Ich bin sowieso zu nichts zu gebrauchen.
- Ich bin nicht gut genug.
Es gibt noch viele, viele weitere davon… kommt Ihnen der ein oder andere bekannt vor?
Doch… warum eigentlich habe ich solche Überzeugungen, die mir nicht gut tun?
Woher kommen sie, diese mich bremsenden Glaubenssätze?
Diese Glaubenssätze entstehen durch bestimmte Erlebnisse und Erfahrungen. Schauen wir uns einmal die Ursachen an:
1. Glaubenssätze durch Eltern, nahe Bezugspersonen oder Erziehung
Laut einer Studie der Harvard Universität hört jeder Jugendliche bis zu seinem 18. Lebensjahr ca. 180.000 negative Suggestionen. Man möge sich das bitte einmal verinnerlichen – bis zu 180.000 negative Sätze. Das ist eine ganze Menge.
Das sind Sätze, wie „Wie redest Du mit Deinem Vater!“, „Schäm Dich!“ „Was sollen die Nachbarn denken!“, „Sei schön brav“, „Das kannst Du nicht!“, „Dafür bist Du zu klein / zu groß / zu alt /zu jung!“ über „Immer machst Du alles falsch!“ „Das klappt nie!“, „Ich glaube Dir nicht“ usw.
Durch ihre häufigen Wiederholungen – und das von den Menschen, die uns am wichtigsten sind – werden diese Suggestionen dann zu Glaubenssätzen: Wir glauben es selber und bremsen uns und unsere Begabungen.
2. Selbst kreierte Glaubenssätze
Oft denken wir unbewusst etwas, z. B. „Ich kann nichts wirklich so gut, dass ich damit einen interessanten Job finde.“, „Ich bin zu dick und deswegen nicht attraktiv.“ oder auch „Ich gehöre zu den kleinen Leuten – unsereins wird nicht weiterkommen und etwas erreichen.“
Wenn ich selbst daran glaube, wird mein Unterbewusstsein alles dafür tun, damit ich mein Ziel nicht erreiche. Ich lebe, wovon ich überzeugt bin – das ist meine Realität.
3. Glaubenssätze durch negative oder traumatische Erfahrungen
Negative Erfahrungen wie z. B. Arbeitsplatzverlust, eine nicht bestandene Prüfung, eine unerwartete teure Autoreparatur lösen Gefühle aus wie Ärger, Wut, Angst, Trauer. Häufig entstehen dann in uns selbst – meist unbewusst – Glaubenssätze wie „Ich bin eh nicht gut genug.“, „Ich kann so viel lernen, wie ich will – es bringt eh nichts.“ oder „Ich komme sowieso nie zu etwas.“ Und diese Glaubenssätze übersetzen negative Energie in physische Realität und zu Verhalten wie Vermeidung, Abwehr oder anderem. Ein kleines Beispiel:
Ein Mensch mit dem Glaubenssatz "das schaffe ich nie" wird mit wenig Selbstvertrauen an die Erfüllung seiner Wünsche gehen - denn jedes noch so kleinste Hindernis wird als Bestätigung dieses Glaubenssatzes gesehen. Und wenn dieser Mensch sein Ziel tatsächlich nicht erreicht, bestätigt er sich selbst und sagt sich "Ich hab's doch die ganze Zeit gewusst".
Zusammengefasst:
Die positiven, unterstützenden Glaubenssätze helfen uns bei der Erreichung unserer Ziele, Wünsche und Träume; fördern eine gute Stabilität in unserem Leben.
Leider jedoch haben wir häufig eher negative und uns einschränkende Glaubenssätze, die uns daran hindern, unsere Ziele, Wünsche, Träume zu erreichen. Weil ein einmal in unserem Kopf entstandener Glaubenssatz in unserem Gehirn abgelegt und in der Regel danach nicht mehr auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft wird.
Und so entstehen in unserem Gehirn neuronale Netzwerke mit bestimmten Pfaden. Man kann diese neuronalen Netzwerke ein wenig mit Trampelpfaden vergleichen: Gehe ich auf einer Wiese immer den gleichen Weg, ist das Gras irgendwann platt – und wenn ich diesen Weg immer und immer wieder gehe, ist das Gras auf diesem Pfad nicht mehr vorhanden sondern es entsteht ein richtiger Weg, der immer breiter und breiter wird.
Die gute Nachricht:
Wir entscheiden selbst, welchen dieser „Trampelpfade“ wir gehen möchten. Ähnlich wie bei einer Wegzweigung kann ich jederzeit einen anderen Weg einschlagen – und neue „Trampelpfade“ entstehen lassen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass unser Gehirn auch jederzeit neue neuronale Netzwerke aufbauen kann. Wenn ich also einen negativen Pfad verlasse und nur noch einen positiven Pfad gehe… verkleinert sich der negative Pfad oder Weg immer mehr – und irgendwann ist er wieder zugewachsen.
Was ich damit sagen will:
Jeder Glaubenssatz ist ins Positive veränderbar!
Wie das gehen soll… ist die Überschrift dieses Artikels: "Glaubenssätze erkennen und auflösen"
Zuerst einmal ist es wichtig, seine eigenen Überzeugungen zu kennen. Wahrscheinlich kennen Sie Ihre eigenen Glaubenssätze bereits – falls nicht, lernen Sie Ihre eigenen Glaubenssätze kennen, indem Sie spontan die folgenden Sätze zu Ende führen:
- Jeder Mensch sollte…
- Ich kann nicht…
- Ich bin zu...
- Immer, wenn… dann (passiert)…
- Schon immer…
Schreiben Sie sich auch Sätze auf, die Sie noch gut aus der Kindheit oder aus Ihrer Familie kennen und oft gehört haben.
Glaubenssatz auflösen
Ich möchte Ihnen nun ein paar Möglichkeiten aufzeigen, wie Sie Glaubenssätze verändern oder auflösen können:
1. Glaubenssätze von Tatsachen unterscheiden zu lernen
Hier ein paar Beispiele für wertende Glaubenssätze:
- „Ich bin zu dick, unattraktiv und nicht begehrenswert – wer soll mich da schon haben wollen?“
- „Ich mache immer alles falsch.“
- „Ich bin zu dick, keiner mag mich.“
Und – haben Sie eine Idee, wie Sie aus diesen negativen Sätzen eine Tatsache machen können – etwas, das jeder neutrale Beobachter sehen könnte?
Ich gebe Ihnen für die oben genannten Sätze jeweils ein Beispiel:
- „Ich bin seit 3 Jahren Single.“ Tatsache – niemand weiß warum oder kann das an den oben genannten Punkten festmachen.
- „Ich habe in einer E-Mail vergessen, den vorherigen Verteiler herauszunehmen.“ Das ist in dieser einen E-Mail passiert und hat nichts damit zu tun, dass ich immer alles falsch mache. Es ist eine Tatsache für diese eine E-Mail, die Verallgemeinerung auf IMMER passt nicht. Oder passiert Ihnen dieser Fehler immer?
- „Ich habe im letzten Jahr 4 kg zugenommen.“ Tatsache… die Waage lügt nicht und mein Spiegel und meine jetzt zu enge Jeans auch nicht. Das ist aber nicht gleichbedeutend damit, dass ich unattraktiv bin. Oder haben Sie schon einmal beobachtet, dass füllige Menschen keinen Partner haben?
2. Den Wahrheitsgehalt hinterfragen
Hinterfragen Sie den Wahrheitsgehalt Ihres Glaubenssatzes, zweifeln Sie Ihr Denkmuster an - insbesondere, wenn ein Wort wie z. B. immer, keiner, nie, nichts in dem Satz enthalten sind.
Denken Sie darüber nach, woher dieser Glaubenssatz kommt. Denn wenn Sie verstehen, wo der Ursprung liegt, können Sie beginnen, etwas zu ändern. Schauen Sie noch einmal in den Abschnitt „Woher kommen sie denn, diese mich bremsenden Glaubenssätze?“ - vielleicht haben Sie als Kind einen Satz Ihrer Eltern aufgeschnappt oder Ihr Lehrer oder ein Mitschüler haben sich über etwas lustig gemacht.
Fragen Sie sich, ob Ihr Glaubenssatz wirklich berechtigt ist. Bedeutet es wirklich, dass alle Hunde bissig und gefährlich sind, weil ein Hund einmal nach Ihnen geschnappt oder Sie gebissen hat?
3. Bisherigen Glaubenssatz durch ein neues Denkmuster ersetzen
Bilden Sie neue, positive neuronale Netzwerke in Ihrem Gehirn, also neue Trampelpfade und ersetzen Sie die negativen Sätze durch ein neues Denkmuster.
Ersetzen Sie Worte wie "immer" durch etwas anderes, z. B. durch "im Moment" - es ist ein Unterschied ob ich mir sage "Ich kann das nicht" oder "Im Moment habe ich das Gefühl, es nicht zu schaffen." Durch die Einschränkung auf "im Moment" kann sich das Gefühl jederzeit ändern.
Machen Sie sich ruhig eine Liste:
Glaubenssatz alt
Ich bin wertlos.
Fehler und Scheitern sind schlecht.
Die anderen sind wichtiger als ich.
neuer, positive Leitsatz
Ich bin wertvoll.
Fehler gehören zum Leben dazu und sind wertvoll.
Ich bin wertvoll und wichtig. Nur wenn es mir gut geht, kann ich auch für andere da sein.
Jetzt Sie…
Überlegen Sie auch einmal,
- welche Freunde Sie haben, die Sie so mögen, wie Sie sind
- was Ihr Partner an Ihnen mag und schätzt
- welche positiven Eigenschaften andere in Ihnen sehen
4. Durchbrechen Sie Ihre Glaubenssätze mit diesen Schritten:
- Formulierung des Glaubenssatzes, z. B. „Ich muss immer kämpfen, um etwas zu bekommen.“ Oder „Keiner liebt mich, wenn ich nicht funktioniere.“
- Frage nach dem Wahrheitsgehalt. Ist das wahr? Ist das wirklich die absolute Wahrheit?
- Ist dieser Gedanke hilfreich?
- Verhilft Ihnen der Gedanke wirklich zu einem sinnvollen, reichen und erfüllten Leben entsprechend Ihrer Werte und Ziele?
- Hilft Ihnen der Gedanke der Mensch zu sein, der Sie sein wollen?
- Ein sehr mächtiges Tool: Betrachten Sie diesen Gedanken aus der Perspektive Ihres zukünftigen, älteren ICHS: Wie möchte ich mich damals in der Situation/ in der Zeit verhalten haben, damit ich der Mensch bin, der ich heute (in der Zukunft) bin?
Noch ein Tipp: Haben Sie Geduld...
Da die alten Glaubenssätze nicht über Nacht einfach so da waren… müssen auch neue, positive und unterstützende Glaubenssätze sich ebenso festigen, wie es die bisherigen getan haben.
Und wenn Sie sich bei einem Rückfall in ein altes Denkmuster ertappen: das ist ganz normal und menschlich. Aber es kann funktionieren - alleine als auch mit Unterstützung.
Sie wünschen sich mehr Balance und Gelassenheit im Leben?
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Autor: Monika Neuwinger, Heilpraktikerin (Psychotherapie)
Thema: Glaubenssätze erkennen und auflösen
Webseite: https://www.praxis-neuwinger.de