Hypnose – Mythos und hochwirksame Therapieform

Wer Hypnose hört denkt sofort an die Show-Hypnose. Der Mensch ist willenlos, ohne Kontrolle und wird manipuliert. Es ist ganz natürlich, dass der Mensch vor dem, was er vermeintlich nicht kontrollieren kann, Angst hat.

Weil aber Hypnose, richtig eingesetzt, sehr wirksam und hilfreich sein kann, sollte mangelndem Wissen und Halbwahrheiten entgegengewirkt werden.

wellen-himmel

 Was ist Hypnose?

Das Wort „Hypnos“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet Schlaf. Aber eigentlich ist es der Zustand zwischen Wachen und Schlafen. Sie kennen ihn: kurz vor dem Einschlafen stellt sich der Zustand tiefster Entspannung ein, die Aufmerksamkeit liegt nur noch bei sich selbst, wohlige Wärme, angenehme Schwere ...

Dieser Zustand wird auch hervorgerufen:

Beim Meditieren, beim Lesen, bei verschiedenen Therapieformen die nicht das Wort Hypnose verwenden (Reinkarnation, transzendentale Meditation, Entspannung in der Yoga-Stunde, schamanische Rituale u.v.m.).

Im Gunde ist es immer der gleiche Zustand der anders benannt doch einen hypnotischen Zustand hervorruft. Der Unterschied liegt in der Tiefe des Zustandes.

Verschiedenen Tiefen der Hypnose

In dem Zustand der Hypnose können 3 Tiefen unterschieden werden:

Somnolenz
ist eine leichte Form der Bewusstseinsabsenkung, bei erhaltener Ansprechbarkeit (die Inhalte können in das Bewusstsein geholt werden, erinnert werden).

Hypotaxie
die mittlere Form des hypnotischen Zustandes durch Bewegungsunfähigkeit, gekennzeichnet. Ansprechbarkeit ist noch gerade möglich (die Inhalte können nur schwer bewusst erinnert werden).

Somnambulismus
ist der tiefste Zustand in Trance und mit dem Schlafwandeln oder Nachtwandeln zu vergleichen. Die Ansprechbarkeit ist nicht mehr gegeben. Dieser Zustand wird in Show-Hypnosen benutzt, alles was innerhalb dieser Zeit abläuft kann nicht ins Bewusstsein gelangen, wirkt aber unter Umständen im Unbewussten weiter. Durch die Absenkung des Bewusstseins können die unbewussten Anteile erreicht werden. Also Erinnerungen, Gefühle die uns nicht bewusst sind.

Während der Hypnose treten verschiedenen Körperphänomene auf. Das sind hauptsächlich: Ruhe ,  Wärme und Schwere. Die Katalepsie (Bewegungsunfähigkeit die durch die gelöste und tiefenentspannte Muskulatur erzeugt wird) ist auch ein Phänomen, das in der Hypnose sehr häufig vorkommt. Sie entsteht oft aber auch spontan und ohne bewusste Suggestion durch den Hypnosetherapeuten.

Das diese Phänomene immer in der Hypnose auftreten hat auch der Psychiater und Hypnosetherapeut J. H. Schultz in seiner Hypnose-Praxis festgestellt. Er hat machte sich diese Erkenntnis zu Nutze und hat das Autogene Training entwickelt. Durch das Erlernen von selbst herbeigeführten neurologischen Umschaltungen kann der Nutzer dieser Technik binnen kürzester Zeit (3-5 Minuten) in einen Zustand tiefster Entspannung gelangen. So können Körper und Geist aus der Anspannung in eine Entspannung gelangen. Der Mensch nimmt es als sehr wohltuend war und fühlt sich danach erholt.

Ich nenne es auch „Tiefenentspannung für Manager“ die jeder Mensch erlernen und für sich nutzen kann.

Unbewusstsein - Bewusstsein

In der tiefen Entspannung kann der Mensch sich selbst (seinen Körper und seine Emotionen) sehr viel tiefgreifender wahrnehmen. Er hat in diesem Zustand die Möglichkeit seine unbewussten Bereiche in eine bewusstere Ebene zu holen in der er sie erkennt.

Um die Ebenen des Bewusstseins klarer darzustellen benutze ist das „Eisbergmodell“. Sie sehen darin, dass nur die Spitze des Eisberges unser Bewusstsein darstellt.

In der normalen Erinnerung können wir die bewussten Anteile unseres Lebens rekonstruieren, z.B. in einem Gespräch.

bewusstseinsebenen

Darunter befinden sie jedoch auch die unbewussten Bereiche, welche die Grundgefühle (ANGST, EKEL, FREUDE, TRAUER, SCHAM) des Menschen beinhalten. Die Gefühle werden unbewusst ausgelöst und wahrgenommen und das Handeln wird nach ihnen ausgerichtet.

Sigmund Freud bezeichnete diese Ebenen als  Strukturmodell der Psyche und nannte sie ICH, ES, ÜBER-ICH). Das ICH beinhaltet das vernünftige, selbstkritische Denken. Das ES stellt die unbewussten Anteile der Psyche dar. ES ist der triebhafte Zweig der Psyche  der keine Zeit, keinen Wiederspruch und keine Ablehnung kennt. Das ÜBER-ICH stellt die erlernten Einstellungen zur Welt dar (Gewissen und Werte / Ansichten von Gut und Böse / Verbote und Gebote).

Die Ebenen beeinflussen sich, jedoch liegt die Quelle des Verhaltens im unbewussten Bereich des ES, denn der Mensch handelt seinen Gefühlen entsprechend.

Auch Siegmund Freud hat erkannt, dass 90% unseres Handelns auf dem Unbewussten basieren.

Die Rolle des Unbewussten im Leben

Die Aussage „Hypnose ist so normal wie Apfelkuchen“ stammt von meinem Lehrer und Hypnosetherapeuthen Werner J. Meinhold. Und so einfach es klingt, ist es auch:

Wir alle kennen den Zustand der Hypnose, denn die Zeit unserer tiefgreifendsten Lernphase erlebten wir in Hypnose.

Bis zum 3. Lebensjahr lebt das Kind rein unbewusst. Es wird ausschließlich von seinen Bedürfnissen und Gefühlen gesteuert! Durch seine Umwelt lernt der Mensch schon in dieser Zeit und speichert das Erlebte in einer Art und Weise ab, wie nur er es erlebt.

Diese Zeit der tiefen Prägung begleitet den Menschen bin ins hohe Alter in Form von Gefühlen. Gefühle, die wir nicht steuern könne, die einfach da sind ... sind unbewusst.

Gefühle sind mit Erlebnissen verbunden und diese wiederum an Gefühle gekoppelt.

Situationen, die wir schon einmal ähnlich erlebten haben, können dieselben Gefühle hervorrufen. Und Gefühle können uns an Situationen, die wir schon erlebt haben , erinnern.

Erst ab dem 7. Lebensjahr kommt es vermehrt zum Wachbewusstsein und das abstrakte Denken beginnt. Die Kritikfähigkeit entwickelt sich und wird von äußeren Einflüssen (Eltern, Freunde, Lehrer, Ausbilder) bestimmt. Die Beeinflussung des Menschen erfolgt in seiner ganzen Entwicklung. Die Ansichten von Eltern, Freunden, Lehrern, Ausbildern, Jugendgruppen werden ihm nahe gebracht – sie könnten an dieser Stelle auch von Suggestionen sprechen.

Mit dem 21.-25. Lebensjahr hat der Mensch den Bewusstseinszustand eines Erwachsenen.

Eine Suggestion ist eine manipulative Beeinflussung einer Vorstellung oder Empfindung mit der Folge, dass die Manipulation nicht wahrgenommen wird oder zumindest zeitweise für das Bewusstsein nicht abrufbereit ist. (siehe Wikipedia)

Um Suggestionen zu vermeiden, muss der Mensch ein gesundes Maß an Kritikfähigkeit entwickelt haben, die das erst mit einem gewissen Maß an Erfahrung erreicht. Nämlich dann, wenn er vergleichbare Erfahrungen selbst gemacht hat. Suggestionen sprechen die Grundgefühle (ANGST, EKEL, FREUDE, TRAUER, SCHAM) an, also unbewussten Anteile. Das logische Denken tritt dann weitestgehend in den Hintergrund. Suggestionen, im Zustand der Hypnose verwendet, haben eine tiefe Wirksamkeit.

Verfahren der Hypnosetherapien

Die Vielzahl der Therapien, die den hypnotischen Zustand nutzen ist enorm und kaum ein Laie kann sie unterscheiden. Deshalb möchte ich an dieser Stellen die Art der Verfahren erklären. So wird es hoffentlich verständlicher.

diagramm hypnosetechniken

Das Diagramm zeigt die verschiedenen Hypnosetechniken und worin sie sich unterscheiden:

AUTOGEN – bedeutet „aus sich selbst heraus“ und weist auf nichts anderes hin, als das der Nutzer diesen Zustand der Tiefenentspannung selbst, ohne äußere Unterstützung erreichen kann. Z.B. bei Autogenem Training ...

DIREKTIV – ist die Methode die der Laie im Allgemeinen mit einer Hypnose verbindet. Dabei versetzt der Hypnotiseur den Klienten in Hypnose und gibt Suggestionen die auf sein Unbewusstsein wirken sollen. Z.B. bei Raucherentwöhnung, Phantasiereisen ...

AUFDECKEND – dieser Weg wird in einer Therapieform gewählt, wenn Ursachen und Störungen berücksichtigt, erforscht und aufgelöst werden sollen. Z. B. Fokalanalyse bei Prüfungsangst ...

ANALYTISCH – in einer Analyse wird fast vollständig auf die Methode der Suggestion verzichtet. Der Therapeut begleitet den in Hypnose befindlichen Klienten aktiv. Es wird mittels Altersregression das Leben analysiert, unbewusste Anteile ins Bewusstsein gebracht und in das aktuelle Leben neu integriert. z.B. in der tiefenpsychologisch-analytischen Hypnosetherapie ...

Die Tiefenpsychologie braucht die Hypnose

Die Bereiche des Menschen die in einer tiefen Prägung entstanden sind, geschahen im Kindes- und Jugendalter. Diese tiefen Bereiche sind durch die Therapie die ausschließlich im Gespräch stattfindet nicht zu erreichen. Um die Lebensbereich des Menschen zu erinnern, die durch in der hypnotischen Phase entstandene Prägungen entstanden sind, bedarf es des Zustandes höchster Konzentration auf sich selbst.

Dieser kann mittels Hypnose erreicht werden.

Es geht nicht darum die Lebensgeschichte zu ändern, das können wir nicht. Aber wir können ein besseres Verständnis für die Ereignisse erlangen, sie akzeptieren wie sie waren, uns mit Situationen versöhnen und sie in unser Leben neu integrieren.

Deshalb geht es darum, die Gefühle noch einmal zu erleben die zu dieser Prägung geführt haben.

Die Auswirkung einer solchen Therapie ist, eine Lebensgeschichte die frei ist von:

• Inneren Zwängen

• Mitleiden

• Emotional unbewusster Übersteuerung

• Unbewussten Lasten

In der Therapieform die ich in meiner Praxis anwende (die Hypno-Integrative-Tiefenpsychologische-Therapie - H.I.T.T.) spreche ich von bewusster Hypnose, weil die Inhalte der Hypnosesitzungen im Anschluss erinnert werden können.

5 gute Gründe – die eigene Lebensgeschichte bewusst aufzudecken

Unbewusste, verdrängte Persönlichkeitsanteile die nicht aufgedeckt werden, wirken weiter und suchen sich andere Ausdruckswege (körperliche oder psychische Verhaltensweisen oder Symptome).

Bewusste Hypnose ermöglicht nicht nur das Entdecken der eigenen Ressourcen, sondern auch das bewusste Integrieren in das aktuelle Leben.

Jedes Symptom (körperlich oder psychisch) ist eine Botschaft unserer Seele. Es geht darum die Botschaft zu erkennen, wahrzunehmen und neu zu integrieren.

Die Gefahr einer Symptomverschiebung (das gleiche oder ein ähnliches Symptom tritt an anderer Stelle auf) besteht, wenn die Bedeutung nicht erkannt werden kann.

Wenn der Mensch wieder zu sich selbst finden kann, entdeckt er seine eigenen Wesensanteile, sein da-Sein und sein Lebensaufgabe im Hier und Jetzt.

Es geht einzig und allein um die Entfaltung und Weiterentwicklung der individuellen Persönlichkeit.

Sie wissen es sicher selbst .... gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig bewusster zu leben, das Leben zu entschleunigen und sich wieder auf die eigenen Wurzeln zu besinnen.

Dazu ist es nicht immer notwendig sich mit der eigenen Lebensgeschichte auseinander zu setzen.

Jedoch: Wer die Sicht auf Dinge verändern möchte, die im Laufe unseres Lebens entstanden sind, muss in der Tiefe des eigenen Lebens forschen. Das hat nur einen Grund: es gilt Freiheit zu erreichen. Die Freiheit, sein Leben nach seiner eigenen Natur zu leben.

Das Bewusstsein zu haben woher der Mensch kommt, wer er ist, was er möchte und wohin er in seinem Leben gehen will - macht es ihm leicht frei zu leben.

Autor: Anjo Malicet-Scheidler
Thema: Hypnose – Mythos und hochwirksame Therapieform
Webseite: http://www.hypnosetherapie-at.de

Autorenprofil Anjo Malicet-Scheidler:

Ist Rehabilitationslehrerin für Blinde und Sehbehinderte (Orientierung & Mobilität). Neben ihrer Tätigkeit als Rehabilitationslehrerin ist sie Heilpraktikerin für Psychotherapie und Therapeutin für tiefenpsychologisch analytische Hypnose (GTH). Sie leitet Arbeitsgruppen für die Studenten der GTH (Schweiz).

#Hypnose

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