Löwenzahn - zu Unrecht im Garten nicht erwünscht?

Zugegeben, Löwenzahn kommt ungebeten und in großer Zahl in unsere Gärten, Einfahrten, Gartenwege, Gehwege, Straßenränder, Feldwege, Weiden und Wiesen.

loewenzahn-wiese

Löwenzahn. Eine der wenigen Pflanze, die dank einer bekannten, gleichnamigen Wissenssendung für Kinder auch wirklich jeder und jedes Kind kennt.

Gespaltene Lager

Bei den Hobbygärtnern sehr unbeliebt, bei den Naturfreunden sehr beliebt, scheiden sich am Löwenzahn zumeist die Geister. Die einen trachten ihm nach dem Leben und versuchen, ihm möglichst gründlich und nachhaltig den Garaus zu machen. So ist auch das Internet voll mit Ratschlägen, wie man Löwenzahn am besten wieder loswird. Die Anderen lieben Löwenzahn, freuen sich an den Blüten und den anschließenden „Pusteblumen“ und suchen im Netz – inzwischen erfolgreich – nach Rezepten für die Küche. Gerade eben, dieses Jahr Mitte Mai, ist die erste Blütezeit vorbei.

Ein paar Fakten zum Löwenzahn

Löwenzahn, taraxacum officinalis, hat es in das Deutsche Arzneibuch geschafft und ist ein anerkannte Heilpflanze. Selbst seine Pfahlwurzel (Taraxaci radix), die bis zu 2 Meter lang werden kann, hat eine eigene Monographie darin und ist somit ebenfalls als heilkräftig anerkannt.

Er gehört zur großen Familie der Korbblütler innerhalb der Ordnung „Asteraceae“ (Asternartige“), zu der botanisch gesehen etwa 1.600 bis 1.700 Gattungen mit weltweit 24.000 Arten gehören. In diese Pflanzenfamilie reihen sich unter anderem auch Gänseblümchen, Ringelblume, Schafgarbe, Margeriten, aber auch Dahlien, Cosmea, Zinien und Astern und viele mehr ein.

Korbblütlern ist zu eigen, dass sie in einem Blütenkörbchen Hunderte einzelne Zungen- und Röhrenblüten tragen. Beim Löwenzahn hat irgendjemand einmal zwischen 200 bis 400 Einzelblüten festgestellt. Diese dienen circa 200 Tieren als Nahrungsquelle: Wildbienen, Schwebfliegen, Hummeln, Käfern, Wanzen befinden sich unter den Löwenzahnfeinschmeckern.

Make a wish

Wer kennt nicht die Idee, in eine Pusteblume, also die verblühten Köpfchen zu pusten, und sich dabei etwas zu wünschen?

pusteblume macro klein

Dies stammt aus der Zeit, als die Menschen den Pflanzen noch viel mehr mythologische Bedeutung zusprachen. So nutzten Hexen und Magier die leuchtend gelben Blüten gegen Verfluchungen und Unheil, aber auch, um Wünsche zu bestellen. Wenn zum Beispiel Tiere im Stall verhext waren, empfahl man früher dem Landwirt, jeder Kuh drei Blüten zu fressen zu geben, damit der Fluch wieder aufgelöst sei. Übrig geblieben davon ist das Verpusten der verblühten Köpfchen.

Ein einziges Löwenzahnblütenköpfchen übergibt dabei an die 300 Schirmflieger-Samen dem Wind (oder einem Menschen, der nicht widerstehen kann, zu pusten). Sie können gewöhnlich bis zu 16 Kilometer weit fliegen, bei günstigen Aufwinden aber auch Tausende von Kilometern zurücklegen und dabei sogar Ozeane überwinden. Sie Samen bleiben im Boden bis zu 10 Jahren keimfähig.

Beschwert der Regen sie, können sie nicht fliegen und dienen, wie ich neulich selbst sehen konnte, einigen Vogelarten als Nahrung. Stieglitze, Gimpel und verschiedene Finkenarten nehmen die Samen begeistert als Nahrung an.

Gibt es eine sinnvolle Verwendung für Löwenzahn?

Löwenzahn und sogar seine Wurzel sind als offizielle Heilpflanzen anerkannt. Und auch in der Küche sind alle seine Teile verwendbar. Alle Teile sind essbar und, entgegen mancher Meinung, nicht giftig. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Löwenzahn sinnvoll zu verwenden

Welche Stoffe machen ihn zu einer offiziellen Heilpflanze?

Die ganze Pflanze enthält Bitterstoffe, Flavonoide, Cumarine, Phytosterine und Schleimstoffe. Daneben enthält sie Zucker (im Frühjahr bis 18 %), Inulin (im Herbst 40 %), reichlich Kalium (ca. 4,5% im Kraut, 2,5 % in den Wurzeln). Außerdem hat Löwenzahn 5mal so viel Eiweiß, 8mal so viel Vitamin C und doppelt so viel Kalium, Magnesium und Phosphor wie Kopfsalat.

Bitterstoffe zum Beispiel regen die Bitterrezeptoren im Mund an. Dies führt zu einer Steigerung der Magen- und Gallensaftsekretion. Dadurch wird der Appetit angeregt, die Verdauung gefördert, Fäulnis- und Gärungsprozesse im Darmbereich werden beseitigt oder verhindert.

Flavonoide kommen in fast allen chlorophyllhaltigen Pflanzen vor und sind für den gelben Farbstoff in den Blüten verantwortlich. Sie hemmen das Wachstum von Bakterien, Viren und Pilzen.

Phytosterine gehören zur Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe und haben eine ähnliche Struktur wie Cholesterin. Dadurch können sie die Resorption des Cholesterins im Darm behindern und wirken somit senkend auf das „schädliche“ LDL-Cholesterin, ohne das gefäßschützende HDL-Cholesterin zu vermindern. Außerdem hemmen sie die Entstehung krebserzeugender Stoffe und vermindern somit das Risiko für Brust-, Darm-, Magen- und Prostatakrebs.

Schleimstoffe sind Gemische aus Polysacchariden, die in kaltem Wasser Gele bilden. Sie gehören zu der Gruppe der wasserlöslichen Ballaststoffe und haben eine erweichende, reizlindernde und einhüllende Wirkung bei Entzündungen der Schleimhäute. Auch können sie Giftstoffe absorbieren, Entzündungen hemmen und den Blutzucker und den Cholesterinspiegel senken. Inulin dient in der Diabetes-Therapie als Glukoseersatz.

Welche Teile kann man verwenden? Und wenn, wofür?

Grundsätzlich sind alle Pflanzenteile verwendbar.

Der erst große Anwendungsbereich liegt also in der als Heilpflanze.

Wie oben aber bereits angedeutet, kommt es darauf an, was man bewirken möchte: legt man beispielsweise Wert auf einen hohen Inulingehalt, werden die Pflanzen erst im Herbst gesammelt. Möchte man viele Bitterstoffe aufnehmen, dann nimmt man eher die größeren Blätter. Es empfiehlt sich aber, sich da langsam heranzutasten und vorsichtig zu steigern. Denn erstens sind unseren gängigen Gemüsesorten die Bitterstoffe meist weggezüchtet worden (das heißt, es ist ein ungewohntes Geschmackserlebnis) und zweitens führen zu viele Bitterstoffe zu Übelkeit und Strapazen für Leber und Galle (viel hilft also nicht viel).

Der zweite große Anwendungsbereich liegt in der Küche.

Blüten

Die Blüten eignen sich als essbare Deko auf Speisen genauso wie zur Herstellung von „Löwenzahnhonig“, -gelee, - eis, Sirup, Tinktur, Oxymel. Sie können in Kuchen und Süßspeisen genauso eingebunden werden, wie in Salat oder Kräuterfüllungen und Tees. Eine interessante Zubereitung ist die als „Magenbitter“.

Blätter

Besonders die jungen Blätter eignen sich als Bestandteil für Wildkräutersalat, als Pesto, in Smoothies oder auch zum Einrollen von Gemüse. Sie können, ebenso wie die Blütenstängel, gedünstet wie Gemüse gegessen werden. Löwenzahnpresssaft ist aus den gepressten Blättern hergestellt und kann getrunken werden. Auch als Tee eignen sich die Blätter.

Wurzel

Die Wurzel kann getrocknet und gemahlen verschiedenen Speisen als „Bitterpulver“ beigegeben werden. Als Snack sind kandierte Löwenzahnwurzeln eine besonders leckere Variante. Geröstet bieten sie einen Kaffee-Ersatz und gehobelt und gedünstet bieten sie sich als Gemüse an.

Löwenzahn wirkt harntreibend und ist förderlich bei Gicht, Leberbeschwerden und rheumatischen Erkrankungen. In der Volksmedizin wird als Blutreinigungsmittel und bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt und als mildes Abführmittel empfohlen.

Der dritte Anwendungsbereich ist weniger bekannt. Er liegt darin, die Blütenblätter der Blütenköpfchen als natürliche Pflanzenfarbe zu nutzen. Wie viele andere Pflanzen, die ebenfalls Flavonoide enthalten, ist der Löwenzahn damit nicht nur eine heimische Heil- sondern auch eine Färberpflanze. Die enthaltenen Flavonoide sorgen für eine kräftig gelbe Farbe, mit Alaunvorbeize färben die Blütenblätter Seide, Baumwolle und sogar Wolle.

Es ist also eine Frage des Blickwinkels, wie man zu Löwenzahn steht. Die Natur mit den Augen des Menschen zu betrachten, schränkt leider heutzutage aber den Blickwinkel stark ein.

Häufig haben wir gar nicht erst gelernt, was uns die Natur außer den im Supermarkt angebotenen Lebensmitteln zu bieten hat. Wir vernichten „Unkraut“, um mit „bienenfreundlichen“ Pflanzen aus Gärtnereien oder vom Markt unser Umweltgewissen zu beruhigen und kaufen Fertigpräparate für Leber und Galle, während wir mit Füßen treten, was direkt vor der Haustür wächst. Im Fall von Löwenzahn wäre sogar genug für alle da.

Autor: Ina Grundmann, Diplom Kräuter- und Knospenpädagogin
Thema: Löwenzahn - zu Unrecht im Garten nicht erwünscht?
Webseite: http://unkrautliebe.com

#Homöopathie, #Naturheilkunde, #Pflanzen und Kräuter

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