In unserer Flora sind neun, über ganz Europa, Nordasien bis Nordamerika laut einiger Autoren sogar bis zu 200 verschiedene Arten von Schaumkräutern bekannt. Diese gehören zur Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae oder Cruciferae genannt).
Das Wiesenschaumkraut heißt im Lateinischen Cardamine pratensis, im Volksmund Wiesenkresse, Kuckucksblume, Hexenspucke und Hungerblume. Viele weitere Namen wurden ihm, je nach Region, gegeben. Vor einigen Jahrzehnten noch waren die Frühlingswiesen von den meist blass-lila, in doldigen Trauben hängenden Blüten übersät. Die Bestände sind jedoch deutlich zurück gegangen, was dazu führte, dass im Jahr 2006 das Wiesenschaumkraut von der Stiftung Naturschutz Hamburg und der Stiftung Loki Schmidt zur Blume des Jahres gekürt wurde. Die Pflanze wird in den meisten Fällen 20-30 cm, kann aber je nach Standort auch bis zu 60 cm groß werden.
Standort
Das Wiesenschaumkraut wächst auf Fett- und Feuchtwiesen, in Laub-, Misch- und Auenwäldern. Auch in Gärten, an nährstoffreichen Ufern von Teichen, Bächen oder Flüssen und im Gebirge bis zur Höhe von ca. 2600m fühlt es sich wohl. Es blüht von April bis Juli, je nach Witterungs- und Höhenlage.
Volksmund
In England wurde davon gesprochen, dass der Schaum an einem Maimorgen in die Augen gerieben, das Erblicken von Elfen ermögliche.
Landwirtschaft
Wenn viel Wiesenschaumkraut wuchs, so wurde vermutet (oder beobachtet?), dass es wenig Heu geben würde. Dies führte zum Namen Hungerblume.
Schamanismus
Das Wiesenschaumkraut soll den Zugang zur individuellen Geschichte und den Kontakt zu den Ahnen eröffnen. Es gilt als Trägerin uralten Wissens.
Von der Wurzel bis zum Samen
Wurzel
Der Wurzelstock wird Rhizom genannt. Dieser überwintert. Das bedeutet, dass das Wiesenschaumkraut mehrjährig immer wieder durch den gleichen Wurzelstock ans Licht hinauf wächst. Er ist zylindrisch geformt und oft knollig-verdickt mit einem Durchmesser von nur 5 mm. Seine Ausläufer sind kurz und dünn.
Blattrosette
Die bis zu 30 cm großen Rosettenblätter sitzen auf meist 2-7 cm langen Stielen. Sie sind einfach oder unpaarig und rundlich gefiedert. Sie setzen sich aus kurz gestielten 2-15 Paaren eiförmigen bis rundlichen Teilblättchen zusammen. Die Blattrosette verbleibt oft wintergrün.
Stängel
Der Stängel wächst aufrecht und ohne Verzweigung, saftig, rund und spärlich bis unbehaart in eine Höhe von 10 – maximal 60 cm. Er ist robust und biegsam. Unten enthält er etwas Mark, um dann hohl aufzusteigen.
Stängelblätter
Die spärlich vorhandenen Blätter an den Stängeln sind im Gegensatz zu den rundlichen Rosettenblättern linealisch und fiederschnittig. Sie sitzen wechselständig am Stängel.
Blüten
Die zwittrigen Blüten des Wiesenschaumkrauts sind blass-rosa bis blass-lila, selten weißlich. 8-20 Blüten mit je vier Blütenblättern hängen dolden-traubenförmig vereint. Die Blätter der inneren Blatthülle werden Kronblätter genannt. Diese werden von violetten Äderchen durchzogen. Das weibliche Blattorgan der Blüte, das Fruchtblatt, enthält 20-30 Samenanlagen. Bei regnerischer Witterung und Dunkelheit schließen sich die Blüten und nicken mit ihren Blütenköpfchen.
Blütennektar
Die zierlichen Aurorafalterweibchen und deren Männchen mit orange-farbenem Punkt auf den Vorderflügeln (Anthocharis cardamines) und weitere Insekten bestäuben das Schaumkraut und ernähren sich vom Nektar. Die Aurorafalter wurden zum Schmetterling des Jahres 2004 gekürt.
Staubbeutel
Die Blüten werden von meist 1,2 – 2mm schmalen und länglichen gelben Staubbeuteln geziert.
Schoten und Samen
Aus den Blüten, genauer gesagt aus dem weiblichen Fruchtblatt, bilden sich 2-4,5 cm lange Schoten, die 20-30 hellbraune, 1,2-1,8mm große Samen enthalten. Diese werden, wenn sie reif sind, explosionsartig bis zu einer Flugweite von 2,4 Metern hinaus geschleudert.
Schaum
Oft kann man an den Stängeln speichelartige Schaumhäufchen erkennen. Diese werden von 5-6mm langen und unterschiedlich gefärbten Schaumzikaden (lateinisch: Philaenus spumarius), produziert. Diese legen ihre Eier ab, aus denen Larven schlüpfen. Sowohl die Schaumzikaden selbst als auch deren Larven saugen am Stängel der Pflanze den sogenannten Phloemsaft. Der Überschuss dieses Saftes wird mithilfe der Atemluft der Zikaden zu einem Schaum umgewandelt. Dieser wird im Volksmund Kuckucksspeichel genannt. Er schützt die Larven vor Feinden und hilft ausreichend Feuchtigkeit zur Weiterentwicklung zu erhalten.
Ernte
Am besten wird der oberirdische Teil der Pflanze kurz vor oder zu Beginn der Blütezeit frisch von der Wiese geerntet und direkt verwendet. Er kann jedoch auch im Schatten getrocknet und somit später als Kräftigungs- und Heiltee getrunken werden.
Fortpflanzung
Die Fortpflanzung vollzieht sich sowohl geschlechtlich (per Samen) als auch ungeschlechtlich. Wenn die Grundblätter das Erdreich berühren, wachsen daraus Wurzeln und bilden Ableger.
Wirkung
In der Volksheilkunde wird nicht unterschieden zwischen den Wirkungen des Wiesenschaumkrautes, der Brunnenkresse und der des Bitteren Schaumkrauts. Diese drei Pflanzen aus der Familie der Schaumkräuter werden in Mitteleuropa am häufigsten angewendet. Sie werden als eine Art Reiztherapie in Form einer Frühjahrskur über einige Wochen verzehrt. Gerne werden sie mit weiteren Wildpflanzen kombiniert.
Wiesenschaumkraut, Brunnenkresse, Bitteres Schaumkraut, Löwenzahn, Brennnessel, Gänseblümchen, Gundermann, Sauerampfer, Vogelmiere und weitere eignen sich in unterschiedlichen Zusammensetzungen zur Anreicherung von Frühlingssalaten, Kräuterbutter, Kräuterquark, Rührei, Eintöpfen und Suppen oder getrocknet in Kräutersalz. Bei gekochten Speisen sollten die Kräuter gewaschen und fein gehackt am Ende hinzugefügt werden, um die wertvollen Vitalstoffe in vollem Umfang zu bewahren.
Eine Frühjahrskur dient dazu, den Körper von Schadstoffen aus den Zellen und dem Zwischenzellgewebe zu befreien und das Blut zu reinigen. Die Kur wirkt belebend und vertreibt Frühjahrsmüdigkeit. Krämpfe der Verdauungsorgane werden positiv beeinflusst und das allgemeine Wohlbefinden gesteigert. Auch kann sie vielerlei Schmerzen wie z.B. rheumatische Beschwerden und Gicht lindern. Der gesamte Stoffwechsel wird aktiviert, die Entgiftungsorgane Leber und Nieren gestärkt, der Gallefluss angeregt. Entzündungen werden gehemmt, der Darm von alten Ablagerungen gereinigt und belebt. Die Kur wirkt schleimlösend bei Bronchitis und anderen Atemwegserkrankungen und wird auch bei Hautauschlägen eingesetzt. Durch die Senfölglycoside zählt man das Wiesenschaumkraut zu den natürlichen Antibiotika.
Gegenanzeigen und Nebenwirkungen
Bitte verzehren Sie keine große Menge des Wiesenschaumkrautes auf einmal. Schon eine geringe Dosis kann für den Neuling der Wildkräuterküche ausreichend und eine höhere Dosis für den Empfindlichen zu viel sein (siehe auch Wiesenschaumkrauttee) Bei Überdosierung kann es zu Magen- oder Nierenbeschwerden kommen. Giftig ist das Wiesenschaumkraut jedoch nicht.
Bei Nierenerkrankungen sollte mit einem Arzt oder Heilpraktiker Rücksprache gehalten werden. Bei der Zuckerkrankheit, Diabetes Mellitus, ist eine Wirkung bisher nicht nachgewiesen.
Geschmack
kresseartig und scharf, erinnert an Rucola
Inhaltsstoffe
- Mineralstoffe und Spurenelemente wie z.B. Eisen, Magnesium und Kalium
- Bitterstoffe
- Vitamin C
- Senfölglycoside
- Schwefel
Wiesenschaumkrauttee
Man nehme ca. 2 gehäufte Teelöffel des frischen oder auch getrockneten Krautes. Hiermit ist der obere Teil der Pflanze mit Stängel, Blättern, Sprossen oder Knospen und Blüten gemeint. Man übergieße diese mit ¼ Liter kochendem Wasser und lasse sie bedeckt 5-10 Minuten ziehen. Danach abseihen..
Am besten beginnt man eine Kur mit einer Tasse täglich um sich dann langsam an eine gut verträgliche Menge heran zu tasten. Diese ist individuell. Es sollten maximal 2-3 Tassen täglich schluckweise und möglichst warm getrunken werden.
Weitere hiesige Schaumkräuter
- Wald-Schaumkraut ( Cardamine flexuosa With.)
- Behaartes Schaumkraut ( Cardamine hirsuta L.)
- Spring-Schaumkraut ( Cardamine impatiens L.)
Autor: Bahiyya Claudia Wöhrle
Thema: Wiesenschaumkraut
Webseite: https://www.naturheilpraxis-am-kirschbaum.de
Quellenangabe:
- Das große Buch der Heilpflanzen, Apotheker M. Pahlow Gräfe und Unzer
- Heilpflanzen Kräuter bestimmen, sammeln, anwenden Dr. Ute Künkele und Till R. Lohmeyer
- Die farbigen Naturführer Beeren Wildgemüse Heilkräuter Prof. Dr. Jürke Grau, Reinhard Jung, Bertram Münker
- Time Life Bücher