Bezahlen — wann ist egal

[Kolumne] Heute kaufen, morgen zahlen und das für 0% Zinsen. Wahnsinnig verlockend. Eine riesige Gefahr, die nicht nur für Jugendliche die Schuldenfalle bedeuten kann.

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Früher musste man nach einem Kredit fragen, heute sieht man schon im Fernsehen, wie leicht es ist, an eine Geldsumme schon in wenigen Minuten mit nur wenigen Klicks zu gelangen. Und das Zurückzahlen scheint zweitrangig. Wir haben zwar schon zwei Handyverträge, aber hier gibt es das neueste Handy für nur 5 € monatlich dazu, also wird der nächste abgeschlossen. Der Fernseher ist nicht mehr der Neueste, heute kaufen und in 6 Monaten zahlen, bis dahin werde ich das Geld schon haben. Die erste eigene Wohnung und am besten mit den neuesten und schicksten Möbeln, kein Problem, wir bestellen erstmal und bezahlen später in Raten. Doch was da alles zusammen kommt, sehen vor allem Jugendliche häufig erst zu spät. Schließlich werden hier zwei Bereiche des Gehirns angeregt, der eine Teil, der sich auf die neue Ware freut und der andere, der analytisch über Kosten nachdenkt. Und dann den Taschenrechner rauskramen und nachrechnen, wie viel 5% in zwei Jahren bedeuten, wozu? Den nächsten Kredit zu beantragen geht schneller.

Und dann sind die Schuldnerberatungsstellen voll mit hochverschuldeten 20-jährigen, die noch nie wirklich gearbeitet haben, aber ihre Schulden vermutlich bis zur Rente nie abbezahlen können.

Das Thema scheint auch in Schulen zu kurz zu kommen, nüchtern werden Zinseszinsen berechnet, aber was das wirklich für die Zukunft eines jungen Menschen bedeuten kann, das wird nur selten angesprochen. Und die meisten Eltern machen es nicht anders, und ich spreche hier nicht von einer Überbrückung, weil die Waschmaschine kaputt ist oder das Auto, das die Mutter in die 50 km entfernte Firma bringt...

Ich spreche vom neuen Homekino oder der 1500 Euro teuren Küchenmaschine, die farblich einfach wahnsinnig gut in die Küche passen würde.

Angeblich alles ganz schnell, einfach und günstig. Und dann haben wir den Salat, junge Leute, die von ihrem ersten Gehalt mehr als die Hälfte nur für Ratenzahlung opfern müssen oder regelmäßig den Besuch des Schuldeneintreibers gewöhnt sind.
Weil diese Tatsache so verlockend und gleichzeitig so gefährlich ist, sehe ich es vor allem auch als unseren Job, den von Eltern und Pädagogen, Jugendlichen schon früh klarzumachen, dass sie für Luxusgüter arbeiten müssen. Leider wird uns im Leben nichts geschenkt, auch wenn die Werbung noch so verlockend klingt.

Am besten fängt man damit früh an, natürlich bekommt das Kind seine Weihnachtsgeschenke und neue Kleidung im Sommer. Doch wenn es eben die teure Markenkleidung oder das neue Handy sein soll, obwohl das Alte noch hervorragend funktioniert, dann müssen sie dafür etwas leisten. Ab einem gewissen Alter können sie Zeitungen austragen, Babysitten oder beim Nachbarn den Rasen mähen, um ein paar Euro dazuzuverdienen.

In jüngeren Jahren können hier vielleicht Vereinbarungen getroffen werden, wie die regelmäßige Aufgabe im Haushalt oder zusätzliches Lernen, um Punkte zu sammeln, die sie irgendwann gegen etwas größeres eintauschen können. Sie müssen lernen, dass sie nur durch Arbeit erreichen, was sie sich wünschen. Schließlich kann Mama sich das neue Kleid auch nicht kaufen, wenn sie nicht zur Arbeit geht.
Aber die verlockenden Werbemaßnahmen einiger Kreditinstitute und Onlinezahlmethoden lassen uns da oft nicht sehr überzeugend wirken. Doch rechnen wir doch einmal nach, wer bekommt einfach so 1000 € mit Negativzins? Sicherlich niemand mit einem Monatsgehalt von 1500 €. Was passiert, wenn wir unsere Raten nicht zahlen? Welche Konsequenzen drohen? Wie hoch sind Überziehungszinsen auf Konto und Kreditkarte?

Ist das Produkt tatsächlich so wichtig, dass man dafür riskiert, in eine finanzielle Notlage zu geraten? Gibt es vielleicht die Möglichkeit, dies refurbished oder gebraucht zu erhalten und das reicht auch?

Warum bieten Unternehmen so etwas überhaupt an?

Erst einmal steigert das den Umsatz, das Eintreiben des Geldes wird meist durch einen geringen Betrag an ein weiteres Unternehmen übergeben, das sich mit nichts anderem beschäftigt, als Schulden einzutreiben.
Da macht sich niemand Gedanken darum, dass sich vielleicht ein Jugendlicher seine Zukunft gefährdet oder ein Hartz4-Empfänger einfach ein bisschen Luxus wollte.

Alles Dinge, die wir mit unseren Jugendlichen besprechen sollten. Das, was sie da in den Medien sehen, muss erklärt werden. Wir können nicht erwarten, dass sie Marketing und Verkaufsmasche immer durchschauen, es vermittelt lediglich den Eindruck, das Leben später wird problemlos, was ich will, das bekomme ich. Ach ja, und im Notfall gibt es ja noch die Privatinsolvenz, ein paar Jahre zusammenreißen, und dann sind die Schulden weg.

Das es strafbar ist, Geld auszugeben, von dem man weiß, dass man es nicht besitzt und dies auch tatsächlich geahndet wird, negative Schufa-Einträge auch in Jahren noch den Abschluss eines Handyvertrages erschweren können oder gar den Kauf eines Hauses unmöglich machen und eine Privatinsolvenz ganz sicher kein Zuckerschlecken ist, muss besprochen werden.

Eine gemeinsame Internetrecherche kann schon so manches Werbeversprechen entlarven und deutlich machen, dass leider doch nicht alles so leicht ist, wie es uns verkauft wird.

Wie immer gilt: Wir müssen Vorbilder sein und im gemeinsamen Gespräch verständlich machen, dass wir eben nur Geld ausgeben können, das wir besitzen. Und Geld bekommen wir durch Arbeiten und nicht durch ein paar Klicks.

Autor: Anke Wachtendorf - Schülercoach, Lern- und Erziehungsberatung, Verlagsautorin
Thema: Bezahlen - wann ist egal
Webseite: http://www.schuelercoaching-wachtendorf.de

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#Verhaltensmuster, #Finanzen, #Geld, #Kolumne

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