[Kolumne] Ich wäre reich und berühmt, würde ich je eine Methode entwickeln, Schülern Vokabeln ohne lernen zu vermitteln.
Doch ich bin weder reich noch berühmt. Und glauben Sie mir, ich habe alles versucht. Ich selbst musste in zu meiner Schulzeit Vokabeln in Englisch, Französisch und Spanisch lernen und natürlich ist es mir nicht immer leicht gefallen. In meiner beruflichen Praxis rede ich täglich mit Engelszungen auf Schüler ein, ohne Vokabeln keine Sprache. Und die wenigsten schaffen es, sich täglich auch nur 5 Minuten hinzusetzen und Vokabeln zu lernen. In meiner Freizeit verbessere ich ständig meine Sprachen und lerne italienisch. Ich als Erwachsene kann da sicherlich andere Methoden finden, als Schüler das heute tun. Ich lese Lektüren, übe Vokabeln auf dem Klo oder vor dem Einschlafen.
All das fällt mir leicht, weil ich Spaß daran habe, unterschiedliche Sprachen zu beherrschen. Ich muss aber nicht auch noch Matheformeln und Geschichtszahlen pauken, biologische Zusammenhänge verstehen und Hausaufgaben machen.
Doch es würde so viel leichter gehen, als kurz vor dem Vokabeltest stundenlang am Schreibtisch zu sitzen, bis der Kopf raucht. Ohne Wiederholung und Konsequenz kann man wohl nie sinnvoll lernen. Erwachsenen verstehen das, die meisten Schüler leider nicht.
Aber auch erfolgreiche Vokabeltests oder die gewusste neue Vokabel verbessern die mündliche Note. Einfach vor der Stunde mal in die Vokabeln der nächsten Lektion zu schauen, abends 5 Minuten kleine Zettelchen zu schreiben oder Songtexte zu übersetzen, bringt da schon wirklich viel. Überzeugen kann man Schüler davon dann leider erst, wenn die ersten Erfolge zu verbuchen sind.
Das heißt für Eltern und Lehrer leider, erst einmal Regeln und To-do-Listen aufstellen, in der Hoffnung, dass bald erste Erfolge sichtbar werden. Den Lieblingsfilm vielleicht mal auf Englisch gucken, einen spanischen Song übersetzen oder sich nach einem Comic für Kinder in der französischen Sprache umzuschauen, schafft es, die Sprache in den Alltag zu bringen. Super, wenn es dann zur Gewohnheit wird, am Frühstückstisch das Kind 5 Minuten abzufragen, die Vokabelliste auf das Nachtschränkchen zu legen.
Aber wie bei allem, bei dem man besser werden will: durchhalten. Aller Anfang ist schwer, doch Dinge, die sich zu haben lohnen, fallen einem leider nie in den Schoß.
Autor: Anke Wachtendorf - Schülercoach, Lern- und Erziehungsberatung, Verlagsautorin
Thema: Das lästige Vokabellernen
Webseite: http://www.schuelercoaching-wachtendorf.de