Sympathikus und Parasympathikus
Ob wir einen Löffel Essen in die Hand nehmen und zum Mund führen, können wir willentlich steuern.
Ob die Nahrung aber über Magen und Darmtrakt weitertransportiert, aufgespalten und verdaut wird, entzieht sich unserem Willen. Sympathikus und Parasympathikus sind 2 Hauptkomponenten des vegetativen Nervensystems.
Der Parasympathikus (Parasympathicus) ist an der Steuerung der meisten inneren Organe und des Blutkreislaufs beteiligt. Er wird auch als Ruhenerv oder Erholungsnerv bezeichnet, da er dem Stoffwechsel, der Erholung und dem Aufbau körpereigener Reserven dient (trophotrope Wirkung).
Vom Sympathikus werden vorwiegend gegenteilige Funktionen gesteuert, die bei besonderer Belastung (Stress) eine Leistungssteigerung des Organismus bewirken (ergotrope Wirkung).
Das im Darmtrakt vorhandene enterische Nervensystem (Darmwandnervensystem, intramurales Nervensystem) wird als dritte Komponente des vegetativen Nervensystems bezeichnet.
Weil es beim vegetativen Nervensystem nicht nach unserem Willen geht, wird es auch autonomes oder unwillkürliches Nervensystem genannt. Weil es Organfunktionen beeinflusst, kennt man es auch unter dem Namen viszerales Nervensystem.
Alle Funktionen des Körpers, die unwillkürlich ablaufen, werden von ihm kontrolliert und stimuliert. Z.B. Herz-Kreislauf- und Atmungsfunktionen, Verdauung, Stoffwechsel, Ausscheidung, Wärme- und Energiehaushalt, Herzmuskulatur, glatte Muskulatur (in vielen Organen).
In der Regel werden Organe von Sympathikus UND Parasympathikus innerviert (nervlich versorgt). Dabei wirken sie wie Gegenspieler (Antagonisten).
Als Beispiel: Der Sympathikus erhöht die Herzfrequenz, der Parasympathikus senkt sie.
Deshalb ist das Gleichgewicht die Voraussetzung für eine optimale Organ- und Körperfunktion. Wie Yin und Yang wirken sie zusammen und wechseln sich in ihrer Wirkung ab.
Die Kraft des Parasympathikus liegt in der Ruhe!
Das parasympathische Nervensystem dominiert, wenn wir ruhig und entspannt sind. Es dient der Regeneration (und Verdauung) und hat einen aufbauenden (anabolen) Charakter:
- Langsame Herzfrequenz
- Verstärkte Peristaltik und aktivierte Organfunktionen
- Enggestellte Pupillen
- Langsame, ruhige Atemfrequenz
Es wird als kraniosakrales System bezeichnet, aufgrund seiner Kerngebiete. Diese liegen im Bereich des Hirnstammes und des Sakralmarkes.
Kopfteil: Die Hirnnerven III (Nervus oculomotorius), VII (Nervus facialis), IX (Nervus glossopharyngeus) und besonders X (Nervus vagus)
Diese versorgen die Muskulatur und Drüsen des Kopf-Hals-Bereiches. Der Hirnnerv V (Nervus trigeminus) führt ebenfalls streckenweise parasympathische Fasern, die jedoch originär vom Nervus facialis stammen. Die inneren Organe des Thorax und teilweise des Abdomens werden vom Nervus vagus erreicht. Daneben treten aus den sakralen Rückenmarkssegmenten S1 bis S3 parasympathische Nervi splanchnici pelvici (Nn. erigentes) aus, die den Dickdarm (etwa ab der linken Colonflexur (Dickdarmkrümmung) und die Strukturen des kleinen Beckens (u.a. Urogenitaltrakt) innervieren. Der Überträgerstoff des Parasympathikus ist prä- und postganglionär das Acetylcholin.
Der Sympathikus bringt uns auf Touren!
Das sympathische Nervensystem dominiert in psychischen und physischen (körperlichen) Stresssituationen und dient der Leistungssteigerung. Es hat einen körpersubstanzabbauenden (katabolen) Charakter.
Wenn wir in der Entwicklungsgeschichte zurückgehen, fanden sich unsere Vorfahren in stressbehafteten Situationen meist bedroht (Angreifer). Der Körper musste sich schnell auf Kampf oder Flucht einstellen:
- Muskeln des Bewegungsapparates arbeiten verstärkt, sie brauchen somit auch mehr Sauerstoff
- Gesteigerte Atemfrequenz (um den Sauerstoff bereit zu stellen)
- Die Bronchien stellen sich weit für eine schnellere, höhere Luftzufuhr)
- Die Herzfrequenz ist gesteigert, so wird die Auswurfmenge des Blutes erhöht und der Blutdruck steigt.
- Die Arterien des Herzens und der Muskulatur des Bewegungsapparates weiten sich, damit mehr Blut transportiert werden kann.
- Die Arterien der Haut und peripheren Gebiete verengen sich. Deshalb ist die Haut in Stresssituationen meist kalt und blass.
- Die Leber stellt Zucker aus Glykogen (Speicherform) für eine schnellere Entergiegewinnung her.
- Die Darmperistaltik geht zurück, damit für die Verdauung keine Energie verschwendet wird.
- Die Pupillen stellen sich weit für einen besseren Blick für die Umgebung.
- Die Haare stellen sich auf (kennt man noch von Tieren, die dann größer wirken)
- Die Schweißproduktion nimmt zu.
Die präganglionären Neurone entspringen in den Seitenhörnern der Rückenmarkssegmente C8–L2 (thorakolumbales System)
Übersträgerstoffe sind präganglionär das Acetylcholin und postganglionär das Noradrenalin (und ein geringer Anteil Adrenalin). Außer bei den Schweißdrüsen der Haut, da ist es beide Male das Acetylcholin.
Wenn Sie gestresst sind und der Sympathikus sie übermäßig im Griff hat...
Der Vagusnerv gehört, wie erwähnt zum parasympathischen System. Wie wichtig der Vagusnerv ist, um uns stressresistenter zu machen, und wie stark er die Erholung fördert, ist lange Zeit unterschätzt worden. Vor allem in Bezug auf unsere Entspannung scheint der „Ruhe-Nerv“ besonders wirkungsvoll zu sein, wenn man ihn richtig anregt. Das kann schon durch ein tiefes Durchatmen geschehen. Gerade Atemübungen können das Stresslevel effektiv senken.
Es gibt aber noch weitere kleine Tricks, die man bei Stress einsetzen kann. Da sich der Vagusnerv vom Kopf bis zu den Nieren zieht, können Sie so viele Wirkungen erreichen, wie:
- Blutdruck und die Herzfrequenz senken
- Atmung von der Brust- zur tieferen Bauchatmung wechseln
- Verdauung angeregen und die Magen-Darm-Passage beschleunigen
- Muskelspannung senken
- Immunsystem angeregen.
- Chronische Schmerzen lindern
Selbstmassage
Seitlich beide Handflächen außen an den Hals legen und mit sanften Bewegungen zwischen Ohr und Schulterübergang kreisend über die Haut streichen. Am besten immer nur eine Seite massieren und später die andere, weil eine gleichzeitige Massage bei manchen Menschen einen Schwindel, bzw. sogar eine Ohnmacht auslösen kann.
So wirkt es: Der Vagusnerv verläuft seitlich am Hals entlang. Das ist auch die ideale Stelle, um ihn von außen durch leichten Druck anzuregen. Das beruhigt und entspannt.
Akupressur
Für eine Selbst-Akupressur den Punkt in der Ohrmuschel, der mit dem Vagusnerv in Verbindung steht, 30 Sekunden drücken und wieder loslassen. Mehrmals wiederholen.
So wirkt es: In der Vorstellung der Traditionellen Chinesischen Medizin kann der Druck auf bestimmte Punkte am Körper Blockaden lösen, die den Energiefluss im Körper stören. Diese Punkte befinden sich unter anderem an den Ohren und sollen auch mit dem Vagusnerv verbunden sein.
Autor: Juliane Vögele, Heilpraktikerin
Thema: Was ist der Sympathikus und Parasympathikus?
Webseite: https://heilpraxis-ju.de
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