Beziehungskrisen ganz gleich aus welchen Gründen sind für die meisten Menschen sehr erschütternd.
Wir fühlen uns oft in unserem innersten Kern bedroht. Eine Beziehung gibt uns ein Zuhause. In einer Beziehungskrise beginnt dieser Platz, an dem wir Sicherheit, Geborgenheit und Liebe erfahren, zu schwanken. Dabei ist eine Beziehungskrise nicht unbedingt eine katastrophale Situation, wie viele Menschen oft meinen. Vielmehr kann eine Krise ein - wenn auch oft schmerzhafter Übergang in ein neues Gleichgewicht innerhalb von uns selbst und unserer Beziehung sein. Eine Krise stellt eine bestehende Beziehungssituation in Frage und fordert zu Wachstum, Veränderung und Entwicklung der Beziehung heraus.
So unangenehm und bedrohlich sich eine Beziehungskrise auch anfühlen mag, in der Paartherapie begreifen wir sie als Chance, um sowohl für sich selbst wie für die Partnerschaft eine anstehende Weiterentwicklung anzustupsen und die Entfaltung seines eigenen Potentials wie das der gemeinsamen Beziehung frei zu setzen.
Steckst du in einer Beziehungskrise? Dann werde so schnell es geht aktiv! Sprech dich baldigst mit deinem Beziehungspartner aus, solange es noch möglich ist. Findet ein solches Gespräch bereits in gegenseitigen Vorwürfen, Schuldzuweisungen, Entwertungen und einer daraus entstandenen emotionalen Erregung von Ärger und Wut statt, solltet ihr euch umgehend kompetente Hilfe holen.
Paartherapie in der Beziehungskrise bevor es zu spät ist
Dann ist ein erfahrener Paartherapeut der richtige Ansprechpartner. Er weiß mit Beziehungskrisen und euch beiden Kontrahenten umzugehen, ohne Partei für die eine oder andere Seite zu ergreifen. Er sorgt in der Paartherapie als erstes dafür, dass es wieder ein erträgliches Gesprächsklima zwischen euch gibt, in dem gegenseitige Angriffe keinen Platz haben. Er zeigt euch, dass nicht eine unterschiedliche Meinung über einen Sachverhalt zwischen euch das eigentliche Problem ist, sondern dass ihr auf die Art und Weise des nonverbal erlebten Ausdrucks und/oder den Inhalt des abweichenden Standpunktes mit euren Gefühlen reagiert.
Oft läuft der Konflikt vorhersehbar ab, indem er bei einem bestimmten Reizthema zwischen euch oder der Art und Weise eures Gesprächsverhaltens einen automatischen Reaktionsmechanismus in jedem und zwischen euch in Gang setzt, den ihr schon x-mal durchlebt habt. Vielleicht kennt ihr sogar bereits jeden folgenden Schritt, der zur fortschreitenden Eskalation der Auseinandersetzung bis zu ihrem Höhepunkt beiträgt. Trotz dieses Wissens um den Ablauf des Konfliktes zwischen euch, ist offensichtlich niemand in der Lage, wenn schon es erst gar nicht dazu kommen zu lassen so doch wenigstens das gegenseitige emotionale Blutbad zu stoppen. Eine gute Paartherapie macht diesen Reaktionsautomatismus bewußt und hilft dabei, ihn zu verstehen. Sie bietet Möglichkeiten an, statt die ausgelösten Gefühlsreflexe am Partner auszulassen, sich ihnen zuzuwenden und sie in ihrem ganzen Ausmaß zu erforschen.
Eine Paartherapie, die über Verhaltensvorschläge und miteinander vereinbarte Kommunikationsverbesserungen nicht hinausgeht, wird wenig an eurer „Streitkultur“ ändern. Es geht eben nicht um eine Verbesserung der Kommunikation, weil Meinungsverschiedenheiten zwischen euch nicht einfach nur als sachlich argumentative Auseinandersetzung von Kopf zu Kopf zwischen deinem Verstand und dem deines Partner geführt werden. Vielmehr werden in jedem von euch mehr oder weniger heftige Gefühle ausgelöst (getriggert) und ausagiert, die euch als Erwachsene wie Kinder verhalten lassen. Statt diskutablen Argumenten prallen gnadenlos Zorn, Verachtung, Haß, Gefühlskälte, Zynismus, Überheblichkeit, etc. aufeinander. Nicht eure unterschiedlichen Meinungen hinterlassen bei jedem Verletzungen, sondern der auf den Anderen gerichtete Ausdruck der entfesselten Gefühle. Paare, die sich kennen, wissen, wie sie den Partner mit ihrem Gefühlsausdruck „in Mark und Bein treffen“ können. Sie wissen, wie sie dessen Gefühlslawine auslösen können. Ein Beziehungskonflikt kann wie ein gegenseitiger Vernichtungskrieg geführt werden, indem es keine Gewinner gibt. Eine so erlebte oder sogar wiederholt erlebte Beziehungskrise ist Gift für eine Beziehung. Sie hinterlässt Spuren, die – wenn überhaupt - nur langsam vernarben. Wiederholte Beziehungskrisen verwandeln Liebe in Haß. Um dieses Ergebnis zu vermeiden, solltet ihr schnellstens Hilfe holen, bevor es zu spät ist, die Spirale der Zerrüttung eurer Beziehung anzuhalten.
Manchmal glauben Paare: „Wir schaffen das schon alleine!“ Wartet nicht zu lange damit! Selbst wenn ihr es schaffen solltet, erlebt jeder von euch während der Krise viel Leid und Schmerz. Dies
Das Leben ist zu kurz, um auch nur einen Tag unglücklich zu sein!
muß nicht sein! Und: Das Leben ist zu kurz, um auch nur einen Tag in deiner Beziehung unglücklich zu sein. Beziehungskrisen dürfen nicht verschleppt werden, sondern es sollte ihnen so frühzeitig wie möglich mit Hilfe einer kompetenten Paartherapie begegnet werden. Die Erfolgsaussichten einer Paartherapie hängen ganz wesentlich vom Stadium der Krise ab: Je jünger die Krise desto besser die Aussichten und umgekehrt.
Manche Krisenpaare scheuen den zeitlichen und finanziellen Aufwand für eine Paartherapie. Eine erstaunliche Haltung, wenn man bedenkt, dass Beziehungsglück einen hohen Stellenwert besitzt. Sind die für eine angebrachte Paartherapie vermiedenen Ausgaben wirklich besser im Konsum angelegt? Lässt sich eine unglückliche Beziehung durch Konsum kompensieren? Oder ist es nicht eher so, dass nichts mehr wirklich Freude macht, wenn du in einer Beziehungskrise hängst, mögen die erworbenen Dinge auch noch so attraktiv sein.
Ist eine Beziehungskrise bereits soweit fortgeschritten, dass beide sich nichts mehr zu sagen haben, körperliche Anziehung sich ins Gegenteil verkehrt hat und keinerlei emotionale Zuwendung mehr vorhanden ist, dann kann sie das Ende einer Beziehung bedeuten. Bei einer bevorstehenden Trennung kann eine gute Paartherapie zu einem friedlichen Umgang miteinander verhelfen, der insbesondere dann unverzichtbar ist, wenn es Kinder gibt. Auch nach der Beendigung der Beziehung, ist es sinnvoll, sich mit den eigenen Anteilen am Scheitern der Beziehung in einer psychotherapeutischen Einzelbegleitung zu beschäftigen. Am Zustand einer Beziehung, ihrem Erfolg oder Mißerfolg sind beide Partner zu gleichen Anteilen beteiligt. Daher kann die Aufarbeitung der eigenen ungünstigen Beiträge zum Mißerfolg der Beziehung verhindern, dass dieselben Fehler sich in einer späteren Beziehung mit ähnlicher Wirkung wiederholen. Wenn schon das Desaster einer Trennung durchlitten werden muß, sollte es wenigstens nicht völlig vergeblich gewesen sein.
Hohenfels-Essingen, 11.10.2020
Autoren: Andrea Kasper & Georg Schallenberg
Thema: Was tun bei einer Beziehungskrise?
Webseite: https://www.paartherapie-psychotherapie.de