Es ist jetzt vier Monate her das David und ich getrennt sind.Wir wussten Beide das unsere Beziehung am Ende war.
Die Gemeinsamkeiten waren nicht mehr so verbindend wie erwartet und manche Eigenheiten, die ich am Anfang noch irgendwie nett fand, nervten im Alltag heftig.Ja, diese Klassiker wie offene Zahnpastatuben und nicht ausgeräumte Sporttaschen mit narkotisierender Wirkung.Unsere Gespräche begannen zu versiegen, dieses Alarmzeichen haben wir nicht wahrgenommen. Dann kam es wie es kommen musste.
Eines Abends sagte ich: “Ich werde gehen, ich empfinde nicht mehr wie zu Beginn, und das genügt mir nicht.“
David schaute mich an, nickte und sagte er spüre es auch. Das wars. Kein Streit, keine Vorwürfe, wir sind erwachsene Menschen und regeln das vernünftig. Ende gut alles gut, leider nein. Nach meinem Auszug meldeten sich Freunde und Familie. Was passiert sei, nach zwei Jahren werfe man doch nicht einfach so hin. David würde leiden, ob ich das wirklich so wolle. Es gebe immer Höhen und Tiefen in einer Beziehung.
Das traf mich völlig überraschend, ich begann zu grübeln. Hatte ich tatsächlich überstürzt gehandelt? Dann waren sie plötzlich da diese Schuldgefühle nach der Trennung. Bis heute bin ich mir sicher die richtige Entscheidung getroffen zu haben, aber trotzdem fühle ich mich, als hätte ich versagt. Wenn etwas endet das uns emotional sehr betrifft, beginnt nach einer Phase der rationalen Entscheidung (ich organisiere mein neues Leben), oft eine Phase der Trauer und Angst. Denn die Erinnerung zeigt uns überwiegend die positiven Erlebnisse und mit Abstand wirkt selbst das Negative nicht mehr bedrohlich.
Deshalb reden wir auch so oft von der guten alten Zeit. Unsere Psyche ist nicht objektiv, das hat auch einen Grund. Jeder Neuanfang macht Angst, weil wir die Zukunft nicht einschätzen können. Viele verharren lieber in einer unbefriedigenden Situation aus Angst vor dem Unbekannten. Durch positive Wahrnehmungen will uns die Psyche in diesem Prozess stärken. Dumm nur das damit auch Schuldgefühlen das Tor geöffnet wird. Alle wohlmeinenden Freunde und Familienmitglieder unterstützen dann auch noch diesen Teufelskreis.
Wichtig ist dann nicht seine Entscheidung in Frage zu stellen. Hier geht es um das eigene Glück und nicht das was Andere für unser Glück halten. Leben ist ein ständiges auf und ab, Erfahrungen werden gemacht und Entscheidungen getroffen.Wie wir uns entscheiden, ist allein unsere Sache und macht uns zu dem was wir sind. Schuldgefühle dürfen kommen, um dann aber auch wieder zu gehen und Platz für die Freude auf Neues zuzulassen.
Autor: Heidemarie Höll, Heilpraktikerin Psychotherapie
Thema: Schuldgefühle nach Trennung
Webseite: https://www.vitalus-consult.de