„Ich glaube, ich habe Zukunftsangst, wie soll ich nur diesen Artikel fachlich und sprachlich richtig schreiben, dass ich nicht missverstanden werde und er den Lesern auch hilft, Vertrauen in die Zukunft aufzubauen. Welche Folgen kann die Veröffentlichung nach sich ziehen?“
Was ist Zukunftsangst?
Im Prinzip sind Zukunftsängste natürlich nicht das, was man unter einem Angstphänomen oder einer Angststörung im pathologischen (krankhaften) Sinn versteht. Hier werden Bedenken und Herausforderungen beschrieben, die tatsächlich bestehen und eine gewisse Anspannung und Ängste erzeugen, eine leichte Form von „Realangst“, wie sie uns tagtäglich begegnet und dabei helfen soll, unser Leben sicher und erfolgreich zu führen.
Wo ist der Unterschied zwischen der „normalen“ Angst und einer ausgeprägten Angst oder Panik? Das Phänomen Angst ist sehr vielschichtig und variantenreich, selbst noch dann, wenn wir uns hier konzentriert mit dem Thema „Zukunftsangst“ befassen wollen.
Dies als Angst vor der Zukunft zu umschreiben, trifft nicht den Kern, denn die Zukunft an sich kann man nicht vermeiden, sondern es sind eher konkrete oder verschwommene Befürchtungen vor dem, was in der Zukunft sein könnte. Immer enthalten ist eine Bedrohung unserer Person (Leben, Gesundheit, Würde, Ansehen, Freiheit u. ä.) oder unserer Werte (Religion, Weltanschauung, finanzielle Ängste u. ä.)
Themen wie Kriminalität hat es dabei immer gegeben. Manche Themen, wie Arbeitslosigkeit, haben sich entsprechend der gesellschaftlichen Entwicklung verändert. Zurückgehende soziale Kontrolle durch Familie und Nachbarschaft, Individualisierung und Parallelwelten im Internet haben den Bedrohungswert der Arbeitslosigkeit, bezogen auf Ansehen und Würde, dabei deutlich verringert.
Aktuell werden in den Medien und den mehr oder weniger sozialen Netzwerken eher Themen wie Terrorismus, Fremde und Freiheit diskutiert oder plakatiert und von immer mehr Menschen mit Ängsten für die persönliche oder gesellschaftliche Zukunft in Verbindung gebracht.
Dabei ist immer wieder auffällig, dass Angst manipulativ gebraucht wird, um den Geängstigten zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen, also z. B. der Wahl einer bestimmten Partei. Wiederholt sind Minderheiten (Alte, Fremde, Homosexuelle, Reiche, Migranten, Behinderte usw.) das Ziel, denn man will schließlich die Mehrheit für sich gewinnen. Leider kann sich dabei für diese Minderheit eine tatsächliche Gefahr mit realer Angst ergeben.
Die Angst der Mehrheit vor der Minderheit ist meist paradoxer Natur und weist zumeist auf strukturelle Schwächen in der Gesamtgesellschaft hin, die selten wirklich mit der speziellen Minderheit zu tun haben.
Vorbeugende Maßnahmen gegen Zukunftsängste
Wie bekommen wir Stabilität, Vertrauen und Sicherheit, die uns die Angst vor der Zukunft nehmen?
Politisch wie privat gibt es Ansätze, die vor Zukunftsängsten vorbeugen oder diese heilen.
Hilfreich ist alles das, was unsere Resilienz (Widerstandskraft) stärkt.
Hier finden Sie die Wichtigsten Aspekte aus der Resilienzforschung:
Vielfalt
Ein wichtiger Faktor ist Vielfalt. Am Beispiel Wald lässt sich das sehr schön veranschaulichen. Reiner Nadelwald ist besonders sturmgefährdet und viele Laubbäume haben wieder spezialisierte Schädlinge, die ihnen zusetzen. Monokulturen können daher beim Auftreten einer bestimmten Gefahr sehr stark in Mitleidenschaft gezogen werden oder gar untergehen, denn sie fördern unfreiwillig ihre Feinde, da sie diesen viel Nahrung bieten. In der Gesellschaft ist das vergleichbar. Extreme Gesellschaften, egal ob links oder rechts, oder Diktaturen, egal ob religiös oder personell, stürzen früher oder später ins Chaos.
Für mich persönlich heißt das, ich muss mein Lebensglück, meine Zufriedenheit auf mehrere Säulen stützen. Habe ich einen tollen Partner/eine tolle Partnerin, ein paar gute Freunde, ein erfüllendes Hobby, einen zufriedenstellenden Beruf, eine gute Nachbarschaft, kann ich mit Schicksalsschlägen besser zurecht kommen und steigere außerdem meine Gesundheit und mein Wohlbefinden. Liebe und Anerkennung helfen uns besser durch das Leben als Geld und Güter.
Vielfalt bietet also eine breite Basis für ein glückliches Leben: Sicherheit und Freiheit.
In der gesellschaftlichen Diskussion fällt dabei auf, dass Freiheit und Sicherheit kontrovers gebraucht werden. Die Freiheit muss eingeschränkt werden, um die Sicherheit zu erhöhen. Stabilität gibt Sicherheit. Ist das wirklich so?
Es gibt Menschen, die auf Grund einer generalisierten Angststörung die „Sicherheit“ ihrer Wohnung nicht mehr verlassen. Dies führt in den meisten Fällen zu sozialer Isolation und Arbeitsplatzverlust. Und die Betroffenen sind schrecklich unglücklich, denn mit ihrer Angst haben sie sich selbst ihrer Freiheit beraubt.
Stabilität
Was ist mit der Stabilität? Rituale geben Sicherheit und schaffen Vertrauen, das weiß doch fast jeder. Wenn ich also nichts in meinen Räumen und meinem Leben verändere, wenn wir in unserer Gesellschaft und unserem Land nichts verändern, dann haben wir doch Stabilität und Sicherheit – oder?
Stabilität und Sicherheit gibt es damit nur auf Zeit. Denn zum einen entgehen wir nicht dem Verfall, zum anderen gibt es ringsherum Veränderung und auch der viel beschworene Fortschritt ist nur zu erreichen, wenn ich den aktuellen Stand verlasse.
Ohne Zufuhr von Nahrung sterbe ich. Ohne Renovierung bricht mein Haus irgendwann zusammen. Konflikte, die von außen auf mich oder die Gesellschaft treffen, in der ich lebe, erfordern eine angemessene Reaktion. Und wenn ich meinen Stand nicht verlasse, komme ich keinen Schritt weiter.
Sollten wir also lieber alle Regeln aufgeben und uns der totalen Freiheit verschreiben? Natürlich würde das noch schneller in den Zusammenbruch führen, zum einen, weil die Natur Gesetze in sich birgt und weil der Mensch auf Grund seines Wesens Regeln braucht, um zu existieren.
Die Rebellion der Kinder gegen die Regeln ihrer Eltern dient so auch nicht der Abschaffung der Regeln, sondern dem Test, welche dieser Regeln nötig und tragfähig sind und die gewünschte Stabilität und Sicherheit geben.
Da schließt sich der Kreis. Freiheit und Sicherheit gehören untrennbar zusammen. Ich brauche die Freiheit zur Prüfung und Veränderung der Sicherheitssysteme, damit diese für mich wirken können.
Bezogen auf gesellschaftliche Herausforderungen am Beispiel des Eintreffens einer großen Zahl an Flüchtlingen in einem Land, gilt es also weder die damit verbundenen Gefahren zu ignorieren, indem man sagt, wir sind eine freie Gesellschaft, alle können zu uns kommen, noch reicht es, sich einzusperren und zu glauben, damit in Sicherheit zu sein und Stabilität zu wahren.
Und auch im privaten Umfeld ist es ratsam, über die bestehenden Probleme zu sprechen und gemeinsam zielführende Lösungen zu erarbeiten. Diese Freiheit sollten wir uns nehmen, auch wenn es vielleicht sicherer scheint, die Lösung irgendwelchen Spezialisten zu überlassen. Eine Mediation ist zukunftsorientiert, ein Gerichtsprozess in der Regel vergangenheitsorientiert. Was nimmt eher die Angst vor der Zukunft?
Indem ich die Erfahrung der Vergangenheit mit der Hoffnung für meine Zukunft verbinde, nimmt die Chance für eine erfüllte Zukunft, die mir keine Angst macht, deutlich zu.
Ich glaube daher fest daran, wenn es uns gelingt, Extreme zu vermeiden und wir die Freiheit unseres Geistes nutzen, um daran zu arbeiten, die Wünsche für unsere Zukunft zu erfüllen, können wir damit den Raum für Zukunftangst erheblich verkleinern.
Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie Gutes für Ihre Zukunft wollen; dann können wir alle auf eine gute Zukunft vertrauen. Ohne Angst!
Autor: Harald Kleine Kracht
Thema: Zukunftsangst
Webseite: http://www.kleine-kracht.de