Ein Plädoyer für einen realistischeren Blick auf die Natur

Wenn auf Facebook oder in Tiervideos wieder einmal betont wird, wie grausam der Mensch doch sei und wie friedlich, rein und liebevoll die Tiere, dann frage ich mich regelmäßig: In welcher Disney-Realität leben diese Leute eigentlich?
Wer sich wirklich mit Natur beschäftigt, jenseits von Katzenvideos und esoterischer Tierliebe, wird schnell feststellen: Das Tierreich ist kein Regenbogenparadies. Es ist ein Überlebenskampf. Und dieser Kampf wird mit einer Härte geführt, gegen die menschliche Gesellschaften fast schon zivilisiert wirken.
Gewalt ist in der Natur der Normalzustand
Viele Tiere töten nicht nur zum Überleben, sondern auch aus Revierverhalten, Konkurrenzdruck oder schlicht Aggression.
- Schimpansen führen regelrechte Kriege gegen Nachbargruppen, bei denen sie gezielt einzelne Tiere jagen und töten, um Territorium zu erweitern.
- Delfine, oft als Symbol für Intelligenz verklärt, begehen gezielte Angriffe auf Artgenossen und töten gelegentlich Jungtiere anderer Männchen, um Paarungsvorteile zu erlangen.
- Löwenmännchen töten systematisch die Jungen ihrer Vorgänger, sobald sie ein Rudel übernehmen, brutal, aber biologisch „logisch“.
Fremdenhass und Gruppendenken
Im Tierreich gibt es kaum Toleranz gegenüber Fremden. Wer nicht zum Rudel, Schwarm oder Clan gehört, wird oft gnadenlos vertrieben oder getötet.
- Ameisenkolonien führen langwierige Konflikte um Territorium und Ressourcen.
- Vögel verteidigen ihre Reviere lautstark, das „liebliche“ Zwitschern ist vielfach ein klares: „Verpiss dich, das ist mein Baum!“
Neid und Gier sind keine menschlichen Erfindungen
Auch innerhalb von Tiergruppen regieren Konkurrenz und Eigennutz.
- In Wolfsrudeln und Affenhorden gibt es Intrigen, Machtkämpfe und Hierarchien, die regelmäßig mit Gewalt durchgesetzt werden.
- Krähen und andere Rabenvögel stehlen einander Futter, manchmal aus Statusgründen, nicht nur aus Hunger.
- Selbst Haustiere zeigen Eifersucht, wenn ein anderer Artgenosse mehr Aufmerksamkeit bekommt.
Der Mensch — das zivilisierte Tier?
Natürlich ist der Mensch zu Grausamkeit fähig. Aber im Gegensatz zu Tieren reflektieren wir unser Verhalten, können moralisch handeln und uns selbst regulieren. Das ist kein Beweis für unsere Verdorbenheit, sondern für unsere Fähigkeit zur Zivilisation.
Vielleicht sollten wir also aufhören, uns ständig als „die schlimmsten aller Lebewesen“ zu brandmarken und stattdessen anerkennen:
Grausamkeit, Egoismus und Gewalt sind keine Erfindungen des Menschen, sondern Teil der Natur. Der Unterschied ist: Wir können darüber nachdenken, und manchmal sogar besser sein.
Quellenhinweis: Dieser Beitrag ist ein populärwissenschaftlicher Überblick. Wer den Artikel wissenschaftlich untermauern möchte, kann Studien und Dokumentationen zu Schimpansen-Aggressionen, Delfinverhalten, Löwen-Sozialstruktur, Ameisenkonflikten und Rabenvogel-Forschung ergänzen.
Thema: Gewalt, Grausamkeiten, Fremdenhass, Gier und Neid im Tierreich
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