Als Wahrnehmung wird „der Prozess und das subjektive Ergebnis der Informationsgewinnung (Rezeption) und -verarbeitung von Reizen aus der Umwelt und aus dem Körperinneren“ beschrieben.
Da die Gesamtheit aller Informationen viel zu groß wäre und durch die Qualität/Sensibilität und Quantität der Sinneswahrnehmungen (sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken) beschränkt ist, werden nur Teile der Wahrnehmungen (gefiltert) aufgenommen und zusammengeführt weiterverarbeitet.
Auch wenn im Wort Wahrnehmung das Wort „wahr“ enthalten ist, findet sich hier schon der Ursprung des Problems mit der „Wahr“nehmung. Es könnte der Eindruck entstehen, es gäbe ein „wahre“ Erfassung von Informationen. Wie und welche Informationen wir aus unserer Umgebung aufnehmen und verarbeiten oder ggf. speichern, ist sehr individuell und hängt von verschiedenen Aspekten ab. Unter anderen sind Vorerfahrungen, Wertesystem, Wachheit, Qualität der Sinnesorgane oder der (ggf. beeinflusste) Fokus unserer Aufmerksamkeit solche Aspekte.
Ein ganz simples Beispiel: ein Teelöffel
Je nach dem, wer das Foto betrachtet, wird die Person das Bild unterschiedlich wahrnehmen und auf ggf. andere Aspekte achten.
Zunächst kann man Teelöffel vor einem weißen Hintergrund erkennen.
- Sehr ordentliche Personen mögen als Erstes ein schmutziges Besteckteil bemerken.
- Kenner erkennen, dass es sich um einen ganz gewöhnlichen Löffel aus Massenproduktion handelt.
- Fantasievolle Menschen mögen bei genauerer Betrachtung ein lachendes Gesicht erkennen.
- Pragmatisch denkende Menschen fragen sich vielleicht, wie dieser „Smiley“-Abdruck entstanden ist.
- Statistisch veranlagte Personen überlegen, wie hoch wohl die Wahrscheinlichkeit ist, dass so ein Abdruck auf dem Löffel entsteht.
- Fotografie Interessierte könnten vielleicht genauer auf die Reflexion des Smartphones im Löffel achten und sich denken, dass das Foto mit einem Teleobjektiv, einer indirekten Lichtquelle und stärkerer Ausleuchtung optimierbar gewesen wäre.
- Philosophisch, künstlerisch oder spirituell überlegen ggf., welche Bedeutung der Löffel vor dem leeren Hintergrund haben könnte
und humorvolle Menschen, wer den Löffeln da abgeben will.
Viele Menschen nehmen überwiegend 1. visuelle (sehen) und 2. akustische (hören) Reize auf. Wenn wir teilweise und zeitweise oder auch dauerhaft auf eine Sinneswahrnehmung verzichten müssen, schärfen wir in der Regel unsere anderen Sinne. Zum Beispiel versuchen wir in einem sehr dunklen Raum uns mehr auf Gehör und Tastsinn zu verlassen und die ggf. unbekannte Gegend zu erkunden.
Auch unser Interesse an einem Thema, unser Wertesystem oder unser Gefühlsleben beeinflusst, was oder wie viel wir in einer Situation aufnehmen. So würde ein Fan bzw. Liebhaber*in von Besteck in obigem Beispiel auf viel mehr Details und Feinheiten des Teelöffels achten als ein „Durchschnittsmensch“.
Ob dieser Text oder das Bild bei den Lesenden in Erinnerung bleiben oder recht schnell wieder vergessen werden, kann ich ebenso nicht vorhersagen. Es wird u.a. davon abhängen, welche emotionale Beteiligung beim Lesen des Themas stattfindet. Interessanterweise würde z.B. sowohl Verärgerung über die „Sinnlosigkeit des Beitrags“ als auch Interesse am Thema die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass dieser Beitrag in Erinnerung bleibt.
Autor: Steffen Zöhl, Heilpraktiker für Psychotherapie
Thema: Warum ist die menschliche Wahrnehmung subjektiv?
Webseite: https://derzuhoerer-berlin.de
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wahrnehmung Stand 21.12.23