Ein neues Jahr beginnt, es ist Januar, der Monat der Neujahrsvorsätze: Wir wollen mehr Sport machen, gesünder essen, weniger arbeiten, alte Freundschaften pflegen und vieles mehr.
Enthusiastisch beginnen wir mit neuen Aktivitäten. Wir melden uns im Fitnessstudio an, kaufen gesundes Essen ein, gehen öfters weg, treffen uns mit Freunden und fühlen uns top. Nach allen, jahrelangen Veränderungsversuchen sind wir sicher: “diesmal schaffen wir es“, ziehen unsere geplanten Ziele durch.
Doch schnell, in der Regel nach 4 Wochen stellt sich die Ernüchterung ein, die Fitnessstudiobesuche werden weniger, statt der Gemüsebowl isst man „ausnahmsweise“ auch nochmal ein Schnitzel und schnell landen wir gewohnheitsmäßig auch wieder sehr oft gemütlich auf der Couch mit einem kleinen Snack.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und alte Gewohnheiten sind bequem. Aus dem altem Trott ausbrechen heißt, dass du deinen inneren Schweinehund überwinden musst. Meistens nicht nur einmal, sondern immer wieder – bis dein Leben umprogrammiert und die neuen Impulse zur Gewohnheiten gemacht wurden.
Unser Gehirn ist erst mal „stockkonservativ“ und lehnt Veränderungen grundsätzlich erstmal kategorisch ab. Vielleicht ist dies ein in uns angelegter evolutiver Schutzmechanismus. Alte, sich bewährte Gewohnheiten bilden für uns einen sicheren Rahmen, einen gewissen Halt, kein Risiko.
Was auch zu bedenken gilt, ist die Veränderung gewollt oder nicht gewollt. Tritt eine Veränderung in unser Leben und man muss damit zurechtkommen oder ist die Veränderung von mir selbst initiiert.
Bei der nicht gewollten Veränderung, z.B. eine Trennung müssen wir mit der Situation mehr oder weniger klarkommen, während die von uns selbst kreierte Veränderung oft wesentlich schwerer ist. Viel zu lange bleiben wir oft in Situationen, in denen man sich schon selbst fragt: „wieso tue ich mir das an?“ Nun, die Antwort darauf ist nicht schwer: weil man nicht weiß ob es mit einer Veränderung besser wird, weil das Neue erst einmal ein Risiko birgt. Man redet ja auch nicht umsonst von der „Macht der Gewohnheit“ und Gewohnheiten sind wie Ketten.
90% unseres Alltags wird von Gewohnheiten bestimmt. Gewohnheiten liegen unterhalb unserer Bewusstseinsfrequenz. Die meisten Dinge erledigen wir „automatisch“, dadurch hat unser Gehirn Ressourcen für andere wichtige Aufgaben.
So erleben wir oft eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Von Angst über Trauer bis hin zu Verwirrung und Wut aber auch positive Emotionen.
3 wichtige psychologische Faktoren warum Veränderung so schwierig ist
Veränderung bedeutet eine Destabilisierung
Umstände oder Verhaltensweisen, an die wir gewöhnt sind, geben uns ein Gefühl der Sicherheit und Stabilität. Jede Veränderung interpretieren wir dabei als destabilisierend und somit als negativ. Jeder kennt das Szenario, befindet man sich am Anfang einer Veränderung, fallen einem alle Gründe ein, weshalb die Veränderung doch keine gute Idee ist bis hin zu körperlichen Widerständen in Form und Stress. Dies sind Reaktionen des Körpers um ein stabiles System zu erhalten.
Angst vor dem Unbekannten
Veränderungen geschehen nicht mal gerade so nebenher, Veränderungen brauchen Zeit, Raum und die Aufmerksamkeit. Veränderung bedeutet raus aus der Komfortzone und hinein in den Kampf gegen eigene Verhaltensmuster. Die Strategie am Bewährten festzuhalten scheint tief in uns verwurzelt. Viele Argumente und Widerstände kommen in uns hoch und vor einer Enttäuschung wollen wir uns schützen. Unsere Gedanken gleiten ins Negative ab, die schlimmsten Szenarien werden sich ausgemalt, es resultiert die Angst!
Soziales Umfeld
Menschen in unserem engsten Umfeld werden mir unserem Veränderungsprozess ebenso beeinflusst. Für sie bedeutet deine Veränderung ebenso eine Veränderung ihres eigenen stabilen Systems, instinktiv werden sie unter Umständen versuchen wollen dies zu vermeiden.
Doch was können wir tun, damit uns Veränderungen künftig leichter fallen?
Kleinere Schritte
Häufig sind die Erwartungen an uns selbst so groß, dass man sie immer wieder gerne aufschiebt. Zudem neigen wir dazu alles auf einmal zu wollen und wenn dies scheitert sind wir frustriert. Deshalb ist es ratsam erst kleinere Schritte zu gehen. Der wichtigste Schritt ist meiner Meinung nach der erste, das Anfangen überhaupt! Mit dem Anfangen kommt schon ein kleines Erfolgserlebnis auf und oft ergibt sich in diesem Flow vieles von selbst oder es kommen sogar neue Ideen hinzu.
Unterstützendes soziales Umfeld
Oft ist es hilfreich, sich in einem Umfeld zu bewegen, Freunde oder Bekannte, Arbeitskollegen, die für sich vielleicht schon eine Veränderung vollzogen haben, die unterstützend auf uns wirken. Zudem kommt ein geistiges Gesetz zur Wirkung „Gleiches und Gleiches zieht sich an“.
Veränderung braucht auch Optimismus
Auch eine gewisse Portion Optimismus kann nicht schaden, es ist wesentlich hilfreicher für das Gelingen eines Zieles, wenn ich mir meine erwünschte Veränderung positiv vorstellen kann als nur den Fokus auf das Negative zu legen, was passieren könnte. Manchmal muss man auch um eine persönliche Veränderung zu vollziehen das Umfeld ändern, sich die Fragen zu stellen, wo will ich hin, was gehört zu dem „Neuen“ und was lasse ich los.
Veränderung braucht Mut
Mit Selbstvertrauen und Mut lässt sich die Angst vor dem Unbekannten besiegen. Insbesondere wenn man sich die Angst genauer anschaut, was löst eine Angst in mir aus? Was könnte im schlimmsten Fall passieren? Hier ist das Selbstvertrauen gefragt. Es hilft oftmals wenn man sich eine kleine Liste erstellt mit Dingen, die man schon erfolgreich im Leben gemeistert hat. Wie hat man diese Ziele erreicht und was hat dabei geholfen. Das Niederschreiben hilft als solches schon oft sich auf das Selbstvertrauen stärkend auszuwirken, indem es sich viel mehr beim Schreiben im Bewusstsein manifestiert.
Rückfall als Motivation
Wenn du bereits eine Weile nach deinen Vorsätzen gelebt hast, doch plötzlich kommt eine Phase, in der du keine Motivation und keine Energie aufbringen kannst? Dann nutze diesen Rückfall und hinterfrage dich genau, warum dir die Veränderung gerade so schwerfällt und warum du dich wieder dem alten Verhaltensmuster unterwirfst. Oft ergeben sich daraus wichtige Erkenntnisse, die dich beim Erreichen deiner Ziele weiterbringen. Vielleicht muss eine neue Strategie in Erwägung gezogen werden um die gewünschte Veränderung umzusetzen.
Stress vermeiden
Veränderungen haben ein hohes Stresspotenzial, deshalb ist ebenso wichtig jetzt besonders gut auf dich zu achten und für genug Entspannung zu sorgen. Dies kann Sport und Bewegung sein, das hilft für „den Kopf freizukriegen“ als auch mentale Achtsamkeitsübungen um Stress zu reduzieren. Und auch die Geduld mit sich selbst ist gefragt, auch diese sollte man zulassen bzw. sich zugestehen. Manche Dinge gehen nicht von heute auf morgen. Schließlich ist es „Arbeit“ die Komfortzone zu verlassen.
Gönne dir auch eine Belohnung, wenn du einen Teilschritt zu deinem Ziel bereits erreicht hast. Gehe z.B. mit Freunden essen oder kaufe dir etwas Schönes.
Und…du darfst auch scheitern. Es wird immer Phasen geben, in denen die Energie nachlässt und du keine Energie hast dein Ziel weiter zu verfolgen. Hinterfrage die alten Verhaltensmuster und was dir fehlt um weiterzumachen. Oft ist auch für bestimmte Dinge einfach nicht die richtige Zeit und es braucht noch etwas um sozusagen zu reifen.
Letztlich sind Veränderungen in unserem Leben ob gewollt oder nicht gewollt auch immer eine Chance. Es macht uns reicher an Erfahrungen, an Wissen und auch vielleicht im zwischenmenschlichen Bereich, in unseren Beziehungen. Wir lernen uns auch selbst durch Veränderungen besser kennen. Wo sind meine Stärken, wo meine „kleinen Fallen“ und wie kann ich mich weiterentwickeln. Welche Möglichkeiten stehen mir offen? Es stärkt die eigene Resilienz.
Veränderungen sind ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Das Entscheidende ist, wie wir damit umgehen. Du bist dein eigener Schöpfer und du darfst mutig dein Leben nach deinem Geschmack leben.
Und sage dir selbst mit einem optimistischen und freudigen Blick auf das was kommen mag:
„Das Alte darf gehen, weil etwas Besseres auf mich wartet“
Autor: Silvia Horbach
Thema: Warum sind für mich Veränderungen so schwer?
Webseite: http://www.praxis-horbach.de
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